M3000

M3000

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16 - 18 von 18
M3000 vor 9 Jahren 6 2
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Strahlende Solidität, Angenehmster Alltagsduft, Goldener Geheimtipp
Zunächst recht zitrisch, aber nicht frisch-spritzig. Aus dem Fruchtkorb schaut die Limette aromatisch knapp über den Rand, aber viel ist von ihr nicht zu sehen. Dabei verdeckt sie sogar noch den Apfel, der sich bescheiden zurück hält. Anders die Bergamotte, sie drängelt sich vor und ruft laut nach Aufmerksamkeit. Soll sie haben! Ich kann ja Earl Grey Tee nicht ausstehen, aber in einer gelungenen Parfum-Eröffnung mag ich den Ton sehr. Das wirkt nicht angeberisch, nicht dramatisch, sondern überzeugt uns in aller Ruhe von guter Qualität.
Das Herz schlägt gleichmässig in ruhigem Takt. Die Orangenblüte macht die frühen Holztöne leicht und fluffig, etwas blumig. Durchaus süsslich, aber für mich nicht feminin. Diese Sonne des Südens scheint für uns eine ganze Weile und stellt den kleinen Scheit Teakholz in den Schatten.
In der Basis arbeitet sich zunächst Vanille hervor, später wird das Ganze durch herbes Patchouli geerdet. Und in dem Übergang bilde ich mir mitunter ein, es rieche nach reifer, dunkler Brombeere. Sensationell! Das Patchouli bleibt dann schliesslich bestimmend, der Eindruck bleibt weiterhin eher vertrauenerweckend als spektakulär.

Insgesamt ein mittelsüsser Allrounder, ohne Moos oder anderes Grün. Etwas leichter, gleichzeitig immer von herber, straffer Dichte. Ein schöner Duft für den Tag. Ich hatte das Glück, ihn für sehr wenig Geld online zu ersteigern, aber das Zeug ist Gold wert!

Den Flakon mag ich leider nicht sehr. Optisch zunächst zwar nicht hässlich, sehr goldig natürlich. Der Plastik-Goldrand hat an den Seiten Spiel, das vermittelt ein wackliges, billiges Gefühl. Der Deckel hält zwar gut, aber auch hier macht das undefinierte Einrasten des Plastiks keinen wertigen Eindruck.

Haltbarkeit? Auch nach ca. 8h im Büro hautnah noch deutlich präsent. Gute Leistung.
2 Antworten
M3000 vor 9 Jahren 6 3
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Ein enttäuschender Verlauf
Den umfangreichen Beschreibungen, die von erfahrenen Riechern/Kommentatoren schon verfasst wurden, kann ich nur schwer etwas Inhaltliches hinzufügen. Daher konzentriere ich mich auf einen Aspekt: Den Verlauf. Er macht mich unglücklich!

Mir wurde OI im Forum mehrmals empfohlen, als ich vage einen Duft mit "Dunkelblau"-Charakter suchte. Und ich wurde euphorisch: Der Flakon, das inspirierende Foto, der Name: All das versprach einen Volltreffer. Dann auf den Teststreifen gesprüht - ja, genau! Voller Begeisterung auf den Unterarm gesprüht - ja, grossartig! Zurück im Büro habe ich eine Stunde lang mehr geschnuppert als gearbeitet, der Duft war so dicht an meinen unerfahrenen Erwartungen, wie ich es selbst nicht für möglich gehalten hätte.

