MissKitty

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6 - 10 von 17
MissKitty vor 9 Jahren 22 7
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
N°19 ist eigentlich meine N°5
Der erste Chanel-Duft, der bei mir einzog war 1979 die N°5.
1985 kam Coco dazu, danach Coco Mademoiselle, dann die N°22.
An N°19 hatte ich das ein oder andere Mal geschnuppert, aber es sprang kein Funke über.
Bis ich vor drei Jahren in der Parfümerie meines Vertrauens arglos fragte, welcher Duft denn zu mir passen könnte.
Schwupps drehte sich Frau Eva um, griff zielsicher ins Regal, griff die N°19 und sprühte erst mal vorsichtig auf ein Kärtchen.
Eher gelangweilt ließ ich mir tatsächlich ein wenig auf die Haut sprühen, um dann zu erleben, wie sich der Duft innerhalb kurzer Zeit entwickelte, veränderte und zu einem Teil von mir wurde. Da ich noch zögerte, wurden andere Verkäuferinnen um ihre Meinung gefragt und einhellig wurde beschlossen, mich ohne diesen Flakon nicht mehr aus dem Geschäft zu lassen.
Diese Überrumpelung habe ich bis heute keinen Tag bereut, was zwei leere und ein angebrochenes Fläschchen wirkungsvoll beweisen.

N°19 ist, wie schon Neufiwoman schreibt, ein Duft, der immer und überall passt.

Ob zum Bewerbungsgespräch, zum chicen Stadtgang, zum fläzen auf der Couch, als nervliche Stütze auf einem Kindergeburtstag oder selbst als schützendes Schild auf einer Beerdigung ... er ist immer richtig.
Nicht zu viel und alles andere überlagernd. Nicht zu süß. Nicht zu blumig. Nicht zu maskulin, aber auch kein kleines Weibi - er passt einfach.

Anfangs ist er recht grün-krautig. Würde zur kleinen Hexe Petersilie mit der grünen Nasenspitze passen.
Dann wird er sanft und strahlt so vor sich hin um nach ca. fünf Stunden mit dem Jasmin beim Holz anzukommen.
Moschus nehme ich nicht wahr - er hält sich demnach ganz vornehm zurück und mildert die Hölzer etwas ab, damit sie ruhig und warm verweilen.
Auf meiner Haut kann ich ihn tatsächlich noch am nächsten Morgen riechen, aber Sillage hat er dann keine mehr.

Fazit: Sein Auftakt ist ein wenig krautig-einschüchternd. Werden allerdings die Blumen erreicht, wird er fröhlich-summend, um seinen Weg gemächlich zum Holz fortzusetzen.
So ist er ein wunderbarer Begleiter durch den Tag, dessen Duftverlauf sehr meiner Energiekurve entspricht.
7 Antworten
MissKitty vor 10 Jahren 36 11
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
7
Duft
Biedermeier-Sträußchen
Mitsouko zog erstmalig in den achtzigern bei mir ein. Damals arbeitete ich in der Eifel im Hotel und dort vorwiegend im Service.

Das Restaurant war weithin bekannt und beliebt und so hatten wir häufig recht illustre Gäste, die natürlich immer mit den neuesten Düften kamen.
Es war die Hoch-Zeit von Lagerfeld, Kouros und Armani bei den Herren und die Damen trumpften mit Poison, Cartier, Armani, Chloe und wie sie alle hießen, auf.
Tischnummern waren fast nicht nötig, es genügte eigentlich den Haupt-Duft zu nennen - denn diese Düfte waren sicher alles andere als leise.

Es wurde ja auch noch in den Restaurants ganz selbstverständlich geraucht - selbst Zigarre. Und der Spruch: Du darfst ruhig weiteressen während ich schon rauche - ist nicht nur ein Witz gewesen.

Dazu kamen noch die Düfte der Speisen. Ob es Kurz-Gebratenes, Fisch oder ganze Gänse waren. Frittierte Sättigungsbeilagen, Kohlgemüse oder die Käseplatte zum Dessert.

Unvorstellbar welche eine Kakophonie der Gerüche als normal empfunden wurde!

In dieser Zeit also kaufte ich mir erstmals Mitsouko - wahrscheinlich als EdT, da ich mich noch nicht mit den Feinheiten auseinandersetzte.
Dieser feine Duft. So hell. So leise. So anders als all die lauten Gesellen.

Selbst beim ersten Aufsprühen ist für mich nicht auszumachen, was ich rieche. Nicht Bergamotte, nicht Jasmin, Rose oder Zitrusfrüchte - es ist die spezielle Zusammensetzung die ich wahrnehme, ohne einzelne Elemente erkennen zu können.
Diese Komplexität bleibt für mich während des ganzen Duftverlaufs erhalten. Zu keiner Zeit kann ich eine Komponente für sich erschnuppern.

Mitsouko ist für mich wie ein Biedermeier-Stäußchen, in dem keine einzelne Blume präsentiert wird, sondern nur alle zusammen eine Wirkung erzielen. Diese Sträuße sind aus der Mode gekommen, aber ihrem Zauber kann man sich nicht entziehen.

