Ormeli

Ormeli

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11 - 15 von 65
Ormeli vor 9 Jahren 16 12
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Bonnie and Clyde
Sicherlich gelangte die Geschichte, des Gangsterpärchen, das Mitte der 1930er Jahre in den USA, zu Zeiten der Weltwirtschaftskriese ‚wütete‘ - jedoch ein unrühmliches Ende, im Kugelhagel seiner Fahnder fand, auch zu Robert Piguet.

Tatsächlich wurde über das rauchig-ledrige Edelwässerchen schon alles Wesentliche gesagt. Gerade der herausragende Kommentar von Profumo dürfte alle Wissenslücken schließen. Unberechenbar, ein klein wenig verrucht, kühl und, ja in seiner Direktheit entwaffnend. Nichts für kalte Wintertage. Ein schwerer Duft der seine Trägerinnen in dunkle, herb-weiche Töne hüllt. Außergewöhnlich, geheimnisvoll, raumausfüllend, polarisierend, ein wenig streng und schwer in Worte zu fassen. Avantgarde in ihrer schönsten Form.

Piguet, ein Schweizer Modeschöpfer, der im Paris der 1930er und 40er Jahre wirkte, machte sich seinen Namen mit perfekt geschnittener, sehr dünner, grauer Flanell-Couture. Seine Werke beeinflusste eine Generation von Modeschöpfern, wie z.B. auch Dior, Balmain oder Givenchy. Bandit, kreiert von Germaine Cellier, war sein erster Duft.

Vielleicht hatten Bonnie & Clyde ihren Teil zur Inspiration beigetragen, zu den atemberaubenden, „gangster-mäßig“-schönen Modellen und dem leicht verruchten Bandit, der 1944 lanciert wurde. Nichts für alle Tage. Ein teures, schmückendes Accessoire zur Abendrobe. Ein Chypre, kein Zweifel, der einer eleganten Dame gut zu Gesicht steht, der wie kein Zweiter für die Zeit seiner Entstehung stehen könnte, selbst in seiner heutigen, reformulierten Fassung.

Der allererste Eindruck, kurz nachdem das E.d.P. die Haut benetzt macht mich sprachlos. Ein Thema welches seit jenen Tagen vielfach neu erzählt, aber nicht wieder erreicht wurde. Zum Niederknieten, der Stoff, aus dem Träume geschneidert werden. Die Assoziationen mit Marlene Dietrich sind absolut nachvollziehbar.

Unnahbar, herb und trocken aber nicht staubtrocken. Mir gefällt das sehr gut. Es wirkt in letzter Konsequenz leicht Androgyn. Dennoch lockt das Weib. Dieser Bandit steckt voller Anspielungen, voller Lock- und Botenstoffe, so dass ich ihn mir am ehesten an einer Frau wünsche.

Er hat etwas unheimlich anziehendes, etwas beherrschendes. Eine erotische Strahlkraft, die auf einer anderen Ebene wirkt wie die tollen Düfte allà Poison oder Shalima. Bandit entfaltet seinen Reiz auf einer subtilen, einer sinnlichen Ebene. Oberflächlich betrachtet wirkt er wie ein Herrenduft aber auch dabei gilt die Einschätzung nicht für jeder-Mann. Mädels, wenn euch Herrendüfte wie Kouros von YSL gefallen, dann wird Euch der Bandit umhauen.

Der Duftverlauf lässt sich zwar rasch erzählen, was jedoch nicht heißt, dass da nichts passiert oder die Haltbarkeit schlecht wäre. Diese ist mit oft über 7 Stunden durchaus Vorbildlich. Wie bei vielen der wirklich meisterlichen Komposition stechen einzelne Bestandteile kaum hervor. Ein mulmig-schöner Gesamteindruck, getragen von dem Kontrast zwischen den, zu Beginn, leicht grünen Akkorden gegenüber dem rauchig ledrigen Eindrücken an der Basis. Vielleicht ein bisschen streng und respektgebietend.

Hesperiden, sofern vorhanden, werden komplett von Galbanum und Aldehyden zur Seite geschoben. Zusammen mit floralen Noten ergibt das bereits im Auftakt einen unnachahmlichen Kontrast. Doch machen sich auch schon erste, rauchige Eindrücke bemerkbar, die später, in der Basis, zu einem weichen und anschmiegsamen Leder manifestieren werden.

