BakLover

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Rezensionen
BakLover vor 1 Jahr 12 6
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Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Silk! Oud - Herbert, don't break my heart!
Heute möchte ich mich einem Duft widmen, zudem ich bereits eine emotionale Verbundenheit empfunden habe, ohne den Duft getestet haben zu können.
The Nose Behind ist eine Brand dessen Veröffentlichung bereits mehrere Monate im Vorfeld in diversen Auftritten Herbert Strickers angekündigt worden ist - dementsprechend keine Überraschung.
Bei der Vorbestellung lies ich mich daher dazu verleiten diese möglichst genau unter die Lupe zu nehmen.
2 Flakons & ein Sample-Set? Kooomm Pack' ein!

*Herbert, Don't break my Heart..!*
Bei vielen Namen und "Arbeitstiteln" die im Vorfeld angeteasert & beschreiben worden sind,
ist mir "Silk! Oud" jedoch nie aufgefallen.
Umso sicherer war ich mir aber, dass das ein Duft werden würde, welcher mir gefallen dürfte - aber warum?
Ich träume schon seit Jahren davon eines Tages mein eigenes Parfum zu kreieren.. Was das betrifft habe ich teilweise Gedanken & Konzepte entwickelt, die sich so real anfühlen, dass ich die Düfte förmlich schon vor meiner geistigen Nase riechen kann!
Als ich vor einigen Wochen prokrastinierend an meinem Schreibtisch saß und aktiv die Unterlagen zur Vorbereitung für das bevorstehende Laborpraktikum ignorierte, schrieb ich meine Träume, Vorstellungen und Ziele bis ins letzte Detail auf;
Notierte welche Duftkomposition, unter welchem Namen, mit welcher Art Flakon in was für einer Art Kartonage und Umverpackung ich mir vorstelle.
Dabei kam mir unter anderem die Idee zwei meiner verehrten Komponenten miteinander zu vereinen, deren Kombination mir zuvor nirgends begegnet ist.
Oud, welches ich über die vergangen Jahre (insbesondere seit meiner Zeit auf Parfumo) lieben gelernt habe
und
Iris, welches ich in Parfum schon immer sehr gerne gerochen habe.
"BAHNBRECHEND!" dachte ich mir, "das könnte ja was werden!" - und layerte diverse Dinge auf meinen Unterarmen, während ich meine Ideen zu Papier brachte.
Sogar welche Parfumeure für die jeweiligen Konzepte passen würde, notierte ich dabei...

Noch am selben Abend - die Träne schießt mir jetzt noch ins Auge -
Sehe ich zufälligerweise, dass die "The Nose Behind" Düfte endlich zum Vorverkauf stehen und bemerke unter den 8 Projekten einen Duft, der meine Hoffnung auf einen Meilenstein in der Branche zunichte gemacht hat :')
Aber so ist das nunmal; Was nicht ist kann noch werden und man muss das Rad dann ja auch nicht gleich Neu erfinden. oder?
Wer weiß, was die Zukunft noch bringt;
Die nahe Zukunft brachte mir "Silk! Oud" und ich bin froh, diese entdecken gemacht haben zu dürfen und zu sehen, wie ein Großer (!) Mann, wie Herbert eine ähnliche Idee, wie ich sie hatte umsetzen würde.

*The finest Liquids*
Die Düfte kommen wie im Vorfeld angekündigt in einer "unspektakulären" Verpackung, mit minmalistischem Design. Mir sind sonst Aufmachung und Konzepte sehr wichtig, aber in diesem spezifischen Fall drücke ich ein Auge zu, denn der Fokus bei TNB liegt primär auf "the finest Liquids" - das steht neben dem Namen der Brand, sowie dem Namen des jeweiligen Duftes und der Duftkonzentration ganz vorne drauf.
Die Kartonage von Roberto Ugolini und die Flakons der Gebauer-Düfte zu verwenden bietet neben Mengenrabatt auch einfach eine Grund-Solide Ausstattung,
Ziel war es mit dieser minimalistischen Herangehensweise offensichtlich das Spotlight und das Investment möglichst auf den Inhalt zu Konzentrieren.
und genau das tue ich daher jetzt auch.

