Bigsound

Well look at all that shines...Jil Sander Man ist ein eleganter und im Fazit sehr gelungener und eigenständiger Duft, der das Zeug zu einem wirklichen Klassiker hat, und zwar einem absolut modernem.

Kaum wahrnehmbare Bergamotte in der Kopfnote weicht ziemlich direkt einer Lavendel-Beifuß-Salbei-Note, die schöner nicht sein könnte und eine ganze Weile präsent bleibt. Übrigens auf der Gesichtshaut mehr als auf Armen oder Händen. Und da ist noch etwas Metallisches/Mineralisches dabei, das ich nicht einordnen kann. Auf der Kleidung ist die ganze Geschichte noch etwas offener und präsenter, dafür aber weniger komplex.

Hinzu gesellt sich bald die Myrrhe mit einer tollen Rauchigkeit. Die von anderen Kommentatoren beschriebene Leichtigkeit/Flüchtigkeit könnte daher rühren, dass die gesamte Duftklanglichkeit extrem natürlich und organisch im besten Sinne ist, zu keiner Phase der Duftentwicklung ist irgendwo etwas Synthetisches zu spüren. Der Ausklang ist leicht und behält die Rauchigkeit bei, mit einem sehr dezenten Vanille-Unterton.

Das ist alles so, als ob man es bereits mal wahrgenommen hätte, aber in einem anderen Kontext...deja vu.

Flakon: Schlicht/cool...Quaderform/schwarzblau (Deckel und Flakon sind -in der 30ml Version zumindest- jeweils ein gleich großer Würfel)...nur gegen extrem helles Licht lässt sich der Füllstand erkennen. Gelungen.

Für mich ist das Eleganz als Duft. Nicht mehr, aber auch nicht weniger...eher leise als laut-lärmig, eher innerlich als prätentiös, eher Kunst als Kommerz.

...80er. Als Schüler war das meine Premiere von bewusster Duftwahrnehmung, wir hatten Austauschschülerinnen aus Sevilla zu Gast, eine war verschwenderische Verwenderin von Agua Lavanda. Seitdem mag ich die simple, aber effektive Kreation. Der Duft geht so: Lavendel, Lavendel, Lavendel, sehr feinwürzig eingebunden (nicht so ausschließlich blumig/blütig/ölig wie Lavendelessenzen von Fragonard und anderen aus Grasse). Weicht dann mittelschnell einem wohlig-warmen Tonkabohnen-Mooston, bleibt aber immer noch ein wenig lavendrig. Keine große Geschichte, aber sehr angenehm, leicht und natürlich. Was für sehr junge Menschen.

...nicht ohne Grund ist der Pinienzapfen schon etliche Dezennien dabei, immer wieder mal bei einschlägigen Drogerieketten zum Hammerpreis zu haben. Flakon: schauerlich. Ist nunmal so. Können wir nicht ändern. Name=Programm: Waldfeenduft. Aber: ganz große klassische Herbheit, einfach wunderbare Lavendelnote, klasse Salbeitöne und ein absolut harmonischer Ausklang. Tres classique, das Paket, sagen wir mal: Eastwood/Newman für's Näschen. Sehr, sehr für Nachwuchs-Schnupper-Aficionados zu empfehlen.

Das ist ein Duft, der neuerdings vornehmlich in den gleichen kunstlichtgebleichten Regalen wie all diese Mexxespritottokerndavidbeckhamkappa-Fruchtsaft-Kreationen wohnt. Flakon, Aufmachung (unsägliches Rasierklingenimitat an einem Lederbändsel), Name...alles superprätentiös. Ich sehe die Marketingleute vor mir, die sich das in langen, anstrengenden Sitzungen ("ich könnte jetzt echt einen Espresso brauchen...") ausgedacht haben ("wir müssen mal eine jüngere Zielgruppe ansprechen, ja...Rock your life, Punk oder so...Sicherheitsnadel? nein, lieber Rasierklinge...das ist es irgendwie, oder?"). Aber jetzt kommt's: Der Duft selbst ist überraschend fein, er macht sogar eine nette kleine Entwicklung durch. Ungewöhnlich. Die beschriebene Kopfnote ist allerdings nur zu ahnen. Höchstens eine Prise Pfeffer. Aber dann kommt eine hochwertige Cognacnote, die sich langsam zu einem schönen Lederton aufmacht, eine Lederjacke, die mal an ein paar Wildrosenbüschen vorbeigetragen wurde. Haltbarkeit: Naja. Aber alles in allem: Sehr nett, Tom.