22.11.2024 - 16:52 Uhr

Adagietto
6 Rezensionen

Adagietto
10
Der (viel) bessere Lyric Man
Eine Rezension zu Rose Incense könnte man eigentlich sehr knapp halten und für die Duftbeschreibung einfach auf den Namen des Duftes verweisen. Selten bekommt man so treffend das, was auf dem Flakon steht. Hier wurde das allerdings so beeindruckend umgesetzt, dass ich trotzdem ein paar Worte verlieren möchte.
Die Kopfnote birgt eine Besonderheit gegenüber dem Rest des Duftverlaufs: Tusche. Kurz nach dem Aufsprühen ist hier tatsächlich eine eindeutig wahrnehmbare und sehr realistische Note von dunkler Tinte zu riechen. Wer zum Vergleich an einem klassischen Pelikan-Tintenfass riecht (was man für Parfumo halt so macht), wird über die Ähnlichkeit erstaunt sein. Die Kopfnote bekommt dadurch einen ganz interessanten Twist. Die Tusche hält nur sehr kurz an, wodurch auch nie das Gefühl einer Störnote aufkommt.
Daneben startet der Duft direkt mit dem Rose-Weihrauch-Akkord, der ihn den ganzen Verlauf über prägen wird.
Die Rose ist genial umgesetzt: Nicht fruchtig, nicht seifig, nicht künstlich süß, sondern stattdessen fotorealistisch natürlich und tiefrot-leuchtend blumig. Trotz ihrer enormen Potenz erschlägt sie einen nicht und bleibt deutlich luftiger als beispielsweise in Portrait of a Lady. Wären Rosendüfte häufiger so umgesetzt, würden sich an Rose als Duftnote vermutlich weniger die Geister scheiden. So und nicht anders muss eine Amouage-Rose riechen.
Die Weihrauchnote hat ein ähnlich hohes Niveau zu bieten. Der Weihrauch wirkt hier strahlend hell, frisch-harzig und sauber. Teilweise geradezu etwas zitrisch, was sicher durch das Elemiharz noch verstärkt wird. Dabei ist er durchaus auch etwas rauchig, wobei die rauchige Nuance ebenfalls so sauber, hell und geradezu leuchtend weiß erscheint, dass man sich hier schon fast streiten könnte, ob das eigentlich noch rauchig oder schon pudrig ist. Dabei wirkt er allerdings niemals kalt und abweisend, sondern zeigt trotz seiner hell-harzigen frische auch balsamische Qualitäten. Dieses Niveau muss Amouage erstmal jemand nachmachen.
In den ersten zwanzig Minuten ist dominiert die Rose noch über den Weihrauch, danach halten sich beide Noten die Waage und sind dabei wunderschön verbunden. Rose Incense erinnert dann deutlich an (hochwertigen!) griechischen Rosenweihrauch. Nach einigen Stunden wird der Duft dann wärmer und weicher. Die Vanille in der Basis ist dabei angenehm zurückhaltend dosiert und nicht zu süß. Der Drydown als ganzes ist zwar sehr angenehm, aber auch ziemlich erwartbar.
Der Duftcharakter ist mit wenig zu vergleichen, was sich bisher gerochen habe. Rose und Weihrauch werden zwar gerne gemeinsam eingesetzt, meist bleibt dabei aber eine der beiden Noten deutlich im Hintergrund. Insbesondere ist Rose Incense völlig anders als einschlägige Rose-Oud oder Rose-Patchouli-Kompositionen, in denen die Rose einer dunklen Note gegenüber gestellt wird. In Rose Incense hingegen, ist die Rose selbst in der Rolle der „dunkleren“ Note. Anders als bei vielen Damendüften, in denen Rose mit hell-blumigen oder fruchtigen Noten kombiniert wird, steht sie in Rose Incense einem strahlend weiß leuchtenden Weihrauch gegenüber, was aus Rose Incense einen insgesamt einen sehr „leuchtenden“ Duft macht. Auch kann sie sich nicht hinter Oud oder Patchouli „verstecken“, sondern wird in ihrem rot-leuchtenden Charakter eher verstärkt als ausgeglichen. Ich halte den Duft dennoch für absolut unisex und für Herren sogar besser tragbar als den Klassiker „Lyric Man“. Die Rose ist hier nicht nur viel hochwertiger, realistischer und weniger seifig, sondern sie steht (anders als in Lyric Man) auch nicht einfach solitär über dem restlichen Notentableau. Vielmehr hat sie mit dem starken Weihrauch auch ein ebenbürtiges Gegenüber, wird dadurch aber (anders als bei Oud oder Patchouli) in ihrem Charakter eher gestärkt als abgemildert.
Ob man mit diesem Duft warm wird, hängt denke ich weniger von Geschlecht, Alter oder Stil ab, sondern allein davon, ob man mit Rose und Weihrauch als Duftnoten etwas anfangen kann. Wenn ja, ist Rose Incense ein absoluter Pflichttest. Falls man mit nur einer der beiden Noten seine Schwierigkeiten hat, sollte man einen großen Bogen um den Duft machen.
Hat der Duft eine 10 verdient? Objektiv wohl eher nicht. Es gibt sicherlich komplexere, vielschichtigere und künstlerisch anspruchsvollere Düfte. In Rose Incense werden meine beiden Lieblingsnoten aber nicht nur auf einem enorm hohen Niveau dargestellt, sie ergeben gemeinsam auch den wohl schönsten Akkord, der mir bisher in einem Parfum begegnet ist. Da ist mir seine deutliche Linearität nur recht. Subjektiv kann ich hier gar nicht anders, als eine 10 zu vergeben. Da er durch seinen stark „leuchtenden“ Charakter und die markentypische Performance alles andere als zurückhaltend ist, wird er zwar wohl eher nicht zur Signatur, den Spitzenplatz auf der Wunschliste hat er aber trotzdem sicher.
