Horizon 1993 Eau de Toilette

Horizon (Eau de Toilette) von Guy Laroche
Flakondesign:
Thierry Lecoule
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7.6 / 10 148 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Guy Laroche für Herren, erschienen im Jahr 1993. Der Duft ist aquatisch-frisch. Die Produktion wurde offenbar eingestellt. Der Name bedeutet „Horizont”.
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Duftrichtung

Aquatisch
Frisch
Würzig
Grün
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
grüne Notengrüne Noten MeersalzMeersalz MinzeMinze AldehydeAldehyde MandarineMandarine GrapefruitGrapefruit
Herznote Herznote
FenchelFenchel GalbanumGalbanum LorbeerblattLorbeerblatt PetitgrainPetitgrain PimentPiment schwarzer Pfefferschwarzer Pfeffer ThymianThymian ArtemisiaArtemisia
Basisnote Basisnote
ZypresseZypresse MoosMoos SandelholzSandelholz PatchouliPatchouli

Parfümeur

Bewertungen
Duft
7.6148 Bewertungen
Haltbarkeit
7.2107 Bewertungen
Sillage
6.8107 Bewertungen
Flakon
6.8123 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.128 Bewertungen
Eingetragen von MaxFavier, letzte Aktualisierung am 17.05.2025.

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Rezensionen

12 ausführliche Duftbeschreibungen
8
Preis
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Axiomatic

136 Rezensionen
Axiomatic
Axiomatic
Top Rezension 34  
Die Saison gekonnt verschwenden
Wie die Zeit wie Gischt dahin schwindet.
Mehr als dreißig Jahren ist es nun her, der Horizont damals so seltsam blau. Oder war er doch grün?

Selten hatte mich ein Modeunternehmen so fasziniert wie Guy Laroche. So traurig war auch das Ableben des Modeschöpfers und Aufgabe seiner Marke.
Guy war ein gediegner Leisetreter im Vergleich zur damaligen präsenteren Konkurrenz.
Und dennoch mächtig innovativ.
Er schuf das EINE schwarze Kleid, das ich nie vergessen werde.
1972.
Der Film: Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh.
Mireille Darc verführte wie keine andere bis dahin gezeigte Femme fatale mit witzigem Charme und den tiefsten Rückenausschnitt der französischen Filmgeschichte.
Tja, Rücken und etwas Hintern entzückten damals.
Heute schon fast wieder provokativ.

1972 kam Drakkar Eau de Toilette raus, das Urgestein der Marke. Meeres-Ambra sollte die Weichen stellen. Papa-freundlich und irgendwie knuddelig.
1982 der ultimative Absahner und Dihydromyrcenol-Verführer Drakkar Noir Eau de Toilette , der mich in meiner Teenagerzeit zutiefst prägte, böse 1980er.

Und dann folgten die seichten 1990er, ein Jahrzehnt des Selbstzweifels, des sich Entschuldigens, des Bloß-Lieblich-Nett-Seins.
Ok, nicht für alle.

Das Geruchsfeld übernahmen die Japaner Kenzo und Issey Miyake, Europa wurde von Giorgio Armani vertreten und etwas Calvin Klein aus den USA lag auch in der Luft.

Und so blickte ich 1993 gespannt auf die damalige Werbetafel mit bläulichen Tönen und Bademode längst vergangener Jahrzehnte.
Wunderschöne Yuppies nicht in Sepia, nein, in seltsamem Turmalin gehalten.

Denn genau so fragmentiert wurde auch der passende Flakon gestaltet, wie aus blauem Turmalin geschlagen.

Könnte Horizon Eau de Toilette denn etwa seinen Vorgänger Drakkar Noir Eau de Toilette in den Schatten stellen?
Meine Erwartungen waren extrem hoch.

Heute werde ich versuchen, mein damaliges Dufterlebnis zu rekonstruieren.

Zisch!

Ganz klar, ein Sommerduft.
Grapefruit übertrumpft die Mandarine und wird erstaunlich naturnah gehalten.
Von Anfang an wird reichlich Salz gereicht, was für damalige Verhältnisse äußerst innovativ war.
Pluspunkt für die Kopfnote!

Aber kein Lavendel weit und breit.
Nun gut, mal schauen, was noch passieren wird.

Prompt folgt ein Fenchel mit dunkelgrünem Beigemüse.

Und genau hier kam mir damals diese Assoziation:

Junge, Du als Schwimmer wirst wie Lachs mit Fenchel serviert.

Optisch appetitlich, gesund und nicht gerade hochkalorisch.

Doch, mochte ich damals als Hauptgang zur modischen Rebsorte der 1990er, Grauburgunder (Pinot Grigio), gereicht werden?

Na ja, es geht zum Glück weiter.

Obacht, die Truppe Artemisia-Thymian würzt endlich gewohnt markant, was in der damaligen Dekade äußerst selten vorkommen sollte.

