Annenas

Verwirrende Überschrift? Ich weiß. Was ich damit meine, ist dass ich die Originale, erste Version, die hier so hochgelobt wird nicht kenne. Mein Eindruck bezieht sich nur auf die reformulierte Variante, die ich in Abfüllung getestet und getragen habe. Und um das mal vor weg zu nehmen: Ich mag den Duft. Sehr. Ich kann wohl nichts vermissen, was ich nicht kannte.
Wo fange ich also mit Shaal Nur an? Ich nehme zu Beginn rauchige Bergamotte wahr. Fast schon grün, dunkelgrün um genau zu sein. Angenehm, sexy, selbstbewusst aber nicht aufdringlich. Der zitrische Eindruck verfliegt auf meiner Haut schnell, nur eine Frische bleibt, die sich auch durch den ganzen Duftverlauf zieht.
Moschus und Orangenblüte übernehmen das Ruder, Rose? Was für eine Rose?
Aber Pfeffer ist da, eine leichte Würze, Tiefe im Duft. Langsam wandelt er sich vom sexy, frechen Zitrusrauch zu einem schweren Duft, der Abend wird später, weniger Licht, Wein, vielleicht etwas Kerzenlicht und Sommerhitze. Ohja, ich sehe Shaal Nur in warmem Wetter. Eine laue Nacht, ohne Schweiß, aber in luftiger Kleidung und im Dunkeln. Zum Schluss bleiben Patch, Vetiver und rauer, rauchiger, tiefer Weihrauch. Er nimmt fast süße, cremige Züge an, aber immer etwas edgy und anders.

Das ist Shaal Nur für mich. Reformulierung oder nicht, es ist ein toller Duft. Vielleicht anders, vielleicht neu, aber definitiv toll. Sinnlich und tief, ohne billig oder süßlich zu werden. Rauchig, ohne Feuer, eher eine sanfte, dauerbrennende Glut.

Huiuiui. Néroli Intense hat mich ganzschön überfahren. Ich wusste, dass er gut sein musste, alle Cheapiejäer haben mittlerweile wohl auch schonmal von Jeannen en Provence gehört. Als eingefleischte Freshy, Weißblüher, Neroli und Holzliebhaberin musste ich ihn natürlich probieren.

Erster Eindruck: hübsche Verpackung und wahnsinnig tolle Haptik, fast schon leinenartiges Papier mit simplem Design und knalligem Orange. Allein für das Packaging wäre bei einer bekannten Marke wohl der Preis schon gestiegen. Der Flakon ist schwer, hübsch und wertig verarbeitet, der Deckel schließt mit verheißungsvollem Klicken.

Die Farbe, helles orange im Flakon verspricht genau das, was man bekommt: Ein zitrisch, firischer Neroliwind, der gleichzeitig sauber, leicht herb holzig und vor allem geradlinig anmutet. Geruchsverlauf gibt es quasi keinen, der Duft bleibt mir fast exakt wie aus der Flasche um die acht Stunden lang erhalten. Klar im Vordergrund steht Neroli, allerdings ohne seine süßen, fast moderigen Noten, sondern sehr klar und frisch durch die zitrischen Noten und herben Rosmarin. Hölzer halten sich sehr im Hintergrund, bis der Neroliduft nach mehreren Stunden etwas schwächer wird. Dann wird das Gesamtbild etwas holziger, krautiger und hautnäher.

Sillage ist für einen Freshy gar nicht mal schlecht, allerdings muss man das wirklich wollen. Néroli Intense ist genau das: intensives Neroli. Für manche sicher ein Kopfschmerzkandidat, aber unglaublich eigenständig, geradlinig und für den Preis völlig unschlagbar. Ich benutze ihn gern zum layern mit dunkleren Düften, Hölzern, Patch, so bekomme ich noch etwas Süße und Tiefe dazu und eine kleine Entwicklung.

Bottom Line: Ja. Ja, Ja, Ja. Wer Nerolidüfte liebt und ein Faible für Gerüche hat, die berechenbar und genau das sind, was draufsteht: Néroli Intense is for you. Absolut unisex, layerbar, günstig, hübsch und blind kaufbar.

