10.01.2016 - 10:48 Uhr
Meggi
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39
Aus der Blüte kommt der Dreh vom Tee
Die pflichtgemäß miesepetrigen Sicherheitsbeamten am Moskauer Flughafen guckten nicht schlecht, als an einem Januar-Tag 1991 der Koffer meines Bruders durch das Röntgengerät kroch und seinen Inhalt virtuell auf den Bildschirm spie. Neben den üblichen (für uns) humoristischen Sowjet-Devotionalien wanderten eine Blech-Fanfare und ein elektrischer Samowar über den Schirm. Bereits als Kinder hatten wir die nachmittäglichen Tee-Stunden mit Mama genossen und die russische Teekultur mit ihrer schönen Samow-Art, den Tee gleichzeitig als Genussmittel und als omnipräsentes Alltags-Getränk zu behandeln, hatte uns gefallen. Also wurde kurzerhand so ein Ding exportiert.
Bis heute trinke ich weitaus lieber Tee als Kaffee, letzterer ist für mich eher Mittel zum Zweck. Daher habe ich mich sehr gefreut, aus einem prallvollen Proben-Paket von Ergoproxy (vielen Dank!) diesen Duft hervorziehen zu dürfen.
Wie bereiten denn nun die Masques ihren Tee zu? Zum Auftakt überrascht ein unerwartet rauchiger Eindruck. Birke. Der Rauch senkt sich allerdings innerhalb von ein bis zwei Minuten zu einer Unterlage ab – vorläufig. Danach kommt es mir zunächst vor, als wenn eine Art Jasmin-Duftigkeit diejenige von Tee nachahmt. Doch nach ein paar Minuten ist die Magnolie verblüffend stark mit ihrer eigentümlichen apart-floralen Bitterkeit. Dem Jasmin charakterlich durchaus nahe, nur weniger weißblühig. Und mithin bringt auch die Magnolie besagte Duftigkeit mit sich, wie sie über einer Tasse Tee liegt.
Ganz schräg wirkt das, eine Blütennote mit dem rauchigen Untergrund. Sehr extravagant. Schlichter schwarzer Tee ist das nicht, womöglich ist das Kohle-Glühen unten im Samowar zu riechen? Einen derart tollen mit Kohle hatten meine Gasteltern natürlich nicht, sie waren offensichtlich keine wohlhabenden Leute. Vielleicht genossen die Gutbetuchten zudem einen elegant mit Blüten verfeinerten Tee. Gab es bei uns ebenso wenig.
15 Minuten später ist der Duft zur Ruhe gelangt, der florale Anteil ist zurückgenommen und eine rustikalere, starke Tee-Note ist entstanden. Ob ich das alles auch wahrgenommen hätte, wäre mir das Thema des Duftes (winterlicher Teegenuss in Moskau) nicht bekannt gewesen, sei zweifelnd dahingestellt. Ich finde es dennoch großartig gemacht – immerhin fertigen die Russen traditionell ein Tee-Konzentrat und stellen es in einer kleinen Kanne oben auf den Samowar. Davon kommt ein Schlückchen in die Tasse und wird mit Heißwasser aus dem Samowar aufgefüllt und auf Trinkstärke verdünnt. Dieses Konzentrat verbringt mitunter die eine oder andere Stunde in der Wärme und wird im Nachziehen entsprechend extra-herb und -kräftig.
In den folgenden Stunden steigt das Gewicht der rauchigen Note ordentlich an. Erst jetzt bilde ich mir außerdem ein, hier und dort von der für die Kopfnote genannten Minze riechen zu können. Drei Stunden nach dem Auftragen ist der Tee ein wenig in die Defensive geraten. Gleichwohl passt der Duft unverändert zur Geschichte, sogar noch viel heimeliger kommt er nun rüber. Saukalt war es damals, selbst tagsüber um die 20 Grad – minus, versteht sich. Mit einem prasselnden Kaminfeuer konnte die kleine Wohnung, die obendrein mit den Eltern geteilt wurde, nicht aufwarten, aber die Heizung bollerte durchgehend mit vergleichbarer Hitze.
Ab dem Mittag wird der Duft allmählich holziger und teeriger (mit „r“!) und im Laufe des Nachmittags wird die neue Wendung charakterlich ausgesprochen kräftig, als gelte es, das nachziehende und langsam regelrecht eindickende Tee-Konzentrat auf seinem Weg in die Schwer-Genießbarkeit zu begleiten. Schließlich erreicht der Duft – ein bisschen Phantasie sei dafür zugestanden – den deftigen Malz-Geruch eines vierschrötigen Assam. Der Tee ist zurück, und wie!
Bei solch einem Winterwetter wie damals haben es Düfte ja bekanntlich schwer. Und an dieser Stelle ist nunmehr die zurückhaltende Sillage zu erwähnen, wenn nicht zu bemängeln. Bei Geschichte-zum-Duft-Witterung hat just der vorliegende Duft draußen nämlich kaum Aussicht auf entsprechende Wirkung. Trotzdem: Kuschelig und anheimelnd ist er.
