KleineHexe

KleineHexe

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6 - 10 von 78
KleineHexe vor 10 Jahren 6 4
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6
Duft
Schwaches Licht
(Dank Labormaus kann ich hier einen Testbericht über eine Originalprobe schreiben.)

Die Deutsche Sprache ist sehr vielfältig mit ihren Ausdrucksmöglichkeiten. In die Aussage schwaches Licht können mehrere Dinge hineininterpretiert werden: die relativ schlechte Ausleuchtung eines Raumes, ein unruhiges Licht, ein wenig hell leuchtendes Licht. All dieses trifft für mich auf „Lumière d'Épices“ zu.

Der Start ist für mich als Liebhaberin von Annick-Goutal-Düften vielversprechend: fruchtig, blumig, frisch, süß – ein Damenparfüm.

Doch die Kopfnote vergeht und da wird es für mich unangenehm. Der indische Jasmin scheint zum falschen Zeitpunkt geerntet oder anderweitig fehlbehandelt worden zu sein. Das EdP nimmt einen für meine Nase stinkigen Verlauf. Andere Parfümhäuser bekommen Jasmin-Noten wesentlich angenehmer hin. Aber wir sind ja hier erst bei der Herznote.

Auch diese vergeht, der Gestank schwächt ab und für die Basis kann sich meine Nase wesentlich mehr begeistern. Hier erschnuppere ich eine warme, angenehme Orangen-Holz-Gewürzmischung mit einem Nachhauch von Blüten. Leider viel zu schwach gegenüber der zu kräftigen Kopfnote. Wie soll Frau denn dieses EdP bitte dosieren? Ein Spritzer wegen der starken Kopfnote und 5 Spritzer wegen der leisen Basis und die Herznote am besten gar nicht sprühen? Leider verabschiedet sich Lumière d'Épices auch noch relative schnell.

Ich fasse das jetzt mal so zusammen: bitte zurück ins Labor und nachbessern.
4 Antworten
KleineHexe vor 10 Jahren 10 6
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Von der Vergangenheit eingeholt
Das war ja so klar wie dicke Tinte, jedenfalls nach meinen Erfahrungen mit „Skin on Skin“. Ein Sprühstoß aus den explodierenden Emotionen und ich befinde mich im Epizentrum der chemischen Industrie. Süßliche Kohlenwasserstoffverbindungen steigen mir in die Nase. dazu kommt der typische Geruch von Industrieanlagen, der auch eine gewisse Modrigkeit und Staubigkeit beinhaltet. Am unangenehmsten ist für mich der Gestank von heißgewordenen Bremsbelägen. Bäääh! Interessanterweise ist dieser mal da und dann auch wieder weg.

Das erinnert mich doch ganz stark an Bitterfeld vor 30 Jahren. Umweltschutz war beim Klassenkampf gegen den Kapitalismus überhaupt kein Thema. In Bitterfeld gab es schließlich keinen Smog. Dieser wurde von der innerdeutschen Grenze erfolgreich abgewehrt. In Bitterfeld gab es damals nur Industrienebel.

Heute gibt es in Bitterfeld immer noch etwas chemische Industrie. Die Stadt ist wesentlich sauberer geworden. Wobei mir Bekannte, die in Thalheim, das ist ein Stadtteil von Bitterfeld-Wolfen, wohnen, glaubhaft versichert haben, daß es bei ihnen je nach Windrichtung doch oft stark nach Chemie riecht. Hatte Bertrand Duchaufour als er seine Creation schuf etwa den alten Vers „Seh´n wir uns nicht in dieser Welt, so seh´n wir uns in Bitterfeld!“ im Sinn?

So weit zu meinem ersten Eindruck. Nach dem ersten Test hatte ich auf parfumo die Kommentare zum Duft und die Duftnoten gelesen. Mit der Duftnotenbeschreibung im Hinterkopf legte sich ab dem zweiten Test in meinem Kopfkino der Hebel um.

