11.07.2015 - 06:09 Uhr
Sarungal
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Sarungal
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22
Der Duft der Borgkönigin
Beim Studium der Duftpyramide klappt als erste Reaktion der Unterkiefer auf die Brust: Geza, was hast du denn da zusammengerührt?
Vergesst die Ingredienzien – und erwartet von mir bitte keine Aufschlüsselung nach Inhaltsstoffen. „Silver“ ist ein Schön-typisches, eher lineares Duft-Statement: es zeigt eine recht statische, dafür aber umso großartigere Aromenverblendung und konfrontiert mit einem Kunstduft von Rang. Freunde hochkomplexer Entwicklungen mögen sich also anderen Produkten zuwenden – hier geht es weitgehend monochrom zu, auch wenn im Drydown ein einsames Brettchen zersägt werden mag.
Abseits der Frage, ob „Silver“ nach Silber riecht, ist der Name treffend gewählt: Der Duft wirkt edelmetallisch, sehr kühl und schafft eine spiegelnde Aura. Ebenso gut kann man ihn auch als olfaktorische Lichtinstallation begreifen, die vor allem zu Beginn in gleißend-silbernem Graublau strahlt, um dann nach und nach freundlich zu vergilben. Etwas Technisches schwebt in der Luft – und unverkennbar auch eine recht androgyne Haarspraynote, die wie pudrige Elekrizität den Träger umgibt.
Pudrige Elektrizität? Es gibt Metaphern, die beim ersten Lesen fast schmerzen – diese hier hat mehrere Prüfungen durchlaufen und steht noch immer im Text. Sie schafft die Verbindung zwischen menschlicher Haut und Technik, zwischen blitzender Stromentladung und artifizieller Oberfläche, unter der Schatten, Unreinheiten und fettiger Glanz verschwinden. Wer „Silver“ trägt, könnte als olfaktorisch überbelichtet wahrgenommen werden – nicht weil die Sillage so massiv wäre, sondern aufgrund der reflektierenden Neutralität, die der Duft abstrahlt. Der entstehende Eindruck wirkt (Achtung, jetzt wird’s noch mal schräg!) technokratisch sauber; vor meinem inneren Auge sehe ich eine Mensch-Maschinen-Chimäre. Popkulturell übersetzt ist „Silver“ der Duft der Borg-Königin.
Wie Geza Schön dieses Parfum komponiert hat, mögen Andere aufdröseln. Ich bestehe darauf, dass die Iriswurzel im Zentrum des Geschehens herrscht, während alle anderen (an sich naturnah riechenden oder natürlichen) Beigaben nur einen Zweck verfolgen: einen Duft zu erschaffen, der garantiert frei ist von allen Assoziation zu Wachsendem, Blühendem, Essbarem, Lebendigem.
Abgeschreckt? Wer wird denn gleich so empfindlich sein. „Silver“ ist eigenwillig, aber (abgesehen vom allerersten Dufteindruck nach dem Aufsprühen) nicht wirklich verstörend und in seiner stringenten metallischen Anmutung perfekt: nicht süß, nicht herb, nicht floral, nicht aquatisch – und ganz sicher weder männlich noch weiblich. Tragen können ihn dennoch (oder gerade deshalb) beide Geschlechter, auch wenn die Jungs sich vielleicht an die ‚pudrige Elektrizität’ werden gewöhnen müssen.
Das größte Paradoxon habe ich mir für den Schluss aufgehoben: Allen geschilderten Eigenschaften zum Trotz ist „Silver“ auch ein Hautduft mit einer sehr angenehmen Supersauberbodylotion-Farbe. Dass man sich dieses Bodylotion möglicherweise mit R2D2 wird teilen müssen – nun ja; immerhin ist er ein lustiger Geselle.
„Silvers“ Haltbarkeit ist anständig, aber nicht ganz preisadäquat, die Sillage seinem Charakter entsprechend eher körpernah. Dort aber konturiert sie deutlich – und spiegelt die kühle Kunst des Dufts in jede nahe Nase.
