Amateur

Gibt es eigentlich noch weitere Herrendüfte?

Und wenn ja, wozu?

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Weitere Worte hier nur wegen der Vorschrift, mindestens 100 Zeichen für einen Duft.

Mein erster Gedanke nach dem Aufsprühen: Scheisse!

Zehn Minuten auf irgendein Wunder gewartet.

Mit Seife den Unterarm geschrubbt.

Mich gefragt, wer so etwas tragen möchte.

Vorher habe ich schon vier Elaborate von diesem Scherzkeks und Kunstgewerbler unter den Parfumeuren über mich ergehen lassen, jetzt reicht es aber.

(Mure et Musc: hochsynthetisches und abartig süsses Brombeerbonbon. Premier Figuier: Feigenblätter in Doppelrahm aufgekocht, bis Brechreiz aufkam. Timbuktu: angekokeltes Plastik. Patchouli: Vintage zum Glück.)

Mein früherer Zahnarzt roch so! Das fand ich als Patient angenehm. Es gab ihm eine sanfte, saubere und seriöse Ausstrahlung.

Für mich ist dieser Duft jedoch unwearable. Ich fühle mich damit um zwanzig Jahre älter. Er riecht einfach nur nach Sandelholz, ohne Zweideutigkeit, ohne Schimmern, ohne Glitzern. Ein richtiges Parfüm braucht aber Schalk, Ironie, vielleicht ein derbes Element oder wenigstens ein Augenzwinkern. Verborgene Verheissungen. All das fehlt mir hier.

Kurz und gut, das ist sicherlich für viele sympathische Herren der richtige Duft. Not for me however.

Das ist sicher noch der Diskutabelste unter den Düften dieses Labels. Als ich ihn bei meinem lokalen Discounter im Angebot sah, dachte ich nicht lange nach (auch die Verkäuferin war sehr nett).

Nach dem Sprühen war aber die gute Laune weg. Der Duft war mir peinlich, obwohl ich alleine zu Hause war! Wenn er rund zehnmal weniger cheap gemacht wäre, könnte ich ihn mir allenfalls an einer vollbärtigen, etwas beleibten Gemütsmorchel im Norwegerpulli vorstellen. Wenn.

Unbestritten ist ja, dass er auf wundersame Weise nach Apfelküchlein mit Zimt riecht. Weniger oft erwähnt wird, dass diverse Nebennoten präsent sind, die dieses Wunder der Backkunst erst möglich machen. Der Unterbau quasi. Dieser Unterbau aber hat sein Eigenleben und was man da so riechen kann, wenn man will. Des Riechers Höflichkeit muss schweigen.

So bleibt mir dann nur zu warnen vor Parfums im Sonderangebot. Vielleicht laufen sie zu Unrecht schlecht, vielleicht aber auch zu Recht.

Eine Schande, dass hier nicht mehr über diesen Klassiker steht.

Drakkar ist bedauerlicherweise der einzige Herrenduft von Guy Laroche, und das Genre heisst Fougère, sein engster Verwandter ist wohl Azzaro pour Homme. Fougère gilt ja als die Duftkategorie für echte Männer, um nicht zu sagen für Machos. Doch Drakkar scheint mir viel feiner als ApH. Und ich behaupte, er ist auch und gerade dann tragbar, wenn man nicht der breitschultrige Ralph-König-mässige Bauarbeitertyp ist. Meine letzte Freundin hat ihn jedenfalls an mir geliebt.

Der Duft ist (siehe Basenotes) nicht unbedingt sehr gut beleumdet, man wirft ihm Lautstärke und Aufdringlichkeit vor. Doch das kommt von den Idioten, die glauben, richtig parfümiert sei man erst ab drei Spritzern aufwärts (bei DN ist das eine Todsünde, reichen tut einer, daher reicht die Flasche auch ewig).

Dies ist ein Duft, der mit Sicherheit 95% der Releases aus den letzten zwanzig Jahrgängen aussticht, weil er Charakter hat und nur nach sich selber riecht. Dass diese so schlecht ausgefallen sind, liegt nämlich daran, dass man vor allem versucht hat, mit kalkulierten Assoziationen zu arbeiten. Was gefällt dem Mann, der einen Duft tragen soll, bzw. der Frau, die er damit rumkriegen soll? Klar doch: Essen, Schokolade, Njamnjam! Liebt jeder. Oder wer hat was gegen Urlaub, Sonnencrème, Meer! Auch Autos übrigens, viele modernen Düfte riechen ja nach Auto-Interieurs. -- Nur so kommt es zu Einmalspritzenkäufe: positive Assoziation auf den ersten Sniff. Dass das Ding dann konkret getragen ganz anders rüberkommt - shit happens, nächstes Jahr ist sowieso schon wieder was anderes Mode.