*The Liquid*
Um meine Eindrücke besser einordnen zu können sollte man wissen, dass ich große Unterschiede zwischen Teststreifen und Haut wahrnehme. Genau das erwähne ich auch in dem YT-Video, ich werde in dieser Rezension jedoch nur auf die Duftentwicklung eingehen, die ich beim tragen dieses Parfums nach ausgiebigen Test wahrgenommen habe.
Wie der Name nach dem Ausrufezeichen bereits klarstellt, handelt es sich bei diesem Duft primär um eine Darstellung von Oud.
Diese, in den vergangenen Jahren beinahe inflationär (miss-)gebrauchte, wundersame Zutat wird hierbei stark in den Vordergrund gerückt.
All das ohne jegliche Art der Kuhstall-Assoziation, die häufig ein Indikator für minderwertigeres Oud oder gar gänzlich andere Zutaten sein kann.
Es freut mich sehr, dass hier stattdessen auf die harzig-medizinische Seite des Ouds gesetzt wird, welche in einem sehr spannenden Verhältnis zur Iris stehen.
Die gesamte Komposition fühlt sich dabei wie folgt an:
Wir haben zu Beginn ein weiches, zitirsches Opening mit einer Zitronen/Orangen Note, was nach und nach in eine pudrigkeit der Iris schwingt.
Rose ist zwar gelistet, kann ich dabei aber nicht separat wahrnehmen, stattdessen steuert sie als weich-florale Komponente vermutlich der blumigeren Seite der Iris bei, wodurch diese nicht zu "staubig" wird.
Durch diese Konstellation fungiert die Iris insgesamt als kühle Komponente, wie der Gegenspieler zu der pulsierenden, harzigen Wärme des Ouds.
Die anfangs überaus präsente Oud-Note schmiegt sich nach den ersten 30-40 Minuten allmählich in den Hintergrund;
Diesem Zusammenspiel wird mit einer süßlichen Pflaumen-Note eine Bühne gegeben, die den anderen Komponenten eine Möglichkeit bietet, sich ganz zu entfalten.
Dabei verschwindet das Oud jedoch nie gänzlich.
Man stelle es sich vor, wie eine elegante Marmorstatue, welche mit einem feinen Tüll-ähnlichen Iris-Tuch bedeckt wird.
Dies sorgt zwar für eine Form der Maskierung, lässt jedoch viele der fein gehauenen, beinahe "gestreichelten" Facetten des Oud hervorblitzen.

Es freut mich sehr mit Silk! Oud einen Duft in meine Sammlung aufzunehmen, der einem teilweise das Gefühl vermittelt, wie echtes Oud sich anfühlen kann.
Da hier mMn darauf verzichtet worden ist, typische synthetische Oud-Duftstoffe in einem Übermaß zu verwenden.
Ein kleiner Anhaltspunkt hierfür wäre, dass mich die Herangehensweise bzw. Machart in der Darstellung des Ouds insgesamt an den "Oud (2020)" von ATH erinnert, welcher sich jedoch im Verlauf eher in eine süßlichere (Rose/Honig/Oud) Richtung entwickelt.

Die Performance des Silk! Oud ist solide, aber keinesfalls brachial.
Ein Extrait de Parfum, dass die ersten 3-4 eine relativ auffällige Silage hat, sich dann allmählich die restlichen 3-4h zu einem skinscent entwickelt, den man regelmäßig selber an sich wahrnimmt.
Der gesamte Verlauf ist dabei nicht sonderlich Komplex, verhält sich eher linear, aber macht einfach Spaß!

Abschließend möchte ich betonen, dass sich bei den meisten Düften von TNB einfach eines (und bim Silk!Oud besonders) zeigt:
Kreativität.
Mir ist klar und an der aktuellen Bewertung ersichtlich, dass der Duft nicht jedem gefällt.
aber er dürfte für mindestens 2 Arten von Parfumos sehr interessant sein.
1) Leute, die Oud-Düfte lieben und einen interessanten Vertreter suchen
2) Leute, die gerne wissen möchten, wie sich "echtes Oud" in einem Parfum verhält.

Die Reaktion meines Nicht-Parfumo Freundes, dem ich Silk! Oud auf das Handgelenk gesprüht habe war:
"Wow.. Whoa.. What the.. Was ist da drin??"

lasst mich gerne hier und auf YouTube wissen, wie ihr den Duft fandet!

