ParfumAholic
Top Rezension
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Viele Tamm-Tamm um....ja um was eigentlich?
Die Parfum-Serie "Opus" aus dem Hause Amouage möchte mit dieser Serie die Gemeinsamkeiten zwischen Büchern (daher auch der Name "Library-Collection) und Parfums zum Ausdruck bringen.
Sowohl Bücher als auch Düfte sollen und können (im besten Fall) Geschichten erzählen, unterschiedliche Gefühle in uns wecken, längst vergessene Erinnerungen hervorrufen, begeistern, also schlichtweg etwas in uns bewegen, berühren und ansprechen.
Um die Zusammengehörigkeit / Verwandtschaft beider Schaffens-Bereiche zu demonstrieren, tragen alle Düfte der Library-Collection den Namen "Opus" (lateinische Bezeichnung eines Werkes) ergänzt um eine laufende Nummer.
Ein durchaus guter und nachvollziehbarer Ansatz. Außerdem sorgt diese Art der Namensgebung dafür, dass Neugierde geweckt wird, denn am Namen an sich lässt sich nicht ablesen, in welche Richtung der jeweilige Duft gehen könnte.
Nun aber genug der Einleitung.
Wie ist er denn nun, dieser sündhaft teure Duft (100ml / 275€) aus dem Hause Amouage?
Um das zu beschrieben, reicht streng genommen folgende Umschreibung: blumig mit orientalischen Anklängen. Wie, und das war's (schon)? Ja.
Direkt zum Einstieg in den Duft hat die Nelke ihren großen und strahlenden Auftritt. Flankiert von würzigem Muskat und Thymian entsteht ein blumig-würziger Start, der relativ stark und mächtig ist.
Mit Übergang in die Herznote schwächt sich der würzige Anteil etwas (sehr stark) ab und gibt nun entsprechenden Raum für die mit aller Macht auftretende Blumen-Fraktion frei.
Hier sind vor allem das Veilchen und der Jasmin extrem tonangebend. Ylang-Ylang tut sich etwas schwer, sich hier zu behaupten, lediglich die Orangenblüte schafft es hier und da etwas durchzudringen.
Puh, das ist echt 'ne harte (Blumen-) Nummer.
In der Basis schwächt sich das florale Treiben zwar etwas (!) ab, bleibt aber trotz allem präsent. Ganz allmählich setzen sich nun die Hölzer und einige Spuren Vanille durch.
Den Papyros nehme ich komischerweise sehr deutlich wahr (ist mir in anderen Düften bisher nicht so aufgefallen), so dass ich stellenweise wirklich den Eindruck habe, den Geruch von alten Buchseiten wahrzunehmen. Das gefällt mir jetzt mal ganz gut, weil man das wirklich nicht an jeder Ecke riecht.
Die Basis hat insgesamt durchaus orientalische Anklänge, verzichtet aber gänzlich auf Weihrauch, weitere Gewürze und allzu balsamische Wärme.
Die helle Blütenpracht ist einfach zu dominant, als dass sie andere Duftkomponenten hochkommen lassen würde wollen. Schade!
Mir persönlich ist "Opus III" daher einfach zu blumig, ja penetrant blumig. Die Mischung zwischen floralen und orientalischen Anklängen ist zwar eine gute Idee, aber für mich hat dieser Duft eindeutig zuwenig Tiefe sprich zuwenig Basis.
Ich habe zudem das Gefühl, dass sich der Duft nur auf meine Haut legt und sich nicht wirklich mit ihr verbindet.
Vielleicht rührt auch daher mein Gefühl, dass dieser Duft nur an der sprichwörtlichen Oberfläche kratzt.
Auch wenn der Flakon aus Kristallglas hergestellt wurde, mit vergoldeten Verschlüssen aufwartet, die champagnerfarbene Verpackung mit Stoff ausgeschlagen wurde und der Flakon auf einem Sockel aus schwarzem Klavierlack steht, so vermag selbst das aus meiner Sicht nicht, den hohen Preis zu rechtfertigen.
Ich würde mich durchaus als "Flakon-Ästheten" bezeichnen, aber trotzdem sollten äußere Form und Inhalt auch miteinander korrespondieren. Und das ist für mich in diesem Fall nicht gegeben.
Und so lässt mich "Opus III" in der Gewissheit zurück, dass wir keinen gemeinsamen Nenner gefunden haben und wohl auch nicht finden werden, denn das, was ich bekomme (Blüten ohne Ende) ist mir zuviel und das, was ich gerne hätte (Basis und Tiefe), bekomme ich nicht.
Da nützt dann leider auch der königlich anmutende Luxus-Flakon in seiner Luxus-Verpackung nichts mehr.
Wer aber Blütendüfte mag, die in einer dezent orientalischen Basis münden, dabei auf gute Qualität des Dufts bedacht ist, zudem noch Freude an dem zweifelsohne tollen Flakon hat und gewillt ist, den aufgrufenen Preis dafür zu zahlen, der wird in / mit "Opus III" allerdings seine Erfüllung finden. Versprochen!