Baux

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16 - 20 von 69
Baux vor 13 Jahren 10 5
5
Duft
Frisch gebügelt ist halb gewonnen?
Ok, frische Wäsche hat was. Besonders frische Bettwäsche. Oder frische Hemden aus der Reinigung. Aber das ist nur ein Gefühl für den Moment: reinkuscheln, überstreifen. Auf Dauer trägt dieser Zustand einfach nicht. Das ist dann wie acht Stunden Kuchen essen. Da wird man dick von und appetitlos, bekommt Diabetes. Oder acht Stunden Orgasmus. Das wird bestimmt schmerzhaft, und einem fallen die Eier ab.

Serge Lutens hat sich trotzdem entschlossen, genauso ein Parfum zu kreieren. Und es hat 16 Jahre gebraucht, das hinzubekommen. Er hat sich auch nicht davon aufhalten lassen, dass mittlerweile Waschmaschine, Waschpulver, Weichspüler und das Rad erfunden wurden. Es ging wohl auch darum, etwas zu beweisen: Ich kann in 16 Jahren das erreichen, wofür Lenor drei Wochen braucht. Also ein klarer Fall von „Ich hab den Längeren“.

Dennoch riecht es nicht übel, sondern angenehm unaufgeregt frisch. Und es gibt Gelegenheiten den Duft zu tragen: Wenn Schwiegermama zu Besuch kommt oder wenn man ein blitzsauberes weißes Hemd trägt, das einem aber ohnehin gleich wieder ausgezogen wird. Ich bleibe trotzdem bei Lenor – das tut’s für Anlass Nummer zwei auch, und eine Schwiegermama habe ich nicht.
5 Antworten
Baux vor 14 Jahren 10 7
7.5
Haltbarkeit
8
Duft
Der Anfänger-Tom
Die Produkte der Tom Ford unterstellten Exklusiv-Klamotten-Häuser glänzen meist mir toller Qualität, lässiger Eleganz und zumindest für eine Saison tragbarer Extravaganz. Tom hat es einfach drauf. Die schlafwandlerische Selbstsicherheit seiner Handschrift findet sich in den schon sehr deutlich arrogant-überheblichen Marketingkampagnen, die zwischen Fick-mich und Fick-dich schwanken.

Da bleibt für die Private Blend eigentlich einiges zu erwarten. Und tatsächlich sind die meisten fokussiert, übertrieben, aber so simpel, dass die Tragbarkeit trotz des brachial Überbordenden nicht leidet. Tobacco Vanille ist dabei der populärste und harmloseste Duft der Reihe. Denn den Geruch von gesoßtem Pfeifentabak kennt und mag schließlich jeder. Selbst militanteste Nichtraucher zergehen in freudigem Selbsthass, wenn ihnen der streng-süße Vanille-Tabak-Rauch eines älteren Herren entgegenweht.

Der leckere Tom-Duft wird dabei meist mit Attributen wie sexy oder verrucht versehen, was hanebüchener Unfug ist. Pfeifenrauch mag zwar so lecker riechen wie nur was, hat aber im Lexikon einen Siehe-auch-Pfeil in Richtung Altherrengemütlichkeit, sodass ich schon beim Aufsprühen von Tobacco Vanille Angst hatte, meine Haut würde nun beginnen zu welken. An Harmlosigkeit ist die Kreation nicht zu überbieten.

