Bananenmilch

Bananenmilch

Rezensionen
Bananenmilch vor 8 Monaten 26 12
5
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Einhornmilch im Mondschein: die „swamp vivarium“-Melodie aus Hogwarts Legacy
In einem Forenbeitrag schreibt jemand über dich - einen Duft, der nach Milch und Einhorn riechen soll. Ich bin von dieser Beschreibung nicht wirklich angetan, und doch ist mein Interesse irgendwie geweckt. Ich rufe deinen Parfumo-Eintrag auf und lese mir ein paar Statements und Rezensionen durch. Immer wieder ist von Milch, Kokosnüssen und Einhörnern die Rede. Magisch sollst du sein, aber wie riecht Magie?

Ich mag Milch, aber unter einem Milchduft kann ich mir nichts vorstellen.

Der Kokosnuss bin ich abgeneigt, da ich sie mit übertriebener Bounty-Süße und auf tropisch getrimmten, künstlich riechenden Deodorants und Bodylotions verbinde.

Zu guter Letzt sollte mich das vielfach genannte Sinnbild eines „Einhorns“ eigentlich am meisten abschrecken. Ich muss unwillkürlich an die Farben pink und silber denken, Glitzer im Übermaß, klebrige Süße und kleine Mädchen, die mit ihrem „My Little Pony“-Plüsch-Einhorn spielen und dabei das Faschings-Tutu mit den dazugehörigen Feenflügeln nicht ausziehen wollen. Vermutlich hat der Einhorn-Hype aus den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass mir als erstes dieser Kitsch in den Sinn kommt (die unvermeidlichen Tassen, Federmäppchen, T-Shirts… mit Aufschriften à la „Unicorn Princess“, „“Always be a unicorn“, „Unicorns are real“ - ihr versteht, was ich meine).

Allerdings wurdest du hier nirgends als übermäßig süß beschrieben noch mit pinkfarbenen Prinzessinnen in Verbindung gebracht. Anscheinend bist du also kein kitschiger girly Duft - doch was bist du dann? Milchreis von Oma, Einhörner unter Kokospalmen…
Ich kann mir beim besten Willen nichts darunter vorstellen und beschließe, mir selbst ein Bild von dir zu machen. Ein paar Tage später liegen zwei Milliliter Einhornmilch in meinem Briefkasten. Als ich dich zum ersten Mal auftrage, beginne ich endlich, zu begreifen.

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Für mich bist du cremig. So cremig wie ein Dessert, wie ein sämiger, warmer Milchreis oder eine Cremé Brûlée, auch wenn du nicht danach riechst. Ergibt das Sinn?

Du bist auch süß, doch deine Süße ist gemäßigt und eins mit deiner Cremigkeit. Du bist nicht klebrig oder gar zuckrig. „Süß“ ist kein Attribut, das mir direkt in den Kopf kommt, sobald ich dich rieche, sondern etwas, dass ich dir zuschreibe, wenn ich bewusst darüber nachdenke.

Die vielfach gelesene Kokos-Assoziation kann ich nachvollziehen, glaube allerdings nicht, dass ich dich von selbst damit in Verbindung gebracht hätte. Das Zusammenspiel deiner Noten erinnert irgendwie an Kokosnuss, but it‘s not quite there - sehr schwer zu beschreiben.

Für mich bist du sanft und in dir ruhend, still und geheimnisvoll.

Für mich bist du warm und weich, deine Sillage ist eine kuschelige Decke, die an kalten Tagen wärmt.

Für mich bist du ein Seelentröster, der das Herz umschmeichelt und mich mit Geborgenheit umhüllt.

Dein Name ist Blanche Bête, „das weiße Tier“.
Natürlich. Du bist ein Einhorn, jetzt verstehe ich es endlich.
Ich habe anfangs nur vollkommen falsch gedacht. Du bist weder rosa noch kitschig noch mädchenhaft - nein, du bist das wahrhaftige Tierwesen aus der Fabelwelt, sagenumwoben, lebendig und warm unter deinem Fell. Ich sehe dich bildlich vor mir, auf einer nächtlichen Waldlichtung stehend, deine weiße Gestalt beschienen vom Mondlicht.

An dieser Stelle möchte ich auf Harry Potter zurückgreifen, denn genau so, wie das Einhorn von J.K Rowling beschrieben wird, stelle ich mir dich vor: als das unfassbar reine, seltene und scheue Wesen mit dem silbrigen Blut, nach dem dunkle Gestalten trachten, da es heilende und lebensverlängernde Kräfte besitzt. Du lebst in dunklen und verwunschenen Wäldern, nur allzu selten zeigst du dich einem Menschen. Demjenigen, der dich doch zu Gesicht bekommt, sagt man unbeschreibliches Glück nach.

