17.02.2025 - 15:04 Uhr

Skydiver19
51 Rezensionen

Skydiver19
Sehr hilfreiche Rezension
14
Der fliegende Stein
Blaugraue Himmelsweite, vom Sturm zerfetzte Cumuluswolken, grüngraue Gischt über giftiger See. Meine neue Welt, unterkühlt friedlich und peitschend dynamisch, mit scharfer Trennung zwischen Oben und Unten.
Mit mir halten einsame Klippen am Nordmeer Ausschau nach Nachbarn. Die aber sind verschollen im Harznebel, suchen dort nach sich selbst, genügen sich selbst, so wie ich. Bislang.
Mutterland, wo bist du? Deine grünen Weiden leben in meiner Erinnerung. Lieblich, saftig und nährend für allerlei Getier. Wiesenblumen... ach nein, die Erinnerung ist zu blass...
Meine Einsamkeit hüllt mich scharf in bittere Winde. Wie kam ich hierher? Was hat mich hier stranden lassen? Welche Gefühle habe ich hier verloren?
Auf den nassen, schroffen Felsen, die von der salzigen Brandung glitschig sind, suche ich festen Stand, finde aber nur ein labiles Gleichgewicht. Wie seltsam diese Situation. Entdecke in ihr das Gleichnis meines aktuellen Dilemmas.
Hier stehe ich nun als ein autarkes Ich. Unabhängig, selbstbestimmt, bindungsphob. So sehr habe ich davon geträumt, es allen zu zeigen. Vor allem mir selbst, aber das wusste ich natürlich nicht. Auf die Menschen in meiner Nähe, auf ihre Provokationen habe ich re-agiert mit meinem pingeligen Unabhängigkeitsdrang, mit meinem aufgeblähten Geltungsbedürfnis, und glaubte fest daran, dass ich alles genau so selbst wollte. Wie ein geworfener Stein, der glaubt zu fliegen, weil er es so will...
Ja, ich habe mich werfen lassen. Alles andere als autark war mein Lebensweg. Nun bin ich auf meinem eigenen Orbit unterwegs. Aus der Masse herausragend und einsam.
Es ist kalt. Ich friere.
Erfolg wärmt nicht. Mein Leben aus Zahlen, die mein Gehirn vernebelt haben, verfügt über keine tragende Substanz. Sein Fundament besteht nur aus Virtuellem: aus Strategien, Berechnungen, aus Manipulationen und Vorstellungen. Die Börse hat es so gewollt.
Was ist an mir noch substanziell, außer mein Körper, der hier am Polarkreis bibbert?
Halt! Was soll das Lamentieren? Du bist ein Winner, ein Leader, ein viel beneideter Top-Scorer. Das Konto ist gut bestückt, du kannst dir alles kaufen, was du benötigst. -
'Naja, bei genauem Besehen ist das Wesentliche unsichtbar und schon gar nicht bezahlbar,' lassen mich Erinnerungen aus einem früheren Lebensabschnitt wissen, die sich nun in mein Bewusstsein schieben. 'Der kleine Prinz, von Antoine de Saint-Exupéry, war einst mein Lieblingsbuch. - Wie viele Irrwege liegt das zurück?' --
Die schneidenden, nassen Windböen reduzieren ihren Bft-Wert (schon wieder eine Zahl) auf ein erträgliches Maß. Waren es die noch nie gestellten Fragen, die nun, wo sie ans Tageslicht gelangen dürfen, mäßigend wirken?
Finde ich zurück? Wo ist mein Kompass? Werde ich wieder angenommen von den Menschen, die ich hochmütig verließ? Habe ich den Mut, es auszuprobieren? Die erforderlich Demut?
Was habe ich schon zu verlieren, als meine düstere Einsamkeit, die sich als glorreiche Unabhängigkeit tarnt? Unabhängigkeit, gibt es die wirklich?
Das zu glauben war wohl meine größte Illusion.
***
Vom Irrweg eines entwurzelten Ichs - auf diese Imagination habe ich mich einlassen können mit diesem rauen Beaufort-Duft (hier ist Name offenbar Programm). Eine experimentelle Reise mit persönlichem Mehrwert.
Kantig scharfer Pfeffer, im Verbund mit bitterer Angelika-Wurzel, eröffnen ziemlich unliebsam. Die begleitenden Harze dimmen ein wenig. Das Ergebnis ist aber kaum lieblicher, dafür aber facettenreicher. Mich hat diese Melange an eine raue, nördliche Steilküste befördert.
Das Grün des Galbanums verbindet sich mit der Rosengeranie zu einem kurzen Intermezzo mit Blumenwiesen-Anmutung. Diese wird allerdings sehr bald vom Winde verweht. Einem aus forderndem Weihrauch und ätherisch-scharfem Mastix. 'Ist er zu stark, bist du zu schwach', wird hier aus allen Rohren posaunt.
Dieser starke Gegenwind hält und hält und macht den Kopf frei für neues Gedankengut. Alles ist für etwas gut!
Erst nach einigen Stunden gelangt man in den Genuss einer versöhnlichen Basis. Noch etwas brackig vom Seetang, danach aber gehts an Land. Moose und Süßgras entspannen und erden Körper und Seele nach diesem aufwühlenden Küstenabenteuer.
