Syndala

Bis sich jemand traut/müht, diesen Manifesto in richtiger Parfumo-Manier auseinander zunehmen, hier mein Eindruck aus einmaligem Testerlebnis.

Ich finde ja die Manifestos an sich toll und hab diesen dekadenten Geruch nach Blumen und Gebäck von Anfang an geliebt. Allerdings war und bin ich mir nicht sicher, ob mich dieser Duft im Alltag gut begleiten könnte. Zur Weihnachtszeit würde er am besten passen, aber einen Duft für etwa zwei Wochen Anwendung im Jahr kaufen? Hmneee...

L´eclat sollte dann wohl die alltagstauglichere, vielleicht sogar sommerliche Variante sein. Die Ähnlichkeit zu den zwei Vorgängern ist von Beginn an frappierend, wobei L´eclat dem Original noch etwas näher kommt als dem direkten Vorgänger L´elixier, den ich mehr liebe. Haltbarkeit und Sillage sind etwas geringer, wie sich das gehört im Sommer, aber die Keks-DNA kommt immer durch und vermittelt bei mir Weihnachts-Feeling.

Der Flakon sieht bei weitem nicht so schön aus wie die zwei anderen, und dass er in vielen Parfümerien scheinbar den Violetten vertrieben hat, ärgert mich. Aber offensichtlich besteht auch hier das Konzept darin, sich immer wieder selbst zu kopieren und dem ganzen eine andere Farbe zu geben? Netter Versuch und ich hoffe, das geht diesmal finanziell so richtig in die Hose für YSL, damit es sich endlich wieder lohnt, selbständige Düfte zu lancieren.

Keine Ahnung, wie ich darauf hätte vorbereitet sein sollen: Ich sprühe, es riecht aus armlanger Entfernung süß-fruchtig, ein bisschen wie Kinderzahnpasta. Dann der Test direkt an der Nase und...

Schleimhäute reagieren panisch, Riechorgan verfällt in Dauerniesmodus. Aldehyde und Rose führen einen Blitzkrieg gegen meine Sinne, gefolgt von einer ganzen Heerschar wütender Blumen. Das dauert erstmal eine viertel Stunde. Jetzt krabbelts immer noch höllisch, aber ich rieche wenigstens schon wieder die Zahnpasta. Gutes Zeichen, den Rezeptoren hat der Frontalangriff nicht geschadet.

Was zur Hölle war das?! Ich versuchs nochmal vorsichtig mit Nase an Haut und zucke zurück. Die Herznote tobt sich also immer noch aus. Langsam rutscht der Weihrauch mit rein, aber längst nicht so dolle, wie bei meinen Vorrednern.

Aus der Entfernung durchaus erträglich, der Auftakt wie gesagt nicht so prickelnd, aber im weiteren Verlauf zum Glück anschmiegsamer und zahmer, wenn Amber und Moschus dann so langsam durchkommen, sogar richtig angenehm. Das dauert aber auch ein paar Stunden, bis die wirklich da sind. An der Haltbarkeit kann man nicht meckern, an der Sillage auch nicht, wobei ich wirklich mal noch rausfinden muss, wie andere den an mir wahrnehmen.

Ich wäre vorsichtig John Galliano bei einem Date oder in der Disko zu tragen, weils aus nächster Nähe fast unerträglich ist und Niesattacken auslöst. Alternativ: eine Stunde vorm Ausgehen auflegen und erstmal arbeiten lassen. Ist wirklich eher was für die Hartgesottenen in der Mainstreamecke.

Chanels sind schon eine sehr spezielle Art von Düften. Hoch anspruchsvoll, nicht wirklich gefällig, aber mit Selbstbewusstsein getragen meist der absolute Hammer. Der erste Riecher hat bisher noch bei keinem meinen Erwartungen entsprochen. Selbst für die Mademoiselle, die meiner Meinung nach noch die umgänglichste der Chanel-Ladys ist, brauchte ich etliche Anläufe.
Die erste Testphase (abends vorm Laptop ein Sprüher auf die Hand und immer mal schnuppern. Das im Abstand von mehreren Tagen wiederholen) dauerte beim Poudre bisher am längsten. Ich würde mich mittlerweile schon damit unter Menschen wagen (zweite Testphase -ehrlich, so ein Theater veranstalte ich nur mit Chanel-Düften). Aber warum überhaupt das Ganze? Einfach deshalb, weil Chanel weibliche Selbstinszenierung von der besten Sorte ist. Ich liebe das Label und würde mich schrecklich gern damit identifizieren können.

