Aava

Aava

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41 - 45 von 50
Aava vor 12 Jahren 22 9
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Besonderheit
Ach, was bist du doch so durchsichtig weich und zart, du wundersames Duftgebilde und dabei doch so eigensinnig!

Du sprühst und keuchst und fauchst grün-krautig bitter-frisch auf meinem Arm schon in der ersten Minute. So frisch pfefferminzig und gleichzeitg so warm lakritzig, so balsamisch schwer. Du bist individuell, extrovertiert und kantig. Ein starker, sturer und verkopfter Charakter. Intellektuell, streitlustig und autopoetisch. Bist du Gentleman oder Lady? Ich vermag es nicht zu sagen. Wie egal das aber auch ist.

Du breitest dich auf meinem Arm aus, ziehst dich zu den Seiten in die Länge, wie zäher Kaugummi und schwupps bist du weg. Einfach weg. Nur als Hauch noch erahnbar. Was tust du? Wo bist du? Ruhst du dich aus? Extrovertierte Verkopfheit ist anstrengend, oder?!

Und dann steigst du ganz leise-zart, in vollkommen balsamisch weicher, leicht pudriger Harmonie wieder auf. Ein fragiles, akribisch fein zusammen gesetztes Duftwölkchen. Empfindsam und silbern kühl. Die Pfefferminze immer noch als deinen Grundton und die wilde Lakritz vom Anfang besänftigt milde gestimmt. Verbunden durch einen neuen süßlich herben Honigakkord. Eine klitzkleine Prise Nelken. Wie lieblich du auch sein kannst!

Aber schon wieder bist du einfach verschwunden. Das kenne ich ja schon. Trotzdem lässt du mich verwundert zurück. Kann man wirklich so eigensinnig sein?

Und neuerlich kommst du wieder.
Der Tupfer Vanille steht dir gut. Ein leichter Puderhauch umwebt dich. Balsamisch ausgeglichenen Ruhe begleitet dich. Dein harzig grüner Charakter stärkt dich. Minzige Frische erhebt dich. Von allem ein bißchen, genau ausgewogen, keine Kleinigkeit zu viel, kein Quentchen zu wenig. Du bist der ausbalancierter schmale Grad zwischen Distanz und Nähe. Zwischen Eleganz und Lässigkeit. Zwischen Verstand und Gefühl.

Du scheinst mir eine wirkliche Besonderheit zu sein. Eine eigensinnig zarte und ganz wunderbare Besonderheit.
9 Antworten
Aava vor 12 Jahren 11 4
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Dunkelgrüne Gischt
An einem wolkenverhangenen Tag, vielleicht im Spätherbst, am Meer spazieren gehen. Es hat kurz zuvor geregnet, nasser Sand unter den Schuhen, die See ist aufgewühlt. Es ist trübe, nass-kühl. Die Gischt riecht nach Salz, das Meer schwemmt den Geruch von nassem Seegras und Algen an. Von weit hinten weht der Duft von exotischen Blumenbeeten rüber, die vom Wind durch geschüttelt werden.

Pioggia Salata ist kein leichter, floraler oder rein aquatischer Sommerduft. Eher dunkel-grün, nass und salzig. Ein Herbstduft, kraftvoll und ausdrucksstark. Keine leichte Meeresbrise also, sondern schäumende, salzige Gischt, die allerlei Meerespflanzen aufwühlt und mit sich trägt.

Dominierend sind für mich durch den gesamten Duftverlauf hindurch die salzigen Noten und der balsamisch weich-würzige Eukalyptus. Das florale Bouquet aus Oleander, Lilie, Hibiskus, Rose und Ylang-Ylang ist ausgeglichen ruhig und süß. Harmonisch sind die Blumen miteinander verbunden und ich kann nur ganz zu Anfang die Lilie etwas deutlicher als die anderen floralen Noten erkennen. Deutlich wahrnehmbar finde ich in der weiteren Entwicklung das Seegras bzw. in meiner Nase auch die Algen-Komponente, die dem ganzen Duft etwas sehr lebendiges und untergründiges gibt.

Ich mag Spaziergänge an rauen Tagen am Meer. Die Hände in den Jackentaschen, eingekuschelt in einen warmen Schal, die Nase darin versteckt. Dabei würde meine im Schal eingemummelte Nase aber lieber einen wärmenden rosa Kuschelduft riechen wollen - so als Kontrapunkt zum nass-kalten Drumherum. Pioggia Salata wäre mir also, wenngleich ein sehr schöner und kraftvoller Duft, doch ein wenig zu dunkelgrün kräftig und nass.
4 Antworten
Aava vor 12 Jahren 7 4
5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
6
Duft
Ein Schokoladenerlebnis der besonderen Art
Normalerweise stehe ich ja vollkommen auf Schokolade: dunkle, weiße, zarte, herbe,mit was drin oder pur, in kleinen Stückchen oder rauen Mengen - ganz egal.

