Azahar

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11 - 15 von 16
Azahar vor 7 Jahren 17 4
10
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Sillage
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Haltbarkeit
7.5
Duft
Flashback in der Drogerie
Als (kleineres) Kind habe ich sehr gern „Parfüm-Macherin“ gespielt.
Ich war ganz fasziniert davon verschiedene Blüten (Zitronenblüten mhhhh!), Kräuter (Liebstöckel fand ich toll, Maggikraut, riecht genau wie Maggi, nur in gut!), Früchte (Limette, köstlich!) und noch lieber Blätter (von Ahorn- bis Zitronenblatt) zu zerreiben und mir -und natürlich jedem verfügbaren Opfer in meiner Nähe- hinters Ohr oder an die Handgelenke zu schmieren.

Leider hielt das Resultat nie lange. Der schöne Duft war nach weniger als einer halben Stunde verduftet.
Ich bin heute noch der Ansicht es hätte auch was Anständiges aus mir werden können wenn mir meine Eltern als Vierjährige nur reinen Alkohol und 'ne Destille geschenkt hätten.

Ich habe eine empfindliche Nase. Keine wahnsinnig empfindsame oder trainierte (Duftnoten rausriechen muss ich noch üben) sondern einfach eine, für die schon eine kleine Menge Duft reicht.
Ich beschwere mich ehrlich nie über mangelnde „Klebigkeit“ von Parfüms.
Es kann mir die Sillage nicht körpernah genug sein und ich rieche die meisten Parfüms min-des-tens einen Tag an mir.
Also verwende ich Parfüm sehr gern in homöopathischen Dosen, z. B. habe ich von meinen Anfang des Jahrtausends gekauften 30ml Energizing Fragrance immer noch die Hälfte, obwohl ich das (gut nicht dauernd, aber regelmäßig) benutze, und frage mich immer wieso irgendjemand irgendein Parfüm in so Krankenhausmengen wie 75ml braucht.

Aber: Geza Schön muss genau das selbe mit der Limette gemacht haben!
Es riecht so frisch, so lecker, so natürlich!
Und keine halbe Stunde nach dem Aufsprühen ist es weg.

Als ich jetzt grade lese (http://www.sueddeutsche.de/stil/duft-der-parfuemeur-aus-der-stinkhoehle-1.2970434) was Geza Schön für ein ungewöhnlicher Parfüm-Künstler ist, frage ich mich, ob das Absicht ist.
Wahrscheinlich ist es ein „Ich-erinnere-mich-jetzt-hier-an-meine-Anfänge-als-Pafümeur-UND-DAS-SOLL-SO!-Kunstwerk".

(Vielleicht lag es auch an den anderen Parfüms in der Drogerie und zu viel Rumprobieren meinerseits, ich werde Acqua de Colonia Lime & Nutmeg auf jeden Fall nochmal probieren und den Kommentar dann eventuell updaten)

P.. S. Die Muskatnuss ist im Parfüm, auf meiner Haut und daher auch in diesem Kommentar übrigens nur eine ganz kleine Randnote, die kaum wahrnehmbar ist, aber es interessanter macht, genau richtig so für meinen Geschmack.
4 Antworten
Azahar vor 7 Jahren 7 2
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Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft
Heinrich der Löwe
Ich habe ein wenig mit mir gerungen, ob ich zu diesem Duft noch etwas schreiben soll, denn, was die Duftbeschreibung angeht trifft meiner Ansicht nach Paloneras Kommentar unten „den Nagel genau auf den (Holz-)Kopf“, weshalb ich hier nur auf ihn verweisen kann.

Aber ein Wenig aus der Rubrik „Geschichte und Geschichten“ kann ich, für den der's mag, noch beisteuern.

Was mich zu diesem Duft zog war der Klang des Namens, da musste ich doch nachfragen und bekam die Geschichte des Unternehmens erzählt.
Die Marke spricht man schön spanisch (jede Silbe einzeln) aus, aber der Gründer war Heinrich Loewe (ausgesprochen wie der Löwe) aus Deutschland, der sich nach seinen Umzug nach Spanien Enrique Loewe (Lo-e-we) nannte.
Als er zusammen mit seinen spanischen Kompagnons aus der gemeinsamen Madrider Lederwerkstatt ein neues Leder- (und später Luxus-) Unternehmen gründete, entschieden sich die drei für den exotischen Namen des Deutschen als Marke.
Damit es auch irgendjemand aussprechen konnte allerdings sinnvollerweise spanisiert, nein wie heißt das, hispanisiert.

