AndYouAndI

AndYouAndI

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11 - 15 von 21
AndYouAndI vor 10 Jahren 30 13
10
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Ein Traum. Punkt.
Als mir Ambre Nuit ins Haus geflattert ist, war der Duft in einem Apofläschchen. Ich war noch eine ganz neue Parfuma und besaß noch keine TZ zum Umfüllen, und so konnte ich den Duft nur tupfen. Ich muss gestehen: Enttäuschung auf ganzer Linie, ich dachte: Uh, wie unscheinbar! Er landete für vier Wochen unbeachtet in meiner Duftkommode, bis ich irgendwann alle Apoflaschenneuankömmlinge in TZ umfüllte. Auch da gelüstete es mich nicht danach, diesem vermeintlichen Langweiler eine zweite Chance zu geben, er rief sich einfach nicht ins Gedächtnis. Dann habe ich über Umwege meine Liebe zu Amber entdeckt und irgendwann fiel mir ein: Da lungert doch noch was im Schränkchen. Aufgesprüht. Gewartet. Hals über Kopf verliebt.

Für mich ist AN der Amberunisexduft schlechthin, diese Mischung aus zartsüßem Rosenamber und einer maskulinen Frische, basierend auf Pfeffer, sehr zurückhaltend zitrischen Noten und diesem Holzzederpatchgemisch ist unschlagbar! AN startet minimal zitrisch, bei mir ist diese Phase kaum vorhanden, ich könnte auch keine Grapefruit ausmachen, sogleich umhüllt mich dieser wunderbar zartrosige Ambertraum im maskulinen Gewand – ich verfalle diesem Duft immer wieder aufs Neue. Der Pfeffer ist zurückhaltend, in Kombination mit holzigen Noten und Patchouli bringt er aber genau die würzige Balance zur zartrosigen Ambersüße, die nötig ist, um eine derart ausgewogene Gesamtkomposition zu bilden. An dieser Stelle seien mir noch zwei Bemerkungen gestattet. Die erste: Ambre Nuit hat es in meiner „Bestenliste“ der Düfte bisher auf Platz 2 geschafft, lediglich Gris Montaigne, ebenfalls ein Dior Privée, kann ihm laut meiner Nase das Wasser reichen. Die zweite: Für Ambre Nuit heimse ich Komplimente ein, für Gris Montaigne habe ich noch nie eins bekommen (es ist ein Jammer, Menschen sind merkwürdig, ich liebe den Duft so sehr). Dieser Amber ist beispiellos gefällig, dabei aber nie zu süß oder gar langweilig.

Duft: Ein rosiger Ambertraum mit sehr dezentem zitrischem Start und einer maskulinen Würze aus Pfeffer und Hölzern. Der Amber kommt keinesfalls zu süß daher, spielt aber im Duftverlauf eine zunehmend bedeutendere Rolle. Die Komposition bleibt aufgrund der Rose und der Würze jedoch ausgewogen, kommt sehr gepflegt daher und ist äußerst anziehend.

Sillage: Gut wahrnehmbar, nicht aufdringlich. Für den Arbeitstag reichen 2-3 Sprüher eindeutig aus, abends darf es einer mehr sein.

Haltbarkeit: Auf meiner Haut gute 7-8 Stunden, auf der Kleidung viel länger, sie duftet noch am nächsten Tag sehr angenehm.

Zielgruppe: Unisex pur. Wer Amber mag, sollte diesen Duft unbedingt probieren. Mein Freund mag ihn ebenfalls sehr und hätte auch gerne einen Flakon.

Anlass: Ein weiterer Allrounder der Privée-Reihe - wenn man es sich leisten kann. Derzeit hangle ich mich von Abfüllung zu Abfüllung, aber ein Flakon muss früher oder später unbedingt her. Ich empfinde den Duft als ganzjährig tragbar. Er eignet sich für den Job, für den Alltag ist er fast zu schade, für ein Date ist er sicher auch sehr geeignet, sogar als Ausgehduft kann ich ihn mir gut vorstellen, er wäre eine wohltuende Alternative zum Mainstream und stünde jedem Anlass gut zu Gesichte. Ambre Nuit ist ein Traum. Punkt.
13 Antworten
AndYouAndI vor 10 Jahren 12 6
7.5
Flakon
5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Kühles Blondes
Zu Chabaud bin ich über Franfan20 gekommen, der seine Proben weitergereicht und Kommentatoren gesucht hat. Da meine fast jungfräuliche Parfumonase (noch) nach Dufterlebnissen lechzt, habe ich gleich „Hier!“ gerufen. Ich will mal ganz ehrlich sein: Hätte ich gewusst, dass sich zur selben Zeit schon Spitzenschreiber und wirklich erfahrene Nasen über die Chabauds hermachen, ich hätte mich gerade noch am Riemen reißen können und ganz hinten angestellt. Aber nun ist die Klappe einmal aufgerissen, was soll’s.