Plötzlich könnte, das was mir hier in die Nase steigt durchaus auch die beschriebene Mischung sein. Die süßlichen Kohlenwasserstoffe und die Muffigkeit sind dann Gardenie, Honig und Sezchuanpfeffer. Der Staub ist einfach nur pudrig mit ein paar Sandelholzspänen vermischt. Das Ganze modern und synthetisch interpretiert. Eigentlich gar nicht mal so schlecht und durchaus auch tragbar. Ich habe „Rappelle-Toi“ im Büro getragen und bin damit nicht sonderlich unangenehm aufgefallen.

Ist dies etwa das Geheimnis dieser Aufforderung zur Erinnerung, das hier jeder von uns etwas anderes erlebt? Ich werde mir Rappelle-Toi nicht kaufen. Doch eine Testempfehlung spreche ich aus.
6 Antworten
KleineHexe vor 10 Jahren 11 6
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Vom Krümelmonster empfohlen
Da habe ich mir ja etwas Schönes eingebrockt mit meiner Teilnahme am Testpaket von Franfan20.

Ja das stimmt, es ist wirklich schön: leckerer Butterkeks in ganz viel Milch getunkt.

Dieser Butterkeks verdient seinen Namen zu Recht. An dem ist wirklich - wie meine Großeltern so sagten - viel „gute Butter“ dran. Jeder, der bäckt, weiß natürlich, daß zu einem süßen Gebäck immer auch eine Prise Salz mit dazu gehört. Diese bringt die Süße erst richtig gut zur Geltung.

Außerdem ist das hier kein einfacher Butterkeks, sondern wir haben es bei Biancolatte mit einem Doppelkeks zu tun. Zwischen den beiden Kekshälften befindet sich eine leckere Vanillecreme mit einem Hauch Zitronenaroma.

Jetzt sitze ich hier und frage mich besorgt, ob mich - weil ich doch so lecker dufte – einer anknabbert. Das ist für mich der einzige schwache Punkt an dieser Duftkreation. Sie ist sehr lecker, doch für mich als Parfüm nicht tragbar.

Liebhaber von Gourmanddüften und Handelsvertreter aus der Süßwarenbranche sollten Biancolatte unbedingt testen. Der Duft ist so unisex wie das Krümelmonster.
6 Antworten
KleineHexe vor 10 Jahren 14 6
5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
1
Duft
Die Weiße Frau
Eine wirklich kleine Kleinstadt in Sachsen-Anhalt. Die Uhr vom nahen Kirchturm schlägt Zwölf Uhr. Es ist Mitternacht.

Ich liege im Bett und kann nicht schlafen. Plötzlich riecht es in dem Zimmer des kleinen Hotels so eigenartig muffig, gammelig, so in der Art ranzig gewordenes Rosenduft-Lampenöl. Verwundert öffne ich meine Augen. Da sehe ich sie, eine weiße, durchscheinende Gestalt, ca. 20cm über dem Fußboden schwebend. Als kleine Hexe ist mir sofort klar, dass ich es hier mit einem Gespenst zu tun habe. Das Gespenst trägt ein Kleid wie aus dem Mittelalter. Aha, ein weibliches Gespenst also. Allerdings sieht es auch etwas ungewöhnlich aus. Um dieses lange Kleid hat es nämlich einen Montagegürtel geschlungen und an dem hängen Grubenlampe, Hammer, Meißel, Buchstaben aus Bei, Lötkolben und ein Taschenrechner. Seltsam, seltsam.

Ich sage „Hallo“. Die Dame in Weiß antwortet freundlich strahlend ebenfalls mit einem „Hallo“. Davon ermutigt frage ich sie, was denn hier so eigenartig riechen würde.

„Oh“ antwortete das Gespenst „ich glaube das ist mein neues Parföng“ und hält mir stolz einen Flakon entgegen. Dann lädt sie mich auf ein warmes Getränk ins Hotelrestaurant ein.