In den achtzigern konnte ich damit nicht umgehen und fühlte mich ob der Fülle der mich umgebenden Kracher mit Mitsouko nackt oder nur notdürftig bekleidet.

Heute ist das anders. Wenn ich heutzutage morgens die kleine Japanerin einlade mich zu begleiten, macht sie das gerne und kommt auch abends wieder mit zurück.
Sie setzt sich auf den Brillenbügel oder rollt sich irgendwo in den Falten des Gewandes ein und jedesmal wenn sie sich reckt und streckt oder mit den Beinen wackelt, kommt mir eine kleine Duftwolke wie eine Erinnerung in die Nase. Dann weiß ich, dass sie da ist und ich nicht unbekleidet bin.
11 Antworten
MissKitty vor 10 Jahren 16 8
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
das hätte ich nicht vermutet ...
das dieser Duft sich mal in meiner Sammlung wiederfinden würde! Wieso??
Das ist kurz erzählt:

In der Adventszeit 1988 machte ich mich an meinem freien Tag auf, um auf Weihnachts-Geschenke-Jagd zu gehen. Natürlich stach mir dieser ungewöhnliche Flakon sofort ins Auge und obwohl ich schon damals eigentlich vorsichtig mit neuen Düften auf der Haut war, ließ ich ihn mir aufsprühen.
Seither verband meine Erinnerung diesen Duft immer mit der schlimmsten Migräne-Attacke an die ich mich erinnern kann. Wie der Duft roch oder ob er tatsächlich dafür verantwortlich war, hat mich für die nächsten 26 Jahre nicht mehr interessiert.

Was sich geändert hat? Dafür braucht es ein paar mehr Worte:
Dieses Jahr war ich auf Valentin in einem Tabak und Spirituoeen Geschäft, das von einem wirklich alten Ehepaar (geschätzte 75+) geführt wird.
Nur er war da, beriet mich wie immer mit viel Geduld und Sachkenntnis und als er mir das Geschenk einpackte musste ich einfach fragen, wonach er so ungemein gut riecht.
Aramis war seine Antwort - schon seit vierzig Jahren. Seine Frau würde seit fast dreißig Jahren auch immer nach dem gleichen Duft riechen, den er ihr direkt nachdem er auf den Markt kam schenkte: Boucheron.

Hm, so eine lange Treue und ich kann mich überhaupt nicht mehr an den Duft erinnern - das sollte geändert werden.
Zuhause las ich erst mal hier die Kommentare und da ich schon häufig mit Pluto einer Meinung war, wuchs meine Neugier nur noch weiter.

In einer kleinen Inhaber geführten Parfümerie wurde ich fündig und bat um einen Probe-Sprüher.
Mir wurde ein besprühtes Kärtchen gereicht und mit ein wenig Bammel schnüffelte ich. Was ich da roch gefiel mir auf Anhieb (obwohl der Duft merklich Patina vom im-Regal-stehen hatte) und so bat ich um einen Sprüher auf die Haut.
Dafür öffnete sie tatsächlich die Verpackung, damit ich den Duft frisch erleben und beurteile kann - was nach einer mehrstündigen Runde durch die Stadt zum Kauf führte.

Die aufgelisteten Blumen nehme ich nur kurz nach dem Aufsprühen bewusst wahr. Da wirkt der Duft auf mich wie ein bunter, klassischer Strauß, dem ein schmückender Schleier von gewürzigen Noten übergeworfen wurde. Dieses Verhältnis ändert sich im Duftverlauf, bis die Blumen fast völlig in den Hintergrund treten und nur wie kleine Blüten im Moos hin und wieder aufblitzen.
Spätestens ab der Herznote tritt das Sandelholz aus dem Schatten, unterstützt von Iris und Tuberose, aufgefrischt durch Geranium.
Die Basis ist wunderbar pudrig und lang anhaltend. Wie ein Gehen über frisches, leicht feuchtem Moos im Wald. Die Füße sinken leicht ein und nur auf Wolken zu gehen ist dazu die Steigerung.
Zibet ist unterschwellig während des ganzen Duftverlaufs zu erahnen, drängt sich aber nie in den Vordergrund. Er verhindert übermäßige Pudrigkeit und ist der Leitfaden, um den sich alles windet, der aber nie selber vor das Publikum tritt.

Fazit: Boucheron ist ein erwachsener Duft, den ich mir nur schwer an einem Mädchen oder sehr jungen Frau vorstellen kann. Er strahlt eine eigene Aura aus, fast ein wenig Respekt einflößend. Er kleidet, benötigt aber keine große Robe für seine Wirkung.
Ich bin sehr froh, diesem Duft eine zweite Chance gegeben zu haben.
8 Antworten
MissKitty vor 11 Jahren 8 4
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
1
Duft
das war schade ...
Lysistrates Aufruf folgend, werde ich mich mit diesem Duft befassen - auch wenn es keine Liebeserklärung wird.

