RiechArt

RiechArt

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11 - 13 von 13
RiechArt vor 7 Jahren 8 5
6
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Ein wenig Fahrenheit mit Honig
Mein zweiter Nasenstreifzug aus dem schon bei Eau du Kashmir von der gleichen Herstellerfirma erwähnten Probeschächtelchen mit drei ¨Wahldüften¨ von Rituals nach freier Wahl. Ein sehr schöner Kommentar steht hier schon weiter unten von Aliana - mich inspirierte der Duft zu einem anderen Format - mal sehen ob das hinzubekommen ist...

Dieser Sultan voll Muskat,
blumig, würzig, sehr komplex -
kleiner Radius sehr privat,
männlich – weiblich – unisex.

Irgendwie wie Fahrenheit
- im Nachgang meinem Lieblingsduft
recht ähnlich - welche Seltenheit

nur etwas schneller er verpufft…
… in seiner Breite.

feiner Honig hinterfragt…
… das Fahrenheit - es fehlt die Seite,
die dort so alles überragt.

Das Fläschchen schlicht und bernsteingold -
der Duft doch eher rotes Glühen.
Beschäftigte mich ungewollt,
verführt mich nochmals nachzusprühen.

Und wieder dieses Potpourri,
der Parfumeur wohl ein Genie.
Feine Würze - kaum Chemie,
wohlgemischt mit Phantasie.

Der Nase Schleimhaut wird verführt -
bekannte Werte, Komponenten,
Blüten, Kräuter - tief berührt
an Hypothalamus (*) zu senden...

...der dadurch intensiv beschäftigt,
die Komponenten zu erfassen -
die eng verwoben, zäh und kräftig
so wunderbar zusammenpassen.

Der Radius kriecht nach ein‘ger Zeit -
nach ein paar Stunden maximal,
in Hemd und Halstuchs Heimlichkeit -
vertreibt genüßlich allemal...

...des Winteralltags fahles Grau.
Der Duft komplex und linear
ein wenig süss, zu wenig rauh
Und doch, in summa – wunderbar.

So, und jetzt zusammenfassend nochmals in schlichter Prosa. Tatsächlich finde ich, dass Sultan de Muscat in seiner langen, sehnsuchtsvoll seufzenden Würze meinem Lieblingsduft Fahrenheit ein wenig ähnlich ist. Der Geruch ändert sich über die gesamte Tagesduftdauer so gut wie gar nicht – das hatte ich selten erlebt, vorher. Es ist die Unfassbarkeit, die Undurchdringlichkeit, die beschäftigt. Die Nase versucht immer wieder zu zerlegen und zu analysieren und stößt immer wieder auf die Unmöglichkeit, das zu tun. Vorsicht, der Geruch lenkt ab, beschäftigt. Vielleicht wird man ihm auch überdrüssig – trotzdem werde ich ein größeres Fläschchen kaufen. Nach ungefähr vier Stunden hatte ich zwei Spitzer nachgesprüht – das ist die Methode der Wahl. Abends im Bett riecht es immer noch. Fahrenheit mit Honig. Anders kann ich es nicht beschreiben. Toll ist auch, dass man sich einsprühen kann und sofort in Gespräche stürzen. Der Radius ist nicht übermäßig groß. Führt man aber einen intensiven bilateralen Dialog, spürt man geradezu, wie auch der oder die Gegenüber von dem Geruch eingefangen wird und die dortige Geruchsverarbeitung ebenso intensiv beschäftigt, wie die eigene. Spannend zu beobachten. Und auch hier meine ganz klare Empfehlung.