Ich hoffe ihr hattet schöne Feiertage und wünsche euch ein frohes neues Jahr...
Bis zum nächsten Mal!
euer BakLover
6 Antworten
BakLover vor 1 Jahr 18 6
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Haltbarkeit
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Duft
Renaissance meets PUNK - Wenn Michelangelo das wüsste, hätte die Statue von David ein Gesichts-Tattoo.
Coreterno ist eine Brand, die ich erst sehr neulich entdecken durfte. Jedoch hat mich ihre artistische Art und insbesondere dieser Duft so beeindruckt, dass ich mich nun an eine Rezension versuche, bei der ich bemüht bin meine Begeisterung möglichst kurz und knapp zu verschriftlichen.
Diese Rezension soll daher unterteilt sein in folgende Kategorien:
the art.
the scent.
Doch vorerst ein Paar Worte der Dankbarkeit.
Wie bereits an meiner ersten Rezension (zu Manteuse - SHL) ersichtlich ist bin ich seit einer ganzen Weile nun schon leidenschaftlicher Frag-Head, wie die meisten auf dieser Plattform. Diese Passion hat sich mit der Zeit stetig weiterentwickelt und fühlt sich nun schon seit geraumer Zeit nach mehr an, als "nur" einem Hobby.
So ist es also nicht nur diese Plattform, welche einen Weg bietet für Menschen wie uns, sich auszutauschen,
sondern jeder einzelne von euch, die eben diese Plattform bereichern.
Ich durfte im Laufe der Zeit vieles entdecken, was ihr bereits kanntet.
Eure Beiträge von früher bekräftigten mich darin den Mut zu fassen meine eigenen Erfahrungen zu sammeln, jenseits häufig sehr ernüchternder, spontaner Besuche in den türkisen Parfümerien unserer Innenstädte.
Nun hoffe ich mit dieser Rezension u.U. den Mut der ein oder anderen Interessierten ebenfalls zu wecken, etwas zu entdecken, dass man tendenziell noch nicht kannte;
denn bei Coreterno handelt es sich um eine Brand, welche viel mehr Aufmerksamkeit und Aufsehen verdient.
Denn eines der besonders faszinierenden Eigenschaften der Nischenwelt war für mich, dass neben qualitativen Inhaltsstoffen & einer schönen Aufmachung häufig ein Stück Geschichte und/oder Kunst integriert war.
Was halten wir dann von einem Duft, der neben hochwertigen Inhaltsstoffen nicht nur ein Stück Geschichte beinhaltet, sondern durch (s)einen bewussten Pinselstrich eben diese teils monumentalen Werke auf eine - und das mag widersprüchlich klingen - liebevolle Art verunstaltet?


the art.
- l'arte della ribellione
Keine Suppe auf Van Gogh, sondern eine inspirierende Message auf der Brust eines Adeligen. In den Worten der Schöpfer:
"Through Coreterno collections, language becomes the medium of expression in people’s constant quest for happiness (...)"
Dieser überaus grobe Artstyle fühlt sich beinahe blasphemisch an, denn das ungeschulte Auge erinnern einige der Portraits an Werke, welche man in dieser Form auch im Umfeld wichtiger Museen und Kirchen finden könnte.
Wären da nicht die Graffiti-esquen Schriftzüge und Face-Tatts.
In mir weckt diese Kunstform vor allem eines: Interesse.

aber wenn wir, als Menschen, auf dem "constant quest for happiness" sind... dann gibt es doch wohl kaum einen Weg, der so direkt ins Herz führt, wie der olfaktorische.