Ingwer liebe ich seit vielen Jahren. Der erste Biss in das erste Ingwerstäbchen und seither halte ich ihm die Treue.
Figürlich betrachtet natürlich nicht unbedenklich, daher gönne ich ihn mir nur selten. Häufig allerdings kommt er als Gewürz oder Zutat in der Küche zum Einsatz. Seine aromatische Schärfe passt nicht nur zu asiatischen Gerichten sondern findet bei mir auch gerne in der Patisserie Verwendung.
Auch Tees mit Ingwer finden immer schnell in meinen Einkaufskorb.

So wundert es nicht, dass ich Pflege oder Düften mit Ingwer nicht ausweichen kann - ganz besonders nicht, wenn es als "Ginger" von Il Profumo daher kommt. Einer Marke, von der ich schon viele Düfte kenne und einige in meiner Sammlung habe.
Sie zeichnen sich für mich durch ihre Haltbarkeit aus und das sie untereinander gut zu kombinieren sind.

Zu "Ginger" allerdings fällt mir keine Kombinationsmöglichkeit ein.
Er riecht für mich wirklich original nach Toilettenstein - gekünstelt säuerlich und brennend aggressiv. Das war der erste Eindruck und das blieb so bis zum Schluss, der wie bei allen mir bekannten Düften dieser Firma recht spät kam.

Dabei hätte ich ihn so gerne lieben wollen - aber alle Überlegungen ihn mit etwas weicherem, wärmeren, blumigeren zu kombinieren, liefen schon in meinem Kopf ins Leere und der Praxis-Test brachte auch keine positiven Erkenntnisse.
Er bleibt einfach scharf und anstrengend für die Nase. Macht keine Entwicklung in irgendeiner Richtung und erst wenn der Spuk endlich vorbei ist, kann sich die Nase wieder erholen.

Ich habe ihn an eine Freundin weiter gereicht und frage mich, ob ich sie damit vielleicht beleidigt habe?
Sie hat danach den Kontakt zu uns einschlafen lassen ... vielleicht ist das ja sein geheimes Einsatzgebiet???
4 Antworten
MissKitty vor 11 Jahren 22 7
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
zu bequem ...
unser Sohn liebte es neue Schuhe zu bekommen, als er noch klein war. Da sich seine Füße im ständigem Wachstum befanden, hatte er häufig dieses Vergnügen.
Dabei blieb mir besonders ein Gummistiefel-Kauf erinnerlich.

Er war ca. zwei Jahre und es sollten Hausschuhe und besagte Regenstiefel gekauft werden.
Auswahl, Anprobe und Kauf gingen schnell und am Schluss behielt er die neuen Stiefel direkt an.
Wir verließen das Geschäft und marschierten zum Auto, als mir sein Gang merkwürdig erschien - er SCHLURFTE! Eine Unart vieler Kinder und mittlerweile auch Erwachsener, dennoch kannte ich das bis dahin bei ihm nicht. Auf die Frage nach dem Grund kam die Antwort, die Stiefel seien "zu bequem" - womit er meinte, sie seien noch zu groß.

Dieses "zu bequem" ist ein geflügelter Begriff bei uns geworden und passt für mich genau zu diesem Duft.

Dabei ging es mir nicht wie ParfumAholic - Liebe auf den .?. Riecher. Nein!

Ich erhielt von einer lieben Duft-Freundin eine Probe, sprühte sie nachlässig auf den Handrücken und fing meinen wöchentlichen Hausputz an.
Danach wurde noch gekocht und gekruscht und trotz all der widrigen Umstände konnte ich diesen Duft noch abends auf der Couch ausmachen. Seine Haltbarkeit hat mich da schon überwältigt. Ich konnte die Nase kaum vom Handrücken lösen.

Der Duft selber passt eigentlich überhaupt nicht zu meinem Beuteschema - bevorzuge ich doch eher kantige, mitunter auch laute Düfte, die erst in der Basis weich und leise werden.

Ganz anders hier:
Für meine Nase und auf meiner Haut gibt es nur die Basisnote aus Heliotrop, Vanille, Tonka und Wildleder. Göttlich weich und schmusig. Verlässlich und immerwährend und überhaupt ... einfach nur großartig!

Der Duft ist für mich vollkommen.

Er drängt sich nicht auf, da die Sillage zwar besteht, aber nicht als Flaggschiff unterwegs ist. Er hält wie beschrieben bei mir gefühlt ewig und werde ich darauf angesprochen, sind es durchweg positive Kommentare.
Dennoch kann und werde ich ihn nicht als alleinigen Duft nehmen, da er für mich "zu bequem" ist.

Entsprechend meines Charakters brauche ich scheinbar erst Konfrontation, um mich dann an dem Frieden nach der Auseinandersetzung zu freuen.

Wer aber etwas sucht wie Samt und Seide - weich, warm, kuschelig und gegenwärtig, der landet ganz sicher mit diesem Duft einen Haupttreffer.
7 Antworten
6 - 10 von 17