Tobacco Vanille ist, um die sich aufdrängende Rauchwerkanalogie fortzuführen, die Luxusschwundstufe einer Cohiba, steht aber auch noch meilenweit über einer Schachtel Kippen. Dem Starken und Beschützenden und Savoir-wasauchimmer des Duftes haftet dabei leider eine onkelhafte Betulichkeit an. Wer sich von den Primärassoziationen des Pfeifentabakduftes nicht schrecken lässt, findet hier einen außergewöhlichen und außergewöhnlich leckeren Duft. Wer die typische Tom-Ford-Sexiness sucht, darf noch ein bisschen tiefer in die Private Blends hineinriechen. Oder man ist halt ’ne Frau. ;)
7 Antworten
Baux vor 14 Jahren 9 3
10
Haltbarkeit
9
Duft
Milchbrei
Ich versuche mich hier einmal an Apicius’ Kommentarbetitelungsschema und hoffe, dass man mir trotz der wenig anregenden Überschrift abnimmt, dass das Zeug ganz toll riecht. Denn leider bin ich bei meiner Duftassoziation trotz des Parfumnamens nicht so privilegiert, mich in bretonischen Feldern wiederzufinden – schon alleine deshalb nicht, weil ich noch nie in bretonischen Feldern gestanden habe. Dabei hat Lann-Ael eine dominante Getreidenote. Der andere Teil des Duftes sind vanillige Milch und eine zarte Frucht.

Dennoch bringt mich der Geruch in eine andere Zeit und an einen anderen Ort. Das ist der eigentliche Zauber vieler Gerüche: Man verknüpft damit Erinnerungen und manchmal ganz unwahrscheinliche. So bin ich vielleicht nicht der einzige, der sich beim Duft gerösteter Erdnüsse immer an die Côte d’Azur zurückträumt. Und Milchbrei bringt mich immer auf diese einsame norwegische Berghütte zurück, wo ich mit meiner damaligen Freundin zwei großartige Wochen verbrachte, im meterhohen Schnee und abends vorm knisternden Kamin. Und morgens, wenn ich neues Holz in die Hütte geschleppt hatte, gab es Frühstücksbrei, in Milch gekochte Haferflocken mit Vanille und Früchten oder auch mit Zimt und Zucker. Es ist äußerst lecker, so den Tag zu starten – und es ist auch äußerst lecker, nur den Geruch in der Nase zu haben.

Ich mag es ohnehin, wenn Frauen nach Dessert riechen – nach Orangentarte etwa, wie beim wunderschönen Dulcis in Fundo –, auch wenn Frauen das häufig nicht mögen. Warum also nicht nach Frühstück? Das Herbe, Erdige des Getreides, die Samtigkeit der Milch und das feinwürzig Süße der Vanille bilden mit der zartsauren Fruchtigkeit des Apfels ein sehr gelungenes Zusammenspiel. Zusatzpunkte verdient sich Lann-Ael damit, dass diese Duftrichtung wirklich originell ist und nicht in die Fruchtsalatecke zielt. Einen kleinen Abzug nehme ich vor, da der Duft näher am Körper bleibt, als ich es mir wünschen würde. Vielleicht hilft dabei wärmeres Wetter.

Einzig der Name des Parfums will so gar nicht auf meine Erinnerungen an die Norwegerin passen. Lann-Ael heißt auf Bretonisch nämlich gar nicht Miststück.

ps. Danke, Louce, für die Probe.
3 Antworten
Baux vor 14 Jahren 17 16
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Charmebolzen
Heute Morgen nach dem Duschen ließ ich das Handtuch auf den Boden fallen, schritt ins Duftzimmer und legte Classic 1920 an. Ich schloss die Augen und nahm einen Zug.

