Eau de Lavande 1892

Eau de Lavande von J.B. Filz
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8.5 / 10 13 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von J.B. Filz für Damen und Herren, erschienen im Jahr 1892. Der Duft ist blumig-würzig. Es wird noch produziert.
Aussprache
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Duftrichtung

Blumig
Würzig
Frisch
Holzig
Pudrig

Duftnoten

RoseRose LavendelLavendel

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.513 Bewertungen
Haltbarkeit
6.410 Bewertungen
Sillage
5.610 Bewertungen
Flakon
7.011 Bewertungen
Eingetragen von ExUser, letzte Aktualisierung am 17.02.2023.
Wissenswertes
Die Rezeptur soll aus dem Jahr 1892 stammen und neben Rose drei verschiedene Sorten Lavendel beinhalten.
2009 wurde der Duft wieder neu auf den Markt gebracht.

Rezensionen

3 ausführliche Duftbeschreibungen
5
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Duftsucht

137 Rezensionen
Duftsucht
Duftsucht
Top Rezension 14  
Duft mit literarischer Unsterblichkeit oder: Vienna in a bottle

Eine der nettesten Parfümerien, die ich kenne, ist in Wien: Am Graben liegt das „Duftg’wölb, wie es auf Wienerisch liebevoll genannt wird. Eines jener Überbleibsel aus k und k Zeiten, deren es in meiner Heimatstadt glücklicherweise noch einige gibt – wenn sie auch in erschreckendem Maß vom Aussterben bedroht sind.
Wer nicht weiß, wo J.B. Filz zu finden ist, wird mit ziemlicher Sicherheit daran vorbeilaufen, denn trotz der noblen Lage am Wiener „Graben“, ist der Eingang sehr dezent: Eine alte Glastüre, links und rechts davon ca. 20 cm „Auslage“. Und genau so schmal geht es in dem Geschäft weiter. Rechts parallel zur Wand und bis in die Tiefe des G’wölbs die „Budel“ der Verkäuferinnen, links gerade so viel Platz, dass ein Kunde neben dem anderen stehen kann. Aneinander Vorbeigehen ist tatsächlich eine Herausforderung in Sachen Höflichkeit und Rücksichtnahme. Und an den Wänden? Vom Boden bis zur Decke altmodische Holzkästen mit Glasschiebetüren, in denen eng an eng, ohne Rücksicht auf Präsentation ein wundervoller Duft neben dem anderen steht. Beim ersten Besuch ist man fast überfordert von der Überfülle, auf die das Auge trifft. Doch sofort ist kompetente Hilfe zur Stelle, die mit der unnachahmlichen Wiener Mischung aus Höflichkeit und persönlicher Vertrautheit zur Seite steht.
Viele Schätze wären in der liebevollen Auswahl zu heben, aber heute lasse ich all die Nischenparfüms, großen Namen und edlen Wässerchen links liegen, denn mein Blick fällt auf eine schlichte Glasflasche mit dem Namen J.B. Filz.
Wie jetzt, die Parfümerie hat ein eigenes Duftwässerchen mit dem schlichten Namen Eau de Lavande? Die sorgfältig gepflegte Dame hinter dem Tresen erklärt mir freundlich, dass das Lavendelwasser vom Haus erzeugt wird – und dass Heimito von Doderer es in „Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre“ erwähnte.

Okay, alles klar, noch bevor auch nur ein Duftmolekül meine Nase trifft, weiß ich, dass Eau de Lavande mich nachhause begleiten wird. Das ist kein Duft, das ist gelebte Geschichte, ein lebendiger Hauch der Vergangenheit und für mich als Germanistin und Historikerin vollkommen unwiderstehlich. Lavendel ist ohnedies eine meiner heimlichen Verschrobenheiten und dank der wundervollen Geschichte verzeihe ich dem Duft sofort, dass er nicht, wie erwartet, ein reines Lavendelwasser ist, sondern auch noch deutlich Rose in sich trägt. Eine frische Rose mit viel Blatt und wenig Schwere und kaum Würze oder Süße. Ein schlichter, genügsamer, charmanter Duft, der als morgendliche Erfrischung genauso passt wie als sanfter Einschlafduft oder als zarter Duft an einem heißen Sommertag in der Hängematte mit Kleid und Strohhut.
Die wunderbare Verkäuferin, die mein Interesse und meine echte Begeisterung über das anachronistische Duftwässerchen mit der literarischen Unsterblichkeit und das herrlich altmodische Ambiente spürt, gerät ins Plaudern und entpuppt sich als die sechste Generation der J.B. Filz-Dynastie, die schon seit 1809 in Sachen Duftwässerchen tätig ist. Ich schnuppere auch noch an dem zweiten Hausduft, dem „Wiener Lieblingswasser/Wiener Lieblingsduft“ und bedaure sehr, dass der Duft mit dem wundervollen Namen „Echt Pariser Damen-Conservations-Wasser“ nicht mehr erzeugt wird. Denn da bin ich mir ganz sicher: Diesem Namen könnte ich ganz sicher nicht widerstehen! Das „Wiener Lieblingswasser“, ein schlichter zitrisch-krautiger Sommererfrischer, wird von mir gleich für den nächsten Besuch vorgemerkt.
Die schlichten Flakons der eigenen Duftwässerchen werden übrigens ohne Umverpackung verkauft – wenn man den Duft verschenken will, kann man aber eine in einer Werkstatt für behinderte Menschen erzeugte hübsche lila Schachtel um 5 Euro dazu erwerben. Auch dieses Konzept passt perfekt zu dem sympathischen Wiener Duftg’wölb und seiner charmanten Eigentümerin.
Erworben habe ich mit Eau de Lavande ein nostalgisches Wässerchen, gewissermaßen eine olfaktorische Manifestation der unnachahmlichen Wiener Mischung aus Moderne und Rückwärtsgewandtheit, Larmoyanz und Optimismus, das Duftsiegel meiner Heimat,-Lieblings,-und Herzensstadt.
Und für mich ganz persönlich ein zarter Schutzschild gegen das Heimweh, das mich mitunter plötzlich und mit aller Heftigkeit überfällt.
7 Antworten
9
Duft
DasguteLeben