(*) Soweit ich die Geruchsverarbeitung ein wenig nur verstanden habe finden im Hypothalamus, also in einem Teil des vegetativen Nervensystems die Geruchsverarbeitungs- und Geruchsinterpretationsprozesse statt.
5 Antworten
RiechArt vor 7 Jahren 5
5
Flakon
8
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Von Meer-Blau zu Gemüse-Grün
Beim ausgangssuchenden Rückeilen durch die neonbestrahlten, vorweihnachtlich LED-glitzernden Einkaufspassagen-Weiten, enttäuscht von der Monochromie der Parfümerie-Kette, die – vorweihnachtlich bedingt mit ausgedünntem Angebot an preislich herabgesetzten Offerten – nur uniform gleichklingende Düfte versprüht und zerstäubt, komme ich an einem mir gänzlich fremden Kosmetik-Laden vorbei, Rituals. Nun ja Kosmetikläden per se sind wohl nicht meine Domäne – waren es bisher nicht und werden es wohl auch nicht werden. Verloren fühlt sich manch ein Mann mit schwindendem Haupthaar dort – immer ein Fremder zwischen Tübchen und Döschen. Und während mein Schritts eilends am Ladeneingang vorbeieilen will, lenken mich meine Nase und damit meine frühzeitlichen Gehirnareale, die sicherlich auch für die olfaktorisch-instinktgesteuerte Motorik verantwortlich zeigen, in scharfem Bogen in das Halbdunkel jener Kosmetik-Kette. Und siehe da – schon springt, einem aufpassend-duftendem Zerberus gleich, eine Flakon-bewehrte Angestellte mir in den Weg, mich zu besprühen und zeitgleich mit fragend-verlockendem Ton in der Stimme mir die Nuancen und Schattierungen der hier gebotenen Wohlgerüche darbietend.

Wohlan – nach kurzer Schnüffelei und viel der Qualen ob der Wahl – verlasse ich den Laden wieder mit einem Schächtelchen mit drei selbstgewählten Minifläschchen – jeweils 12 ml fassend und somit ausreichend für mehr als eine kurze Duftprobe. Ich mache ein Foto von dem Schächtelchen mit seinen drei Flakons. Der Preis unter 10 Euro – da kann man doch nicht so viel falsch machen.

Zu Hause und am nächsten Morgen, die Nase wieder befreit und den Körper unumhüllt von Parfümeriekettens Duftgewirr, erprobe ich heute „Eau du Kashmir“. Ein grünes Fläschchen. Der Name des Duftes auf einem - selbst Lesebrillen-herausfordernd - klein bedruckten Aufkleber auf der Unterseite verborgen. Grün der Flakon – ein azurblaues Fläschchen mit Verlauf ins Dunkelblaue wäre passender - ich assoziiere Meer und mehr Blau, Meer-Blau, mehr Meer-Blau, Möwenschreie, Brandung, Wind – nein eher eine sanfte Briese. Einsamkeit an einem windzerzausten Strand. Blau. Das ist ein schöner, runder Duft. Die erste Stunde mit großem Radius, verschwendet er seine vielgestaltigen Nuancen zu schnell, verkriecht er sich nur allzu eilig von des Körpers sanft gewellter Haut und selbst in Hemd und Pullover verbleibt nur eine feine Ahnung wohlgemischter Aromen. Ich merkte es besonders, als ich nochmals durch den Raum schritt, in dem ich mich eingesprüht hatte. Immerhin – wiewohl nach einer Stunde der Radius kleiner wurde, kommen nun Noten durch, die an Gemüse und Gurke erinnern – jetzt passt die grüne Fläschchenfarbe besser. Der Duft wird privater – das mag auch an den vier Schichten Kleidung auf dem kalten Weihnachtsmarkt liegen. Der Stundenduft quillt ab und an wie ferne Klaviermusik, die der Wind heran trägt, unter dem jahreszeitlich bedingt dicken Pulli hervor. Er riecht frisch, immer noch blau, doch schon vielmehr gemüsig-grüner. Manchmal eine ganz entfernte Erinnerung an meinen Lieblingsduft Fahrenheit.
Nach zweieinhalb Stunden ist das Vergnügen vorbei. Ich muss die Nase tief in den Kragen stecken, um noch Nuancen zu erahnen. Der Haltbarkeit kann ich also keine so recht gute Note geben. Der Kreation selbst – was Zusammenstellung und Wandel von Meer-blau nach Gemüse-Grün über den engen Zeitraum anbelangt - aber schon. Da ist ein gewisser Überraschungseffekt dabei in dieser olfaktorischen Metamorphose die die Neugier beflügelt. Zieht man den wirklich günstigen Preis mit in Betracht eine klare Empfehlung. Ein Duft, der Spass macht. Und Vorfreude auf die beiden anderen Probeflakons, die ich an gleicher Stelle demnächst beschreiben will. Und wirklich praktisch - die 3-er Box mit den 12 ml Pröbchen reicht, um ein paar Mal nachzuschnuppern oder die Haltbarkeit durch schlichtes Nachsprühen zu verbessern.
0 Antworten
RiechArt vor 7 Jahren 11 1
5
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft
Gewaltig und männlich
Oh Du Mann des Rosses, heiliger Gral der Duft-Sonderangebote – Dir, oh Hort der Sonderangebote für neugierige Nasen und unersättliche Duftjunkies sei es gedankt - die Reihe der Jaguar-Düfte hatte mich – nach umfänglicher Lektüre der vielen schwärmenden wie auch kritischen Essays hier im Forum - schon lange neugierig gemacht und justamente diese Woche gab es eine der frühen Varianten zu unschlagbarem Preise. Schon vom Pappstreifen mit dem aufgesprühten Jaguar aus dem dunkelgrünen Flakon erfüllt - schnell des Morgens vor einem langen Workshoptag zugeschlagen und gleich nächsttäglich im Gewühl der Kollegen und ihrer vielfältigen Duft-Landschaften erprobt…

