Atanarjuat

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Atanarjuat vor 5 Jahren 10 1
8
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
Der Sonnengott

Reduziertes Licht im Tempel Ebabbar in Sippar – wellenförmig abstrahlend. Im Schattenreich, unterm Himmelsdach. Für alle Zeit.

Das Verschwinden des Sonnengottes am Abend akkadischer Zeiten brachte den Toten in der Unterwelt Licht – bis zum nächsten Tage. Für alle Zeit.

Ambra ist zugleich Mond und Sonne, die Personifikation von Gerechtigkeit und Seherei, der strahlende Stern in der Dunkelheit des Berges – Sohn des Mondes, Vater und Mutter aller Träume.

Ambra ist hell und dunkel, warm-balsamische Herbsüße. Grünes Gold, harzig-rauchig, lichtfrisch auf seine Art.

Ambra ist der akkadische Sonnengott, der die Dunkelheit bezwang, tiefster Finsternis den letzten Schein entlockend.

Erwartet nichts Sensationelles, nichts herausragend Phänomenales.
Erwartet außergewöhnlich Meisterhaftes.

Ambra ist Grenzgänger, unnachgiebig, unbestechlich-linear.

Und dein. Für alle Zeit.
1 Antwort
Atanarjuat vor 5 Jahren 19 6
10
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
9.5
Duft
Stille Wasser sind tief – auf der Suche nach dem Grünen

Ich war sehr neugiergig auf die neuen Düfte aus dem Hause Vuitton, hatte es erst unlängst Parfüms für Damen und Mitte 2018 für Männer wieder auf dem Markt gebracht.
Erste Statements und Kommentare hier auf Parfumo machten mich nicht minder erwartungsvoll und ich ließ mir einige Abfüllungen aus dem Souk zukommen. Durch die Bank offenbarte sich ein für meine Nase sehr feines und erlesenes Angebot.

„Sur la Route“ ist schön grasig, „Au Hasard“ recht holzig, auch „L´Immensité“ gefällt mir gut, den muss ich allerdings noch etwas ausgiebiger testen – auf jeden Fall schön frisch. Zwei weitere Düfte entsprachen nicht meiner Suche nach einem grünen Duft: „Nouveau Monde“ und „Ombre Nomade“ sind eher schwere Brocken, wenn auch nicht minder der gehobenen Kategorie entsprechend.

Meine letzte Probe war dann „Orage“. Die Duftnoten lesen sich sehr grün und auf diese Probe war ich auch wirklich sehr gespannt.

Ein grüner Nebelschleier weht dir entgegen, recht kraftvoll. Du gehst quasi geradewegs in deinen Sillagewald, riechst feuchte Pflanzen, vom Nieselregen benetztes Blattwerk. Besonders schön empfinde ich dabei einzelne Sprenkel von der Bergamotte – um bei dem Bild zu bleiben: ab und an trifft dich einer dieser Regentropfen durch die Baumkronen direkt auf deinen Kopf. Erfrischend!

Zunächst bleibt der Eindruck eines recht linearen Duftverlaufs, für mein Dafürhalten wird der Duft jedoch mit der Zeit immer ein wenig heller. Zu Beginn noch grün-holzig-erdig (Vetiver, Patchouli), lässt er zitrischen Bestandteilen immer mehr Raum, auch die Iris kommt ans Licht. Als hätte man eine Lichtung – oder wieder aus dem dichten Wald – (heraus)gefunden. Es umspielen sich Kontraste, die in Gänze doch sehr schön zusammenpassen. Grün in jedem Fall.

Dieser Duft ist für mich der interessanteste Duft 2018. Er ist so ein wenig Die-Liebe–auf-den-zweiten-Blick – wenn „Sur la Route“ und „L´Immensité“ vermeintlich schneller mit ihren Kopfnoten punkten, ist Orage wahrlich nicht das hässliche Entlein, aber ganz bestimmt das stille und tiefe Wasser.
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