Alliage

Radio Paradise ist mein absoluter Lieblings-Radiosender. Die Musik entspannt mich, bringt mich runter, gibt mir ein Gefühl der Unbeschwertheit. Mein Handy liegt immer in Reichweite - mit Musikerkennung entgeht mir so kein noch so unbekanntes Lied.
So auch der Song von Nicolas Jaar "Mi Mujer".
Als ich den Titel las, hatte ich sofort einen Duft in der Nase, den ich vor langer Zeit besaß und von dem ich nie wieder etwas gehört, gelesen, gesehen habe, und den ich doch nie vergessen konnte. Als ich mir dann das Video von dem Song ansah, hatte ich diesen schönen Duft wieder direkt vor meiner geistigen Nase:
Eine Party-Location im Freien, es ist warm und der Tag neigt sich so langsam dem Ende. Die riesige Tanzfläche ist von Haselnussbäumen umsäumt. Die gelassen heranströmende Party-Meute zertrampelt leichten Schrittes die herabgefallenen grünen Haselnussblätter. Das Publikum ist jung, voller Testosteron, leicht verschwitzt, gut gelaunt und in entspannter Stimmung. Abwartend, was der Abend so bringen wird.
Die Musik wird langsam lauter. Die Stimmung steigt - ein kühles Getränk in der Hand. Die Chill-Out-Musik lässt die Leute nicht kalt. Es fällt schwer, den Gesprächen zu lauschen, denn der Körper vibriert. Kein Fuß bleibt mehr still. Einige der Party-Gäste chillen an der offenen Holz-Feuerstelle, die bei Anbruch der Dunkelheit die meist nackten Beine der weiblichen Gäste etwas wärmt und auch für noch mehr entspannte Stimmung sorgt.
Die Düfte der Party-Gäste mischen sich: etwas maskuliner ambrierter Weihrauch, pudrige Iris-Schwaden und warme Vanille ... ganz zart - nicht erdrückend. Leicht, jugendlich, unbekümmert ... ein Genuss und doch so subtil.
Dieser Abend hatte bestimmt etwas Magisches - und ich wäre gern dabei gewesen ...

Ja, auch dieser Duft meiner Sammlung erzählt mir wieder eine Geschichte. Die Geschichte meiner Arbeitskollegin Sabine. Sabine hatte einen französischen Nachnamen (Woher? Who knows?). Sie war sooo… lustig. Sie konnte alle möglichen Personen nachahmen und jeden deutschen Dialekt sprechen … was hatten wir Spaß zusammen … Sabine war immer extrem aufgebrezelt, toll geschminkt, blonde Friese, immer beduftet… wir waren Anfang 20.
Eines Tages fragte ich sie, wonach sie duftet … und sie neigte den Kopf nach unten und sagte extrem „französisch“ mit tiefer Stimme und ernstem Blick: „Schääpuuurrr“ … da hab ich mich erstmal beömmelt und auch nicht weiter gebohrt. Ist zwar ein indischer Name, doch das war völlig egal.
Bei der Büroarbeit – mit dem Duft ständig in der Nase – sah ich Sabine plötzlich mit dem Duft auch mal mit ganz anderen Augen. Die fröhlichen Fruchtnoten wie Ananas und Pflaume am Anfang passen haargenau und auch die Blüten geben mit dominanten Maiglöckchen, Orchideen und Rosen/Pfingstrosen auch noch etwas Spritzigkeit und Temperament … doch dann wird es auch etwas sentimentaler, feinfühliger, feingeistiger und warmherziger – jetzt werden die wahren Werte geschätzt:
Vanille, Vanilleblume, das vanillig-rauchige Styrax und Amber beruhigen und öffnen die Arme für das balsamische Benzoe und etwas pudrigen Moschus, Zedern- und Sandelholz geben noch etwas Tiefsinnigkeit.
Ja, Jaipur hat Sabine schön gespiegelt in all ihren Facetten und ihrem warmen Herzen.

