Armaniac

Ich habe in den letzten Jahren ein paar Flakons leergesprüht - und immer wieder nachgekauft. Die erste Begegnung war ein ganz normaler Parfümerie- Besuch ohne Kaufabsicht. "Insolence" kam ganz neu auf den Markt! Der Flakon: ja, ganz nett. Der Inhalt interessiert mich aber immer mehr, als die Verpackung....das Testimonial: sorry, Hillary, aber Du bist einfach nicht mein Typ.....Guerlain als Marke war mir bis dahin auch ziemlich egal....na gut, einen Versuch isses wert.....lass sie mal sprühen, die Counter-Dame.....

Und dann öffnete sich ein intensiv, überwältigendes Universum voll roter Beeren, und wirbelnder Veilchen, frisch-fruchtig-süß, betörend und Rosenblätter-blumig. Ich war mit großen Augen in einer pudrig-warmen und doch frischen Wolke, ja in einem Wirbel gefangen und neugierig auf die weitere Entwicklung auf meiner Haut.

Würde er ins Seifige "abkippen"? Würde er mich - wie manche "Intensivlinge"- mit der Zeit nerven und vielleicht sogar überfallartigen aggressiven Weg-Wasch-Zwang auslösen? Würde ich mich daran "über-riechen"?

Nichts dergleichen ist passiert. Die komplette Duftentwicklung gefällt und fasziniert mich seit Jahren bis zum heutigen Tag und bis zum letzten blumig-harzigen Molekül auf meiner Haut. Der nächste Flakon wartet - noch in Cellophan gehüllt - schon heute auf seinen Einsatz. Interessant war auch die Wirkung auf einen meiner Bekannten, der mit gewissen Launen und Sarkasmus gesegnet ist, aber bei jedem Mal, wenn ich den Duft getragen habe, auffallend freundlich und gesprächig war. Nachdem mir der Zusammenhang dämmerte, habe ich es einige Male ausgetestet und amüsiert Bestätigung gefunden. (Ja, ich bin gegen Menschen- und Tierversuche und habe ihm von meinen Blindversuch natürlich auch erzählt. Ich vermute aber ganz stark, seine Freundin hat die Jahre danach an Geburtstagen und Weihnachtsfesten nur noch "Insolence" von ihm bekommen.....).

Die Haltbarkeit ist bei mir den ganzen Tag gegeben und bleibt für mich stets angenehm. Die Umwelt hat sich bislang auch nicht beschwert, so daß ich die Sillage trotz intensivem Aroma als unaufdringlich werte. Zur Zeit trage ich ihn nicht mehr ganz so häufig, da ich alternative Schätzchen habe, aber über so viele Jahre habe ich noch keinem Duft die Treue gehalten.

...gleich zu Anfang muß ich mich outen: Duftbeschreibungen, die die Worte "black", "noir", "dark, düster, giftig,..... etc.. enthalten sind für mich allein dadurch potentielle Test-/Kaufkandidaten.

Wie hätte ich also an Datura noir vorbeigehen können? In der Flyer-Beschreibung von SL steht u.a.,"Die Rauchspur, die der Teufel im Paradies hinterlassen hat (Zitat)". Hahaha (böses Lachen), das klingt doch mal vielversprechend.

Am Counter habe ich ihn vor dem Kauf dreimal getestet, über 2 Wochen hinweg. Handgelenk, ganze Wolke, Teil-Wolke, versch. Tageszeiten..... Nun, der Anfang startet kurz "medizinisch", dies verfliegt aber sofort und ich rieche Kokos, volles Jasmin-Aroma, einen Hauch Frische (die Limette?) und ganz deutlich Heliotrop. Und so bleibt der betörend, volle und warme Auftakt über mehrere Minuten erhalten. Dann erst kommt die Mandel dazu und das Ganze entwickelt sich in den nächsten 30 Minuten Tonkabohnen-vanillig bis zur deutlich wahrnehmbaren Tuberose weiter. Dieser Basis-Duft, der dann auch bleibt ist wirklich betörend, warm und außergewöhnlich. Ich könnte darin Baden und wünsche mir einen Flakon in Kanister-Größe. Rauchig empfinde ich ihn allerdings nicht....nicht mal leicht angesengt.....