Es scheint eine Art Kakao-Getränk zu sein. Jedenfalls schmeckt es so ähnlich. Riechen kann ich das nicht. Später werde ich von der Weißen Dame in entschuldigendem Tonfall erfahren, dass es sich hierbei um Kakao-Pulver aus dem ehemaligen Konsum-Laden handelte. Dieses war unter Kennern berüchtigt für seine schlechte Qualität. Naja, immerhin mildert der Geruch des Getränkes etwas diesen ekligen Gestank ab. Das Gespenst erzählt mir seine Geschichte.

Sie hieße Dorothea und habe einst als adelige Dame im städtischen Schloss gewohnt. Eines Nachts sei sie dann als Gespenst aufgewacht. Das müsse so um etwa 1300 gewesen sein. Seit dieser Zeit spukt sie in dieser Gegend und habe auch sehr viel erlebt.

Da war im 17. Jahrhundert so ein Knabe namens Paul G., dem habe sie seine ersten Flötentöne beigebracht, woraufhin er ein bekannter deutscher Dichter von Kirchenlieder geworden sei.

1637 seien die Schweden gekommen, meinten hier wäre jetzt der 30jährige Krieg und haben die ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt. Von ihrem ehemals schönen Spukschloss stehen seit dem nur noch die Reste einer Ruine.

Ab 1859 sei Leben in das verschlafene Städtchen gekommen: Buchdruckereien, Bergbau, zwei Kohle-Kraftwerke in Nachbarorten und ein großer Industriebetrieb, welcher die ganzen Bergbaugeräte instand gehalten hat. Tausende Menschen seien in die Gegend gezogen. Dorothea wurde das Betriebsgespenst in der großen Zentralwerkstadt. Das sei für sie eine aufregende Zeit gewesen: Nachts die Arbeiter in den Nachtschichten am Einschlafen zu hindern, mit ihnen zu plaudern, Karten zu spielen und ihnen über die Wirren zweier Weltkriege hinweg zu helfen.

Dann kam eine weitere Wende. Deutschland legte seine beiden Teile wieder zu einem Land zusammen. Plötzlich hieß es, die Wirtschaft im Osten des Landes sei rückständig und unproduktiv. Dieses wurde zum Anlass genommen, so gut wie alle Betriebe zu schließen. Dorothea äußert den Verdacht, dass man besonders im Bereich der Druckereien nur die Konkurrenz „abwickeln“ wollte. Tausende Menschen verließen die Gegend. Sie hätte auch eine Zeit lang überlegt von hier zu verschwinden, doch wer solle dann in ihrer kleinen Heimatstadt für die Menschen spuken, die wegen familiärer Verpflichtungen oder aus Altergründen am Ort bleiben müssen?

Nun spukt sie ab und an im Hotel. Dabei seie sie vor ein paar Tagen von Besuchern aus dem „Westen“ beleidigt worden. Diese hätten sich sehr abfällig über sie geäußert und gemeint, dass im Osten immer noch das alte Gespenst des Sozialismus zu beobachten sei. Dabei hat sie mit dem Sozialismus nun wirklich nichts am Hut. Überhaupt gesellschaftliche Ideologien. Sie habe in mehreren Systemen ihre Erfahrungen machen können. In allen Systemen ist oft Otto Normalverbraucher der Dumme.

Die Beleidigung sitzt allerdings tief und deshalb hat sie sich nun auch ein modernes Weltklasse-Parföng namens FR! 01 / N° 02 zugelegt.

Behutsam versuche ich ihr zu erklären, dass nicht alles was meint Weltklasse zu sein, dieser auch gerecht werden würde. Ich empfehle ihr daher eine Anfrage zwecks Duftberatung auf www.parfumo.de.

Dorothea ist eine sehr charmante Gesprächspartnerin. Leider geht mir ihr „Parföng“ mit seiner einfallslosen Basis ziemlich auf die Nerven. Verstohlen schaue ich auf die Uhr. Die Geisterstunde ist schon längst vorüber. Ich spreche sie daher auf die Arbeitszeiten eines Gespenstes an.