Das sind zwar viele andere Düfte ebenfalls, aber Russian Tea ist doch etwas Besonderes. So ist er beispielsweise nicht süß, sondern bitter. Bis in die späten Stunden hinein ist eine Anmutung von Magnolie erahnbar und sorgt für einen ganz speziellen „Dreh vom Tee“. Ich finde Russian Tea sehr gelungen.
Bis heute trinke ich weitaus lieber Tee als Kaffee, letzterer ist für mich eher Mittel zum Zweck. Daher habe ich mich sehr gefreut, aus einem prallvollen Proben-Paket von Ergoproxy (vielen Dank!) diesen Duft hervorziehen zu dürfen.
Wie bereiten denn nun die Masques ihren Tee zu? Zum Auftakt überrascht ein unerwartet rauchiger Eindruck. Birke. Der Rauch senkt sich allerdings innerhalb von ein bis zwei Minuten zu einer Unterlage ab – vorläufig. Danach kommt es mir zunächst vor, als wenn eine Art Jasmin-Duftigkeit diejenige von Tee nachahmt. Doch nach ein paar Minuten ist die Magnolie verblüffend stark mit ihrer eigentümlichen apart-floralen Bitterkeit. Dem Jasmin charakterlich durchaus nahe, nur weniger weißblühig. Und mithin bringt auch die Magnolie besagte Duftigkeit mit sich, wie sie über einer Tasse Tee liegt.
Ganz schräg wirkt das, eine Blütennote mit dem rauchigen Untergrund. Sehr extravagant. Schlichter schwarzer Tee ist das nicht, womöglich ist das Kohle-Glühen unten im Samowar zu riechen? Einen derart tollen mit Kohle hatten meine Gasteltern natürlich nicht, sie waren offensichtlich keine wohlhabenden Leute. Vielleicht genossen die Gutbetuchten zudem einen elegant mit Blüten verfeinerten Tee. Gab es bei uns ebenso wenig.
15 Minuten später ist der Duft zur Ruhe gelangt, der florale Anteil ist zurückgenommen und eine rustikalere, starke Tee-Note ist entstanden. Ob ich das alles auch wahrgenommen hätte, wäre mir das Thema des Duftes (winterlicher Teegenuss in Moskau) nicht bekannt gewesen, sei zweifelnd dahingestellt. Ich finde es dennoch großartig gemacht – immerhin fertigen die Russen traditionell ein Tee-Konzentrat und stellen es in einer kleinen Kanne oben auf den Samowar. Davon kommt ein Schlückchen in die Tasse und wird mit Heißwasser aus dem Samowar aufgefüllt und auf Trinkstärke verdünnt. Dieses Konzentrat verbringt mitunter die eine oder andere Stunde in der Wärme und wird im Nachziehen entsprechend extra-herb und -kräftig.
In den folgenden Stunden steigt das Gewicht der rauchigen Note ordentlich an. Erst jetzt bilde ich mir außerdem ein, hier und dort von der für die Kopfnote genannten Minze riechen zu können. Drei Stunden nach dem Auftragen ist der Tee ein wenig in die Defensive geraten. Gleichwohl passt der Duft unverändert zur Geschichte, sogar noch viel heimeliger kommt er nun rüber. Saukalt war es damals, selbst tagsüber um die 20 Grad – minus, versteht sich. Mit einem prasselnden Kaminfeuer konnte die kleine Wohnung, die obendrein mit den Eltern geteilt wurde, nicht aufwarten, aber die Heizung bollerte durchgehend mit vergleichbarer Hitze.
Ab dem Mittag wird der Duft allmählich holziger und teeriger (mit „r“!) und im Laufe des Nachmittags wird die neue Wendung charakterlich ausgesprochen kräftig, als gelte es, das nachziehende und langsam regelrecht eindickende Tee-Konzentrat auf seinem Weg in die Schwer-Genießbarkeit zu begleiten. Schließlich erreicht der Duft – ein bisschen Phantasie sei dafür zugestanden – den deftigen Malz-Geruch eines vierschrötigen Assam. Der Tee ist zurück, und wie!
Bei solch einem Winterwetter wie damals haben es Düfte ja bekanntlich schwer. Und an dieser Stelle ist nunmehr die zurückhaltende Sillage zu erwähnen, wenn nicht zu bemängeln. Bei Geschichte-zum-Duft-Witterung hat just der vorliegende Duft draußen nämlich kaum Aussicht auf entsprechende Wirkung. Trotzdem: Kuschelig und anheimelnd ist er.
Das sind zwar viele andere Düfte ebenfalls, aber Russian Tea ist doch etwas Besonderes. So ist er beispielsweise nicht süß, sondern bitter. Bis in die späten Stunden hinein ist eine Anmutung von Magnolie erahnbar und sorgt für einen ganz speziellen „Dreh vom Tee“. Ich finde Russian Tea sehr gelungen.
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