Auffallend ist für mich, daß Datura bei jedem Testen zu Anfang etwas unterschiedlich gerochen hat....manchmal habe ich den Kokos gar nicht wahrgenommen, die Mandel auch nur gelegentlich. Heute rieche ich zum ersten Mal das bereits beschriebene Sonnenmilch-Aroma (- öh, will ich net haben.). Im Job ist den Kolleginnen nicht aufgefallen, daß sich das Tor der Hölle einen Spalt geöffnet hat - da kam nicht der kleinste Kommentar zum Parfüm-Wechsel. Schade und für mich unverständlich. Ich hätte sofort reagiert und die Verfolgung aufgenommen....

Auch noch auffallend ist, daß Datura mit Schraubkappe geliefert wird und ein Sprüher zum Tauschen beiliegt. Dieser neigt nach dem ersten Aufdrehen zum Lockern - ich habe kurz überlegt, mit Sicherungslack nachzuhelfen, da ich nicht möchte, daß sich die Teufels-Spur durch die ganze Wohnung verflüchtigt. So drehe ich nun den Sprühkopf vor jedem Aufsprühen erstmal fest und habe das Problem damit in den Griff bekommen.

Eben dieser "Rauchspur" geht leider auch für meinen Geschmack dann doch recht schnell die Puste aus. Ich hätte mir für diesen fulminanten, intensiven Auftakt einen längeren Atem gewünscht, bzgl. Intensität UND Haltbarkeit, die in der opulenten Basisnote nur ca. 5-6 Stunden anhält. So driftet für mich die böse, giftige Engelstrompete in ein ausgesprochen wohlriechendes und betörendes Wässerchen ab, welches mir zwar Wohlgefallen, aber nicht das zusätzlich erwartete "noir"-Schaudern entlocken kann.

...also das wird mein Nächster!

Erstmals getestet vor 5 Tagen duftet mein Pulli noch immer nach den 1888 wundervoll holzig-würzigen Duftmolekülen! Die Haltbarkeit ist erstaunlich.

Es war mein Erstbesuch bei einer alteingesessenen Traditions-Parfümerie, die Verkäuferin hat mich gesehen, typgerecht eingeschätzt und der erste Vorschlag von ihr war eben dieser Volltreffer. Chapeau!! Die anschließenden Duft-Alternativen sind sämtlich ausgeschieden - 1888 blieb, duftet und heute kam die Abfüllung einer lieben Forums-Kollegin bei mir an. Danke, hierfür.

Da ich nicht mehr spontan kaufe (guter Vorsatz, haha), habe ich mich von ihr ordentlich besprühen lassen und die folgenden Stunden mit der Nase wechselweise an Handgelenk und Rollkragen verbracht.

Der Anfang war sehr würzig, angenehm-ausgewogen, sehr interessant und außergewöhnlich. Aber zum Glück kein "Gewürzduft" wie Lebkuchen oder bekannte "Spice"-Klassiker (grusel). Der beschriebene Pfeffer und der Safran waren für mich nicht deutlich wahrnehmbar, den Koriander und die Nelke habe ich dagegen wahrgenommen, ebenso eine leicht fruchtig-blumige Note. Diese bleibt auch im weiteren Verlauf deutlich spürbar erhalten und erinnert neben dem immer stärker hervortretenden Sandelholz an mediterrane Blüten und Früchte, an rostrote Terrakotta, die Amalfiküste mit weißgischtigen Wellenkrönchen, kurviger Küstenstrasse, aber auch an würzige, blühende korsische Macchia.

Plötzlich, nach ca 30 Minuten tritt dann deutlich der Amber hervor, der dann auch beginnt, mir die Laune zu vermiesen. Die fruchtig-blumige Note begleitet ihn aber ständig und hält ihn zum Glück in Zaum, so daß er nicht alleine das Feld regiert. Dieser interessante Zweikampf dauert 2-3 Stunden an und ich schwanke dabei ständig zwischen "och,nö" und "wow". Dann gewinnt das Sandelholz zusammen mit der leicht medizinisch-riechenden Birke deutlich die Oberhand und bleibt der Nase auch erhalten. Den ganzen Tag. Und am Pulli auch den nächsten. Und übernächsten......bis heute.