Endlich mal wieder so ein Duft, der etwas ganz eigenes hat – heute fast ausgestorben in der weiten Welt der Frucht- und Zitrusaromen – vor allem aber ein Odor das anhält. Nicht diese traumhaft in den Nasenhöhlen explodierenden, modernen Duftmegaströme, die dann nach 25 Minuten in ein dürftiges Geruchsrinnsaal übergehend – sich unter Hemd und Pullover scheinbar versteckend - schamhaft in ein kaum mehr wahrnehmbares olfaktorische Flüstern hinfort meandern. Jaguar For Men scheint aus einer anderen Epoche zu stammen. Männlich, erwachsen, nichts spielerisches, recht dominant und alle zarten Verwandten um sich herum aufzehrend und doch nicht unangenehm, kein eindimensionales Billigrasierwasser. Im ersten Moment ja - fast ein wenig billig, aber dann nach ein bis zwei Stunden ein Mix aus Weihrauch, Leder, Holz und Schokolade, dunkler Herrenschokolade - irgendwo ist die da verborgen. Myrrhe - wurde hier schon erwähnt ist da dabei, etwas Holziges – einen Hauch zu stumpf – da wären ein paar Blumennuancen als kleine spitze Schreie im schweren Bassgewirbel dieses Jaguars noch eine Steigerung und doch eine runde, umfängliche Komposition. Manchmal stehe ich - in Diskussionen verstrickt mit Kolleginnen und Kollegen – mich fast unheimlich selbst "er-riechend" und irritierten aber auch faszinierten Blicken ausgesetzt. Tief, männlich, reif - Abgründe.

Morgens um 8:00 Uhr vier Spritzer unters Hemd und Mittags am Buffet immer noch Blicke und schnüffelnde Nasen um mich her. Nachmittags erst verebbt der Geruch ein wenig – ich selbst rieche ihn immer noch, wenn ich die Nase unter Hemd und T-Shirt stecke. Er hat jetzt mehr dieses Schokoladige angenommen. Immer noch ein wenig Weihrauch und schwarze Schokolade, recht altmodisch. Am schönsten so zwischen der 2. und der 5. Stunde nach dem Aufsprühen. Besser nicht vor dem Frühstück – da ist er zu gewaltig – man riecht Marmelade, Kaffee und Rührei nicht mehr recht. Selbst Abend beim zu Bett gehen ist er noch da, dieser Duft, flirrt zwischen Haut und T-Shirt.

Könnte mein Stellvertreter für das Geliebte Fahrenheit werden - wiewohl - ich bin doch erst am Anfang meiner Duftstreifzüge. Ich würde also konstatieren - Duft - schwer und dominant, Reichweite einige Meter, nicht frisch eingesprüht unter Kollegen und Freunde, das ist zu mächtig, Haltbarkeit enorm und Appetit machend für weitere Experimente.
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