the scent.
- il profumo della felicità

Kommen wir also zum Duft des Glücks. Dieser kann so viele Gesichter haben. Ich würde
"Mystic Sugar"
daher nicht auf diese Definition festnageln wollen;
Da er auch so viel mehr bedeuten kann als "nur" das.
Zunächst sollte man erwähnen, dass es sich hierbei um einen sehr schönen aber in gewissen Aspekten doch recht untypischen Gourmand handelt.
Warum genau das so ist erwähne ich zum Schluss, denn das ist etwas, dass mir auch erst aufgefallen ist, als ich mich gefragt habe "Ja und warum gefällt dieser mir nun so?"
DNA:
Der Duft startet gleich zu Beginn mit einer sehr schönen, wenn auch dezenten Fruchtigkeit.
Unsaure Zitrusnoten über die Orange und leichte florale Anklänge bilden den Auftakt.
Die Mandelblüte gibt dem ganzen einen runden, beinahe cremigen Touch, ohne dabei nach purer Mandel oder gar Marzipan zu riechen. Die Süßspeisen Assoziation folgt später über die anderen Noten, während die Mandelblüte lediglich eine Hauch beisteuert, welcher vom Jasmin mitgetragen wird und höchstens so sehr nach Mandel riecht, wie Mandelmilch danach schmeckt.
Zwischen diesen zurückhaltenden Kopfnoten flackert eine Ananas-Note hin und her und scheint über den gesamten Duftverlauf immer Mal wieder durch ohne dabei den üblichen Vertretern zu ähneln. Kein Ananas-Saft, sondern eine Ananas-Nuance.
Von Beginn an zeichnet sich eine Grundsüße aus, die sich konsequent über den ohnehin eher recht linearen Duftverlauf zieht.
Im Herzen steht neben dem ruhigen Puls aus einer fein austarierten Tonka, Vanille, Kakao-Kombination, eine lebhafte Vision aus würzigen Noten, die sich vor allem aus Ingwer auszeichnet und hier und da Kardamom andeutet. Diese lebhafte Ader des Ingwers ist jedoch recht zahm, das hat sie einem dichten Herzen aus Hüftgold zu verdanken :)
Dieser ist nämlich zu keinem Zeitpunkt scharf, sondern steuert lediglich eine Würzigkeit bei, die dem ganzen einen interessanten Charakter verleiht. Der Restliche Duftverlauf verhält sich in etwa so, wie die gelisteten Duftnoten vermuten lassen. Jedoch nicht klebrig wie eine Zuckerglasur, sondern eher rau & trocken wie Rohrzucker.

Insgesamt haben wir hier dennoch einen eher untypischen Gourmand, aber warum?
Denn bisher klingt ja alles ziemlich nach einem klassischen Vertreter der Duftfamilie.

Da wäre zum einen die Performance. Viele Gourmands tendieren aufgrund der Süße & Wärme dazu ab einer gewissen Weile und Dosis zu überfordern.
Mystic Sugar behält aber seine Mystik durch eine verhaltene DNA die insgesamt verführerisch und unaufdringlich daher kommt - eine wohlige Begleitung, die unauffällig Ruhe ausstrahlt. Während über eine größere Distanz nur eine undefinierbare Süße wahrnehmbar ist, lassen sich die einzelnen Feinheiten bei Annäherung deutlich herausriechen.
Bei einer moderaten Haltbarkeit von bis zu 7h auf der Haut kann man zudem festellen, dass der Duft beinahe nicht "überdosierbar" ist. Mehr Sprüher = gleiches Erlebnis, nur Länger.
Zum anderen sind viele Gourmands in ihren Anwendungsgebieten recht beschränkt, insbesondere auf die Temperatur.
Mystic Sugar wäre dabei bis auf einen Hochsommertag, ganzjähr-, und täglich tragbar.
Insbesondere für ein Date, da hier nie der Fokus auf das "uuuf zu starke Parfum" fällt, sondern immer nur eine schöne Atmosphäre geschaffen wird die Platz und Zeit zum Träumen und Reden bietet.

Muss ich an der Stelle erwähnen, dass der Duft (natürlich) unisex ist ?
Vorsichtshalber: (Wie eigentlich alle anderen Parfums auch) Dieser Duft steht Männ-, Weib-, und Diverslein - einen test würde ich euch dringend empfehlen..
Die restlichen Düfte der Brand habe ich ebenfalls als Tester da und werde diese garantiert ausgiebig testen, denn ich will sehen welche Twists mich dort erwarten!

Kleiner Parfumo exclusive Spoiler : Ich möchte das gesamte Sample-Set am Ende meiner Review zu diesen Düften gerne verlosen.