Doch dann ging's bergab: Nach 1.5 bis 2 Stunden entwickelt sich eine Basis, die ich weniger mag und überhaupt nicht mehr besonders finden kann. Die zarte Kühle aus der Kopfnote, der feine ledrig strukturierte Weihrauch... - alles weg auf Kosten einer blumigen, cremigen Süsse. In sich eigentlich nicht übertrieben, weder klebrig noch zu dicht, aber der Ton hat nichts mehr mit dem grandiosen Auftakt zu tun. Diese Basis reizt mich nicht. Der Unisex-Charakter findet für mich hier nicht sauber integriert, sondern nacheinander statt. Schade, ich hätte OI so gern länger gemocht.
3 Antworten
M3000 vor 9 Jahren 19 5
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Stachelige Rose in kaltem Nebel
Frapin Nevermore baut atmosphärisch auf zweierlei auf:
- Erstens auf dem Gedicht "The Raven / Der Rabe" von Edgar Allan Poe, in dem der Rabe wiederholt "Nevermore / Nimmermehr" ausspricht.
- Zweitens auf der Erscheinung des Toasters: Jahrzehntelang erschien am Geburtstag Poes eine mysteriöse Gestalt an dessen Grabstein, trank Cognac auf des Dichters Wohl und legte drei Rosen sowie die angebrochene Flasche Cognac am Grab ab.

Zum Duft:
Ein kräftiger, dichtgewebter Kopf von Pfeffer, dunkel-floralen Noten legt die Nase frei. Keine Frische, schon gar nichts Zitrisches hier. Ungewöhnlich. Bald wird Platz für das umwerfende Herz des Parfums:
"Da auf einmal füllten Düfte, dünkt' mich, weihrauchgleich die Lüfte" (aus Der Rabe) - Die Pyramide enthält zwar keinen Weihrauch, und doch hat FN etwas Rauchiges, metallisch-Nebliges. Eine maskuline, kratzige Duftschicht, die die drei Rosen umhüllt und kühl einbindet. Die Rosen! Was ist hier los? Gewöhnlich mag ich Rosenduft in Handcremes usw. überhaupt nicht. Aber hier werden ihr die Stacheln gelassen, sie bleibt stolz und erhaben. Das macht diese widersprüchliche Kombination so besonders.
Sehr spät in der Basis beruhigt sich das Geflecht und konzentriert sich auf eine mildere Rose, eingewoben von würziger Zeder und breitem Amber/Safran-Teppich. Und auf diesem Teppich liegt, das habe ich erst spät begriffen, dieser Korken aus der Flasche eines reifen Rotweins. Grossartig.

Ich habe noch immer nicht abschliessend verstanden, warum mich Nevermore so gepackt hat. Das war aber der eigentliche Grund, ihn zu kaufen (immerhin mein erstes Parfum höherer Preisklasse) - diese unerklärliche Faszination! Bei anderen Parfums höre ich irgendwann auf zu denken und weiss: Der soll es sein. Bei FN hat sich während der Proben eher stetig eine "Ich gehöre zu Dir, wehr' Dich nicht länger"-Stimmung aufgebaut. Immer wieder wehte eine robust-zarte Wolke um meine Nase und ich ertappte mich dabei, wie ich häufiger als bei allen anderen Düften an meinem Unterarm roch. Und dann wehrte ich mich Nimmermehr.

Wann tragen? Das muss ich mir erst noch erarbeiten. Trotz eher starker Sillage sehe ich ihn eher tagsüber als abends im Ausgang. Und wenn, dann kein Clubbing-Duft, im Restaurant fühlt er sich wohler. Ich denke, dieser Duft will bemerkt werden und nicht andere übertönen. Er hält lang! Gerade die Kombination "Mann trägt Rose" ist sicher gewöhnungsbedürftig. Zumindest für mich als Träger, aber wahrscheinlich auch für das Umfeld. Und doch zeigt seine innere Kantigkeit mehr ins Maskuline, an einer Frau könnte er spröde wirken. Ich lasse mich aber von Trägerinnen und Kommentatorinnen gern eines Besseren belehren.

Noch ein paar Worte zum Drumherum:
Der kompakte Flakon mit Holzdeckel liegt schwer (365g!) und satt in der Hand, ein tolles Gefühl. Und er kam aus einer eleganten Schachtel mit Prägung und Magnetverschluss. Frapin Nevermore ist ein insgesamt hochwertiges Erlebnis.
5 Antworten
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