132 Rezensionen
DasguteLeben
DasguteLeben
Sehr hilfreiche Rezension 11  
Der letzte Walzer wird der erste sein
Wien war 1892 wohl der geeignetste Ort um ein Lavendel-Rosenwasser zu kreieren: Zentrum eines zerfallenden Reiches, zerrissen zwischen rückwärtsgewandt-dekadenter Nostalgie und Aufbruch in die Moderne - noch fünf Jahre bis zur Secession. Parfüm ist seit Jahren nicht mehr Eau de Cologne, florales Bouquet oder Soliflore, der olfkatorische Viktorianismus ist vom Glanz der Belle Époque hinweggefegt. Wie schreibt Harry Graf Kessler in seinen Erinnerungen:
Wenn ich an diese Zeit der siebziger Jahre meiner Kindheit zurückdenke, so schwebt sie mir in halb verblassten Bildern schöner Frauen und ihrer heute schon ach so historisch wirkenden Kostüme vor [...] Auch die Parfüms, die diese Erscheinungen als leichter Hauch umschwebten, sind in meinem Gedächtnis eingeprägt geblieben; vielleicht sogar deutlicher als die blassen Bilder ihrer Schönheit. Brise des Îles und Origan, Rose du Soir, Chypre, Souvenir du Réunion - ihre exotischen Namen erfuhr ich später, aber die Besonderheit, die ihnen jede Frau durch den Duft und die Schwüle ihrer Haut verlieh, lernte ich unterscheiden, als ich noch aus der Kinderstube hereingeführt wurde, um diese oder jene Hand zu küssen."
Herr Johann Baptiste Filz konnte wohl darauf vertrauen noch wohlhabende Abnehmer für ein hochwertiges Wasser der altmodischen Sorte zu finden, auch wenn Produkte wie 4711 oder Uralt Lavendel bereits Düfte des Kleinbürgertums waren und große Eau de Cologne Häuser wie Farina Gegenüber aus Köln ihren langsamen Abstieg aus adeligen Höhen in die Drogerieregale begannen. Und es gelang ihm, ob aus eigener Kreativität oder mit Hilfe einer Pharmakopöe, eine vortreffliche Komposition, schlicht und perfekt. Lavendel - herb, frisch, krautig, aber auch süsslich-grün, kongenial vermählt mit der Rose, diesem duftig-opulenten-wächsernen, manchmal gar metallischen Urparfüm - hier in einer hellen "gelb-rosigen" Variante mit hohem Linaloolanteil. Wie meine Lieblingsnaturparfümeurin Annette Neuffer mal feststellte: "Die Rose ist ein unverzichtbares Material um einer Komposition Volumen zu verleihen, besonders wenn man ohne Synthetik arbeitet. Sie glättet harte Kanten, rundet ab und verbindet alles." Und das merkt man in der Tat selbst in dieser vergleichsweise simplen Rezeptur, in welche die Rose ein Spannungsmoment, Volumen, Eleganz und letztlich eine interessantere Harmonie einbringt, als es ein Lavendelstrauß allein vermochte. Wahrlich bezaubernd, heiter, aber auch cremig distinguiert, dieser letzte Duftwalzer des alten Habsburg, vor Schönbrunner Gelb, mit Galauniformen, ehe alles versank und, quasi eine Tür weiter von der Parfümerie Filz, die Moderne sich olfaktorisch entfaltete, mit dem wichtigsten aller Wiener Düfte, The Knize Ten. Ironischerweise kann man heuer, in der Ära des nouveau cologne, das Eau de Lavande wieder als zeitgemäß genießen, während Knize Ten vermutlich für die Durchschnittsnase nach Uropa müffelt. Pantha rei.
5 Antworten
8
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Yatagan