„Ach“ erklärt sie mir „ das mit der Geisterstunde gilt nur im Westen“. Sie sei Tarifgebiet Ost und da habe die Geistergewerkschaft ab genickt, dass dort länger gespukt werden müsse wegen der geringeren Produktivität und so …

Na, ich mache das Beste daraus. Wir plaudern über Kindererziehung, Schulbildung, Kochrezepte, historische Bucheinbände, die optimale Konfiguration einer Firewall und sonstige Themen, die Frauen so bewegen.

Die Kirchturmuhr schlägt 5 Uhr und plötzlich ist der ganze duftende Spuk verschwunden.

Ich schwöre Euch, würde nicht hier vor mir ein Testflakon mit FR! 01 / N° 02 – La Dame Blanche stehen, würde ich glattweg glauben, dass diese ganze Geschichte nur ein (Alb-) Traum gewesen sei.
6 Antworten
KleineHexe vor 10 Jahren 9 3
5
Flakon
2.5
Sillage
5
Haltbarkeit
4
Duft
Guten Morgen??
Es ist hier, glaube ich, die Gelegenheit mich – wie es auf Neudeutsch heißt- zu outen: ich gehöre nicht zu den Morgenmenschen.

Die Zeit zwischen 6 Uhr und 9 Uhr überstehe ich nur durch jahrzehntelanges Training der immer gleichen Tätigkeiten. Ab 9 Uhr habe ich dann eine ungefähre Vorstellung von dem was ich da so tue und man könnte mich ab da als zurechnungsfähig bezeichnen. So auch heute.

Mit schlafwandlerischer Sicherheit betrat ich unser Badezimmer, welches sich zum Glück für mich schon seit einigen Jahren immer an der gleichen Stelle befindet, und wusch das unbekannte, zerknautschte Wesen, das mich aus dem Spiegel müde anschaute. Danach war Zähneputzen dran. Also vor dem Frühstück.

Dem evtl. Einwand, daß das Putzen nach dem Frühstück die einzig selig machende Methode sei, begegne ich immer mit dem Argument, daß ich nicht lange genug warten könnte, bis alle Säuren im Mund wieder neutralisiert sind. Zeitiger Aufstehen geht bei Menschen wie mir leider nicht.

Dann waren Ankleiden und Parfümieren dran. Ein grüner, krautiger Duft stieg mir in die Nase.

Oh nein, das kann doch nicht wahr sein!

Es folgte das berühmte atemfrische Sauberkeitsaroma von Zahnpasta oder Mundspülung.

Mist, hatte ich die Flasche verwechselt? Es war schließlich noch vor 9 Uhr.

Irritiert ging ich zurück ins Badezimmer. Die Mundspülung war es nicht. Die hat keinen Sprühkopf. Erleichtert konnte ich auch Kleckerreste von Zahnpasta ausschließen. Blieb also nur noch Vague de Folie Verte als Quelle des Übels übrig.

Nun würde ich den Frischegeruch von Zahnpasta und Mundwasser nicht unbedingt als Wahnsinn bezeichnen. Abschrecken kann man damit auch keinen. Also behielt ich das Parfüm auf der Haut und bin ins Büro gefahren. Mit der grünen Frische war es dann auch bald vorbei. Eine sehr nichtssagende Basis, wie in x-anderen Duftwässerchen auch kam zum Vorschein.

Liebe Macher dieses EdPs, DAS hat Annick Goutal mit Ninfeo Mio aber wesentlich besser hinbekommen!

Für mich ist Vague de Folie Verte nur ein weiterer, gescheiterter Versuch, ein neues Dufterlebnis zu schaffen. Wer die „Atemfrische“ von Mundwasser liebt, ist bezüglich Sillage und Preis ohnehin mit einem Kauf desselbigen besser beraten.
3 Antworten
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