Aire Sensual kann man, auf eine nicht so ganz wort- aber eher sinngetreue Art, als „Sinnliche Ausstrahlung“ übersetzen.

Er ist scheinbar eine Abwandlung des spanischen Klassikers „Aire“, (laut Verkäuferin der erste „Frische-Duft“ aus Spanien), auch wenn ich die Verwandtschaft noch nicht erriechen konnte.
(EDIT: Doch, Paralelltests haben inzwischen eine Verwandschaft in der Basis ergeben. Original-Aire ist allerdings nicht frisch, sondern leicht puderig, ich hätte in Unkenntnis der Pyramide auf Chypre getippt.)

Für mich ist es der Duft mit den drei Gesichtern:

Zuerst „Aire“. In den ersten 20 Minuten singt der immer Lucilectric bei mir ("Ich bin so froh das ich ein Mädchen bin, das ich ein Mä-hä-hä-dchen bin"). Oft hab ich Spaß mit der federleichten Luftnummer, manchmal rufe ich aber auch innerlich „Aire, Aire“ und reiße erst mal das Fenster auf.

Dann kommt aber direkt „Sensual“, und bleibt auch die ganze Zeit da, Sinnlichkeit mit Sinn dabei. „Erwachsen, selbstbewußt und sinnlich , dabei freundlich, unkompliziert und frei von allen Allüren“, ja genau.

Und zum Schluss schaut immer auch Heinrich-Enrique rein. Setzt sich zu mir und erzählt mir etwas aus seiner Lederwerkstatt mit den gut riechenden Holzmöbeln und von den dort benutzten Werkzeugen, von Streicheisen und Punzierwerkzeug bis Halbmondmesser.
Und tauscht sich mit mir aus, über das Leben als Deutsche/r in Spanien.
Er ist mir sehr angenehme Gesellschaft.

P. S. Den Duft an einem Mann fände ich dennoch mutig, aber, auch wenn ich da selber nicht frei von bin: die Einteilung der Düfte in männlich und weiblich scheint mir letztlich vor Allem eine unnötig einschränkende gesellschaftliche Konditionierung, daher unterstütze ich hiermit ausdrücklich jeden Versuch dieses Forums und ganz allgemein, diese Konditionierung aufzubrechen.
2 Antworten
Azahar vor 7 Jahren 26 17
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
8.5
Duft
Found in Translation
(Zum besseren Verständnis: Frau A´s Sprachkenntnisse Französisch liegen auf einer Skala von 1 bis 100 bei 0,1)

Das Serge Lutens Regal ist verlassen. Da stehen sie, die schönen viereckigen Flakons, ganz ohne Aufsicht durch diese strenge, wenn auch vermutlich wohlmeinende Verkäuferin, die mir nicht mehr als 2 Düfte auf einmal zeigen möchte (nicht mal auf Papierstreifen), weil man danach angeblich nichts mehr riecht. Welch eine Gelegenheit sich auf eine gefährliche Duftreise zu begeben! Ich lese mich durch die Namen, bleibe an einem hängen, Chêne. Ich stutze: Hund? Ich traue Serge Lutens und Christopher Sheldrake durchaus zu, dass sie einen Duft machen, der nach Hund riecht. Aber will ich das riechen? Nasser Hund vielleicht? Ich habe Angst, diese Düfte haben mich auch schon an die Grenze des Weinens gebracht.

Aber den Mutigen gehört die Duftwelt und der Papierstreifen wird es schon aushalten. Ach was, harmlos, der riecht nach Saunaaufguss, nicht nach Hund. Ich lege den Papierstreifen auf die Seite und versprühe erstmal vier andere Düfte. Dann rieche ich nochmal alle Streifen durch, auch Chêne, und reiße die Augen auf. Wow! Vielleicht ist es auch eine läufige Hündin? Ganz bestimmt etwas Sexuelles, irgendeine Anspielung. Das wirkt bei mir, ich bin hingerissen und sprühe ihn mir gleich als ersten Duft aufs Handgelenk.

