Hermessenz

Lieber Louis1,vielen Dank für dieses spannende Parfum.
Ganz gruselig geht es los.Eine fiese Benzinwolke umwabert den Träger oder die Trägerin in den ersten Minuten.
Original Benzinpfützenaroma von der Tanke.
Als würde man sich ein paar Tröpfchen frisch aus dem Tankstutzen hinter's Ohr tupfen.
Einfach erschreckend.Also ich habe mich jedenfalls gründlich verjagt.
Und dann heißt es durchhalten,Freunde.
Das wird noch.
Leder, eine meiner Gruselzutaten, entwickelt hier eine handschuhweiche Kuschelnote.
Wer hätte das gedacht?
In Verbindung mit den fröhlichen Zutaten Oud und Patchouli wird das ein relativ körpernaher Hautschmeichler, der auch für die Damenriege, die es nicht so gerne süß mag, durchaus geeignet ist.
Das viel gescheute Oud hält sich vornehm zurück, also durchaus für Leute mit Oud- oder Patchouliphobie mal eine Testung wert.
Aral, egal. Einfach mal machen.

Die Lieblingskomponenten der Beautyjunkies gehen in die dritte Runde.
Das Ergebnis gefällt mir von allen drei Versionen, die es mittlerweile gibt, am Besten.
Mir geht es wie Frau Blume: Die Johannisbeeren haben es mir angetan.
Sie machen sich einfach gut in dem Duftensemble.
Los geht es mit einer ordentlichen Kelle Weihrauch.
Die Messdiener müssen grade erst mit den Duftböllern durch die Gänge geschritten sein.
Da muss man erstmal durch.
Für mein Empfinden schon recht starker Tobak, nee Weihrauch, aber dann tritt die doch recht dominante Weihrauchnote etwas in den Hintergrund und die Dame eine Sitzreihe vor mir hat nach dem ersten Halleluja die Tupperdose mit den Johannisbeeren aus der Stofftasche geklaubert.
Schön fruchtig und wirklich original schwarze Johannisbeeren.Ungezuckert.
Ich weiß nicht, wie lange eine katholische Messe so dauert, aber nehmen wir mal an, sie dauert bis zum Erscheinen der Basisnote.
Voilà.
Nun kommen die Holzwürmer unter uns auf ihre Kosten.
Meine Nase wittert Zeder.
So, als hätte irgendein Heini mit dem Taschenmesser seine Initialen in die 500 Jahre alte Sitzbank geritzt.
Sowas macht man aber nicht.
Wer es weniger süß, aber zedrig, holzig mag, der darf diesen Stimmungsaufheller gerne mal checken.
Das, was Serge Lutens mit seinem Cèdre in ungefähr zwölf Stunden Wartezeit schafft, bekommt Herr Kormann schneller hin.
Vielleicht etwas weniger gefällig, etwas kantiger, ruppiger.
Da geh ich doch glatt mal wieder in die Messe.
Danke Chef für die nette Probenspende.

...simma nich.
Steampunk?
Was'n das?
Neue Musikrichtung,von der ich nix mitgekriegt habe?
*Sprüh*
Überraschung.
Zum Glück ist es nicht der Muff, den man erwarten könnte, wenn man seinen Riechkolben in eine Taucherglocke hält.
Es sei denn, es wurde grade reine gemacht.
Will sagen: Freunde des Sauberduftes,antreten. Direkt. Jüstemäng.
Herrlich blumig pudrige Veilchen, haltbar gemacht mit ner Lore Cashmeran, ein Träumchen.
Endlich mal deutlich wahrnehmbar sauber.
Die sanfte Holznote in der Basis sorgt dafür, dass sich Männlein und Weiblein ganz problemlos damit beduften können.
Ich danke vielmals für die liebe Probenspende und werde für diesen Flakon bis zum Mittelpunkt der Erde reisen.

Wir schreiben das Jahr 2500 v.Christus.
In Germanien ist nicht viel los, wir hauen uns mit grob bearbeiteten Fellen bekleidet die Köppe ein und versenken den ein oder anderen Pannemann im Moor.
Gut so!
Nicht so in Ägypten.
Dort hat der Pharao zum Festbankett eingeladen und alle machen sich hübsch.
Es wird sich ordentlich aufgebrezelt, Perücke, Lidstrich und ein Hauch von Nichts umme Lenne drapiert.
Zu guter letzt den Duftkegel uffjesetzt und ab geht's.
Die Gäste finden sich ein und machen es sich an den niedrigen Tischchen bequem.
Es gibt Krokokotelett mit Papyrusgemüse und Lotusblütensalat.
Nach dem ersten Gang schnippt der Pharao und ein paar zauberhafte Tanzmäuse vollführen formschöne Zuckungen bei Fackelschein.
Die Stimmung brodelt und die Gäste ordern bei den Sklaven die nächste Amphore Wein.
Den Guten, mit extra viel Harz und all sowas.
Kostbare Essenzen werden in Kupferschalen geräuchert, die Luft füllt sich mit einem balsamischen, intensiven Duft.
Was sich weiter auf dem Bankett abspielt, lassen wir mal hinter den Nebelschwaden der Geschichte verschwinden.
Sensuelle ist ein balsamischer, holziger, sehr intensiver Duft, der tatsächlich Assoziationen aus längst vergangenen Zeiten hervorruft.
Die Haltbarkeit ist außergewöhnlich, wird aber keineswegs unangenehm.
Weihrauchfreunde kommen voll auf ihre Kosten.
Aber nicht die "Kalte-Kirche-Riege", sondern die warm, weich, würzig, sinnlich, holzig Freunde dürften sich über dieses Parfum freuen.
Zumindest ist er einen Test wert.

Duftstick,wat haste da eingetütet?
Hamma.
Ein winziges Tröpfchen nur und Altamir verwandelt den Raum in ein siebenstöckiges (mindestens!) Freudenhaus.
Wie? Wat? Herrenduft?
Ach was.
Komm, sach was anneres.
Der is unisx, aber sowas von.
Gegenprobe: Joop Homme.
Jo, passt.
Quasi sein Zwilling.
Hier in Kurzform:
Fruchtiger Start mit sehr viel deutlich wahrnehmbarer Ananas (toll!),
extrem blumiges Herz mit ganz viel Orangemblüte á la Classique von Gaultier,
satte,volle, pudrig süße Basis mit ordentlich Haftung.
Ein schweres Kaliber mit reichlich Bugwelle und Schlüpperpotenzial.
Bei Männlein und Weiblein.
Danke,Duftstick,der is goil.