Nikodemus

Ja, das waren noch Zeiten, als man unter Frische noch das "Pour Homme" von Van Cleef and Arpels verstand. Keine fruchtige oder weichgespülte Frische wie man das heute vielleicht kennt, sondern eine herbe, maskuline Frische. Wo gibt´s das noch?

Dabei hat mich dieser Duft doch anfangs ziemlich überrascht: Ich hatte ihn schon länger unter meinen zu testenden Parfüms und hatte ihn zunächst gemieden, da der der Flasche entweichende Duft alles andere als vielversprechend war.
Hat man ihn aber erst auf der Haut wird man sofort von seiner Faszination ergriffen. Dunkel durchaus, aber für mich so unendlich sauber und frisch.
Und dabei so edel.
Manchmal frage ich mich, wie schön es doch wäre, wenn sich heute ALLE Männer so stilvoll parfümieren würden...

Keine Frage, dieser Duft ist ein ganz großer Wurf aus den 70ern, den man nur wärmstens empfehlen kann!

Zum "Exception" von Gainsboro habe ich zwei Dinge zu sagen:

1. Ich mag Düfte wie "Exception" nicht!

2. Aus unerfindlichen Gründen komme ich vom "Exception" nicht mehr los!

Das widerspricht sich? Nein, durchaus nicht! Ursprünglich - und das ist noch nicht lange her - hätte ich um ein solches Parfüm einen gaaaaaanz weiten Bogen gemacht. Viel zu aromatisch, viel zu aufdringlich. Doch irgendetwas ist an diesem Duft, oder besser gesagt IN diesem Duft, dass ihn so seltsam unwiderstehlich macht.

Sicher ist er nichts für alle Tage, auch nicht gerade für den Hochsommer. Aber um sich zwischendurch an seinem Aroma zu delektieren, als Zwischenmahlzeit sozusagen, bestens geeignet.

Gemessen am berühmten "G-Man" braucht sich der kleine Bruder nicht zu schämen oder zu verstecken, denn edler wirkt das "Exception" auf jeden Fall.
Außerdem: Wer mit dem "Exception" aufläuft kann sich höchster Exklusivität sicher sein, denn dieser Duft ist eine absolute, kaum mehr zu bekommende Rarität.

Doch mir soll´s recht sein, denn was macht mehr olfaktorische Freude, als wenn man anders duftet als der profane Rest dieser Welt?
Eben!

Herzliche Grüße aus Sachsen

Nein, er ist nicht unbedingt etwas Ausgefallenes, auch nicht etwas Herausragendes oder in besonderer Weise Hervorzuhebendes. Ziemlich durchschnittlich irgendwie. ABER - er ist ein netter Gefährte!

Keiner, der sich in den Vordergrund drängt, eher ein stiller, aber um so angenehmerer Begleiter.

Es war ein früher Versuch von Jean-Charles de Castelbajac im Parfümgeschäft Fuß zu fassen. Als Modemacher konnte er zahlreiche Promis ausstatten, sogar der Papst kleidete sich zeitweise mit Castelbajac.

Nur drei Jahre nach Firmengründung 1978 kam schließlich dieser Duft auf den Markt - jedoch mit eher mäßigem Erfolg.
Doch warum eigentlich? Ein angenehmer Duft, typisch für seine Zeit, vielleicht sogar eher noch in die 70er gehörend. Sillage und Haltbarkeit können sich auch sehen lassen.
Vielleicht aber ist es doch sein stilles, in der Masse guter Parfüms jener Zeit untergehendes Wesen, das einen größeren Erfolg am Markt verhindert hat...

Haben müssen tut man ihn zwar nicht unbedingt, wer ihn aber günstig bekommt, kann getrost zugreifen. Zu bereuen gibt es sicher nichts...

Herzliche Grüße aus Sachsen

Meinem Vorredner ist gar nicht viel hinzuzufügen, er hat es wunderschön formuliert:

"Enrico Coveri pour Homme" ist der Geniestreich eines jugendlichen Designers; ein betörend schöner und warmer Duft, der seinen Träger geradewegs liebevoll umschmeichelt. Fernab des Mainstreams würde man sicher ein solches Parfüm heute nicht mehr kreieren.

Er war wohl nie ein Produkt für den Massenmarkt, sondern immer nur ein Geheimtip für Individualisten. Dass er eingestellt wurde und sich kaum jemand seiner erinnert, zeugt letztlich nur vom schlechten Geschmack heutiger Konsumenten.

Wer Interesse an ihm hat kann sein Glück bei einem großen Auktionshaus versuchen. Aber er wird tief in die Tasche greifen müssen, denn die letzten noch existierenden Fläschchen haben ihren Preis...

Herzliche Grüße aus Sachsen

Ich kann das recht kurz machen:

In den letzten Monaten habe ich mich fast nur noch mit alten Sachen befasst und die "modernen" Parfüms mehr oder weniger links liegen gelassen. Als ich mir heute Morgen mal wieder "The One" zugemutet habe, hat es mich fast umgehauen! Welch ein Unterschied! Fast ist das nach Wochen des Verwöhntwerdens ein Kulturschock...

Was ist nur aus unserer Zeit geworden, wenn ein solches Gepansche zum Markterfolg wird? Eigentlich kann ich mir das nur so erklären, dass die meisten Menschen kaufen und lieben was man ihnen vorsetzt. Wahrscheinlich wissen viele Junge gar nicht mehr, wie ein "richtiges" Parfüm zu riechen hat...

Diese im Höchstmaß synthetische Mischung ist eine Zumutung! Selbst in der guten alten DDR im "VEB Haushaltschemie Bitterfeld" wurde wahrscheinlich anspruchsvolleres produziert.

Schade, dass so viele Zeitgenossen ihre Zeit an "The One" verschwenden - es gäbe in dieser Welt so unglaublich viel besseres zu entdecken. Wirklich schade...

Herzliche Grüße aus Sachsen