Bei Chocolat Frais vergeht mir auf den ersten Riecher aber wirklich sofort die Lust auf Schokolade. Eigentlich erwarte ich aufgrund des Namens eine wunderbar cremige, nicht allzu süße, eisgekühlte Schokoladennote, vielleicht mit ein bißchen zurückhaltender Frucht. Gleich die dynamische Kopfnote von Chocolat Frais ist aber so ganz und gar anders:

Sie startet für mich mit einem deutlichen Durcheinander. An Früchten kann ich bereits hier ganz klar den weißen Pfirisch heraus riechen, vielleicht anklangsweise auch ein Stück Apfel aber vor allem und das ganz übermächtig, die Absinthnote. Ich wusste vorher nicht so genau wie Absinth riecht aber die Note ist so vordergründig laut, dass sich das nun für immer in mein Duftgedächtnis eingebrannt hat. Wo die Mandelblüte allerdings in der Kopfnote sein soll ist mir dagegen ein Rätsel. Wahrscheinlich ist sie vom Absinth assimiliert worden.

Abgesehen davon, dass ich die Kombination der Fruchtelemente aus weißem Pfirsich und Apfel zusammen mit der grün-herben Note des Absinth wie gesagt scheußlich durcheinander, viel zu laut und ungehobelt finde, fasziniert mich an Chocolat Frais aber dennoch sofort das klar erkennbare Grundthema, das sich durch die ganze Duftentwicklung zieht: die staubtrockene, dunkle und ein bißchen schlecht gelaunte Kakaobohne.

Die Fruchtpackung der Kopfnote setzt sich auch in der Herznote fort und wird durch eine deutlich zitrische Karambole ergänzt, die dem ganzen Obstsalat noch einen Hauch Exotik verleiht aber leider auch etwas säuerlich daher kommt. Und erst nachdem alle Früchte nach ungefähr 30 Minuten langsam zur Ruhe gekommen sind, kommt auch endlich leise vor sich hin blühend die wirklich schöne Mandelblüte hervor. Sie tänzelt sachte um die schlecht gelaunte Kakaobohne, nimmt sie an die Hand und stimmt sie ein bißchen milder.

Die sehr trocken-staubige Kakaonote tritt also langsam etwas in den Hintergrund, wird heller und im weiteren Verlauf durch die Heliotrop aus der Basis immer pudriger und pulvriger. Die Früchte vom Beginn treten ebenso zurück, werden mit ein wenig Kakaopulver bestäubt und nach und nach entwickelt die Basis einen sehr warm weich vanilligen Grundton. Die angenehm leichte Würze der Hölzer rundet das Ganze bodenständig ab.

Übrig bleibt ein feiner Hauch von weißer Schokolade.

Die zähe und anstrengende Kopfnote von Chocolat Frais erinnert mich ein wenig an das monströse Duftgemisch, dass früher im Sommer von der Schokoladenfabrik um die Ecke herüber geweht kam, wenn der Wind richtig stand. Ich musste jedes Mal das Fenster verbarrikadieren und zunageln. Ein Kaufkadidat ist Chocolat Frais für mich deshalb auf keinen Fall. Trotzdem finde ich aber die Entwicklung des Grundthemas von einer staubtrockenen dunklen Kakaonote zu einem herrlich eleganten weißen Schokoladenpraliné extrem faszinierend.

Deshalb werde ich Chocolat Frais im Sommer, wenn der Wind richtig steht, bestimmt auch nochmal testen...
4 Antworten
Aava vor 12 Jahren 14 11
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Eine kluge Schönheit
SMART ist ein wunderbar fein gewobenes und zartes Kunstwerk.
Ein hautnaher und doch sehr präsenter Duft.
Elegant, warm, weich und edel.

Das Veilchen der Kopfnote ist sofort klar erkennbar und für mich eines der Schönsten, das ich bisher erduftet habe. Während das überpräsente Veilchenmonster in Iris de Nuit von Heeley meine Nase eher grob in Beschlag genommen hat, umschmeichelt das klug eingesetzte und behutsam auftretende Veilchen in SMART sie dagegen auf aller angenehmste Weise.

Auch der Jasmin der Herznote kommt rasch hinzu und entfaltet sich genauso wie das Veilchen leise dahinschmelzend aber trotzdem sehr präsent. Während in der Duftpyramide Hirschleder angegeben ist, nehme ich zum wunderbar süßlich blühenden Jasmin vor allem eine fein-herbe Wildlederkomponente wahr. Beige farbenes, hochwertiges, sehr weiches Wildleder, das noch nach ganz neu duftet. Ein ganz wunderbares Gegenwicht zur Süße des Jasmins.

Abgerundet wird SMART in seiner Basis durch fein-würziges Sandelholz, das für mich aber nur ganz leicht erkennbar ist. Dazu gesellt sich weißer Moschus und vor allem eine wirklich ausgesucht warme und unaufdringliche Vanillenote.

Wie bei allen Andrea Maack Parfums sind auch bei SMART alle Duftkomponenten relativ schnell da und die Duftentwicklung geht entsprechend fix von statten. Ich hatte das Gefühl, dass sich der Duft gleichzeitg in die Breite und in die Tiefe entwickelt. Während einzelne Komponenten sehr subtil hervorgehoben werden,treten andere ein wenig zurück, verlieren sich aber nie ganz.

