Benlives

Ein Parfumflakon in Lippenstiftform. Im Geschenkset sogar noch mit einer Lippenstift-Tasche. Muss ich wirklich mehr sagen? Hallo? Parfum in LIPPENSTIFTFORM. Mit LIPPENSTIFTTASCHE.
Mehr geht einfach nicht. Wie Brot und Butter. Wie Harry, Ron und Hermine. Wie Jack und Rose. Wie Weihnachten und Familienzoff. Wie RTL2 und Frauentausch. Wie Benlives und Parfumo. Es kommt einfach zusammen, was zusammen gehört. Ein Kosmetik-Overkill. Oder wie meine Liebste es gerne ausdrückt: "Uuuuh".

Dat Dinge ist meiner Liebsten natürlich direkt ins Auge gefallen. Alles an Kosmetikzeugs, was irgendwie besonders abgespaced und verrückt ist, wird von ihr mit einem solchen "Uuuuh" quittiert. Egal ob Make-Up, Make-Up-Zubehör, Parfumflakons etc. etc., alles wird weg-ge-uuuuht. Die Grenze zum Kitsch ist dabei schmal. Aber was soll's - normal kann jeder! Selbstverständlich gilt das oben Gesagte ganz besonders für eben jenen auffälligen Lippenstiftflakon, vor allem in Kombination mit der leider genauso dysfunktionalen wie auffälligen Lippenstifttasche, im Folgenden "Täsch" genannt. Diese alleine für sich ist schon ist eine Steilvorlage für ein "Uuuuh".

Das Verrückteste dabei ist, der Duft passt tatsächlich zu seinem Auftreten. Verrückt, weil das heutzutage vor allem bei Neuerscheinungen allzu selten der Fall ist. Ein süß-würziger, crazy Beerencocktail mit dem gewissen, leicht schrägen Touch. Definitiv keine Mogelpackung. Yes I am "Uuuuh". Mit ihm fällt man definitiv auf. Leider bekommt man in die Täsch lediglich eine Packung Täschentücher rein. Oder vielleicht ein kleines Portemonnaie?! Naja, meines definitiv nicht, da sammelt sich irgendwie immer so viel Kleingeld, das könnte man im Übergriffsfall als Wurfgeschoss oder stumpfe Schlagwaffe benutzen. Aber ist ja eigentlich auch egal, die Täsch erfüllt ihren Zweck, das "Uuuuh"-ige Gesamtbild zu komplettieren. Das ist die Hauptsache!

Ganz subjektiv bewertet meine Freundin den Duft:

Flakon: 10/10 "Uuuuh" 's
Täsch: 10/10 "Uuuuh" 's
Duft: 8/10 "Uuuuh" 's
Haltbarkeit: 8/10 "Uuuuh" 's
Sillage: 7/10 "Uuuuh" 's

So, und jetzt ab in die City mit dem Dinge und Competition machen! Lipstick Love! Uuuuh...

O-Ton meiner Freundin bei der Aufsprüh-Premiere. Und das obwohl wir noch gut 80 Kilometer von Köln entfernt wohnen. Aber besser kann man es eigentlich nicht auf den Punkt bringen. Direkt nach dem Aufsprühen erwartet man jeden Augenblick das Kampfmittelräumkommando, das sich gewaltsam Zugriff zur Wohnung der Übeltäter verschafft, um Nasensprengstoff inklusive Komplizen dieses Geruchskomplotts in Gewahrsam zu nehmen.

Dieser Duft ist das Gegenteil von dezent. Und von Durchschnitt. Und von Mainstream. Eigentlich von allem, was momentan so "hip", "angesagt" oder wie auch immer die Jugendsprache es auszudrücken vermag ist. Eine olfaktorische Faust Gottes (keine Blasphemie), die jeder halbwegs funktionierenden Nase im Umkreis von mindestens 5 Metern erstmal schön die Riechzellen ins Nirvana narkotisiert. Herrlich. Wozu die Tür eintreten, wenn man einfach gleich die Wand einreißen kann.

Diesen Duft muss man nicht mögen. Man muss ihm Respekt zollen. Ein unglaubliches Dickicht an exotischen Pflanzen und nasstriefender Schwülstigkeit. Ein echter Dschungel eben. So dicht, dass ich die einzelnen Bäume im Wald gar nicht mehr erkennen kann. Mango, Ylang Ylang, Kardamom, Nelke, Heliotrop, schlag mich tot.... von mir aus. Mag alles stimmen. Das Teil wirkt für mich aber einfach als Gesamtkunstwerk. Sehr schwierig, eigenständig einzelne Noten herauszufiltern. Aber das braucht man nicht. Der Dschungel lebt. Und er bebt. Vor Vitalität. Und er sucht sich schon seine Exoten. Garantiert nix für jedefrau. Und das ist auch gut so. Was sollen die grauen Mäuse auch bei den majestätischen Großkatzen.

PS: Das hypothetische Räumkommando würde sich wahrscheinlich eh nur im Dschungel verirren. Und bis sich das Dickicht lichtet, tja das kann hier lange dauern...

