20.09.2016 - 13:20 Uhr
loewenherz
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loewenherz
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15
Seestück in Aquarell
Weil ich als Junge gerne - und für ein Kind wohl ausreichend nett - gemalt habe (und meine musische Begabung eher durchschnittlich ausgeprägt war), ermunterten meine Eltern mich damals, mehrere Mal- und Zeichenkurse zu belegen. So habe ich denn viele Abende lang in den Räumen einer nahegelegenen Schule damit verbracht, mit Kohle und mit Rötelstiften zu skizzieren und mit Aquarell- und Temperafarben (Ölfarben eher zuhause, weil die Wochen zum Trocknen brauchen, und Staffeleien sich schlecht transportieren lassen) Stillleben mit Vasen und kleine Landschaften auf Papier zu bringen.
Aquarellfarben mochte ich am liebsten. Ich liebte den schwarzen Metallkasten mit dem Daumenring an der Unterseite und den kleinen, rechteckigen Näpfen darin, der so viel hochwertiger und besser in der Hand lag als die billigen Schulwasserfarben von Pelikan. Und ich liebte die feinen Pinsel aus Marderhaar und die Blöcke mit dem dicken, handgeschöpften Papier, das man vor dem Malen mit einem Schwamm befeuchtete – und die Namen der Farben: Englischrot, Preußischblau, Umbra gebrannt. Noch heute ziehen mich Geschäfte für Künstlerbedarf magisch an.
Am allerliebsten habe ich sogenannte Seestücke gemalt, d.h. Bilder, die im Wesentlichen aus Himmel und aus Meer bestehen. Ich habe vor kurzem im Keller meiner Eltern die Mappe mit meinen Bildern wiedergefunden, und es waren viele dramatische Wolkenhimmel über wildschäumender See darin. Man gab mit einem dicken Pinsel etwas Paynesgrau, Preußischblau, Ultramarin auf den feuchten Untergrund, ließ die Pigmente ineinander laufen und tupfte dann mit einem Lappen oder Schwamm die hellen Wolkenkonturen aus dem Papier – ich glaube, das könnte ich heute noch.
Irgendwann hab' ich das mit dem Malen dann (leider) aufgegeben, weil andere Sachen interessanter wurden - ausgehen, Bier - und auch Parfum. Eins meiner ersten Parfums damals war Horizon von Guy Laroche – der Flakon preußischblau, darin ein Seestück für die Nase: tiefblaue Dunkelheit aus Lorbeer, Meersalz und Zypresse, die ineinander laufen wie Wasserfarben, stellenweise kraftvoll mit Kobaltgrün und Sepia und dann wieder ganz zart so wie ein feiner Streifen Indischgelb über dem Horizont. Bis heute ein guter unter den vielen bestenfalls mittelmäßigen Aquaten, die ihm nachfolgten.
Fazit: das Malen fange ich vielleicht irgendwann mal wieder an, die Farben liegen ja noch im Keller. Horizon hingegen wird nur eine wunderbare Erinnerung bleiben.
Aquarellfarben mochte ich am liebsten. Ich liebte den schwarzen Metallkasten mit dem Daumenring an der Unterseite und den kleinen, rechteckigen Näpfen darin, der so viel hochwertiger und besser in der Hand lag als die billigen Schulwasserfarben von Pelikan. Und ich liebte die feinen Pinsel aus Marderhaar und die Blöcke mit dem dicken, handgeschöpften Papier, das man vor dem Malen mit einem Schwamm befeuchtete – und die Namen der Farben: Englischrot, Preußischblau, Umbra gebrannt. Noch heute ziehen mich Geschäfte für Künstlerbedarf magisch an.
Am allerliebsten habe ich sogenannte Seestücke gemalt, d.h. Bilder, die im Wesentlichen aus Himmel und aus Meer bestehen. Ich habe vor kurzem im Keller meiner Eltern die Mappe mit meinen Bildern wiedergefunden, und es waren viele dramatische Wolkenhimmel über wildschäumender See darin. Man gab mit einem dicken Pinsel etwas Paynesgrau, Preußischblau, Ultramarin auf den feuchten Untergrund, ließ die Pigmente ineinander laufen und tupfte dann mit einem Lappen oder Schwamm die hellen Wolkenkonturen aus dem Papier – ich glaube, das könnte ich heute noch.
Irgendwann hab' ich das mit dem Malen dann (leider) aufgegeben, weil andere Sachen interessanter wurden - ausgehen, Bier - und auch Parfum. Eins meiner ersten Parfums damals war Horizon von Guy Laroche – der Flakon preußischblau, darin ein Seestück für die Nase: tiefblaue Dunkelheit aus Lorbeer, Meersalz und Zypresse, die ineinander laufen wie Wasserfarben, stellenweise kraftvoll mit Kobaltgrün und Sepia und dann wieder ganz zart so wie ein feiner Streifen Indischgelb über dem Horizont. Bis heute ein guter unter den vielen bestenfalls mittelmäßigen Aquaten, die ihm nachfolgten.
Fazit: das Malen fange ich vielleicht irgendwann mal wieder an, die Farben liegen ja noch im Keller. Horizon hingegen wird nur eine wunderbare Erinnerung bleiben.
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