28.01.2017 - 05:43 Uhr
Azahar
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Azahar
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26
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(Zum besseren Verständnis: Frau A´s Sprachkenntnisse Französisch liegen auf einer Skala von 1 bis 100 bei 0,1)
Das Serge Lutens Regal ist verlassen. Da stehen sie, die schönen viereckigen Flakons, ganz ohne Aufsicht durch diese strenge, wenn auch vermutlich wohlmeinende Verkäuferin, die mir nicht mehr als 2 Düfte auf einmal zeigen möchte (nicht mal auf Papierstreifen), weil man danach angeblich nichts mehr riecht. Welch eine Gelegenheit sich auf eine gefährliche Duftreise zu begeben! Ich lese mich durch die Namen, bleibe an einem hängen, Chêne. Ich stutze: Hund? Ich traue Serge Lutens und Christopher Sheldrake durchaus zu, dass sie einen Duft machen, der nach Hund riecht. Aber will ich das riechen? Nasser Hund vielleicht? Ich habe Angst, diese Düfte haben mich auch schon an die Grenze des Weinens gebracht.
Aber den Mutigen gehört die Duftwelt und der Papierstreifen wird es schon aushalten. Ach was, harmlos, der riecht nach Saunaaufguss, nicht nach Hund. Ich lege den Papierstreifen auf die Seite und versprühe erstmal vier andere Düfte. Dann rieche ich nochmal alle Streifen durch, auch Chêne, und reiße die Augen auf. Wow! Vielleicht ist es auch eine läufige Hündin? Ganz bestimmt etwas Sexuelles, irgendeine Anspielung. Das wirkt bei mir, ich bin hingerissen und sprühe ihn mir gleich als ersten Duft aufs Handgelenk.
-Meine Nase kommt näher und näher, sinkt auf den Boden, den Waldboden. Humus, zertretene Ahornblätter, Eicheln, frisch abgeknickte Pflanzen, durch die mein Herr gelaufen ist. Seine Lederstiefel sind schon fast verklungen, ich löse mich aus seiner warmen Nähe, dies ist mein Revier. Überall war die Jagdgesellschaft, sie haben keinen leisen Tritt. Ästchen sind abgeknickt, sogar ein paar Pilze sind zermatscht, Moos erhebt sich erst langsam wieder und wird präsenter. Meine Schritte sind weich und schnell, stark und sanft. Ich kann heiter sein, denn ich kenne mich und meinen Platz. Ich renne durch das Grün und Braun.
Das Blut floss weit weg von hier, doch mein Herr kennt die Regeln, er wird ein Feuer entzünden, damit der Wald wieder gereinigt wird. Später werde ich zu ihm stoßen. Er hat die Scheite sorgsam aufgestapelt und hat ein wenig Harz von den Stämmen gekratzt, einen Klumpen Bienenwachs mitgebracht. Er sitzt unter den Birken, hier ist der Feuerplatz, an den unwirklichen hellen Bäumen, im Schattenlicht. Hellgrün und leicht ist es hier, genau richtig für eine schwere Aufgabe. Wir setzen uns einander gegenüber und sind da, bis das Feuer verklungen ist.
-Später hat er mich dann ewig wachgehalten, der harte Hund. Es war auch die Qual eines Wesens mit weit feinerer Nase als meiner nachzuspüren, der Duft wurde überwältigend und kampfeslustig. Ich roch zur Beruhigung in diesem Stadium immer am Serge Noire am rechten Handgelenk, der nach seinem so düsteren Start so glasklar und heilsam wird. Aber selbst am nächsten Morgen noch klebt meine Nase am linken Handgelenk, ich erkenne diesen Duft auch so deutlich als eine Seite in mir wieder…
Jetzt bin ich in Versuchung, und die standhafte Eiche in mir muss ganz stark sein denn tragbar finde ich ihn nur bedingt und der Preis ist ohne Worte. Aber als die dazukommende absolut wunderbare Shiseido-Verkäuferin sagte „wir haben davon nur noch ganz winzige Restbestände, den gibt es sonst nirgends mehr“ sprang auch noch sofort mein verdammter Jagdinstinkt an.
Neuentwicklung nach ein paar Tagen:
Beim zweiten Test wurde ich nicht zum Finale von Kopfschmerzen geplagt und habe beschlossen, dass der schöne Duft da nichts mit zu tun hatte.
Also kam es wie es kommen musste: Ich bin ins Parfümheim gegangen und habe den teuren & treuen, edlen Eichen-Hund adoptiert. Der Arme war schon ganz vergilbt und lag da schon seit Jahren! Ich glaube weil ihn hier keiner richtig versteht, denn die Wälder riechen hier anders. Nun hat er ein gutes neues Zuhause gefunden und ist mir gleichzeitig Heimat zum Aufsprühen.
Ich hoffe allerdings, dass er mir keine netten Männer verbellt, denn verdammt ungewöhnlich ist er ja schon. Aber ich kann mir vorstellen, dass er mir in vielen Situationen ein guter und treuer Begleiter sein wird.