Die Strenge weicht Stück um Stück zurück, gibt hier und da leicht seifige Untertöne preis. Zusehens wird es trockener. Keine Spur von muffigem Patchouli. Stattdessen Eichenmoos, Leder, Moschus, Zibet. Das zusammen klingt verrucht, unmanierlich vielleicht sogar ein wenig schmutzig, aber das Gegenteil ist der Fall. Der Bandit dreht sich elegant um die eigene Achse und offenbart eine, ich kann es nicht besser in Worte fassen, avantgardistischen Anmutung. Der feinledrige Akkord bleibt bei den meisten Testläufen hinter den Erwartungen zurück. Hier macht sich wohl die Hautchemie bemerkbar, die gerne mal die eine oder andere Note wegschluckt.

Heutzutage ein Duftchema von vielen. Aber Mitte der 40er Jahre eine Provokation. Ein Affront der jedoch schnell verziehen und bald gefeiert wurde.

Meine Probe von Bandit E.d.P. hat mir Violaodorata geschenkt. Vielen herzlichen Dank dafür. Vor einem Blindkauf warne ich ausdrücklich! Nach den vorangehenden Beschreibungen entwickelt er sich doch höchst Unterschiedlich. Wo einer nicht genug von dem Lederakkord bekommt, stören sich andere an den Aldehyden oder fühlen sich gar von seiner Wuchtigkeit überfordert. In anderen weckt er das Tier. Etwas Zeit sollte man sich nehmen. Dieser Bandit offenbart sich nicht sofort. Aber es lohnt sich.
12 Antworten
Ormeli vor 9 Jahren 12 11
7.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
6
Duft
Ein verlorener Tag?
Zumindest haben die Marketingleute, schon mal etwas richtig gemacht. Denn beim Betrachten des Gentlemen Only Casual Chic- Flakon, kann die Extension „Only“ leicht überlesen werden. Und ob da nun von „men“ oder „man“ die Rede ist? Die Neuronen in meinem limbischen System schert es nicht, sie tanzen Samba und schicken La Ola Wellen in Richtung Cortex, wo sich viele guter Erinnerungen befinden, die teilweise auch mit dem richtigen Gentleman verbunden sind.

Damit ist klar, dass ich an diesen Test mit einer leicht positiven Grundeinstellung herangegangen bin – was auch nötig war, denn mir stand nur ein Sample in Form eines kleinen Tütchens, mit deutlich weniger, als einem halben Milliliter Inhalt zur Verfügung. Eigentlich landen diese Dinger unbesehen im Abfall, denn man kann sie kaum öffnen, ohne den kompletten Inhalt über Hände und Fußboden zu verteilen, so dass für geeignetere Stellen nichts mehr bleibt. Ein kleiner Pumpzerstäuber wäre mir lieber gewesen.

Aber gut, einmal aufgerissen, gibt es kein Zurück. Erste Erkenntnis: Mit dem Gentleman von 1974 hat Casual Chic nichts zu tun. Aber nicht übel! Vielverspechendes, würziges, frisches, süßes erreicht meine Nase. Ingwer aber auch ein winziger Klacks Apfelkompott, würde ich sagen. Nicht ganz so intensiv und viel klarer als bei Boss Bottled, in dessen Nähe ich den Givenchy gerne rücken möchte. Natürlich sind da Abweichungen, die jedoch mit der sandelholzigen Basis weitgehend verschwinden.

Insgesamt ist die Silage etwas zurückhaltender und mit rund sechs Stunden fällt die Haltbarkeit kürzer aus, als beim Boss, der mir als Business Duft zu Casual ist, während der Givenchy, für einen reinen Freizeitduft nicht legere genug erscheint.

Casual Chic startet lebendig und frisch. Daneben macht sich die Bottle fast wie abgestandene Apfelsaftschorle aus. Die süße Anmutung, die den größten Teil der Entwicklung bestimmt, ist bereits kurz nach dem Start dominant. Nach rund vier Stunden, der Zenit ist längst überschritten, macht sich die für Sandelholz typische, warm holzige Basisnote breit. Auch wenn das nicht sonderlich phantasievoll ist, sind diese Sandelbasen für mich meistens OK.