395 Rezensionen
Yatagan
Yatagan
Top Rezension 51  
Revisionismus
Unkommentierte Düfte No. 126

Kurz bevor ich euch allen mit meinem Lavendel-Spleen endgültig auf den Zeiger gehe, werde ich jetzt die Kurve bekommen und die Kommentare (und vielleicht auch die Statements) dazu einstellen. Ich habe ja alle getestet. Reicht dann!
Hier aber noch mal ein wirklich außergewöhnlicher Lavendel-Duft - und man darf es ruhig zugeben: Wir alle suchen doch ständig den außergewöhnlichen Duft, der uns von anderen unterscheidet. Das könnte ein solcher sein.

Trotzdem wird Filz' Eau de Lavande keine Mengen von Duft-Liebhaber/innen hinter dem Ofen hervor und nach Wien in die Parfümerie J.B. Filz locken, denn nur dort bekommt man ihn (es sei denn man bestellt ihn zu gepfefferten Versandkosten bei der sehr netten Mme. Filz, was ich getan habe, weil ich die nächste Zeit nicht nach Wien reisen werde, was ja an sich schade ist). In jedem Fall bin ich Cravache sehr dankbar für den Tipp, den er mir unter meinen Lavendel-Blog geschrieben hat. Seitdem stand er auf meiner Merkliste - und steht nach einigem Zögern jetzt in meiner Sammlung. Ich mag das ja, wenn Düfte eine lange Tradition haben (hier: 1892, das Jahr der Geburt von J.R.R. Tolkien, muss also ein ganz gutes Jahr gewesen sein, sieht man einmal von einigen politischen Verwerfungen ab), wenn sie womöglich noch aus einem Duft-Traditionshaus stammen (trifft hier eindeutig zu; schaut euch mal die schöne Website an) und dann auch noch gut riechen.

Die Idee, Lavendel (hier zum Glück eindeutig dominant) mit Rose zu kombinieren, ist nämlich so einfach wie genial. Im Grunde rieche ich wirklich nicht mehr (auch wenn man direkt am Sprayer noch einen würzigen Unterton wahrnimmt, der aber auf der Haut oder auf Duftstreifen gar nicht auftaucht). Der Trick dabei ist die richtige Balance, die der Herr Johann Baptiste Filz (so ein schöner Name) im Jahre 1892 ausbaldowert hat: nämlich viel von verschieden Lavendelsorten (ich schätze mal französische und englische Varianten, denn das riecht hier sowohl weich-elegant als auch krautig-frisch) und eher wenig von einer schönen, eher helle Rose. Ein bisschen wirkt die Mischung als handele es sich um Rosengeranie, wenn ihr wisst, was ich meine und die kennt.

Für Freunde von Lavendeldüften ist das eine besonders feine Variante. Ich schwanke zwischen 8.5 und 9.0. Wer Lavendel als dominante Duftnote in Düften nicht mag, sollte die Finger von einer Blindbestellung lassen, was ich grundsätzlich sowieso eher missbillige (auch wenn ich es selbst hier wieder mal getan habe).

Warum Revisionismus? Denkt mal nach. Ich löse es nicht auf.
44 Antworten

Statements

6 kurze Meinungen zum Parfum
YataganYatagan vor 6 Jahren
8
Flakon
5
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
So einfach wie genial: die Kombination aus Rose und Lavendel in dieser klaren Form ist selten: warum eigentlich? Harmoniert glänzend!
3 Antworten
DasguteLebenDasguteLeben vor 6 Jahren
9
Duft
Old old-school, also prä-belle époque Stil. Guter, ausgewogener Lavendel und linalool-lastige Rose (zitrisch-hell). Schön.
1 Antwort
MorgainaMorgaina vor 5 Jahren
6
Sillage
6
Haltbarkeit
8.5
Duft
Taubenetztes zartes Röslein flirtet gekonnt mit dem in die Jahre gekommenen Lavendelbusch Was für ein wunderschön duftendes Paar! Traumhaft
1 Antwort
SirOrientalSirOriental vor 1 Jahr
7
Flakon
4
Sillage
5
Haltbarkeit
8.5
Duft
Da die Wiener Parfümerie Filz geschlossen wird, noch schnell einen Andachtsflakon gesichert! Natürlicher Lavendel mit zitrischer Rose!
5 Antworten
ColorsOfNoseColorsOfNose vor 2 Jahren
Der 3. Duft des Hauses! Sehr authentischer Lavendel Duft der Hofparfumerie des Kaisers.
0 Antworten
Weitere Statements

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So ordnet die Community den Duft ein.
Torten Radar

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