No. 19 Poudre zeigt mir allerdings, dass das wiedermal nicht so richtig klappt. Zweifellos darauf ausgelegt, zeitlos zu sein, hat er eine seltsam altbackene Note, die mir gar nicht zusagt. Komischer Weise entwickelt er die nur auf der Haut. Auf einem Wattepad sieht die Lage ganz anders aus. Da rieche ich zitrisch-frisches Grün, das ein ganz klein wenig süß daher kommt. Das wäre auch so der Duft, mit dem ich die Farbe des Flakons assoziieren würde. Das was ich aber sehe, wenn ich mit der Nase an meinen Arm komme, ist ein gräuliches Grün, so wie olle Kernseife, bei der sich schon Staub in den Ritzen abgesetzt hat. Seltsame Sache das, aber nicht zu ändern. Von diesem Chanel fühl ich mich gar nicht gut in Szene gesetzt.

Ich muss an dieser Stelle wirklich ein paar hochlobende Worte auf dieses Wässerchen aussprechen. Ich kenne das Original nicht, noch nicht einmal kurz die Nase rangehalten hab ich bis jetzt. Aber Candy L´eau begleitet mich derzeit an jedem warmen Sommertag in diesem Jahr und ich liebe es. So stilvoll, dezent und gleichzeitig synthetisch süß.

Dabei ist diese Süße hauchzart und sehr flüchtig. Das muss man so erstmal hinbekommen! Selbst bei 30 Grad brauche ich keine Angst zu haben, dass es jemanden/mich in der Nase stört. Und wenn ich unerwartet schwitze, bauscht sich das Wölkchen kurz auf, um dann einfach zu verschwinden. Ehrlich, das ist total rücksichtsvoll, weil wer will in einem eh schon muffigen Raum voller schwitzender Menschen noch durch sein Parfum auffallen. Dagegen, wenn ein leichter warmer Wind weht, schwebt L´eau leicht um mich rum und hält auch schonmal seine fünf Stunden durch. Ich habe jedenfalls zu keinem Zeitpunkt Angst, dass es zuviel werden könnte, von daher ein wundervoller Alltagsduft, mit dem man garantiert nur positiv auffällt (wenn überhaupt).

Nix mit Bums-hier bin ich, aber eben auch kein Sch, nix wie heim und duschen. Vielleicht ein wenig austauschbar, aber keinesfalls stino. Auf jeden Fall stilvoll in jeder Situation ohne aus der Rolle zu fallen.

Ich denke eigentlich nicht, dass sich hier ernsthaft jemand für dieses Gebräu interessiert, und ums kurz zu machen: ja, das wird ein Verriss. Aber vielleicht überlegt es sich der ein oder andere dann nochmal, wenn er im Laden steht und nach den schön billigen Duftsets schielt.

Mein Freund hat das von seinem 15-jährigen Bruder geschenkt bekommen. Hat bei mir erstmal eine hämische Kicherattacke ausgelöst, weil er erstens Parfum generell nicht mag und zweitens wirklich kein Playboy ist. Hab ihm in einem Moment, als er nicht damit gerechnet hat, einen Sprüher verpasst (das gab ein Gezeter...)
Dran gerochen- schön ist was anders. Da ist was beissig-frisches, ziemlich penetrant. Könnte man mit Duschgel oder aber Kloreiniger assoziieren. Vermutlich ist das der Apfel, der da vom Anfang bis zum bitteren Ende synthetisch durch stinkt. Alkohol riech ich auch und ein paar undefinierbare Gewürze.
Die Haltbarkeit scheint nicht allzu übel zu sein, zwei Stunden locker. Sillage ist auch nicht zu verachten, der füllt bestimmt öfter mal ein deutsches Klassenzimmer.

Aber warum ich eigentlich einen Kommi geschrieben hab, ist die Tatsache, dass ich hier einen qualitativen Unterschied vernommen habe zu "echten" Parfums. Meine Nase ist ja mittlerweile einiges gewohnt und offenbar auch schon ein bisschen besser geschult :D ich bin sehr stolz auf mich und geb dem Kerlchen dafür gönnerhafte 20%