Chic aber nicht wirklich lässig – eher lätschig, den ansonsten passiert im Verlauf nichts mehr. Wer einen einfach gestrickten Duft sucht und Sandel mit Birke und Zeder mag wird mit diesem Wässerchen hochzufrieden sein. Mit unerwarteten Nuancen darf nicht gerechnet werden. Da hat sogar der Boss mehr zu bieten.

Dennoch - durchaus Businesstauglich, geeignet für sie und ihn, eher ein Herbst-/Winterduft. Ein verlorener „Duft-test-Tag“ war es zwar nicht, aber ich werde dem leere Tütchen – also dem Casual Chic – Eindruck auch nicht hinterher trauern.
11 Antworten
Ormeli vor 9 Jahren 22 15
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft
Neulich in der Teeküche.
Ah! Sie haben heute diesen, diesen blauen Seemann drauf!
Nö.
Doch - ich erkenne ihn ganz genau. Mein Mann hat den auch. Der ist toll!
Naja …
Fürs Büro vielleicht ein bis stark, aber trotzdem - sehr schön!
Danke - aber das ist nicht Le Mâle!
Nicht? Sie verulken mich doch wohl nicht etwa?
Das ist eine ausgewogene Portion Neroli, umrandet von einem kühl-feinen Minzakord. Es ähnelt dem Gaultier, ist jedoch von Amouage.
Ein Amouage?! So-so. Sind die nicht unverschämt teuer? Ich mein ja nur. Parfüm ist sowieso schon ein Luxusartikel, aber die langen ganz schön hin.
*grins* Die Marke stammt aus dem Oman. Die Scheichs haben doch viel Geld. Aber was den Preis betrifft, ist das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht.
Hmmm - aber was rechtfertigt den Aufpreis? Was macht Ihren Amouage so besonders? Ich kann da keinen Unterschied feststellen.
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Solche, oder ähnliche Gespräche führe ich in letzter Zeit immer wieder. Argumente wie die bessere Qualität der Zutaten schenke ich mir inzwischen. Und wer mich kennt, weiß dass ich auf Äußerlichkeiten (außer natürlich beim Duft) keinen allzu großen Wert lege – womit Image, als Argument, auch ausfällt.

Reflection Man ist kein Vergleich zu dem, was ich von Amouage schon kenne. Nach Fate, Jubilation XXV und Lyric ist er der vierte Omani den ich probiert habe. An dieser Stelle vielen Dank an Meggi, von dem ich die Probe bekommen habe. Inzwischen kamen neben Sunshine sogar noch zwei, drei weitere Vertreter hinzu. Er scheint mir danach sogar recht untypisch für dieses Label.

Gleich nach dem Aufsprühen krame ich irritiert meine Lesebrille hervor tatsächlich! Auf dem Röhrchen steht Reflection Man. Nachdem ich erst kürzlich UOMO? von Moschino eine gewisse Ähnlichkeit zu Gaultiers Le Mâle attestiert hatte, traue ich mich fast nicht, schon wieder den blauen Torso ins Feld zu führen.

Mit dem ersten Sprühnebel verbreitet sich ein – für mich – angenehmes Aroma mit vielen weichen und zitronigen Elementen. Dazu kommt, quasi vom Start weg, eine hohe Intensivität von Neroli, flankiert von den oben schon erwähnten, gut darauf abgestimmten, minzigen Eindrücken.

Gegen Mittag, wenn der Nerolikomplex peu à peu herausdimmt und der ganze Eindruck anfängt, unbestimmt, cremig, weich und seidig zu werden, bemerke ich gelegentliche eine weitere Spielart meines Lieblings-Süßgras, die ich so noch nicht gebrochen hatte. Ganz zart nur, leicht-herb, so wie gemäht und getrocknet, lugt hier und da etwas Vetiver hervor. Wenn man davon nichts weiß ist es ist es leicht zu übersehen. Aber es ist da.

Dazu gesellt sich später eine erdig-holzige Edelholz-Patchouli Kombination, die zwar handwerklich gut gemacht – rund und geschmeidig – aber nur zu häufig bei Düften anzutreffen ist.