Das Serge Lutens Regal ist verlassen. Da stehen sie, die schönen viereckigen Flakons, ganz ohne Aufsicht durch diese strenge, wenn auch vermutlich wohlmeinende Verkäuferin, die mir nicht mehr als 2 Düfte auf einmal zeigen möchte (nicht mal auf Papierstreifen), weil man danach angeblich nichts mehr riecht. Welch eine Gelegenheit sich auf eine gefährliche Duftreise zu begeben! Ich lese mich durch die Namen, bleibe an einem hängen, Chêne. Ich stutze: Hund? Ich traue Serge Lutens und Christopher Sheldrake durchaus zu, dass sie einen Duft machen, der nach Hund riecht. Aber will ich das riechen? Nasser Hund vielleicht? Ich habe Angst, diese Düfte haben mich auch schon an die Grenze des Weinens gebracht.
Aber den Mutigen gehört die Duftwelt und der Papierstreifen wird es schon aushalten. Ach was, harmlos, der riecht nach Saunaaufguss, nicht nach Hund. Ich lege den Papierstreifen auf die Seite und versprühe erstmal vier andere Düfte. Dann rieche ich nochmal alle Streifen durch, auch Chêne, und reiße die Augen auf. Wow! Vielleicht ist es auch eine läufige Hündin? Ganz bestimmt etwas Sexuelles, irgendeine Anspielung. Das wirkt bei mir, ich bin hingerissen und sprühe ihn mir gleich als ersten Duft aufs Handgelenk.
-Meine Nase kommt näher und näher, sinkt auf den Boden, den Waldboden. Humus, zertretene Ahornblätter, Eicheln, frisch abgeknickte Pflanzen, durch die mein Herr gelaufen ist. Seine Lederstiefel sind schon fast verklungen, ich löse mich aus seiner warmen Nähe, dies ist mein Revier. Überall war die Jagdgesellschaft, sie haben keinen leisen Tritt. Ästchen sind abgeknickt, sogar ein paar Pilze sind zermatscht, Moos erhebt sich erst langsam wieder und wird präsenter. Meine Schritte sind weich und schnell, stark und sanft. Ich kann heiter sein, denn ich kenne mich und meinen Platz. Ich renne durch das Grün und Braun.
Das Blut floss weit weg von hier, doch mein Herr kennt die Regeln, er wird ein Feuer entzünden, damit der Wald wieder gereinigt wird. Später werde ich zu ihm stoßen. Er hat die Scheite sorgsam aufgestapelt und hat ein wenig Harz von den Stämmen gekratzt, einen Klumpen Bienenwachs mitgebracht. Er sitzt unter den Birken, hier ist der Feuerplatz, an den unwirklichen hellen Bäumen, im Schattenlicht. Hellgrün und leicht ist es hier, genau richtig für eine schwere Aufgabe. Wir setzen uns einander gegenüber und sind da, bis das Feuer verklungen ist.
-Später hat er mich dann ewig wachgehalten, der harte Hund. Es war auch die Qual eines Wesens mit weit feinerer Nase als meiner nachzuspüren, der Duft wurde überwältigend und kampfeslustig. Ich roch zur Beruhigung in diesem Stadium immer am Serge Noire am rechten Handgelenk, der nach seinem so düsteren Start so glasklar und heilsam wird. Aber selbst am nächsten Morgen noch klebt meine Nase am linken Handgelenk, ich erkenne diesen Duft auch so deutlich als eine Seite in mir wieder…
Jetzt bin ich in Versuchung, und die standhafte Eiche in mir muss ganz stark sein denn tragbar finde ich ihn nur bedingt und der Preis ist ohne Worte. Aber als die dazukommende absolut wunderbare Shiseido-Verkäuferin sagte „wir haben davon nur noch ganz winzige Restbestände, den gibt es sonst nirgends mehr“ sprang auch noch sofort mein verdammter Jagdinstinkt an.
Neuentwicklung nach ein paar Tagen:
Beim zweiten Test wurde ich nicht zum Finale von Kopfschmerzen geplagt und habe beschlossen, dass der schöne Duft da nichts mit zu tun hatte.
Also kam es wie es kommen musste: Ich bin ins Parfümheim gegangen und habe den teuren & treuen, edlen Eichen-Hund adoptiert. Der Arme war schon ganz vergilbt und lag da schon seit Jahren! Ich glaube weil ihn hier keiner richtig versteht, denn die Wälder riechen hier anders. Nun hat er ein gutes neues Zuhause gefunden und ist mir gleichzeitig Heimat zum Aufsprühen.
Ich hoffe allerdings, dass er mir keine netten Männer verbellt, denn verdammt ungewöhnlich ist er ja schon. Aber ich kann mir vorstellen, dass er mir in vielen Situationen ein guter und treuer Begleiter sein wird.
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