Ambra gibt einen Gute-Nacht-Kuss und wünscht liebliche Träume.
Als Parfum würde ich CW kaum tragen. Als Duft-Selbsterfahrung finde ich ihn ausgesprochen spannend.
Mit mir halten einsame Klippen am Nordmeer Ausschau nach Nachbarn. Die aber sind verschollen im Harznebel, suchen dort nach sich selbst, genügen sich selbst, so wie ich. Bislang.
Mutterland, wo bist du? Deine grünen Weiden leben in meiner Erinnerung. Lieblich, saftig und nährend für allerlei Getier. Wiesenblumen... ach nein, die Erinnerung ist zu blass...
Meine Einsamkeit hüllt mich scharf in bittere Winde. Wie kam ich hierher? Was hat mich hier stranden lassen? Welche Gefühle habe ich hier verloren?
Auf den nassen, schroffen Felsen, die von der salzigen Brandung glitschig sind, suche ich festen Stand, finde aber nur ein labiles Gleichgewicht. Wie seltsam diese Situation. Entdecke in ihr das Gleichnis meines aktuellen Dilemmas.
Hier stehe ich nun als ein autarkes Ich. Unabhängig, selbstbestimmt, bindungsphob. So sehr habe ich davon geträumt, es allen zu zeigen. Vor allem mir selbst, aber das wusste ich natürlich nicht. Auf die Menschen in meiner Nähe, auf ihre Provokationen habe ich re-agiert mit meinem pingeligen Unabhängigkeitsdrang, mit meinem aufgeblähten Geltungsbedürfnis, und glaubte fest daran, dass ich alles genau so selbst wollte. Wie ein geworfener Stein, der glaubt zu fliegen, weil er es so will...
Ja, ich habe mich werfen lassen. Alles andere als autark war mein Lebensweg. Nun bin ich auf meinem eigenen Orbit unterwegs. Aus der Masse herausragend und einsam.
Es ist kalt. Ich friere.
Erfolg wärmt nicht. Mein Leben aus Zahlen, die mein Gehirn vernebelt haben, verfügt über keine tragende Substanz. Sein Fundament besteht nur aus Virtuellem: aus Strategien, Berechnungen, aus Manipulationen und Vorstellungen. Die Börse hat es so gewollt.
Was ist an mir noch substanziell, außer mein Körper, der hier am Polarkreis bibbert?
Halt! Was soll das Lamentieren? Du bist ein Winner, ein Leader, ein viel beneideter Top-Scorer. Das Konto ist gut bestückt, du kannst dir alles kaufen, was du benötigst. -
'Naja, bei genauem Besehen ist das Wesentliche unsichtbar und schon gar nicht bezahlbar,' lassen mich Erinnerungen aus einem früheren Lebensabschnitt wissen, die sich nun in mein Bewusstsein schieben. 'Der kleine Prinz, von Antoine de Saint-Exupéry, war einst mein Lieblingsbuch. - Wie viele Irrwege liegt das zurück?' --
Die schneidenden, nassen Windböen reduzieren ihren Bft-Wert (schon wieder eine Zahl) auf ein erträgliches Maß. Waren es die noch nie gestellten Fragen, die nun, wo sie ans Tageslicht gelangen dürfen, mäßigend wirken?
Finde ich zurück? Wo ist mein Kompass? Werde ich wieder angenommen von den Menschen, die ich hochmütig verließ? Habe ich den Mut, es auszuprobieren? Die erforderlich Demut?
Was habe ich schon zu verlieren, als meine düstere Einsamkeit, die sich als glorreiche Unabhängigkeit tarnt? Unabhängigkeit, gibt es die wirklich?
Das zu glauben war wohl meine größte Illusion.
***
Vom Irrweg eines entwurzelten Ichs - auf diese Imagination habe ich mich einlassen können mit diesem rauen Beaufort-Duft (hier ist Name offenbar Programm). Eine experimentelle Reise mit persönlichem Mehrwert.
Kantig scharfer Pfeffer, im Verbund mit bitterer Angelika-Wurzel, eröffnen ziemlich unliebsam. Die begleitenden Harze dimmen ein wenig. Das Ergebnis ist aber kaum lieblicher, dafür aber facettenreicher. Mich hat diese Melange an eine raue, nördliche Steilküste befördert.
Das Grün des Galbanums verbindet sich mit der Rosengeranie zu einem kurzen Intermezzo mit Blumenwiesen-Anmutung. Diese wird allerdings sehr bald vom Winde verweht. Einem aus forderndem Weihrauch und ätherisch-scharfem Mastix. 'Ist er zu stark, bist du zu schwach', wird hier aus allen Rohren posaunt.
Dieser starke Gegenwind hält und hält und macht den Kopf frei für neues Gedankengut. Alles ist für etwas gut!
Erst nach einigen Stunden gelangt man in den Genuss einer versöhnlichen Basis. Noch etwas brackig vom Seetang, danach aber gehts an Land. Moose und Süßgras entspannen und erden Körper und Seele nach diesem aufwühlenden Küstenabenteuer.
Ambra gibt einen Gute-Nacht-Kuss und wünscht liebliche Träume.
Als Parfum würde ich CW kaum tragen. Als Duft-Selbsterfahrung finde ich ihn ausgesprochen spannend.
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