Bevor ich zum Duft selbst komme, seien mir zwei Bemerkungen gestattet. Zum einen ist mir nicht klar, warum man ein Parfum „Chic et Bohème“ nennen sollte. Ich finde das wenig schmeichelhaft und irgendwie unangemessen. Es hat was Ironisches, wenn nicht gar Spöttisches. Und was Anmaßendes. Ich zitiere mal eben: „Sophie Chabaud widmet diesen Duft ihrer Tochter sowie allen anderen Mädchen, damit sie sich in ihm wiederfinden können. Zartheit, Frische und Unschuld treffen in dieser Kreation auf ungebundenen Chic, frei von Konventionen, immer aber exquisit und stilbewusst.“ Schön und gut. Wenn ich mich sexy fühle oder so rüberkommen möchte, trage ich jedoch auch kein T-Shirt, auf dem „sexy“ steht. Ich will ja nicht leugnen, dass auch ich hin und wieder mal „chic et bohème“ sein möchte. Aber ich fühle mich verschaukelt, wenn das auf meiner Parfumflasche steht.

Himmel, bereits die erste Bemerkung ist ein halber Essay, schnell die zweite hinterher: Die Geschlechterkategorisierung (sagt man das so?) der Chabaud-Düfte empfinde ich allesamt als höchst willkürlich, ich erkenne keine klare Linie, mir erschließt sich nicht, warum beispielsweise „Lait de Vanille“ als „unisex“ deklariert wird, „Lait Concentré“ jedoch als Damenduft. Auf mich wirken die Düfte fast alle äußerst feminin, so auch CeB, aber die Etikettierung durch Chabaud ergibt für mich gar keinen Sinn. Dann hätte man konsequenterweise alle als „unisex“ deklarieren sollen.

Der Duft selbst ist mir angenehm. Ich gehöre offenbar zur Fraktion der „Weißblüher“-Liebenden (selbst im olfaktorischen close-up), um mal Seeroses Warnwort aufzugreifen. Ich kann jedoch gut nachempfinden, worauf im Vorkommentar Bezug genommen wird. CeB startet in meiner Nase hauptsächlich floral mit Neroli, Ylang Ylang und Jasmin, Mandarine nehme ich nur wenige Sekunden (!) wahr, der Duft ist alsbald kühl, distanziert und straight (und dennoch feminin), was mir zunächst gelegen kommt, aber er wird es im Duftverlauf auch bleiben, und das ist nun doch ein Vorwurf, den ich CeB leider machen muss. Ich mag die hellen Blütendüfte nämlich vornehmlich dann besonders gern, wenn sie mit etwas Wärme und Weichheit, mit etwas Süße kombiniert werden, um das Verschlossene, Gefasste aufzubrechen. Hier möchte man nun meinen, den Part könnte die Vanille doch problemlos übernehmen, aber was in anderen Chabauds an Leckerei zu viel des Guten ist, kommt hier leider zu wenig zum Tragen. Ich warte seit Stunden auf die Milde und ein bisschen mehr Lieblichkeit, aber sie will sich nicht einstellen. Und so geht die kühle Blonde, wie sie gekommen ist, sie hat mir gefallen, aber mich nicht berührt. Vielleicht ist diese florale Avantgarde „chic et bohème“, vielleicht ist dieses Geradlinige eben gerade provokant, und vielleicht ruht in mir dann doch der kleine Spießbürger, der es gerne etwas kuscheliger mag.

Die Haltbarkeit von CeB ist gut, die Sillage mittelmäßig, für einen derart straighten Duft jedoch vollkommen ausreichend.
6 Antworten
AndYouAndI vor 10 Jahren 10 2
8
Duft
Poivre noir
Beim Lesen vieler Kommentare sitze ich, mit der Nase am Handrücken, kopfnickend da und denke: Stimmt, das passt, das trifft den Nagel auf den Kopf, so riecht das Zeug. Und manchmal sitze ich, mit der Nase am Handrücken, kopfschüttelnd da und denke: Wovon reden die eigentlich? So auch beim Erschnuppern von Serge noire.