Im Sommer, bei heißen Temperaturen, sehnt sich mein durchhitzter Köper nach einer Erfrischung. Eine Dose des Thermal-Wassers von Avène hab ich immer dabei. Aber meine Nase verlangt auch mal nach einer Erfrischung. Die Mischung aus Sonnenmilch und salziger Haut wird mir irgendwann zuviel – und dann muss ein Duft her. Bei Düften macht sich bei mir immer die Angst breit, dass meine Haut austrocknet, ich Flecken auf der Haut bekomme, Rötungen oder sogar Pusteln. Alles schon vorgekommen. Selbst Kniekehlen oder Fußknöchel taugen bei Strandwetter oder Sonnenanbeterei nix. Haare/Duft und Sonne ist auch nicht die beste Lösung – vor allem, wenn man sehr langes Haar hat. Da bin ich seeeehr vorsichtig. #eau dynamisante nimmt mir diese Angst. Schon seit ca. 30 Jahren begleitet mich dieses Pflege-Spray immer mal wieder durch den Sommer. Die pflegenden Eigenschaften machen den Duft für mich schon mal per se sommertauglich. Zumindest hatte ich bisher nie Hautprobleme, wenn ich ihn in praller Sonne benutzte.
Die zitrischen Noten machen ihn schon mal erfrischend. Aber Zitrone und Orange machen diesen Duft bei Weitem nicht aus. Sie geben ihm lediglich eine gewisse Fröhlichkeit. Zumindest fängt es fröhlich an …
Bedeutsam und eigenwillig an diesem Freshy-Duft ist allerdings die würzige Krautigkeit. Rosmarin erinnert mich immer an die mediterrane Küche und den Duft der Hände, den die frischen Kräuter hinterlassen. Kümmel bleibt mir fremd bei diesem Duft, aber Koriander gibt noch die Seifigkeit, die eine gewisse Sauberkeit verleiht. Kardamom gibt noch einen Schwupps orientalische Schärfe.
Für einen Sommer-Frische-Duft besonders macht ihn aber schlussendlich noch die Patchouli-Basis. So schön.
Ein Sommer-Freshy der nicht durch Zitrik punktet, sondern durch Krautigkeit und balsamische Erdigkeit.
Für mich ein Sommer-Klassiker, der niemals mehr fehlen darf … hoffentlich …

Diesen Duft habe ich schon seit Herausgabe auf dem Schirm. Meine Nachbarin hatte ihn getragen und ich bin ihr süchtig nachgelaufen. „Avon – Pur Blanca – kann ich dir bestellen – ich habe eine Avon-Beraterin“. Perfekt!
Dieser Duft ist eigentlich so pur, wie der Name schon sagt. Ich habe mich auch immer gesträubt, einen Kommi zu schreiben, weil es mir wirklich schwer fällt, nach der hier angegebenen Duftpyramide einen Eindruck zu beschreiben. Mein Eindruck ist – wie so oft – ganz anders, als die Pyramide es aussagt.
Wie duftet Wasserminze und Seerose? Wenn es aquatisch sein soll, dann bin ich voll dabei. Die riesigen Seerosen auf Mauritius kommen mir in den Sinn und geben mir etwas Exotik und – der Tatsache geschuldet – wohl ein klein wenig Aquatik. Ylang Ylang - wofür die Insel eigentlich bekannt ist – rieche ich hier gar nicht heraus. Und dennoch habe ich die pure Lebensfreude dieser Insel vor meinem Auge und meiner Nase.
Etwas Heliotrop-Süße + a touch of Muskat (hier nicht gelistet) machen für mich die Seele des Duftes aus!!! Ich werde sentimental und kann nicht genug bekommen von dieser Kombination.
Moschus und Sandelholz untermalen diesen wunderbaren Duft stets elegant und sauber.
Dieser Duft ist so wie sein Name: Pure Frische, pure Reinheit, pure Lebensfreude …
Gutes muss nicht teuer sein – und wer Düfte liebt, der/die findet wahre Schätze – ohne Hype, ohne Wucher, ohne vorgetäuschte Liebe …
Ich bin jedenfalls sehr dankbar für diesen wunderbaren frisch/sauberen Begleiter, der mir schon viele Komplimente einbrachte und ohne den ich nicht mehr sein möchte ..

Dieser schöne Flanker hat es direkt in meine Sammlung geschafft. LVEB muss man schon mögen, denn die DNA ist eindeutig vorhanden. Im Gegensatz zur Mutter ist dieser Duft jedoch noch weniger süß und weniger präsent. Schwach dosiert empfinde ich die Iris hier sehr schön staubig und bringt einen schönen Gegenpart zur vorhandenen leichten Süße.
Die Sillage ist m. M. nach viel dezenter – muss aber dennoch gekonnt dosiert werden. Im Winter kann man bestimmt draufhauen – im Sommer etwas aufpassen.
Die Feige rieche ich glücklicherweise nicht heraus – sie empfinde ich eigentlich immer als etwas kokossig. Dies ist hier nicht der Fall.
Johannisbeere bekomme ich auch nicht – dafür machen ihn die Orangenblüte und ein Hauch Jasmin für mich fröhlich und entspannt.
Patchouli kommt noch mit durch – aber sehr dezent.
Wer die LVEB-DNA liebt und eine leichtere und irislastige Version sucht, ist hier richtig.
Wer die LVEB-DNA gar nicht mag, braucht hier gar nicht erst probieren.
Für mich ein gelungener Flanker, der auch bei höheren Temperaturen für mich zum Einsatz kommt.