Fazit: Unbedingt mal testen; vor allem Freunde der kalten Iris (nicht verwandt mit der ebenso temperierten Sophie) könnten Freude an diesem Duft haben.
Vergesst die Ingredienzien – und erwartet von mir bitte keine Aufschlüsselung nach Inhaltsstoffen. „Silver“ ist ein Schön-typisches, eher lineares Duft-Statement: es zeigt eine recht statische, dafür aber umso großartigere Aromenverblendung und konfrontiert mit einem Kunstduft von Rang. Freunde hochkomplexer Entwicklungen mögen sich also anderen Produkten zuwenden – hier geht es weitgehend monochrom zu, auch wenn im Drydown ein einsames Brettchen zersägt werden mag.
Abseits der Frage, ob „Silver“ nach Silber riecht, ist der Name treffend gewählt: Der Duft wirkt edelmetallisch, sehr kühl und schafft eine spiegelnde Aura. Ebenso gut kann man ihn auch als olfaktorische Lichtinstallation begreifen, die vor allem zu Beginn in gleißend-silbernem Graublau strahlt, um dann nach und nach freundlich zu vergilben. Etwas Technisches schwebt in der Luft – und unverkennbar auch eine recht androgyne Haarspraynote, die wie pudrige Elekrizität den Träger umgibt.
Pudrige Elektrizität? Es gibt Metaphern, die beim ersten Lesen fast schmerzen – diese hier hat mehrere Prüfungen durchlaufen und steht noch immer im Text. Sie schafft die Verbindung zwischen menschlicher Haut und Technik, zwischen blitzender Stromentladung und artifizieller Oberfläche, unter der Schatten, Unreinheiten und fettiger Glanz verschwinden. Wer „Silver“ trägt, könnte als olfaktorisch überbelichtet wahrgenommen werden – nicht weil die Sillage so massiv wäre, sondern aufgrund der reflektierenden Neutralität, die der Duft abstrahlt. Der entstehende Eindruck wirkt (Achtung, jetzt wird’s noch mal schräg!) technokratisch sauber; vor meinem inneren Auge sehe ich eine Mensch-Maschinen-Chimäre. Popkulturell übersetzt ist „Silver“ der Duft der Borg-Königin.
Wie Geza Schön dieses Parfum komponiert hat, mögen Andere aufdröseln. Ich bestehe darauf, dass die Iriswurzel im Zentrum des Geschehens herrscht, während alle anderen (an sich naturnah riechenden oder natürlichen) Beigaben nur einen Zweck verfolgen: einen Duft zu erschaffen, der garantiert frei ist von allen Assoziation zu Wachsendem, Blühendem, Essbarem, Lebendigem.
Abgeschreckt? Wer wird denn gleich so empfindlich sein. „Silver“ ist eigenwillig, aber (abgesehen vom allerersten Dufteindruck nach dem Aufsprühen) nicht wirklich verstörend und in seiner stringenten metallischen Anmutung perfekt: nicht süß, nicht herb, nicht floral, nicht aquatisch – und ganz sicher weder männlich noch weiblich. Tragen können ihn dennoch (oder gerade deshalb) beide Geschlechter, auch wenn die Jungs sich vielleicht an die ‚pudrige Elektrizität’ werden gewöhnen müssen.
Das größte Paradoxon habe ich mir für den Schluss aufgehoben: Allen geschilderten Eigenschaften zum Trotz ist „Silver“ auch ein Hautduft mit einer sehr angenehmen Supersauberbodylotion-Farbe. Dass man sich dieses Bodylotion möglicherweise mit R2D2 wird teilen müssen – nun ja; immerhin ist er ein lustiger Geselle.
„Silvers“ Haltbarkeit ist anständig, aber nicht ganz preisadäquat, die Sillage seinem Charakter entsprechend eher körpernah. Dort aber konturiert sie deutlich – und spiegelt die kühle Kunst des Dufts in jede nahe Nase.
Fazit: Unbedingt mal testen; vor allem Freunde der kalten Iris (nicht verwandt mit der ebenso temperierten Sophie) könnten Freude an diesem Duft haben.
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