AnneSuse

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11 - 15 von 21
AnneSuse vor 11 Jahren 18 8
Zeitsynthese
Als ich nach dem Aufsprühen meinen Liebsten schnüffeln ließ und fragte: "Von wann ist der wohl?", kam prompt: "Achtziger" "Jau, aber ein Jahrhundert eher, als Du denkst."

Es stimmt, beides. Als ich ihn aufgesprüht habe, steigt mir ein Achtziger-Wummser entgegen. Sehr schön, aber vielen wohl heute zu heftig. Doch diese Aura verklingt bald und das Herz verkörpert für mich die Entstehungszeit: Jugendstil (bis Zwanziger Jahre) mit Lavendel, Vetiver und Rose-Jasmin wecken bei mir immer dieses Bild, das waren Düfte, die meine Großmutter liebte, die damals jung war. Und dann kommt das Heute: die Basis zeigt sich für mich sehr modern, der Duft ist nicht mehr überbordend wie zu ganz Beginn und das Geburtsjahr zwinkert mir noch aus versteckten Lavendenblüten zu.

Die Vintage-Versionen kenne ich nicht, dies ist ein aktuelles EdT-Pröbchen; dank an aoe!
Es ist zeitlos, das wohl x-te Reformulierungsergebnis gefällt mir sehr - zeitgemäß, ohne angepaßt zu sein oder seine Herkunft zu verleugnen.

Ich selbst hadere noch mit dem "Uralt"-Lavendel, die Parfumos, die keine solchen Dufterinnerungen haben, werden ihn sicher nur als mediterranen Gruß betrachten.

Ich kann ihn mir im Beruf genauso gut vorstellen wie in der Freizeit und abends, wenn´s nicht ganz so schwer sein soll.

Meine Empfehlung an alle: testet ihn! Und findet abseits der unnötigen "Oma-Duft/Moderne-Wässerchen-Diskussion" selbst heraus, ob dieser Duft einen geeigneten Platz bei Euch findet. Es lohnt sich.
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AnneSuse vor 11 Jahren 17 6
Die Brise vom Meer
Wie auch immer Sie es hinbekommen haben, Maestro - es ist ein Meisterwerk!

Bei diesem Duft kann man nur sagen, nomen est omen: Der Name ist ein (Vor-) Zeichen.
Aura: Duft, Hauch, Lüftchen. Maris: Genitiv zu mare, das Meer.
Ergo (folglich): Meeresbrise oder Brise vom Meer.

Nach einem fulminanten Auftakt aromatisch-fruchtiger Zitronen, so wie sie im Süden am Baum duften, macht sich erst leicht, dann immer deutlicher die Brise vom Meer bemerkbar.
Es duftet nach - naja, nach Meer eben. Stundenlang und ohne weiteren Verlauf.

Ich habe gar keine Lust, einzelne Duftnoten herauszufiltern. Ich bin einfach nur verblüfft, dass von meinem Handgelenk ein Hauch aufsteigt, als läge ich in sichtbarer Entfernung des Mittelmeeres in einem Zitronenhain. Ein warmer Wind streichelt meine nackten Arme und bringt einen sandigen Gruß aus der Sahara mit. Am Himmel ziehen federleichte Wölkchen, nach einer leichten Dünung schäumen die Wellen verspielt an den Strand. Die Luft ist voller Düfte: ein bißchen nach Tang, ein bißchen nach Salz, das ganze Aroma des Meeres. Und über allem ein leichter Hauch von Zitrone (irgendwie kommt bei mir die Mandarine nicht an; vielleicht kombiniert meine Nase die Bergamotte um oder der Wunsch ist der Vater der Wahrnehmung).