Mein Partner und ich haben SN erst heute wieder getestet. Die Düfte von Serge Lutens sind ja (zumindest die, die wir bislang kennen) sehr, nun ja, speziell, zum Teil an der Grenze des Tragbaren (zu hoch dosiert mutieren sie zu ungesitteten Nervbratzen), sie tragen eine eindeutige Handschrift und SN macht da keine Ausnahme. Was uns hier aber beim Erschnuppern in die Nase steigt, ist nicht dunkel und schwarz im Sinne der Farbe, ist nicht mystisch, mysteriös, vieldeutig, rätselhaft und geheimnisvoll, es ist vielmehr frech, lausbübisch und forsch, es ist schwarzer Pfeffer pur (was den Duft keinesfalls zu einem „schwarzen“ Duft macht). Weiß der Teufel, warum der “poivre noir“ nicht Bestandteil der aufgelisteten Ingredienzen ist, aber es müsste schon mit demselben zugehen, wenn er gar nicht vorkäme, wir riechen ihn sehr deutlich, und es ist, als hätte jemand eine riesige Pfeffermühle zur Hand genommen und unsere Arme einmal damit eingestäubt. Voilà, Serge noire. Wir halten Serge Lutens für einen humorvollen Parfümeur, der sich ein kleines Wortspielchen erlaubt hat. Ich weiß nicht, wie „schwarze Hölzer“ riechen, aber ich nehme die Gewürznelke, Patchouli und Amber durchaus wahr, auch der Zimthauch ist zu erahnen, alles jedoch unter dem Deckmantel „schwarzer Peffer“ – macht ihr was draus, ich kann’s nicht.

SN ist zweifellos ein sehr markanter, interessanter Duft mit hohem Wiedererkennungswert (vermutlich sind das alle Lutens-Düfte), die Haltbarkeit ist sehr gut, die Sillage ebenfalls, bitte vorsichtig dosieren. Im Vorbeigehen mag SN nicht als störend empfunden werden, aber ich kann mir vorstellen, dass im längeren Miteinander so manche Nase überfordert würde – auch die eigene.
2 Antworten
AndYouAndI vor 10 Jahren 5 1
5
Flakon
5
Sillage
2.5
Haltbarkeit
7
Duft
Zitrusseifensport
Wenn’s draußen heiß ist und ich nicht recht weiß, welches Parfum ich tragen möchte, wenn es keinen konkreten Anlass gibt, ich nicht ausgehe, sondern einfach frisch riechen möchte, greife ich gerne zu Nero von Kappa. Neulich war wieder so ein Tag, und als ich einen Kommentar zum Duft verfassen wollte, war ich ganz erstaunt: Ausgerechnet mein Lieblingsduft der Kappa-Reihe ist auf Parfumo noch nicht gelistet? Das musste sich ändern! Kappa Nero verdient einen Platz in der Parfumo-Datenbank, und ich bin umso erstaunter, dass er bisher nicht vermisst wurde, da er in meinen Augen der beste Duft der ganzen Reihe ist und ganz wunderbar erfrischend an Sommertagen, wie wir sie gerade erleben. (Sollte jemand ein Bild beisteuern können, würde mich das sehr freuen.)

Kappa Nero gehört eigentlich meinem Partner, der ihn als Freizeitduft auch sehr schätzt, aber ich empfinde den Duft als ausgesprochen unisex, er ist zugegeben sehr sportlich, aber absolut für die Damenwelt geeignet. Der Duft startet zitrisch, Limette, Bergamotte und Zitrone bringen sommerlich-aquatische Frische (die ja viele hassen, ich bin ihr nicht abgeneigt), der Rosmarin macht alles interessant. Auf meiner Haut wird die zitrische Frische umgehend durch eine florale Seifigkeit ergänzt, aber diese ist nicht beißend oder stechend, sondern frisch-seifig, was ich als angenehm empfinde, wenngleich ich mir vorstellen kann, dass das nicht jedem zusagt. Ich nehme die Freesie deutlich wahr, Alpenveilchen wohl eher nicht (riechen die überhaupt?), der Patchouli lässt sich rasch blicken, allerdings kommt er frisch-fruchtig daher und bleibt durch die vielen zitrischen Noten und die Freesie hell. Koriander erkenne ich nicht, was ich natürlich auf meine ungeübte Nase schiebe. Zeder und Moschus bilden mit Eíchenmoos und dem bereits erwähnten Patchouli laut Duftpyramide die Basis, die für mich aber mit Kopf- und Herznoten zusammenfließt, Kappa zeigt in meiner Nase kaum einen nennenswerten Duftverlauf. Nun darf man nicht vergessen, dass das EdT im Vergleich zu anderen wirklich sehr günstig ist, hier kann man also nicht die ganz große Parfümeurskunst oder eine bis ins Detail ausdifferenzierte Duftpyramide erwarten, für den Preis gehört Nero jedoch in meinen Augen im Drogeriepreissegment eindeutig zu den besseren Düften. Unser Flakon ist fast alle und wir werden ihn sicher nachkaufen.