Dann machte ich sie wieder auf und lächelte. Der saubere Charme heller Gewürze umflog mich. Ich schlüpfte in mein weißes Jacques-Britt-Hemd und zog aus der Schublade die smaragdfarbenen Manschettenknöpfe. Der dunkelgraue Tom-Ford-Anzug war grad aus der Reinigung zurück und würde reichen.
Bevor ich mich auf den Weg machte, gab ich meiner Liebsten einen Kuss und ließ sie schlafen (ihr Shooting war ja erst um 11). Als ich das Haus verließ, blinzelte ich der Herbstsonne entgegen und schaute auf die Uhr. Da mir noch Zeit blieb, schlenderte ich über den Markt. Ich wollte gar nichts kaufen, sondern nur diesen Weg zur Arbeit nehmen.
Fremde Frauen lehnten sich nahe an mich heran und inhalierten meinen Wohlgeruch. Vor mir bildete ich eine Gasse, und die Menschen warfen mir Basilikum und Wacholder zu Füßen. Junge Mütter streckten mir ihre Kinder entgegen, damit ich sie segne. Ältere Damen baten mich, ihr Schwiegersohn zu werden. Mir wurde das unheimlich. Ich verließ den Markt, während die Frauen mir mit Selleriesträußen hinterherwinkten und der Applaus langsam erstarb.
Da man mir bei der Arbeit sofort einen Tag frei gab und natürlich die Gehaltserhöhung, über die wir gesprochen hatten, suchte ich ein Café auf, um etwas zu entspannen. Während ich meinen Kaffee genoss, betraten zwei Studentinnen den Laden und bestellten zwei Latte. Obwohl noch andere Plätze frei waren, fragten sie, ob sie sich dazusetzen dürften. Ich hatte nichts dagegen, und die beiden suchten sofort das Gespräch. Dass ich als Pharmalobbyist tätig bin, fanden sie sehr sympathisch. Und auch auf die Robbenjagd wollten sie mich nur zu gern begleiten.
Als sie anfingen zu streiten, wer von ihnen nun die festeren Brüste hätte, bin ich doch lieber gegangen.

Als ich die Augen wieder aufmachte, küsste mich meine Liebste auf die Wange und sagte: „Du riechst gut.“

Schön, wenn man die richtige Perspektive hat.
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Baux vor 14 Jahren 12 7
7.5
Haltbarkeit
5
Duft
Männerträume
Ich geb zu, ich fand ohne Gummi schon immer besser als mit. Damit bin ich in einer schlechten Ausgangslage, Garage zu mögen. Wer sich die Probe nicht besorgen möchte, kann im Psychoschnelltest herausfinden, ob ihm das Gebräu unter Umständen zusagt. Dazu beantworte man folgende Frage:

Leder, Plastik, Vetiver, Zeder – was passt nicht in diese Reihe?

Wem die Antwort nicht promt von der Zunge schnellt, der sollte einen Hinriecher riskieren. Schließlich gibt es olfaktorische Vorlieben, die einen ein ganzes Leben verfolgen, Hobbys und Karriere bestimmen und vielleicht sogar die Partnerwahl beeinflussen. So ist es nicht verwunderlich, dass diverse Zeitschriftencover die Sphären männlicher Begierden zusammenführen, indem sich auf der nackten Autohaube gleich auch noch eine leicht bekleidete junge Dame räkelt.

Manche Menschen lösen sich nur schwer von einigen Erlebnissen ihrer Kindheit. Aber irgendwann muss man sich entscheiden. Entweder bleibt man dabei, mit glühenden Kugelschreiberspiralen Legosteine entzweizuschmelzen oder den Trafo an der Carrera-Bahn zu pimpen, sodass die kleinen Wägelchen viel schneller fahren (aber dafür nicht so lange). Oder man wird eben doch kein Automechaniker.

Und selbst als Automechaniker mag man vielleicht den Geruch von Benzin und verbranntem Gummi, aber die erotische Komponente geht einem dann doch ab – mir auf jeden Fall. Nun hatte ich allerdings auch noch kein Techtelmechtel mit einer üppigen Tankwärtin beim Ölwechsel. Vielleicht würde ich dann auch tiefer luftholen, wenn ich das nächste Mal meine Winterreifen aufziehen lasse.

Wer dieselben hier Autoschraubern entgegengebrachten erotischen Servicegewerbefantasien für Poolboys hegt, dem sei übrigens dringend Calypso Marine ans Herz gelegt. Das stinkt auch, aber anders.

Liebe Blanche, dankeschön, aber das nächste Mal wieder ohne Gummi.
7 Antworten
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