Wie gesagt, die Abfüllung kam heute an, ich werde fleissig testen und da ich bei Gefallen gerne mal zum Übertreiben neige, sind nun meine Wohnung und ich in warm-würziges, betörendes Sandelholz getaucht, ich bin ganz umwölkt und grinse dämlich und bin schon auf die Reaktionen der KollegInnen im Job gespannt - Schnupper, schmacht....

Dies war mein erster Duft, mit dem ich die dreistellige Euro-Marke geknackt habe. Pröbchen um Pröbchen hab ich mir am Counter ergattert, bis diese irgendwann ausgegangen waren ( nicht wegen mir!! Nein, nein!).
Die mitfühlende nette Verkäuferin hat mir dann den günstigeren Refill empfohlen (ach, den gibts??) und mit Gutschein -Kombi durfte er dann ENDLICH bei mir einziehen.....ohne Amethsyt auf dem Deckel, aber trotzdem als Vapo. Klasse!

Für mich ist er seit dem ersten Sprühstoss ein Erlebnis. Ein komplexer Überfall, ein Rausch, eine Duft-Woge, eine Achterbahn-Fahrt! Ein Tonband, das nicht 20, sondern 200 Spuren hat, die gleich zu Anfang alle auf einmal angespielt werden. So dröhnt es erstmal ordentlich, schwülstig los. Danach geht es, sich allmählich beruhigend und einstimmend sehr blumig aber immer noch recht "laut " weiter. Alles leicht altmodisch klingend - an eine vornehm-gekleidete ältere Dame erinnernd, die einem Orchester zuhört, während sie in einem altenglischen voll in Blüte stehendem Rosengarten sitzt.

Wahrlich ein Eclat! Der Jasmin pompt darin, erst unterschwellig, dann immer deutlicher hervortretend und allmählich alles hell überstrahlend und dominierend.

Der holzig-warm-würzige Ausklang fängt die jasminlastige Dominanz ein und rundet sie sehr harmonisch ab- und diese feine blumig-holzige Note hält dann über Stunden fast unverändert an.

Für mich eine sehr gelungene Komposition, die anfangs wuchtig wirkt, sich aber stimmig und fein-komplex entwickelt.

Warum keine 100%? Nun, für mich ist dies ein Duft für besondere Tage und Gelegenheiten, kein Alltagsduft, den man sich nebenbei kurz überwerfen kann, wie seinen Lieblingsmantel. Dies zeichnet ihn einerseits natürlich aus, aber macht ihn gleichzeitig zu einem Duft, den ich mit Vorsicht genieße, da er mich an manchen Tagen im Tagesverlauf auch mal nerven kann.

Letzten Endes möchte ich aber nicht vorenthalten, daß er sich für mich in einer anderen Richtung als unentbehrlich erwiesen hat: als Einschlaf-Hilfe. Ein Sprühstoss aufs Handgelenk und ich schlummre sofort ein und schlafe tief und fest durch bis zum nächsten Morgen. Keine Ahnung, weshalb er so beruhigend auf mich wirkt - eigentlich war ein damaliges Kriterium zum Kaufentscheid, daß er nicht auf mich, sondern auf die Männerwelt betörend wirkt und mir deren Herzen, die Welt und sonstige Dinge zu Füssen gelegt werden.

Nun betört er eben mich - als geliebter Duft für besondere Stimmungen und als meine teuerste Einschlafhilfe

Ich traue mich mal an meinen ersten Kommentar und bitte um Nachsicht, da neu und recht unerfahren....Ich stelle häufig fest, daß ich weniger die einzelnen Inhaltsstoffe riechen und diese definieren kann, sondern bei mir eher Bilder hochblitzen......nun, heute hat es geblitzdingst.....

Anlass für meinen Beitrag war ein Test-Sprüher, heute früh in meiner Parfümerie....und nun muss ich einfach darüber reden!!!

Gesucht hatte ich: typgerecht, orientalisch-würzig, gerne süßlich....der erste Griff der Dame war Erba Pura.

Der Flakon: klasse-Farbe! ....Suche ich schon länger als T-Shirt oder Pulli, aber dies nur nebenbei....
Der Duft: erster Eindruck: fruchtig. Eindeutig mild-süßlich-fruchtig. Und: Da war doch was, da war doch was....

Ja!