Man hofft ja insgeheim auf ein Wunder. Mal wieder ein Knaller, einer der durch die Decke geht. Ja ok, ist illusorisch. Dann eben was Solides, handwerklich gut gemacht mit Pfiff. Auch nicht? Oh wei... ok aber was halbwegs vernünftiges wird ne Marke wie Davidoff doch wohl mal wieder zustande kriegen, oder???
Denkste. Der Name "Run Wild" allein schon ist der übelste Hohn. Was ist daran denn bitte wild? Wer läuft bei dem uninspiriertem Plastikzeug denn bitte Amok, ausser vielleicht der Parfumeur, aus Gewissensbissen. Wobei man ja auch noch die Bedeutung "verwahrlosen" findet unter "run wild". Ok, das passt irgendwie. Olfaktorische Verwahrlosung. Plastik - Sondermüll-Deponie im Wald. Der hat wirklich Noten mit Brechpotenzial drin. Zumindest empfinde ich so. Eine seltsame synthetische Muffigkeit. Bei einem Parfum, das wohl eigentlich eine gewisse Frische versprühen sollte (vom "Anspruch" an den Duft her, wenn man das wirklich noch Anspruch nennen kann...). Selbst die neue "The Man"- Reihe von Otto Kern (Becky Lynch-Edition?) kann mich mehr überzeugen. Au wei.

Haltbarkeit und Sillage kann ich nicht beurteilen, hab ihm irgendwann keine Beachtung mehr geschenkt auf dem Arm.

Das könnte wirklich ein neues Low Light werden von Davidoff. Traurig bei der "Konkurrenz" auf dem Markt.

Bisher habe ich allen Jaguar-Düften irgendwie etwas abgewinnen können. Das heisst nicht, dass jeder meinen Geschmack getroffen hat, aber ich fand sie alle zumindest handwerklich solide gemacht und konnte die Idee hinter den Düften nachvollziehen. Egal ob süß (z.B. Excellence), fruchtig (z.B. Gold), seifig-grün (Original) oder was-auch-immer.
Diese Plastikbarbie hier hingegen ist an Ideenlosigkeit kaum noch zu überbieten (wobei... man soll ja niemals nie sagen). Völliges Fehlen von Kreativität und natürlichen Ingredienzien. Eigentlich müsste man den Parfumeur mal zum HNO-Arzt schicken... wobei ich mir anno 2018 sogar vorstellen kann, dass sowas hier sogar gewollt ist.

Auftakt: Plastikzitrusfrüchte (Plastikzitrone und Plastikapfel) aus der Dekoabteilung eines Baumarktes

Herznote: Plastik mit viel Plastik, noch mehr Plastik und etwas Holz-Lakritzaroma von der BASF

Basis: wahrscheinlich etwas mehr Lakritzaroma von der BASF (mussten scheinbar ihre Restbestände entsorgen).

Was anderes geschweige denn natürliches kann ich hier einfach nicht rausriechen. Sorry!

Fazit: regelrecht verzweifelt uninspirierter Chemietrash, der leider besser hält, als gehofft.
Offensichtlich musste man vorm Weihnachtsgeschäft schnell noch was neues auf den Markt schmeißen, um noch ein paar Kröten zu machen

PS: wenigstens steht der Flakon stabil. Vielleicht bezieht sich ja darauf der Name "Stance"...

...das klappt mit Glow zumindest gefühlt sehr gut. Wer denkt beim Griff ins Drogerieregal schon daran, auf einmal einen solch cleanen Powerduft in Händen zu halten. Meistens sind solche Stardüfte in Sachen Belanglosigkeit ja kaum noch zu überbieten. Jlo geht hier mit dem 2002 erschienenen Sauberduft einen im wahrsten Wortsinn erfrischend anderen Weg. Dabei ist Glow jetzt keine Ausgeburt an Komplexität. Muss er auch gar nicht sein. Das Zusammenspiel der Duftnoten ergibt ein "Frisch geduscht" - Feeling voll auf die Zwölf. Helle Blüten, Seife, Moschus. Bam. Ein sehr präsenter Sauberduft mit brutalem Wiedererkennungswert. Dieses Parfum braucht keine überladene Duftpyramide, um zu wirken.
Nach all den Jahren scheint Glow noch kein Opfer vom allerorts grassierenden Reformulierungsvirus geworden zu sein. Hoffentlich bleibt das noch lange so. Eine abschließende Anekdote zur Haltbarkeit von Glow:

abends gegen acht... Freundin steigt ins Auto ein

Ich: "wow, Glow!"
Freundin: "ähhhh.... naja"
Ich: "hä, ich rieche den aber doch ganz deutlich!?"
Freundin: "Den habe ich heut morgen aufgesprüht..."
Ich: "und seitdem nicht mehr nachgesprüht???"
Freundin: "ne... komisch ich selber rieche den gar nicht mehr..."

Fazit: Wer auf Cleandüfte steht, sollte hier zugreifen, solange man noch nicht an ihm rumpfuscht.