Der Duft entführt mich weit weg aus meinem verschneiten, vorweihnachtlichen Garten mitten im Calenberger Land, dort, wo die Mittelgebirge beginnen. Zu uns kommt die Luft der Nordsee: sie fegt über die norddeutsche Tiefebene und es gibt Tage, da kann man das Meer bis Hannover riechen. Aber das ist viel kräftiger, sie bringt keine Brise, sondern einen wilden Zauser vom Blanken Hans. Und (noch) gibt es hier keinen Hauch von Zitronen.

Aber im nächsten Sommer, an einem warmen Tag auf der Liege mit dem Blick in die Wolken, dann wird er mich gewiß wieder entführen: in das Land, wo die Zitronen blühn … dahin möcht´ ich mit dir, O Aura Maris, ziehn.
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AnneSuse vor 12 Jahren 9 6
Fröhlich und unbeschwert
Sultane ist ein hübscher und fröhlicher Sorglos-Duft.

Blumig-fruchtig kommt er daher und bleibt bei mir auch so, im Verlauf kommt noch die leicht cremig-pudrige Basis dazu. Keine große Entwicklung, keine Tiefe oder Schwere, nichts Dunkles oder Geheimnisvolles. Aber auch keine ausgeprägte Süße, kein reiner Obstkorb oder Blümelei - alles bleibt rund beieinander, nichts gewinnt die Oberhand oder übertönt die übrigen Duftnoten. Der Name legt Orientalisches nahe, das ist aber nicht der Fall.
Die Sillage verfedert sich leichtfüßig in der Umgebung, die Haltbarkeit bei mir ist ziemlich gut. Bei wem das nicht so ist: öfter nachlegen ist bei dem Preis kein Thema.

Der Flakon ist tatsächlich von guter Qualität, in keinster Weise billig. Die Gestaltung passt zum Namen, aber ist ja wie immer Geschmackssache.

Ich würde ihn nicht zu geschäftlichen Anlässen oder dem großen Auftritt tragen, dazu ist mir nicht gehaltvoll genug und da passt die Aussage nicht zu mir.
Aber genau das Richtige, wenn ich nichts Melanklöteriges gebrauchen kann. Er ist, wie er ist und bleibt auch so: unbeschwert. Perfekt für sonnige Tage oder für solche, an denen sich die Sonne gar nicht zeigen will, für eine Party an einem lauen Sommerabend oder die Sofaecke nach einem stressigen Tag.
Frisch-fromm-fröhlich-frei: eine Gute-Laune-Duft!



Nachdem meine Probe berufener Nase konvenierte, hab´ ich mich jetzt aus meinem Loch getraut ;-)
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AnneSuse vor 12 Jahren 9 9
Das Einzige was bleibt ...
... auch nach Stunden und trotz meiner Allzweckwaffe Odex, ist: Backpulver.

Nach zwei Minuten fing es an. Ich hatte das Gefühl, ich stecke meine Nase in ein Tütchen Backpulver. Dieser spezielle Geruch wurde zwar weniger, aber dann kam die Vanille hinzu und im Hintergrund etwas zitrisches. Ich hatte das Gefühl, an einem Knetteig zu riechen, den ich gleich zum Ruhen in den Kühlschrank legen würde.
Ich habe ihn zweimal getestet, mit dem gleichen Ergebnis. Wenn ich mir das Backpulver wegdenke oder besser: wegrieche, wäre Angélique Noire sicher so schön wie hier oft beschrieben. Aber jedesmal, wenn ich mit dem Arm eine Bewegung vor meinem Gesicht mache, habe ich dieses Backpulver in der Nase, auch noch nach zwei Entfernungsversuchen. Wodurch das verursacht wird, ist mir schleierhaft, vielleicht hat ja jemand eine Idee.

So wandert diese Probe (danke an Turandot, das hast Du sicher nicht vorausgesehen ;-)) jetzt in den Souk für jemanden, der den Duft nicht so komisch entwickelt wie ich.