Duft: startet zitrisch frisch und wird umgehend durch eine florale Seifigkeit ergänzt, hinzu kommt eine fruchtige Patchoulinote im Zeder-Moschusgewand, kein nennenswerter Duftverlauf, alles folgt nah aufeinander. Der Duft ist sportlich-aquatisch-frisch, ein Zitrusseifenduft.

Haltbarkeit: Eher schwach, wie gewohnt bei primär zitrischen Düften. Nach 3-4 Stunden ist Nachlegen angesagt.

Sillage: Angenehm. Der Duft ist wahrnehmbar, aber kein Sillagekracher.

Zielgruppe: Ich empfinde den Duft als absolut unisex, sportlich-jung.

Anlass: Frühling und Sommer, Alltag, kein Abend- oder Ausgehduft, auch nicht unbedingt ein distinguierter Begleiter für den Job oder das (erste) Date, aber ein gepflegter Freizeitduft für „zwischendurch“, das Preis-Leistungsverhältnis ist top.
1 Antwort
AndYouAndI vor 10 Jahren 19
9
Duft
Augen schließen, einatmen.
Im Garten am Lagerfeuer stehen, in die Flammen schauen, dem Knistern lauschen, in Gedanken versunken. Nach Ewigkeiten, die wie Minuten erscheinen, den Blick kühlen, am Horizont den Waldrand noch erahnen, der in den Nachthimmel übergeht, die Augen schließen, tief einatmen. Durch die Wiesen laufen, den Nachtgeräuschen lauschen, den eigenen Schritten, die Veranda betreten, das kühle Lehmhaus, den alten Schrank öffnen, einen Pullover greifen.

Dunkelblau.

Ans Feuer zurückkehren, sich hinhocken, die letzte Wärme genießen, in die Glut starren, während sich Rauch mit Sommernachtluft mischt und die letzten Funken ins Schwarze wirbeln. Kein Wort mehr sprechen, es ist alles gesagt.

Duft: Es ist mir unmöglich, Ombre Indigo in seiner Komplexität zu beschreiben. Ich nehme ihn primär als weihrauchig-ledrig-kühl wahr, jedoch modern interpretiert. Leichte Süße (Pflaume hätte ich blind nicht erkannt, aber, ja, das kommt schon hin) bringt etwas Wärme, Vetiver ist auch zu erkennen, die ledrig-holzige Rauchigkeit ist gekleidet in eine herbzitrisch-fruchtige Frische, alles ist perfekt mit allem verwoben, seine dunkelblaue Schönheit erstrahlt erst nach Stunden in Gänze. Ombre Indigo ist nicht gefällig im Sinne des Mainstreams, aber er gefällt mir. Sehr. Es entstand vor meinen Augen das oben beschriebene Bild.

Haltbarkeit: ca. 7 Stunden.

Sillage: Leider für meinen Begriff etwas zu schwach. Ich habe hier mal den schönen Begriff „Raumpräsenz“ gelesen, davon könnte er etwas mehr vertragen, denn er ist so unfassbar schön. Deshalb gibt es auch „nur“ 90 % - doch die sind wohlverdient.

Zielgruppe: Unisex, mit einem Hang zum Maskulinen. Alter egal, vermutlich eher was für die „Mitte“, aber wie immer gilt: Wer mag, der sollte.

Anlass: Ein exquisiter Tag-Allrounder, ungewöhnlich, Neugierde weckend, geheimnisvoll – dabei aber unaufdringlich und zeitlos modern. Augen schließen, einatmen.
0 Antworten
11 - 15 von 21