Und zwar vor vielen Jahren, in meiner Kindheit.......naja, vor einigen Jahren.....da gab es mal ein Shampoo, das war zu der Zeit der Renner. Ein "grüner-Apfel-Shampoo". Transparente Flasche, quietschgrüner Inhalt. Alle mussten es haben - und:
Ich habe es geliebt - und die Haare haben nach dem Waschen noch stun-den-lang wundervoll geduftet.

Nun, diesen Duft hatte ich blitzartig in der Nase. Quietsch-Grüner, süßer Apfel. Kein frischer, säuerlicher Rotbackiger vom Baum oder der Wiese - nein, genau der Shampoo-Apfel von damals.

Und dieser Apfel klebte mir nun am Handgelenk. Und dort blieb er.

Ich war nicht in der Lage irgendwelche der beschriebenen Orangen oder sonstige Früchte oder Duftnoten zu riechen - der Apfel hat sich bei mir breitgemacht und keinen anderen Inhaltsstoff mehr vorbeigelassen.
Nach 30 Minuten immer noch Shampoo-Apfel. Ebenso nach einer Stunde. Ich konnte keine Duftentwicklung wahrnehmen, die in irgendeine würzige oder anders-fruchtige Note gehen würde. Der Duft war wohlriechend, keinesfalls seifig, aber sehr apfelig-monoton.

Ich hatte den Eindruck einer grinsenden, runden, grünen Matrone, raumfüllend und zufrieden auf einem Stuhl thronend und wie ein LKW am Berg niemanden der hinter ihr Fahrenden vorbeilassend.....

Nach ca. 2 Stunden kam dann die Vanille dazu.....nicht künstlich-süß, eine angenehme und cremige Vanille-Note, aber ich konnte mich der Assoziation "Apfelstückchen in Vanillepudding-Matsch" nun auch nicht mehr erwehren und möchte mich jetzt aber auch gleich in aller Form für diese Formulierung entschuldigen.

Und der Apfel-Vanille-Matsch blieb nun ebenfalls stundenlang.

Die Frage, die ich mir die ganze Zeit dabei gestellt hatte war: möchte ich so riechen??

Nein. Möchte ich nicht.

Ich möchte DIES ALLES schon gerne mal riechen, denn ich esse sehr, sehr gerne Apfelstrudel in Vanillesoße - aber nur ein, zwei Stückchen. Und nicht den ganzen Meter Strudel auf einmal. Und diesen dann auch nicht über viele Stunden hinweg. Und vor allem nicht den ganzen Tag lang. Womöglich jeden Tag....

Nach weiteren Stunden hat der Apfel dann doch aufgegeben und das Weite gesucht, die Vanille hat er da gelassen - und plötzlich war da eine leichte und würzige Moschus-Note, die zusätzlich noch einen deutlich kräuterigen Einschlag hatte.

Endlich!

Sehr, sehr wohlriechend, jedoch auch leider nicht mehr sehr intensiv. Der monoton-apfelig-dominante Beginn hat sich nach olfaktorisch-kalorienreichen Stunden dann doch noch zu einem sehr warmen, harmonischen Ausklang hinentwickelt - anlässlich dem ich dann doch ganz kurz noch meinen aktuellen Konto-Stand im Geiste abgefragt habe. Aber nur kurz, denn:

Hätte er doch gleich zu Anfang so gerochen!!!

Die Haltbarkeit auf meiner Haut ist jedenfalls recht gut. Noch immer (8 Stunden "danach") ist ein cremig-warmer und leicht fruchtiger- und auch noch leicht-würziger - Vanille-Hauch da. Am Handgelenk und auch am Pulli. An Letzterem riecht er übrigens wirklich zum Hineinbeissen....

Für mich ist er kein Kaufkandidat. Vielleicht weil es den einstigen "grünen-Apfel" für eine D-Mark gab und ich von einem Parfüm dieser Preisklasse auf meiner Haut ein etwas exklusiveres Dufterlebnis erwarte - aber auch weil ich nicht wie eine Nachspeise duften möchte und meine Nase und meine Hautchemie machen nun mal aus dem Inhalt dieses wunderschönen Flakons kein umwerfendes Geruchserlebnis, sondern einen monotonen Kalorien-Klassiker für die Nase.