Schade, ich hätte ihn gerne gemocht, er klang so besonders.
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AnneSuse vor 12 Jahren 17 12
Wenn ich gar nicht weiß, was ich nehmen soll: Floid. Paßt immer.
Auf besonderen Wunsch eines einzelnen Herrn hier etwas zu Floid, genauer:
dem bernsteinfarbenen Genuine Floid aus Italien (auf dem Bild unten heller als es tatsächlich ist).

Floid ist ein After-Shave und wird seit 1932 unverändert hergestellt, die italienische Variante wird in Bologna produziert.
Es gibt auch spanische Versionen mit unterschiedlichen Duftnoten. Die italienische Version von Floid ist deutlich weicher, die spanischen sind eher herb-alkoholischer, wobei die Grundnote wohl gleich ist.
Floid Blue war eine Light-Version mit weniger Menthol, es wird nicht mehr hergestellt.

Floid kommt im Splash-Flakon mit inzwischen schwarzer Kunststoffkappe (s. Abb. oben). Ich habe noch die Flasche mit gesprenkelter echter Bakelit-Schraubkappe *stolz*.
Erhältliche Größen: 75ml und die Kabinett-Großflasche mit 400ml; für letzteren gibt es einen orangefarbenen Zerstäuber zum Aufschrauben - mit Schlauch und Gummiball - kultig! Es gibt viele weitere Produkte von Rasierschaum bis Shampoo.

Zum Duft:
Floid startet bei mir warm, leicht holzig und blumig-unsüss mit einer leichten Citrusnote. Schnell schwenkt er über eine orientalische Anmutung mit Moschusanklang ins Pudrige. Es bleibt ein wunderbar pudriger, balsamisch-warmer Duft, der mit der Haut verschmilzt.
Die Wirkung nach der Rasur soll kühlend und erfrischend sein, das Menthol riecht man nicht, aber man spürt es wohl („Kälteschock - wie nach Eukalyptusbonbons tief einatmen, nur auf der Haut“).

Laut Floid ein Duft für „the Real Man, a man of honor, with principals and values“. Bestens geeignet für die, die es klassisch-elegant, unaufgeregt und unaufdringlich lieben, „old-school”, ohne altmodisch zu sein und unsüss. Für Teenies nicht so ganz das rechte, denke ich.

Für Damen finde ich ihn sehr geeignet. Bei mir behält er auch die orientalische Anmutung, die Duftkomponenten sind sehr rund verwoben und in Verbindung mit dem pudrig-balsamischen senkt er meinen Adrenalinpegel. Möglicherweise wirkt die entkrampfende Wirkung der Zimtbestandteile, wenn der Sinn wohl auch eher die antibakterielle Wirkung nach der Rasur ist.

Man kann Floid bedenkenlos großzügig verwenden, da die Intensität schnell nachläßt: nach zwei Stunden ist er sehr dezent geworden, aber dabei sehr haltbar; nach vier Stunden ist er fast weg. Er passt immer: morgens, mittags, abends, Sommer, Winter: ein echter Allround-Duft.

Einige Inhaltsstoffe geben Auskunft über die enthaltenen Duftnoten: Geraniol (blumig-rosenähnlich), Citronellol (etwas süßlich, an Rose und Geranium erinnernd, wachsig-grün), Coumarin (grüne Note), Zimtalkohol (Veilchen- / Hyazinthe-/Fliederduft), Cinnamal (cassia-/zimtähnlich, balsamisch, warm, süßlich, kräftig würzig-aromatisch)

Hoffentlich habe ich Euch neugierig gemacht! Ich finde, Floid schlägt in seiner Wirkung so manche bemühte Duftkomposition, die zum mehrfachen Preis daherkommt. Bei uns scheint er nicht so verbreitet zu sein (im Gegensatz zu Italien und Spanien) und man riecht ihn jedenfalls nicht an jeder Ecke.
Es war ´mal ein Blindkauf bei Manufactum, die Beschreibung reizte mich. Seitdem hat er einen festen Platz in meinem Parfümregal.

Wenn ich gar nicht weiß, was ich nehmen soll - Floid, paßt immer.
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