Plädoyer beendet, over and out.

Wer schonmal auf Corsica oder Sardinien war kennt diesen Duft, um Pfingsten herum, Sonne auf Blüten aber vor allem ein leichter Hauch aus der Maccia, grüne Blätter, Wind, Wasser und Gebirge und irgendwo Wildkräuter.
So riecht Under the Lemon Trees für mich, vielleicht etwas klarer,eleganter, weniger wild. Es ist ein zitrischer, grüner Duft, der im Opening wahnsinnig schön daherkommt. Der Duftverlauf ist moderat, man bekommt immer etwas frische und grüne Noten, erst gegen Ende sind nurnoch Zeder und weißer Moschus wahrnehmbar. Der Geruch ist extrem clean, und fast schon scharf-würzig, was denke ich durch Mate und Koriander passiert. Er riecht nach Halbschatten, leichter Brise in Bäumen und weißen, herberen Blüten. Die Haltbarkeit ist für einen Freshy der Wahnsinn und er hält sich auf meiner Kleidung wirklich sehr lange, noch Tage später ist eine angenehme Kardamom, Moschus und Zedernote auf dem Stoff wahrnehmbar. Die Sillage ist die ersten 1-2 Stunden auch überraschend gut, danach wird der Duft eher persönlich ist aber immernoch deutlich wahrnehmbar.
Ich bin ein bisschen verliebt und für mich tut der Duft genau das, was die Replica Reihe vorhat: Erinnerungen wachrufen und am Leben erhalten.

Im Opening macht AB richtig Spaß. Frische, Krautige Noten, fast schon etwas aquatisch. Nicht klassisch absinthstechend, sondern etwas weicher, runder und angenehm frisch. Ein munter- und wachmacher, der im Drydown erste Lavendelnoten zeigt. Der Duftverlauf selbst ist subtil, aber gut gemacht. Von spritziger Frische zu weicher Krautigkeit, die immer einen leichten Zitronenhauch mit dabei hat. Ab Stunde drei wird er relativ generisch. Absinth würde ich nicht mehr herausriechen. Und hier liegt die Krux. Die Sillage ist sehr gering, der Duft ist wirklich fast nur für die Träger:innen wahrnehmbar. Auf Kleidung hält er sich etwas besser, verliert aber auch hier schnell an eigenem Charakter. Nach etwa vier Stunden ist er kaum noch wahrnehmar. Was ich dann noch rieche ist allerdings nett krautig und leicht herb, sehr angenehm. Allerdings bin ich von der Performance ein wenig enttäuscht. Selbst für einen Zitrisch/Aquatischen Freshy hält er sich extrem kurz und ist dann dafür aber doch ganzschön pricey. Ich liebe einige Crivelli Düfte, aber dieser hier ist einfach zu kurzlebig.

Der erste Dufteindruck von Santal Volcanique hat mich überrascht. Sandelholz kenne ich als eleganten, leicht maskulinen Geruch, der irgendwie viel zu oft verwendet wird und meistens relativ schnell muffig wird. Santal Volcanique hat nichts von dem klassischen, langweiligen Sandelholz. Er ist frisch, würzig und vor allem:jung. Spannenderweise hat er im Gegensatz zu den anderen Maison Crivelli Düften kaum eine Duftentwicklung, was mir etwa 7h frischen Sandelholzduft beschert. Der Ingwer ist hier glaube ich das Geheimnis, er frischt den Sandelholzgeruch auf und gibt eine jugendliche Konstante. Kardamom macht den Duft weich und leicht verführerisch. Kaffee kommt für mich kaum durch, aber eine gewisse, schöne Rauchigkeit Eleganz begleiten den Duft durch den ganzen Tag.

Santal Volcanique ist ein sehr eigenständiger Duft und einer der wenigen Sandelhölzer, die für mich nicht ins maskuline abdriften. Ein Ganztägiger Allrounder, der mich weich einhüllt und mit einem Haufen Selbstbewusstsein durch den Tag bringt. Er ist elegant und etwas sexy, aber auf eine unabhängige Art. Definitiv unisex, aber für Damen ein wenig ungewöhnlicher und mutiger.