01.10.2023 - 02:46 Uhr

Parma
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Parma
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Portrait fürs Jetzt
Ich mag ‚Love Kills‘ sehr. Er ist ein dezent körperlicher Rose-Patchouli-Duft mit großer Ähnlichkeit zu Malles 'Portrait of a Lady'. Etwas schlanker und mehr im Jetzt verortet als die mir immer leicht altmodisch vorkommende Pariser Rose. Die Mailänder Schönheit verzichtet vor allem auf Weihrauch und die meist sehr klassisch wirkende Nelke und ist trotz ebenfalls enormer Haltbarkeit zurückhaltender. Jedoch nicht leise.
All das wirkt im Vergleich zum Malle-Duft etwas unbeschwerter und weniger ernst. Ebenfalls opulent angelegt, aber gefasster. Nahbarer. Wärmer. Zudem hervorragend abgestimmt. Gefällig, ohne auf einen prägnanten Charakter zu verzichten.
Wie bei vielen Marken ist das nettes Beiwerk und evtl. dazu nötig, sich von Mitbewerbern abzusetzen sowie ein bestimmtes Klientel anzusprechen, für mich aber eher uninteressant. Ich mag ihn zumindest nicht mehr bzw. weniger wegen dieser thematischen Einbettung und erkenne auch den Bezug nicht (für mich ist es z.B. - wenn man sich auf diese Interpretation einlässt - eine gefestigte, reife Liebe im Drydown und keine mit dem Tod endende, als die sie die Markenerzählung verstanden wissen möchte).
Duftverlauf:
Sie eröffnet mit einer fruchtig-säuerlichen Rose, mitteldunkel, vollmundig und leicht süßlich. Aufgelockert durch einen zitrischen Durchzug, der dem Duft bis zum Ende eine zarte Frische verleiht. Untermalt wird er von einer sanften, weichen Animalik, die ich am ehesten mit einer "Haut am Abend" beschreiben würde. Einer verhaltenen, warmen Körperlichkeit, die die Rose für mich so interessant und anziehend macht. Wahrscheinlich hervorgerufen durch eine Kombination aus animalischem Moschus in cremiger Textur, leicht grobkörnig-pudrigem Ambrettsamen und dem unterschwellig synthetisch wirkenden, samtig-körperlichen Ambrarome. Ein gezügelt dosiertes Patchouli steuert einen würzig-erdigen Ton (keinen kellerhaft-muffigen) bei, verstärkt die Aromatik und verleiht Vertikalität. Tief im Drydown entwickelt die Protagonistin eine wunderschöne seifenähnliche Haptik, die ich in ihrer fast seidigen Art - kombiniert mit der weichwürzigen Körperlichkeit - selten besser gerochen habe. So entsteht die Aura einer aromatischen, eleganten Rose. Gepflegt und gleichzeitig leicht anzüglich.All das wirkt im Vergleich zum Malle-Duft etwas unbeschwerter und weniger ernst. Ebenfalls opulent angelegt, aber gefasster. Nahbarer. Wärmer. Zudem hervorragend abgestimmt. Gefällig, ohne auf einen prägnanten Charakter zu verzichten.
Haltbarkeit und Sillage:
So wie der Duftcharakter sich etwas weniger ausladend als beim Malle-Duft zeigt, sind auch Abstrahlung und Sillage reduzierter. Man wird dezent wahrgenommen und im Raum bleibt eine leichte Ahnung des Dufts zurück. Ich selbst nehme ihn problemlos den ganzen Tag lang wahr, ohne mich dazu anstrengen zu müssen.Fazit:
‚Love Kills‘ ist in meinen Augen eine auf allen Ebenen gelungene, alltagstauglichere und leicht modernere Fassung des sehr ähnlichen ‚Portrait of a Lady‘. Hinweis zu Inhaltsstoffen:
Ambrarome ist ein vollsynthetischer Aromastoff, der schon 1926 von der französischen Firma Synarome als Ambergris-Ersatzstoff entwickelt wurde. Sein Geruchsbild wird als „warm and enveloping ambery note with smoky nuances {and an} intense leathery and animalic heart {with} salty and mineral notes“ beschrieben. Rauchige, ledrige, salzige und mineralische Facetten nehme ich in diesem Duft allerdings nicht wahr. Man merkt ihm seine potentiell duftprägende, drängende Kraft an, die hier aber durch umsichtigen Einsatz unterbunden wird. Jedoch kann ich mir vorstellen, dass diese Note den einen oder die andere auf Dauer etwas nerven könnte.Einordnung des Namens:
III – III Love Kills ist Bestandteil von Masque Milanos Opera-Linie. Die römischen Ziffern vor dem eigentlichen Namen geben die jeweiligen Akte und Szenen der hauseigenen, vieraktigen Duft-Oper an, die bunt gemischt Themen des Leben aufgreift (Erfahrungen, Orte, Stimmungen, Gefühle, Reflexionen, Beziehungen, Träume). In diesem Akt spielt die Liebe - symbolisiert durch die Rose - die Hauptrolle. Geschildert wird das Erblühen und Sterben dieser Urkraft in einer tragischen Liebesgeschichte. Angelehnt an Shakespeares „Romeo and Juliet“. Wie bei vielen Marken ist das nettes Beiwerk und evtl. dazu nötig, sich von Mitbewerbern abzusetzen sowie ein bestimmtes Klientel anzusprechen, für mich aber eher uninteressant. Ich mag ihn zumindest nicht mehr bzw. weniger wegen dieser thematischen Einbettung und erkenne auch den Bezug nicht (für mich ist es z.B. - wenn man sich auf diese Interpretation einlässt - eine gefestigte, reife Liebe im Drydown und keine mit dem Tod endende, als die sie die Markenerzählung verstanden wissen möchte).
weitere Infos:
Im Jahr 2020 war ‚Love Kills‘ für einen Art & Olfaction Award in der Kategorie ‚Independent‘ nominiert.
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