Fazit: Eher männlich geprägt, nicht unbedingt Bürotauglich – mehr so „Party on“ – ganzjährig einsetzbar. Vielleicht sogar Urlaubsfeeling. Auf jeden Fall ein teurer Mainstream-Fake. Um dafür den fast 5 fachen Preis - gegenüber dem männlichen Franzosen zu berappen - müsste schon noch etwas mehr dran, bzw. drin sein.

Wer es mag, erhält mit Reflection Man eine gut ausbalancierte und hochwertige Variante des Neroli, Zeder-, Sandelholz Themas. Nicht so intensiv, etwas länger in der Haltbarkeit, weicher, würziger und vielschichtiger in der Anmutung. Muss jedoch stets damit rechnen, mit dem Leichtmatrosen verwechselt zu werden.
15 Antworten
Ormeli vor 9 Jahren 23 12
7.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Mein guter Freund Burak.
Eigentlich kennen wir uns nur flüchtig. Dennoch verbindet mich mit Burak so manches. Unsere Kinder besuchen dieselbe Schule und spielen im selben Basketballteam. Kürzlich, beim Rückspiel gegen Neustadt, ist mir mal wieder so richtig aufgefallen, was für eine wunderbar buntgemischte Truppe da den Ball über das Feld dribbelt. Unsere Gegner – ich sollte das nicht so martialisch ausdrücken – unsere Gastgeber haben anscheinend kaum Kontakt zu Einwandererfamilien. Vielleicht gab es beim Einen oder Anderen kleine, unterschwellige Vorbehalte – aber das ist das wunderbare am Sport – letztendlich ging es doch nur um das Spiel. Auf dem Rückweg waren wir uns einig, wie schön es ist, in einer -nicht ganz- großen Stadt zu leben. Mit Burak verbindet mich aber auch die Vorliebe für richtig gute Düfte.

Jubilation XXV Man von Amouage ist so ein richtig guter Duft. Vom Start weg kullern mal saftige, volle Pfirsiche dann wieder pralle, reife Waldbeeren aus dem Sprühkopf – alles so richtig zum anbeißen. Aber beim zuschnappen darf nicht getrödelt werden– dieser smoothefruchtige Antritt vermischt sich rasch mit einer wohldosierten, weichen Weihrauchnote die die saftige Süße aus dem Spiel nimmt und etwas herbere Noten einwechselt. Normalerweise stehe ich ja nicht besonders auf Weihrauch, als Schönwetterkatholiken regt sich da wohl das schlechte Gewissen.

Der Übergang ist ein wenig wie, die prächtig-bunten Phantasiegewänder der Fürsten aus 1001 Nacht. Jede Kordel, jedes Tuch hat seine Bedeutung. Man könnte sich stundenlang in Erklärungen der Details ergehen was jedoch zählt ist das Gesamtkunstwerk. In dem XXV steckt so viel drin und doch kann ich nur eine hongiweiche Rose herausdestillieren. Umweht von einem zarten, geheimnisvollen Schleier, der einen entfernt seifigen, warmherzigen, dezenten, seriösen Anklang offenbart, ohne dabei bieder zu wirken. Das balsamig-cremig weiche Thema zieht sich bis zum Ende durch und fühlt sich unheimlich gut an. Mehr Beschreibung ist nicht erforderlich - Punkt!

XXV Jubilation ist kein Schnäppchen, weshalb er vor allzu inflationärer Verbreitung verschont bleiben dürfte. Für mich ist er ein echtes „must have“ – mein XXV- Bestand rekrutiert sich derzeit aus ersoukten, ertauschten und geschenkt-bekommenen Proben. Mein besonderer Dank geht hierbei an Beautycase und Meggi. Daher wird es heuer nur einen einsamen Eintrag auf dem weihnachtlichen Wunschzettel geben.

Zurück zum Thema. Getestet habe ich bewusst auch an den heißesten Tagen des Jahres, und die Vermutung, dass orientalische Düfte ideal für Saharahitze und subtropische Temperaturen sind, hat sich vorzüglich bestätigt. An kühlen Tagen kann dieser Amouage seine Stärken nicht so gut ausspielen, ist aber immer noch schön.

