19.03.2016 - 05:01 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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30
Nazgûl
Die meisten Parfumistas entwickeln bzw. entdecken früher oder später so etwas wie Schlüsselnoten oder -akkorde, d.h. solche Duftingredienzen, auf die wir besonders stark (positiv oder auch negativ) reagieren. In der Konsequenz beginnen wir (bewusst oder unbewusst) gezielt, uns mit denjenigen Parfums zu beschäftigen, die diese Aromen enthalten - oder im anderen Fall eben genau diese Düfte zu vermeiden. Vereint ein Parfum nun gleich mehrere 'unserer' Noten, steigen Erwartung und Begehren um so mehr. Zwei meiner eigenen besonders positiv besetzten sind Birkenteer und Tinte - oder etwas allgemeiner gesagt: all diejenigen, die man mit Schwärze oder Dunkelheit assoziiert - und die nicht Weihrauch (wenngleich Birkenteer nicht unähnlichen Ursprungs ist) oder Patchouli heißen. Kommen dann noch ein ansprechender Flakon und (durchschaubar künstliche - egal) Verknappung hinzu, reagiere ich wie seinerzeit Garfield auf Lasagne.
Beauforts Cœur de Noir drückt fast alle dieser Knöpfe: die Finsternis im Namen und die Ingredienzenliste, außerhalb Großbritanniens kaum zu bekommen, hochwertig verpackt und dargeboten - alles schön. Und seine Kopfnote verheißt Vielversprechendes - da ist Schärfe (Ingwer!), da sind Körper und Volumen (Rum!) und da ist etwas - leicht Salziges? Papier mutet ungewöhnlich an unter den anderen Aromen - üblicherweise wird es als zarter und neutraler Akkord inszeniert, von dem kaum zu erwarten ist, dass er neben Tabak und Leder besteht. Das Zusammenspiel aus Birkenteer und Tinte legt einen kaltsäuerlichen Grundton, der interessant ist, aber zu schwach, um Cœur de Noirs wirklich Charakter oder Einzigartigkeit zu geben, der auch nicht rabenschwarz, geschweige denn finster ist, sondern stattdessen seltsam matt und leer - wie sich der Nachtwind in einem gestrandeten Fass verfängt, das seit Jahrzehnten an den Gestaden einer kalten Insel liegt.
Fazit: 'Nazgûl' - so nennt J.R.R. Tolkien die neun Menschenkönige, nachdem sie der dunklen Macht des Einen Rings verfielen und zu Geistern unter seiner Herrschaft wurden. Bedrohlich und eindrucksvoll erscheinen sie - auf Panzerrossen und auf Drachen reitend. Doch unter ihrer schwarzen Kutte sind sie hohl und leer - ähnlich wie Beauforts Cœur de Noir, der Abgründe verspricht und Finsternis und doch kaum mehr ist als nur 'okay', so sehr ich beinahe bedauere, das zu schreiben.
Beauforts Cœur de Noir drückt fast alle dieser Knöpfe: die Finsternis im Namen und die Ingredienzenliste, außerhalb Großbritanniens kaum zu bekommen, hochwertig verpackt und dargeboten - alles schön. Und seine Kopfnote verheißt Vielversprechendes - da ist Schärfe (Ingwer!), da sind Körper und Volumen (Rum!) und da ist etwas - leicht Salziges? Papier mutet ungewöhnlich an unter den anderen Aromen - üblicherweise wird es als zarter und neutraler Akkord inszeniert, von dem kaum zu erwarten ist, dass er neben Tabak und Leder besteht. Das Zusammenspiel aus Birkenteer und Tinte legt einen kaltsäuerlichen Grundton, der interessant ist, aber zu schwach, um Cœur de Noirs wirklich Charakter oder Einzigartigkeit zu geben, der auch nicht rabenschwarz, geschweige denn finster ist, sondern stattdessen seltsam matt und leer - wie sich der Nachtwind in einem gestrandeten Fass verfängt, das seit Jahrzehnten an den Gestaden einer kalten Insel liegt.
Fazit: 'Nazgûl' - so nennt J.R.R. Tolkien die neun Menschenkönige, nachdem sie der dunklen Macht des Einen Rings verfielen und zu Geistern unter seiner Herrschaft wurden. Bedrohlich und eindrucksvoll erscheinen sie - auf Panzerrossen und auf Drachen reitend. Doch unter ihrer schwarzen Kutte sind sie hohl und leer - ähnlich wie Beauforts Cœur de Noir, der Abgründe verspricht und Finsternis und doch kaum mehr ist als nur 'okay', so sehr ich beinahe bedauere, das zu schreiben.
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