Ich vermute, es wird hier nicht viele geben, die „Hogwarts Legacy“ gespielt haben. Das Spiel lässt einen in die magische Welt des Harry Potter-Universums eintauchen. Im Laufe der Geschichte kann man verschiedene magische Tierwesen vor Wilderern retten und in verschiedenen Vivarien halten. Da Einhörner der Lore nach geheimnisvolle Wesen sind, die trotz ihres hellen Selbst in dunklen Wäldern leben, liegt es nahe, sie in das „swamp vivarium“ einziehen zu lassen, einem mystischen, düsteren Ort, an dem es immer Nacht ist.

In diesem Vivarium ist zu jeder Zeit eine melancholische, mysteriöse und zugleich so tröstliche Melodie zu hören, die ich seither untrennbar mit den Einhörnern verbinde, die ich dort habe einziehen lassen. Für mich beschreibt diese Melodie und die ganze Atmosphäre eines schimmernden, zarten Einhorns inmitten der mondbeschienenen Düsternis diesen Duft perfekt.
Hört bei Interesse gerne mal rein und lasst es kurz auf euch wirken:

https://youtu.be/P7ZinqyVSrM?si=_GjBotDUKziUlflt

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Danke an Louise Turner für diese wunderschöne Kreation. Ich bin normalerweise eher der Typ für Statements, aber „Blanche Bête“ hat mich dazu inspiriert, Mal einen längeren Kommentar zu schreiben. In einem Statement hätte ich diesem Duft nicht gerecht werden können: obwohl ich ihn als absoluten Herbst/Winter-Kuschler empfinde, der einen von innen heraus wärmt und irgendwie mit Glück erfüllt, hat er auch diesen magischen und geheimnisvollen Touch, der ihn außergewöhnlich macht.
12 Antworten
Bananenmilch vor 12 Monaten 4 5
1
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
2
Duft
Fransenvorhänge und Fliesentisch
Vorab: dieser Duft war ein Geschenk und ich bin mir dessen bewusst, dass ich als Kind der späten 90er wahrscheinlich eher nicht zur Zielgruppe gehöre. Dieser Duft ist für mich persönlich eher Frauen ab 50 vorbehalten, denn diesen schwer-muffigen, synthetisch-modrigen Moschus kann ich mir schwer an jüngeren Leuten vorstellen.

Nachdem ich ihn zuhause einen Tag lang Probe getragen habe, habe ich ihn jetzt hier auf Parfumo gesucht und war, gelinde gesagt, überrascht von den vielen positiven Rezensionen. Allerdings habe ich dann gelesen, dass er bei vielen nostalgische Erinnerungen an die eigene Jugend oder den Geruch geliebter Familienmitglieder hervorruft, daher kann ich es doch nachvollziehen.

Ich habe keine persönlichen Verbindungen zu diesem Duft und kann daher nur meine unvoreingenommenen Eindrücke preisgeben.

Nach dem ersten Aufsprühen auf mein Handgelenk habe ich direkt bereut, dass ich ihn gerade jetzt ausprobieren musste, wo es draußen stürmt und regnet, weil ich das sofortige Bedürfnis verspürte, alle Fenster aufzureißen. Der Geruch ist für meine Nase selbst bei einem Sprüher extrem penetrant und schwer - gefühlsmäßig setzt er sich schon jetzt, während ich diesen Text hier tippe, in sämtlichen Textilien im Raum fest. Er wabert sehr schwer in der Luft herum und ist indoor für mich ein Kopfschmerzgarant.

Aus irgendeinem Grund ruft dieser Duft bei mir extreme Assoziationen mit RTL-Trash-Sendungen wie Frauentausch, Mitten im Leben und Konsorten hervor. Ein massiver Fliesentisch, der vor einem abgewetzten schwarzen Ledersofa steht, an der Wand klebt ein geschmackloses Wandtattoo, wahrscheinlich irgendwas mit "Coffee" und herumfliegenden Vögeln. "Musk" riecht für mich genau so, wie diese Wohnung bzw. die darin lebende Person in meiner Vorstellung riecht.

Das einzige "Positive", was ich über den Duft sagen kann, ist die überdurchschnittliche Sillage und Haltbarkeit. Wer diesen Duft gut findet, kann sich lange daran erfreuen. Wer ihn nicht mag, hat Pech gehabt, denn den bekommt man echt schwer wieder raus und ab.

Ich empfinde den Geruch als furchtbar billig und penetrant - die Art penetrant, bei der man im Supermarkt die Nase rümpft, wenn ein damit einparfümierter Mitmensch den Einkaufswagen an einem vorbeischiebt. Ich finde, es gibt einige günstige (Drogerie-)Düfte, denen man ihren günstigen Preis absolut nicht anmerkt - dieses hier ist für mich die Definition eines "Billigparfums", das noch viel günstiger riecht, als es eigentlich ist.
5 Antworten