Weitere Ausführungen und Details zum Mystic Sugar findet ihr in folgendem Video unten :)
An dieser Stelle sei nochmal @Felsn gedankt für die Empfehlung dieser Neuentdeckung
und euch allen für eure Aufmerksamkeit!

euer BakLover
6 Antworten
BakLover vor 2 Jahren 17 7
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Haltbarkeit
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Duft
Ein Blindkauf, der mir die Augen öffnete...
- Vorwort: "L'Essentiel"
Kennt ihr das?
Ihr möchtet jemandem etwas wichtiges Erzählen, aber wisst nicht so recht, wann der geeignete Zeitpunkt dafür ist.
Dann vergeht erst eine Weile, dann etwas mehr Zeit, dann noch ein wenig und plötzlich befindet man sich in einer Situation, die wirklich komisch ist, weil der Zeitpunkt in der die Info relevant gewesen wäre & der Zeitpunkt an dem die Frage "ja, und warum erzählst du mir das erst jetzt!?" seine Berechtigung findet, koexistieren.
"Ja, jut ehm.. jetzt weißt du's halt."

Nun ist es also endlich soweit und ich wage mich an meine erste Parfum-Rezension, vor der ich mich eine lange Zeit gedrückt habe. Genau 1 Jahr (Edit: und noch länger) aktive Zeit auf Parfumo, um genau zu sein.
Der Grund für mein Zögern war, dass ich mir Zeit nehmen wollte um einen Beitrag zu leisten, der auch wirklich sowohl dem Duft, als auch der Community und meinen Ansprüchen gerecht wird.

Warum also verfasse ich meine (von mir selbst) so lange antizipierte erste Rezension ausgerechnet bei dem Duft, den ich vermutlich am seltensten trage?
"Manteuse" sah ich im Frühjahr letzten Jahres das erste Mal in der Instagram-Story des Uhrenverkäufer-Influencers meines Vertrauens. :-)
Damals war mir die Marke SHL noch gar nicht bekannt. Ich war einfach fasziniert von der Aufmachung und von diesem Angebot, dass ich während meiner Recherche auf Parfumo gestoßen bin.
Mein erster Kontakt mit dieser Platform.
EIN WIKIPEDIA FÜR PARFUM!?
Ich las mich durch die Inhaltsstoffe, durch die Statements und die Kommentare und war fasziniert.
An dieser Stelle sei der User @Can777 gegrüßt, dessen Kommentar zu genau diesem Duft mich endgültig davon überzeugt hatte den Duft zu kaufen, denn:
Ich war und bin bis heute überrascht darüber, wie viele Düfte es gibt, wie verschieden sie wahrgenommen werden und wie unterschiedlich die Assoziationen sein können.
Ich habe verstanden, dass die Gerüche, die ich manchmal förmlich "gesehen" habe und welche "Musik" oder "Töne" in meinem Kopf ausgelöst haben, nicht nur Einbildung gewesen sind.

Mir hat sich eine neue Welt eröffnet.
Dafür bedanke ich mich bei allen, die diese unfassbare Platform mitgestalten.

- der Duft: "Le Ciel et Les Sens"
Manteuse ist ein recht transparenter Duft, doch die Handschrift von SHL ist unverkennbar, denn der gesamte Duftverlauf deutet auf seinen Pinsel, was ich im Laufe der Zeit gelernt habe je mehr SHL Düfte ich testen konnte. So verschieden sie sein mögen, ich bin jedes Mal begeistert von dieser "französischen" Machart und dem Handwerk.
Noten die reibungslos ineinander übergehen und eine Geschichte erzählen.
Das hier ist Kunst, wahrlich.

Der Auftakt des Parfums erinnert mich an eine unscheinbare, unaufdringliche Blumenwiese zwischen Honigwaben und weiten Feldern.
Er startet mit einem luftig-blumigen Schimmer, welcher mit einem schönen Honigakkord untermalt ist. Nie ist er zu süß, nie zu blumig.
Ein heller, sauberer, blumiger Start, der von Honig an die Hand genommen wird.

Dieser unscheinbare, unaufdringliche Start zieht mich in den Bann.
Über die Gefahr, die zwischen diesen Gräsern & Blüten lauert, wie eine Gottesanbeterin, die sich dort versteckt hält, ahnt man zu Beginn noch gar nichts.
Leder-Akkorde zwischen Iris Noten.
Eine Kamerafahrt zwischen den Gräsern und dann:
ganz plötzlich(!) eine erste Nahaufnahme von der Gottesanbeterin.
Langsame, gezielte Bewegungen, die eine bis dahin ungeahnte Gefahr ausstrahlen.
Leder und Animalik inmitten einer, von Sonnenstrahlen durchzogenen Blumenwiese,
wie schön kann man ein Thema nur umsetzen?