Die Kopfnote birgt eine Besonderheit gegenüber dem Rest des Duftverlaufs: Tusche. Kurz nach dem Aufsprühen ist hier tatsächlich eine eindeutig wahrnehmbare und sehr realistische Note von dunkler Tinte zu riechen. Wer zum Vergleich an einem klassischen Pelikan-Tintenfass riecht (was man für Parfumo halt so macht), wird über die Ähnlichkeit erstaunt sein. Die Kopfnote bekommt dadurch einen ganz interessanten Twist. Die Tusche hält nur sehr kurz an, wodurch auch nie das Gefühl einer Störnote aufkommt.
Daneben startet der Duft direkt mit dem Rose-Weihrauch-Akkord, der ihn den ganzen Verlauf über prägen wird.
Die Rose ist genial umgesetzt: Nicht fruchtig, nicht seifig, nicht künstlich süß, sondern stattdessen fotorealistisch natürlich und tiefrot-leuchtend blumig. Trotz ihrer enormen Potenz erschlägt sie einen nicht und bleibt deutlich luftiger als beispielsweise in Portrait of a Lady. Wären Rosendüfte häufiger so umgesetzt, würden sich an Rose als Duftnote vermutlich weniger die Geister scheiden. So und nicht anders muss eine Amouage-Rose riechen.
Die Weihrauchnote hat ein ähnlich hohes Niveau zu bieten. Der Weihrauch wirkt hier strahlend hell, frisch-harzig und sauber. Teilweise geradezu etwas zitrisch, was sicher durch das Elemiharz noch verstärkt wird. Dabei ist er durchaus auch etwas rauchig, wobei die rauchige Nuance ebenfalls so sauber, hell und geradezu leuchtend weiß erscheint, dass man sich hier schon fast streiten könnte, ob das eigentlich noch rauchig oder schon pudrig ist. Dabei wirkt er allerdings niemals kalt und abweisend, sondern zeigt trotz seiner hell-harzigen frische auch balsamische Qualitäten. Dieses Niveau muss Amouage erstmal jemand nachmachen.
In den ersten zwanzig Minuten ist dominiert die Rose noch über den Weihrauch, danach halten sich beide Noten die Waage und sind dabei wunderschön verbunden. Rose Incense erinnert dann deutlich an (hochwertigen!) griechischen Rosenweihrauch. Nach einigen Stunden wird der Duft dann wärmer und weicher. Die Vanille in der Basis ist dabei angenehm zurückhaltend dosiert und nicht zu süß. Der Drydown als ganzes ist zwar sehr angenehm, aber auch ziemlich erwartbar.
Der Duftcharakter ist mit wenig zu vergleichen, was sich bisher gerochen habe. Rose und Weihrauch werden zwar gerne gemeinsam eingesetzt, meist bleibt dabei aber eine der beiden Noten deutlich im Hintergrund. Insbesondere ist Rose Incense völlig anders als einschlägige Rose-Oud oder Rose-Patchouli-Kompositionen, in denen die Rose einer dunklen Note gegenüber gestellt wird. In Rose Incense hingegen, ist die Rose selbst in der Rolle der „dunkleren“ Note. Anders als bei vielen Damendüften, in denen Rose mit hell-blumigen oder fruchtigen Noten kombiniert wird, steht sie in Rose Incense einem strahlend weiß leuchtenden Weihrauch gegenüber, was aus Rose Incense einen insgesamt einen sehr „leuchtenden“ Duft macht. Auch kann sie sich nicht hinter Oud oder Patchouli „verstecken“, sondern wird in ihrem rot-leuchtenden Charakter eher verstärkt als ausgeglichen. Ich halte den Duft dennoch für absolut unisex und für Herren sogar besser tragbar als den Klassiker „Lyric Man“. Die Rose ist hier nicht nur viel hochwertiger, realistischer und weniger seifig, sondern sie steht (anders als in Lyric Man) auch nicht einfach solitär über dem restlichen Notentableau. Vielmehr hat sie mit dem starken Weihrauch auch ein ebenbürtiges Gegenüber, wird dadurch aber (anders als bei Oud oder Patchouli) in ihrem Charakter eher gestärkt als abgemildert.
Ob man mit diesem Duft warm wird, hängt denke ich weniger von Geschlecht, Alter oder Stil ab, sondern allein davon, ob man mit Rose und Weihrauch als Duftnoten etwas anfangen kann. Wenn ja, ist Rose Incense ein absoluter Pflichttest. Falls man mit nur einer der beiden Noten seine Schwierigkeiten hat, sollte man einen großen Bogen um den Duft machen.
Hat der Duft eine 10 verdient? Objektiv wohl eher nicht. Es gibt sicherlich komplexere, vielschichtigere und künstlerisch anspruchsvollere Düfte. In Rose Incense werden meine beiden Lieblingsnoten aber nicht nur auf einem enorm hohen Niveau dargestellt, sie ergeben gemeinsam auch den wohl schönsten Akkord, der mir bisher in einem Parfum begegnet ist. Da ist mir seine deutliche Linearität nur recht. Subjektiv kann ich hier gar nicht anders, als eine 10 zu vergeben. Da er durch seinen stark „leuchtenden“ Charakter und die markentypische Performance alles andere als zurückhaltend ist, wird er zwar wohl eher nicht zur Signatur, den Spitzenplatz auf der Wunschliste hat er aber trotzdem sicher.
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