-Meine Nase kommt näher und näher, sinkt auf den Boden, den Waldboden. Humus, zertretene Ahornblätter, Eicheln, frisch abgeknickte Pflanzen, durch die mein Herr gelaufen ist. Seine Lederstiefel sind schon fast verklungen, ich löse mich aus seiner warmen Nähe, dies ist mein Revier. Überall war die Jagdgesellschaft, sie haben keinen leisen Tritt. Ästchen sind abgeknickt, sogar ein paar Pilze sind zermatscht, Moos erhebt sich erst langsam wieder und wird präsenter. Meine Schritte sind weich und schnell, stark und sanft. Ich kann heiter sein, denn ich kenne mich und meinen Platz. Ich renne durch das Grün und Braun.

Das Blut floss weit weg von hier, doch mein Herr kennt die Regeln, er wird ein Feuer entzünden, damit der Wald wieder gereinigt wird. Später werde ich zu ihm stoßen. Er hat die Scheite sorgsam aufgestapelt und hat ein wenig Harz von den Stämmen gekratzt, einen Klumpen Bienenwachs mitgebracht. Er sitzt unter den Birken, hier ist der Feuerplatz, an den unwirklichen hellen Bäumen, im Schattenlicht. Hellgrün und leicht ist es hier, genau richtig für eine schwere Aufgabe. Wir setzen uns einander gegenüber und sind da, bis das Feuer verklungen ist.

-Später hat er mich dann ewig wachgehalten, der harte Hund. Es war auch die Qual eines Wesens mit weit feinerer Nase als meiner nachzuspüren, der Duft wurde überwältigend und kampfeslustig. Ich roch zur Beruhigung in diesem Stadium immer am Serge Noire am rechten Handgelenk, der nach seinem so düsteren Start so glasklar und heilsam wird. Aber selbst am nächsten Morgen noch klebt meine Nase am linken Handgelenk, ich erkenne diesen Duft auch so deutlich als eine Seite in mir wieder…

Jetzt bin ich in Versuchung, und die standhafte Eiche in mir muss ganz stark sein denn tragbar finde ich ihn nur bedingt und der Preis ist ohne Worte. Aber als die dazukommende absolut wunderbare Shiseido-Verkäuferin sagte „wir haben davon nur noch ganz winzige Restbestände, den gibt es sonst nirgends mehr“ sprang auch noch sofort mein verdammter Jagdinstinkt an.

Neuentwicklung nach ein paar Tagen:
Beim zweiten Test wurde ich nicht zum Finale von Kopfschmerzen geplagt und habe beschlossen, dass der schöne Duft da nichts mit zu tun hatte.
Also kam es wie es kommen musste: Ich bin ins Parfümheim gegangen und habe den teuren & treuen, edlen Eichen-Hund adoptiert. Der Arme war schon ganz vergilbt und lag da schon seit Jahren! Ich glaube weil ihn hier keiner richtig versteht, denn die Wälder riechen hier anders. Nun hat er ein gutes neues Zuhause gefunden und ist mir gleichzeitig Heimat zum Aufsprühen.

