Rikitikitawi

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31 - 35 von 35
Rikitikitawi vor 10 Jahren 15 4
9
Duft
Das Mädchen aus dem Wasser
Es soll in Italien einen Fluss namens Ninfeo geben, der einen geheimen Garten durchquert - so verspricht uns die Verpackung.

Ninfeo startet sehr intensiv mit Zitronen, winkt kurz und verwandelt sich in Zitronenverbene. Ich mag Verbene, déjà-vus mit L’Occitane. Nach der anfänglichen intensiven Frische wirkt der Duft plötzlich weicher und melancholisch. Nach einigen Stunden bleibt auf der Haut nur noch etwas cremiger Verbene über.

Das stimmt, dass er ein wenig „muffelt“, aber wie sollte man denn anders lebendiges Süßwasser darstellen können? Oder einen verwunschenen Garten? Oder die geheimnisvolle Nymphe aus „das Mädchen aus dem Wasser“? Der gnadenlos von Kritikern zerrissene Film wurde dem einst nach „Six Sense“ gefeierten M. Night Shyamalan zum Verhängnis. Unverdient wie ich finde – vollkommen von Hollywoodglamour befreites Märchen, unverbrauchte Darstellergesichter und mit Independent großgewordene Handschrift vom Meister. Ich mag dieses Nach-Moral-suchende-aber-nicht-mit-Zeigefinger-aufzeigende, Menschliche-Fehler-zugebende-aber-immer-menschlich-bleibende, Bei-vollster-Hoffnungslosigkeit-die-Hoffnung-nicht-verlierende und das buddhistisch anmutende Alles-im-Leben-hat-einen-Sinn.

Ach, bei Ninfeo werde ich sentimental - in slawischen Märchen gibt es „lebendes Wasser“, nicht heiliges, sondern wirklich lebendes – es soll Wunden heilen, ewige Jugend schenken und Tote zum Leben erwecken. Es muss wie Ninfeo riechen :)
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Rikitikitawi vor 10 Jahren 5
10
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Fieber in Fahrenheit
In unserer Parfümerie bekam ich ein 50ml großes Duschgel „Uomo“ von Zegna. Das Zeug erinnerte mich unweigerlich an Fahrenheit. Einer der wenigen Düfte, den ich zum Glück nicht zu Beschreiben brauche, es geht nur um die subjektive Wahrnehmung. Also darf ich getrost um den heißen Brei herum reden.

Als Kind war ich fasziniert von diesem Sonnenuntergangsbild, ich habe dem Duft a priori 12 von möglichen 10 Punkten gegeben und konnte kaum erwarten ihn endlich kennen zu lernen. Düfte haben es leider sehr leicht mich zu begeistern und der warme hölzernsüße Fahrenheit brauchte sich gar nicht anzustrengen. Allein die Duftnoten lesen sich wie ein Gedicht, alles in einem Unisono. Er war für mich ein Nonplusultra von einem Parfüm, ich habe ihn gerne verschenkt und war sehr enttäuscht, als mein Mann von ihm nicht angetan war.

Alle Träger von seltenen Namen kennen eventuell dieses Gefühl, wenn jemand aus dem Verwandten/Bekanntenkreis seinem Kind den gleichen Namen schenkt. Nein, ich bilde mir nicht ein, dass dieses Kind mir zu Ehren benannt wurde, es ist vielmehr dieses schmeichelnde Gefühl den Namen nicht „verdorben“ zu haben. Ich war zumindest kein Hindernis und verlieh ihm vielleicht eine neue Facette. Das olfaktorische Gedächtnis ist leider viel schlimmer. Das Verheerende an diesem Duft ist es, dass er omnipräsent und unverkennbar ist. Ich kann ihn meilenweit wittern. Deswegen kommt es leider vor, dass mir nicht besonders sympathische n Menschen Fahrenheit „abwerten“. Die Assoziation werde ich sehr schlecht los und es tut mir unheimlich leid für dieses Meisterwerk.
Den vorherigen Kommentaren habe ich entnommen, dass es einigen von Euch ähnlich geht. Ich hoffe, dass die Präsenz langsam schwindet und Fahrenheit in all seiner Pracht wieder aufersteht. Ich liebe ihn schließlich immer noch… Vielleicht werde ich ihn mit erwachsenen Augen anders sehen, so wie das Fahrenheit von Bradbury
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Rikitikitawi vor 10 Jahren 6 1
7.5
Flakon
5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Nicht sauber sondern rein
Vor ein paar Jahren war ich geschäftlich in Monte Carlo. Unser Summit fand in Fairmont statt, direkt an der Promenade und nur wenige Meter vom Casinoplatz entfernt. Es war Mitte Februar, die Stadt noch ganz verschlafen, kaum Touristen - herrlich! Herrlich haben auch die Hotelangestellten geduftet – angenehm säuerlich frisch, unaufdringlich, einfach willkommen. Es kam mir etwas komisch vor, dass ich den Duft nahezu überall traf. Kein Wunder - es war Miller Harris „Fleur du Matin“, Ausstatter von Fairmont. Bis dahin mir ein völlig unbekannter Name. Reine intensive Düfte in puristischen Flakons mit liebevoll gedichteter Duftumschreibung auf der Verpackung.

