12.08.2018 - 14:39 Uhr

Meggi
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Meggi
Top Rezension
28
21 Conduit Street, Mayfair
Ein edles Pflaster hat sich die Firma Jovoy für ihre Londoner Dependance ausgesucht: Mayfair - vielleicht das teuerste Viereck auf dem örtlichen Spielfeld. Das Sortiment ist folgerichtig nicht minder erlesen und beinahe ebenso vornehm wie im etwas größeren Stammhaus in Paris (vgl. dazu ggf. Kommentar zu „Rêve en Cuir“). Die hauseigenen Kreationen stehen übrigens in beiden Filialen keineswegs im Mittelpunkt.
In ganz UK seien die Masques einzig hier erhältlich, wurde mir versichert. Ohne Stolz, sondern mit jener demonstrativen Gelassenheit, die keinen Zweifel am Selbstverständlichen kennt. Ein solcher Laden befindet sich schließlich mit seiner Kundschaft auf Augenhöhe. Was – wiederum wie in Paris – nicht daran hinderte, den Touri mit rotem Rucksack und Sportschuhen sowie dessen 13-jährige Tochter zuvorkommend zu bedienen. Sah allerdings, mit Verlaub gesagt, auch recht professionell aus, wie die Gar-nicht-mehr-Kleine ihre akkurat beschrifteten Test-Streifen in der Linken aufgefächert hielt, abwechselnd beschnupperte und ihre (durchaus plausiblen!) Urteile abgab. Was war der Papa stolz!
Zurück zu den Masques: Der fein eingravierte Marlin machte den wohlgeformten Flakon flugs vom Hingucker zum Hingreifer. Der Verkäufer erklärte ‚Hemingway‘ zum besten Vetiver-Duft, den er seit langem gerochen habe. Das klang gut, zumal Jovoy immerhin außerdem Malles ‚Vétiver Extraordinaire‘ verkauft, zu dem sich in puncto vetiverieller Breite gewisse Parallelen finden ließen. Auf Nachfrage gab es anstandslos ein Pröbchen (aus Glas!) mit, beklebt mit einem vor Ort sauber bedruckten Etikett. Das hat Art. Ich konnte also zu Hause in Ruhe testen.
Vetiver. Vom Start weg. Charakterlich prägnant, doch mild im Auftritt. Weder auf Ingwer noch auf Rhabarber wäre ich von selbst gekommen und sogar mit Ansage verlassen sie jedenfalls in dieser Phase kaum die Sphäre der Einbildung. Stattdessen blitzen schon die kräftigeren Ingredienzen der Basis hervor, rasch lässt sich Patchouli erahnen und spielt mit seiner Nähe zu Leder, welches andererseits auch teerig-rauchige Wurzeln hat. Oder besser: zu haben scheint, denn die Aromen kreisen, Schwaden gleich, umeinander. Frische, leicht feuchte Erde, warm-würzig-krautige Anflüge, eine fast süße Nussigkeit. Das Gras bietet all seine Facetten auf und an seinen Rändern sind geschickt und behutsam einige abrundende Aromen angebracht.
Ein Manko ist der baldige Rückzug. Bereits nach drei Stunden ist – zumindest an einem warmen Sommertag – der Duft auf der Haut. Lustigerweise dringt dann für ein Weilchen ein Hauch von Fruchtigkeit durch, wie sie für den Anfang zu erwarten gewesen wäre. Überhaupt bleibt es spannend. Das Patchouli setzt eine Zehe ins Schokoladige (Bitterbitterbitter-, versteht sich) und gegen Mittag erscheinen sozusagen die noch fehlenden Vetiver-Spielarten, als da wären: eine aparte, sanfte Salznote, die den erdig-rauchigen Part bereichert, sowie eine Spur Säure, wie sie manche Vetivers zeigen. Heute wollen wir aber zudem glauben, dass Rhabarber beteiligt ist – nur der pyramidalen Ordnung halber.
Nach rund sechs, sieben Stunden landet der Duft sachte auf feinem Holz, das sowohl helle wie dunkle Aspekte und keine für mich spürbare Synthetik aufweist. Am zweiten Testtag bemerke ich die Unterlage deutlich früher, dennoch bleibt sie sehr hintergründig bis in den Nachmittag hinein. Dieses Ende kommt ein wenig blanker poliert daher als der Rest und strahlt damit eine eher uniforme Noblesse aus. Trotzdem Noblesse. Ein insgesamt würdiger Schluss.