Ich hoffe allerdings, dass er mir keine netten Männer verbellt, denn verdammt ungewöhnlich ist er ja schon. Aber ich kann mir vorstellen, dass er mir in vielen Situationen ein guter und treuer Begleiter sein wird.
17 Antworten
Azahar vor 7 Jahren 12 3
8
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8
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9
Haltbarkeit
2
Duft
Der Duft mit dem passenden Namen
Einer der Gründe mich hier anzumelden.
Ich geh ins Parfümgeschäft und probiere mich ein wenig durch die Reihen.
Verkäuferin: „Was suchst Du denn?“ (In Spanien duzt man sich.)
Ich: „Ein neues Parfüm.“ Gott, die arme Frau.
Verkäuferin: "Was für Düfte magst Du denn, blumig, oder?" Ich, vorsichtig: "Weiß nicht, manche Blumen mag ich". (Es gibt ja auch schrecklich stinkende Blumen) Ich: „Eher was Natürliches.“ Ich überlege ob ich grün sagen soll oder das hier dann in die völlig falsche Richtung geht. Obwohl, Plastik kann auch toll riechen, ich hab als Kind immer mit Begeisterung am Kopf meiner Babypuppe geschnüffelt...
V.: "Probier mal Ralph Lauren Romance". Ich: "Ja, der riecht ziemlich gut."
Ich überlege, ob der zu mir passt oder nicht. Finde ihn irgendwie ein bisschen zu nett für mich.
V. bringt mir 7 oder 8 weitere Blumendüfte zum Schnuppern. Manche sind OK, manche schrecklich pappig-süß. Ich: "Süß mag ich gar nicht."
Ich versuche weiter zu erklären was ich denn eigentlich will: "Ich suche einen sinnlichen Duft, so einen der sexy riecht, aber auch nach mir halt.
Jetzt sollte ich wahrscheinlich auch noch sagen, dass ich Sellerie mag, und Wald, Kräuter und Seetang oder sowas und Haut. Da komm ich allerdings nicht drauf.
Die Augen der V. leuchten auf: "Super, dann probier mal Armani Code".
Auf Papier riecht der wirklich gut.
Aber Papier ist halt geduldig.
Auf mir riecht er dann nach Orangen, bisschen scharf (Ingwer? mag ich), blumig auch, nach (gebrannten) Nüssen und vanillig. Gefällt mir sehr gut. Ich frage nach den Preis, bedanke mich für die nette Beratung und sage jetzt muss ich erst einmal ein paar Stunden damit leben, komme dann eventuell morgen wieder.
Die erste Stunde oder so geht es mir sehr gut mit dem Code, ich schnuppere an meinem Handgelenk und finde den Duft wirklich sexy, wenn auch ein bisschen mehr „voll-auf-die-12-sexy“ als mich.
Dann wird er allerdings ganz schnell ganz biestig und kippt in etwas ganz Unsägliches. Hilfe, er hat einen passenden Namen – der Armani Kot.
Nach einer Weile kann ich es partout nicht mehr ertragen und beschließe zu duschen.
Gut, manche Düfte entwickeln sich ganz anders als gedacht aber so was ist mir in der krassen Form (mit einem Duft den ich eigentlich sympathisch fand) noch nie beim Parfüm-Probieren passiert...
Das war bestimmt ein seltener Pechfall mit ganz komischer Duft-Hautchemie, aber ich beschließe mich nächstes Mal besser vorzubereiten, mir darüber klar zu werden was für eine Art von Düften ich denn eigentlich mag und in welchen Parfüms ich diese suchen kann ;-)
3 Antworten
Azahar vor 7 Jahren 10 5
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Haltbarkeit
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Duft
Quirky
Manifesto war eine zeitlang mein Signaturduft. Gut, zu der Zeit habe ich tatsächlich Jura studiert und der Duft hat definitiv etwas, das zu sehr gut zu weißen Blusen und Arbeit passt...
Die Verwandtschaft mit Acqua di Giò sehe ich auch absolut, das war dann mein Ersatzduft später. Aber- Acqua di Giò ist definitiv die zahme Variante (wenn auch zusätzlich mit ein paar schönen Meeresanklängen, Tang und Alge), der hier hatte ganz klar noch eine andere Seite, da war noch sehr viel mehr drin.

Isabella Rossellini ist mir als Filmschauspielerin seltsamerweise nicht in Erinnerung, ich habe vermutlich nie einen Film mit ihr gesehen, wohl aber eines Nachts einen Bericht über eine Schauspiel- und Regiearbeit von Ihr: „Green Porno“, hier ein Eindruck: https://www.youtube.com/watch?v=mkm3CCX1_xk oder hier https://www.youtube.com/watch?v=Cf5qXiS2-_U Darin spielt sie in Tierkostümen das Sexleben verschiedener Spezies nach. Ok, sexy ist das nicht, es hat auch etwas leicht verstörendes, aber irgendetwas daran macht mir Freude. (Ihr ganz klar auch). Quirky ist das Wort, das mir dazu einfällt, schrullig wäre wohl die deutsche Übersetzung, auf eine nette Art ziemlich verrückt.
Manifesto hat auch so eine Note, das hatte etwas von einem Hexengebräu.

Und gleichzeitig etwas vom köstlichen Pesto einer italienischen Mama. Viel frisches Basilikum, zermatscht neben dem Holzkohleofen im Kräutergarten in der Nähe des Blumenbeets, ordentlich Pfeffer auch, frisch, lecker und zubereitet mit viel Mutterliebe.

Eine zeitlang habe ich den Duft verzweifelt gesucht. MyManifesto, was wohl der Nachfolger oder die preiswerte Light-Variante war, fehlte leider ziemlich diese „quirky“-Seite.
Ich habe schon geglaubt ich hatte einfach eine ganz besondere Flasche erwischt, aber ich sehe dass andere Parfum@s den auch geliebt haben und das freut mich doch.
5 Antworten
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