Insgesamt würde ich den Duft als recht feminin bezeichnen, eben wie eine Gottesanbeterin,
- insbesondere wegen der honigsüßen weißen Blüten -
die ihr Männchen in den Bann zieht, um es schließlich zu Verschlingen
- insbesondere wegen der dezenten Animalik, die sich im Verlauf offenbart.
Die Animalischen Noten, die sich besonders im Drydown offenbaren sind jedoch sehr subtil und zusätzlich durch den Moschus verborgen, welche mit der Iris eine Pudrigkeit hervorbringen.
Es ist eben nur ein Insekt und keine Kuh, lasst euch also nicht vom Begriff "Animalik" abschrecken, ich bin sonst nämlich auch kein besonders großer Fan von Kuhstall und dergleichen.

Aber es ist eben diese Komplexität, wegen der ich den Duft auch das ein oder andere Mal (vor allem im Sommer, wenn es nicht zu heiß war) selbst getragen habe.
Was die Performance betrifft hat man eigentlich einen ganzen Arbeitstag 6-8h eine angenehme, nicht zu aufdringliche Sillage.
Man riecht den Duft an sich immer wieder und auch andere nehmen einen war, was mich überrascht hatte.

- Anekdote und Sillage: "Les essences"
Ich trug den Duft, als ich eine Biologie-Klausur geschrieben habe. Ich wollte die Klausur selbstbewusst mit einer entspannten Haltung hinter mich bringen.
Nach der Klausur (,die Gott sei Dank, ganz gut lief :D) tummeln sich für gewöhnlich die meisten Kommiliton:innen vor dem Vorlesungssaal um sich im Kollektiv über die gestellten Fragen zu echauffieren.
Anders als die meisten, die ich gehört habe, war ich gelassen; aber mein Highlight des Tages war nicht die Information über mein Bestehen am selben Abend, sondern die Tatsache, dass eine liebe Kommilitonin, welche mehr als 1,5m Corona-Abstand von unserer Gruppe entfernt stand, zu uns rüber kam und schwärmte: "Leute, irgendeiner von euch trägt ein wunderschönes Parfum... Wer ist das??"
Alle Blicke drehen sich zu mir und ich nicke verlegen. Das bin dann meistens ich, aber so oder so ähnlich ergeht es offenbar den meisten von uns Parfumos :D
Ein guter Freund, dem ich erst kurze Zeit vor diesem Augenblick "Manteuse" und Parfumo gezeigt und ihn in diese Welt mit eingeladen hatte, grinste mich nur von der Seite an.
He knew...
Wahrscheinlich war das der Moment, der ihn endgültig davon überzeugt hatte.
Gilt das eigentlich schon als "Missionierung" ? :D
Jedenfalls ist dieser Freund ebenfalls seither Mitglied dieser Plattform und stolzer Besitzer einiger schöner Düfte :)

- Der Himmel auf Erden: "Le Ciel"
Glück hat viele Facetten.
Manchmal liegt es in dem Gefühl in deiner Hand, wenn man über Gräser streicht.
Manchmal ist es die Wärme von Sonnenstrahlen auf der Haut.
Manchmal ist es der Geschmack von Sommerblütenhonig.
Manchmal ist es auch die Entspannung darüber, dass man für gewöhnlich keine Gottesanbeterinnen in freier Wildbahn in Deutschland sieht. (die sind schon etwas creepy, not gonna lie)

Manchmal ist es ein Parfum, dass all diese - oder noch mehr - Gefühle festhält und in einem Auslöst.
.. und für einen Moment - oder noch länger - ist man glücklich oder gar im Himmel.

Ich wollte mich jedoch abschließend erneut selbst davon überzeugen, bevor ich diese Rezension nun endlich veröffentliche, ob ich den Duft so in den Himmel lobe, weil ich emotional daran hänge,
oder weil dieser eben besonders schön ist...
ich kann nun ganz gewiss sagen:
Es ist beides.
und das ist auch gut so, so wird es nämlich immer sein...

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und nochmal Danke, dass ihr diese Community so schön macht :)
7 Antworten