Fazit: Ein Vetiver-Duft ohne Brimborium drumherum. ‚Hemingway‘ setzt mit Erfolg auf die zentrale Zutat und deren Aromen-Vielfalt. Das Ergebnis sollte von keinem Vetiver-Freund ungetestet bleiben.
In ganz UK seien die Masques einzig hier erhältlich, wurde mir versichert. Ohne Stolz, sondern mit jener demonstrativen Gelassenheit, die keinen Zweifel am Selbstverständlichen kennt. Ein solcher Laden befindet sich schließlich mit seiner Kundschaft auf Augenhöhe. Was – wiederum wie in Paris – nicht daran hinderte, den Touri mit rotem Rucksack und Sportschuhen sowie dessen 13-jährige Tochter zuvorkommend zu bedienen. Sah allerdings, mit Verlaub gesagt, auch recht professionell aus, wie die Gar-nicht-mehr-Kleine ihre akkurat beschrifteten Test-Streifen in der Linken aufgefächert hielt, abwechselnd beschnupperte und ihre (durchaus plausiblen!) Urteile abgab. Was war der Papa stolz!
Zurück zu den Masques: Der fein eingravierte Marlin machte den wohlgeformten Flakon flugs vom Hingucker zum Hingreifer. Der Verkäufer erklärte ‚Hemingway‘ zum besten Vetiver-Duft, den er seit langem gerochen habe. Das klang gut, zumal Jovoy immerhin außerdem Malles ‚Vétiver Extraordinaire‘ verkauft, zu dem sich in puncto vetiverieller Breite gewisse Parallelen finden ließen. Auf Nachfrage gab es anstandslos ein Pröbchen (aus Glas!) mit, beklebt mit einem vor Ort sauber bedruckten Etikett. Das hat Art. Ich konnte also zu Hause in Ruhe testen.
Vetiver. Vom Start weg. Charakterlich prägnant, doch mild im Auftritt. Weder auf Ingwer noch auf Rhabarber wäre ich von selbst gekommen und sogar mit Ansage verlassen sie jedenfalls in dieser Phase kaum die Sphäre der Einbildung. Stattdessen blitzen schon die kräftigeren Ingredienzen der Basis hervor, rasch lässt sich Patchouli erahnen und spielt mit seiner Nähe zu Leder, welches andererseits auch teerig-rauchige Wurzeln hat. Oder besser: zu haben scheint, denn die Aromen kreisen, Schwaden gleich, umeinander. Frische, leicht feuchte Erde, warm-würzig-krautige Anflüge, eine fast süße Nussigkeit. Das Gras bietet all seine Facetten auf und an seinen Rändern sind geschickt und behutsam einige abrundende Aromen angebracht.
Ein Manko ist der baldige Rückzug. Bereits nach drei Stunden ist – zumindest an einem warmen Sommertag – der Duft auf der Haut. Lustigerweise dringt dann für ein Weilchen ein Hauch von Fruchtigkeit durch, wie sie für den Anfang zu erwarten gewesen wäre. Überhaupt bleibt es spannend. Das Patchouli setzt eine Zehe ins Schokoladige (Bitterbitterbitter-, versteht sich) und gegen Mittag erscheinen sozusagen die noch fehlenden Vetiver-Spielarten, als da wären: eine aparte, sanfte Salznote, die den erdig-rauchigen Part bereichert, sowie eine Spur Säure, wie sie manche Vetivers zeigen. Heute wollen wir aber zudem glauben, dass Rhabarber beteiligt ist – nur der pyramidalen Ordnung halber.
Nach rund sechs, sieben Stunden landet der Duft sachte auf feinem Holz, das sowohl helle wie dunkle Aspekte und keine für mich spürbare Synthetik aufweist. Am zweiten Testtag bemerke ich die Unterlage deutlich früher, dennoch bleibt sie sehr hintergründig bis in den Nachmittag hinein. Dieses Ende kommt ein wenig blanker poliert daher als der Rest und strahlt damit eine eher uniforme Noblesse aus. Trotzdem Noblesse. Ein insgesamt würdiger Schluss.
Fazit: Ein Vetiver-Duft ohne Brimborium drumherum. ‚Hemingway‘ setzt mit Erfolg auf die zentrale Zutat und deren Aromen-Vielfalt. Das Ergebnis sollte von keinem Vetiver-Freund ungetestet bleiben.
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