Die Haltbarkeit ist beeindruckend. Das Zeug hält auf der Haut leicht zwölf bis vierzehn Stunden. Sogar nach 50 Minuten im gechlorten Wasser des Sportschwimmbeckens ist XXV noch identifizierbar. Auch wenn dabei die füllige Tiefe dieser Essenz stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Insgesamt haut die Silage, entgegen aller Erwartungen, nicht voll rein. Für so einen opulent-bunten Mix ist er zurückhaltender, als erwartet. Das macht ihn im Job, wie in der Freizeit, hohe Außentemperaturen vorausgesetzt, absolut tragbar.

Fake und Flanke: Hier wird gerne der Bentley for Men intense erwähnt. Ein Wässerchen das ich ebenfalls schätze. Ja es gibt im Verlauf des Bentley sogar eine ca. einstündige Phase, in der er dem XXV zum verwechseln ähnelt. Dennoch sind die beiden Düfte soweit auseinander, dass man dazwischen bequem mit einem Jumbo manövrieren könnte.

Und zu guter Letzt, die Zielgruppe. Hier möchte ich die Damenwelt nicht von vorn herein ausschießen. Trotz aller Geschmeidigkeit, sehe ich Jubilation XXV eher bei den Herren und würde sogar die ganz jungen Semester außen vor lassen. Eine gewisse Reife sollte der Träger mitbringen, um dem edlen Tropfen gerecht zu werden.
12 Antworten
Ormeli vor 9 Jahren 15 12
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Mein erster richtiger Damendufttest.
Tja, meine Damen, auf fremdem Terrain wildert es sich bekanntlich immer noch am besten, daher habe ich mich, zum allerersten Mal getraut, einen ausgewiesenen Damenduft, nicht nur selbst auf der Haut zu testen, sondern ihn auch an ein paar Tagen im Büro zu tragen. Das war ziemlich spannend.

Besonders gut gefällt mir, an Le Parfum von Max Mara, die Feinheit, die filigrane Machart und Exaktheit, mit der sich wohldosiert, jeder einzelne Akkord nahtlos an den nächsten schmiegt. Laut Ansage sollte sich der, übrigens hervorragend abgestimmte, frische und unaufdringliche Moschuston, erst in der Basis bemerkbar machen. Bei mir prescht das zottelige Weidetier nach vorne und macht sich schon viel früher bemerkbar.

Der Auftakt erinnert an einen Straus Frühlingsblumen. Tulpen, Hyazinthen und Jasmin. Nicht in der Vase! Genau so wie in einem Park oder gar am Keukenhof, wenn sich erdige und luftige Noten dazu gesellen. Bezaubernd, intensiv aber nicht zu füllig. Egal was da Blüht, flankiert von fein-pudrigem Moschus ist es eine Wonne daran zu schnuppern.

Die Übergänge sind fließend, denn sobald mir die rosaroten Rosentöne bewusst werden, die von einer bodenständigen, unpieksigen, aber nicht minder selbstbewussten Hochleistungsduftrose stammen, befindet sich der Max Mara schon mitten in Phase Zwei in der er kurz und knackig, den Weg für den dritten und finalen Akt bereitet.

Im Basement des Le Parfum angekommen hat sich die Anmutung komplett gewandelt. Vom Moschus ist nichts mehr übrig. Dafür dominieren jetzt leichtfüßige, sehr luftige und edle Hölzer. Keine Palisaden, keine massiven Stämme sondern fein gearbeitete und mit Leinöl gepflegte Holzskulpturen mit einer Prise Sprühstärke, die körperlos über dem nichtholzigen Edelholz-Cocktail schwebt. Das ist interessant aber nicht mehr so anziehend wie die erste Hälfte.

Die Silage hält sich in Grenzen, dafür ist die Haltbarkeit gut. Bis zu sechs Stunden verbreitet Le Parfum seinen Geist. Danach ist er noch für weitere gut vier bis fünf Stunden, direkt auf der Haut identifizierbar. Ein hitzebeständiger Sommerduft, mit einer leicht eigenwilligen Basis. Le Parfüm ist definitiv der Damenwelt vorbehalten, da er sehr feminin ist und der Weiblichkeit geschickt schmeichelt. Aber mit einer Portion Mut, Parfümbesessenheit und vielleicht etwas Selbstüberschätzung kann man ihn auch als Mann im Büro tragen.
Meinen allerherzlichsten Dank an Violaodorata die mir eine Kostprobe vom feinen Le Parfum überlassen hat.
12 Antworten
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