FdM ist kristallklar, hat aber keine maritime Kühle, sondern mehr kräuterliche Frische. Dabei kommt mir der Duft gar nicht „essbar“ vor, eher appetitanregend. Mein Appetit auf Miller Harris ist geweckt.

Meine Vorrednerin hat Recht, FdM ist ein Gute Laune Duft, ich sage sogar „ein guten Morgen“ Duft. Ich freue mich wirklich, dass es ihn wieder gibt.
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Rikitikitawi vor 10 Jahren 8
8
Duft
Lippenstift
Die italienische Schmuckmarke „Pomellato“ ist bekannt für ihre Serie Nudo – puristische Petit Ringe aus Rosé- und Weißgold mit hellblauem Topas, Prasiolith, Lemonquarz, Madeira-Quarz und Amethyst.

Der kleine Flakon (nur 25ml) ist wirklich ein Schmuckstück, farbiges Glas im Edelsteinfacettenschliff und nach Nudo anmutender Edelsteindeckel in Goldfassung.

Es war ein Blindkauf und ganz pragmatisch – ich musste ein Cadoozgutschein einlösen und nichts Gescheites in der Preiskategorie gefunden. Aber etwas hat mich neugierig gemacht – ein Duft in hellem Blau, der scheinbar nicht nach Hellblau duftet. Selbst bei schwarzer Johannisbeere vermutet man eher Lila oder schlimmstenfalls Bordeaux. Aber es ist blau, orientalisch florale Interpretation von Blau.

Topas riecht nach Lippenstift! Nach einem leckeren Lippenstift! So MUSS ein Lippenstift riechen! Ausgesprochen feminin, sinnlich süß und paradoxerweise erfrischend. Ich nehme fruchtige Akkorde wahr, aber leider nichts orientalisches. Aber gut, süß ist er, süß kann immer als orientalisch durchgehen )))
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Rikitikitawi vor 10 Jahren 7 3
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Flüssige Architektur
Es ist der Flakon, den ich flüchtig in FAZ wahrgenommen habe. Inzwischen weiß ich absolut nicht, ob die Anzeige in Farbe oder schwarz/weiß war, ich meine Gold gesehen zu haben, aber vielleicht hat mein Verstand die typischen Farben selbst ausgemalt. Die Adresse vom Flakon ist Pallazzo Fendi Largo Goldoni 00187 Rome. Bitte nicht falsch aufstellen! Die schwarze Umrandung gehört nach vorne, die goldenen Fenster müssen durchs Glas schimmern - es ist gefrorene Musik, frei nach Schopenhauer.
Ich wollte etwas Goldenes, es war schließlich Weihnachten und ich sah Palazzo in unserer Dorfparfümerie wieder. Meins!

1+1 ergibt in der Duftwelt eine Drei. Ich als Dilettant nehme höchstens diese Drei als Ergebnis wahr, ich kann den Duft leider nur umschreiben, ohne auf die Einzelnoten einzugehen. Er ist opulent und saftig, hat etwas Orientalisches, was auch der Deckel anmuten lässt. Die Melodie ist warm, lichtdurchflutet und sinnlich. Mit Sicherheit gefällt Palazzo nicht jedem, aber das hat er auch nicht vor, dafür ist er zu selbstbewusst und beansprucht den ganzen Raum. Man muss ihm viel Zeit schenken, er haftet hervorragend. Oh, ich kann nur schwärmen und schwärmen, schließlich sollte man über „Tote“ nur Gutes berichten. Somit ist mein erster Kommentar gleichzeitig ein Requiem geworden - als ich den Duft nach ein paar Monaten nachkaufen wollte, war er bereits ausgelistet. Die Jagd nahm seinen Lauf - vier Flakons sind geleert und ein eingeschweißtes Exemplar wird artgerecht als eiserne Reserve aufbewahrt. Liebe Parfumos, sollte euch eine würdige Alternative einfallen, gebt bitte Bescheid…
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