Aquatique

"Opus XII - Rose Incense | Amouage" ist für mich einer der besten Amouage-Releases der letzten Jahre: mystisch und beruhigend, dunkel und hell zugleich.

Der Start besteht aus saftiger Rose, sanft vom Charakter und intensiv zugleich. Nicht so, wie ich mir Rose in (arabischen) Düften vorstelle. Diese Rose ist realistisch und greifbar, befindet sich in direkter Nähe. Grün, pflanzlich und natürlich. Einfach bombig gut: Sonst mag ich Rose in Düften wenig bis kaum. Das Rosenwasser klingt langsam aus, verschwindet aber erst nach vielen Stunden. Es überlässt einer klaren Weihrauchnote den Vordergrund. Der Weihrauch ist hell und lieblich. Wie das unverbrannte und frische Harz, ergänzt mit süßer Myrrhe, Vanille und Elemi. Die Tiefe von "Opus XII - Rose Incense | Amouage" ist beeindruckend, dadurch entsteht der Eindruck von Mystik und Komplexität. Gleichzeitig wirken alle Bestandteile hochwertig und sind für sich genommen beruhigend und meditativ.

Komplimente? Fehlanzeige, kein einziges. Dabei ist die Performance wirklich super, Haltbarkeit und Strahlkraft sind eines Amouage würdig. Jedoch war jeder, der "Opus XII - Rose Incense | Amouage" zum Testen bekommen hat, einfach begeistert. Dieser Amouage eckt nicht an, ist sehr gefällig und harmonisch ohne langweilig zu werden. Wirklich selten für mich: Truly Unisex, ohne unsexy zu sein. Ein Duft zum Ausgehen, zum für-sich-selber-tragen oder um anderen zu gefallen.

Viel draußen gewesen. Stets war ein rauchendes Feuer in der Nähe. Fruchtig mythisch der Rest der Umgebung, erdig melancholisch: So ist dieses Land.

Niemals unangenehm, obwohl vielleicht doch ein bisschen. Aber so muss es sein, so ist es hier nun mal.

Desto kälter es wird, umso nussiger wird Terroni. Wirklich ein interessanter Duft, der ein Teil des Charakters werden kann. Wer etwas sauber frisches möchte ist hier aber sicher falsch - mehr die Form eines Orientalen aus völlig unerwarteten Noten neu zusammengesetzt.

Sehr ähnlich übrigens ist Rausch von Schwarzlose Berlin, was viel über die Noten verrät - das was Gualtieri ja normalerweise nicht tut. Cypriol und erdiger Vetiver, aber Terroni ist noch so viel mehr. Und auch ein vielfaches stärker als Rausch.

Ein Duft mit Ecken und Kanten, bestens geeignet um eine zweifelhafte und exzentrische Persönlichkeit zu unterstreichen. Den hat Gualtieri wohl auch für sich selbst gemacht, ein perfektes Match. Anziehend und abstoßend zugleich, unendlich interessant.
Zusammen mit Interlude mein Winter Signature Scent.

Sunshine ist der erste Amouage den ich bisher richtig liebe, und das auf Anhieb. Ganz anders als ein Großteil des Angebots, obwohl ich hier alles andere Eintönigkeit vorwerfen möchte. Wer halbwegs etwas mit süßen Düften anfangen kann und auf der Suche nach etwas Besonderem ist sollte Sunshine eine Chance geben.

„Gibt es Kuchen?“ wurde ich gefragt, verstehe das schon. Das ist eben Tonka, und zwar richtig gutes. Der hier ist für mich schon Gourmand, aber richtig nach etwas Essbarem riecht es für mich erst im späten Drydown. Davor begleiten ein interessant medizinischer Lavendel, kandierte Orange und Grüne Noten den Auftakt, und der dauert lange. Die Sonnencreme Assoziationen sind nachvollziehbar, eine Mischung aus diesen fast synthetisch anmutenden Vibes gepaart mit einer wärmenden Süße. Nach vielen Stunden dann wirklich fast so etwas wie Creme brûlée.

Wie schon erwähnt: Ich liebe Sunshine einfach, war fasziniert nach dem ersten Testen und habe dies dann oft wiederholt. Dies war übrigens im tiefsten Winter, für mich auch alles andere als ein Sommerduft. Wenn Sommer, dann Abends.
Für mich mehr männlich, warum das so ist kann ich kaum erklären.
Haltbarkeit und Silage sind top, starke Projektion für viele Stunden.
Eine einzigartige Melange, die ich so noch nirgendwo anders gerochen habe.

Megamare ist das Meer, Algen und eine salzige Kruste. Ein Stück Holz treibt schon seit langer Zeit. Ich mag sonst keine Aquaten aber das hier ist einfach wunderbar. Keine einzige Reaktion bisher war negativ, Haltbarkeit und Strahlkraft sind unvergleichlich. Ganze Häuser können mit 2 Spitzern gefüllt werden. Habe auf Papier getestet, aber erst auf der Haut wird der so richtig überzeugend. Schon abwaschbar, aber eine Dusche kann der durchaus überleben. Dabei bleibt Megamare transparent und ozonisch, man kann nicht nur die Gischt sondern auch eine Sonne spüren. Ein Tag am Meer, nur halt konserviert und in Dosen entnehmbar.
Nach einem heißen Tag zaubert mir Megamare ein Lächeln, denke ich wäre woanders gewesen. Denn präsent ist er dann auf jeden Fall immer noch.

Bergamask zu verstehen fällt wirklich nicht leicht; scheint es manchmal zu verschwinden nur um dann eine halbe Stunde später noch kräftiger wiederzukommen. Mag wohl am Javanol liegen, das auch nicht für Jeden wahrnehmbar ist, so ist zumindest meine Erfahrung. Dieser „Flacker“-Effekt führte schon zu kurzzeitiger Enttäuschung den hier nach ausgiebigem Testen gekauft zu haben. Aber wirklich nur kurzzeitig.

Am Anfang steht ein blumiges Bouquet, definitiv Lavendel, weiße Blüten und vielleicht auch etwas sehr trockene Rose. Dazu wachsige Zesten verschiedener Zitrusfrüchte, nicht nur Bergamotte sondern auch Kumquat. Das Blumige wird von süßem Holz abgelöst, das lange bleibt. Der bekannte Gualtieri-Moschus wurde mir so erst auf einem Tester bewusst, nachdem dieser eine Woche offen auf meinem Schreibtisch lag. Auf der Haut begleiten stets andere Noten diesen vertrauten Akkord. Gerade diese Animalik macht Bergamask für mich aus.

Insgesamt ein schöner und einzigartiger Duft, gerade im Sommer. Bei Temperaturen über 25° explodiert Bergamask förmlich und liegt satt in der Luft, besonders in den ersten Stunden. Was nicht heißt, dass er dann nicht mehr da wäre: Er wird im Verlauf sanfter, holziger. Am Nachmittag benutzt hält Bergamask locker bis zum nächsten Morgen. Keine unangenehmen Noten, nicht zu aufdringlich und trotzdem kräftige Sillage und Haltbarkeit. Ein Orto Parisi den man für sich und für andere tragen kann.

Für mich sind die schönsten Gualtieris mehr Düfte die mit mir verschmelzen als Parfüms die ich trage. Dazu zählt auch der hier.