Ähnlich wie bei einem Kunstwerk:
Wir stehen davor, betrachten es und nehmen es sofort in seiner Ganzheit wahr. Aber erst wenn wir uns wirklich auf es einlassen, entdecken wir seine wirkliche Tiefe, Breite, Schönheit und Besonderheit.

Genauso bei SMART:
Eine duftende Besonderheit, die entdeckt werden möchte.
11 Antworten
Aava vor 12 Jahren 27 17
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Hommage
Als ich Silk von Andrea Maack das erste Mal in der Parfümerie meines Vertrauens auf einem Teststreifen gerochen habe, habe ich zur Parfumista gesagt: "Oh, der ist ja ganz unglaublich schön. Ein ganz toller, stimmiger Duft. Leider passt er so überhaupt gar nicht zu mir. Wie schade!" Gesagt und den Teststreifen beiseite gelegt.

Mitgenommen habe ich Proben anderer, auch sehr schöner Düfte, im Kopf geblieben ist mir aber Silk. Immer wieder habe die nachfolgenden Tage an diesen eigenartigen, zarten und doch auch ganz sonderbaren Duft gedacht. Als ob ich in dem Moment, als ich Silk das erste Mal gerochen hatte, neue Synapsen ausgebildet hätte. Einen neuen Speicher, einen kleinen neuen Teil, ein Duft-Gedächtnis, in dem nicht die Erinnerung an den Duft, sondern der Duft selbst abgespeichert wurde. So präsent stand mir Silk immer wieder in der Nase.

Also habe ich mir eine Woche später eine Probe von dem Duft geholt, der eigentlich nicht zu mir passt. Einen kleinen Sprüher auf´s Handgelenk und vergessen, dass er da ist. Silk zieht sich erst mal zurück. Diffundiert in die Haut ein, wird zum Hauch, der zart und langsam über den Körper weht. Aber mit der Zeit wird Silk tiefer und runder und präsenter und ist dann einfach da und bleibt und ist nicht mehr wegzudenken. Jedes Mal, wenn ich meine Hand bewegt habe an diesem Tag, ist mir Silk in die Nase gekommen. Silk begleitet, unaufdringlich aber selbstbewusst.

Wieder eine Woche später, nachdem ich die Probe längst beiseite gelegt hatte, hat sich mein neues Duftgedächtnis geregt und wieder stand mir Silk so ganz präsent und klar in der Nase. Dieses Mal habe ich darauf verzichtet,mir einzureden, dass der Duft nicht zu mir passt. Ich wollte ihn haben, egal ob ich ihn nun tragen kann oder nicht. Und ein schönes Gefühl war das, als Silk dann in meiner Tasche lag.

Seitdem trage ich Silk fast jeden Tag und bin von diesem eigenartigen, wunderschönen und ganz sonderbaren Duft so vollkommen fasziniert.

Kopfnote: Veilchen, Freesie und Limette
Herznote: Leinen,Papyrus,Labadanum, Magnolie
Basis: Vanille, Ambra, Erde

Die Kopfnote ist für meine Nase auf den ersten Riecher von einer eigenartigen schweren Süße. Die Freesie ist ganz deutlich präsent und erinnert mich ein wenig an die Freesie aus der Chloé-Reihe. Das Veilchen hält sich relativ bedeckt, ist aber da und die Limette gibt ein wenig grün dazu.

Im Herzen kommt auch bald schon eine sehr warme, leicht pudrige und trockene Note dazu und eine voll in Blüte stehende Magnolie. Nebenher entwickelt sich so mir nichts dir nichts zudem eine ganz wunderbare Frische, die man unter all der Blütenpracht gar nicht vermutet hätte.

Seinen finalen Touch bekommt Silk aber dann, wenn sich der Duft erdet. Im wahrsten Sinne. Erde, Ambra und Vanille geben Silk in der Basis ganz wunderbaren Grund und Boden.

Silk entwickelt sich schnell und relativ eindimensional. Ich hatte den Eindruck, dass fast alle Komponenten in kürzester Zeit da waren aber die Entwicklung des Duftes in die Tiefe hört irgendwie nie auf. Immer wenn ich mal wieder an meinem Arm schnuppere, habe ich das Gefühl,dass Silk immer tiefgründiger, vielleicht sogar ein wenig abgründig wird. Das ist definitv kein blumiger Mädchenduft, sondern ein olfaktorisches, nahezu lebendiges Kunstwerk, das im Fond noch einen leicht kühl-metallischen Touch entwickelt.

Silk ist eigentlich eine Hommage an die französischen Modehäuser, speziell an die lange Tradition der Herstellung von Seidentüchern. Und so soll Silk sich laut Andrea Maack wie der Hauch eines Seidentuches anfühlen, das die Haut berührt. Silk spiegelt das Gefühl wider, ein Parfum, wie ein luxuriöses und kostbares Accessoire zu tragen.

Und so ist Silk. Luxuriös, kostbar, selbstbewusst aber unaufdringlich. Warm und doch kühl. Für mich ein absoluter Signaturduft!
17 Antworten
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