Doch zu früh gefreut, denn die in der Kopfnote deklarierten Aldehyde versalzen einem etwas die Suppe.
Jawohl, irgendwie geistern sie in der Herznote rum und sorgen für eine sonderbare Verweichlichung der mediterranen Stimmung.
Etwas süßlich blumig, etwas Pomade mit Glitter-Effekt.

Aber es kommt noch besser!

Eine dezent verschwiegene Moschuswelle cremt äußerst gut ein von der Basis her, etwas herb frisch unterbrochen vom Petitgrain, mehr auch nicht.

Fertig ist die Bodylotion!

So ganz schlimm es ist am Ende doch nicht, ich lasse Milde walten, holzig moosig und recht grünlich wird sich dann der Dufteindruck einpendeln.

Basta!

Joo, da wurde natürlich mein Dufthorizont nicht gerade erweitert.
Was sollte ich denn mir einer grünwürzigen Bodylotion anfangen?
Die anfängliche Spannung ebbte rasch ab und ich wurde nicht sonderlich vom neuen Wurf des Hauses elektrisiert.
Sollte am Ende der Duft eine Weiterentwicklung des Drakkar Eau de Toilette sein?
Warum nur auf Lavendel verzichten?
Schämte man sich ob der Schlagkraft des Drakkar Noir Eau de Toilette ?

Wie es mit solchen Düften ist, erst beim dritten Anlauf funkte es endgültig und ich zögerte nicht lange an der Kasse.
Immerhin roch ich damit weit aus besser als meine Mitstreiter im Schwimmbad damals.

Das Bild des Parfümeurs erschloss sich mir langsam.
Im Grunde fabrizierte Alain Astori den Geruch nackter Haut nach dem Bad im Meer, nur etwas würziger mit den Kräutern und grünen Begleitern wie das Galbanum.
Ja, ich verstehe heute das goldene Glitzern der Sonne auf der Meeresoberfläche, tolle Interpretation mit den Aldehyden.

Und der fehlende Lavendel?

Nun, aus heutiger Sicht war es eine kluge Entscheidung, so vermied man die 0815 Aquatik etlicher Vorgänger seit 1988.
Hier schuf man tatsächlich eine neue Richtung, die mit Cool Water Eau de Toilette rein gar nichts zu tun hatte.

Vielleicht sollte man Horizon Eau de Toilette den gebührenden Respekt erweisen, denn er riecht äußerst angenehm, ist nicht penetrant und zaubert tatsächlich den Strand auf die Haut.
Kein anderer Meeresbewohner der Dekade schaffte es, so naturnah das Thema zu evozieren.

Das Schöne an Turmalin ist, dass die bläuliche Schattierung leicht grünlich bei entsprechender Belichtung wird.
Das heimliche Wesen den Duftes.

Ach ja, die damalige Saison verschwendete ich ultraherrlich mit dem Duft und krachendem Britpop. Für Unwissende, unter anderem Adorable - Homeboy. Nettes Video…

So konnte ich getrost die entsprechenden Häkchen auf der Liste machen.

Sommerduft - check
Spaß im Wasser - check
Noch mehr Spaß auf der Tanzfläche mit Britpop - check
Und extremen Spaß mit

Ach, das ist eine andere Geschichte.
66 Antworten
2.5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7.5
Duft
loewenherz

909 Rezensionen
loewenherz
loewenherz
Top Rezension 15  
Seestück in Aquarell
Weil ich als Junge gerne - und für ein Kind wohl ausreichend nett - gemalt habe (und meine musische Begabung eher durchschnittlich ausgeprägt war), ermunterten meine Eltern mich damals, mehrere Mal- und Zeichenkurse zu belegen. So habe ich denn viele Abende lang in den Räumen einer nahegelegenen Schule damit verbracht, mit Kohle und mit Rötelstiften zu skizzieren und mit Aquarell- und Temperafarben (Ölfarben eher zuhause, weil die Wochen zum Trocknen brauchen, und Staffeleien sich schlecht transportieren lassen) Stillleben mit Vasen und kleine Landschaften auf Papier zu bringen.

Aquarellfarben mochte ich am liebsten. Ich liebte den schwarzen Metallkasten mit dem Daumenring an der Unterseite und den kleinen, rechteckigen Näpfen darin, der so viel hochwertiger und besser in der Hand lag als die billigen Schulwasserfarben von Pelikan. Und ich liebte die feinen Pinsel aus Marderhaar und die Blöcke mit dem dicken, handgeschöpften Papier, das man vor dem Malen mit einem Schwamm befeuchtete – und die Namen der Farben: Englischrot, Preußischblau, Umbra gebrannt. Noch heute ziehen mich Geschäfte für Künstlerbedarf magisch an.

Am allerliebsten habe ich sogenannte Seestücke gemalt, d.h. Bilder, die im Wesentlichen aus Himmel und aus Meer bestehen. Ich habe vor kurzem im Keller meiner Eltern die Mappe mit meinen Bildern wiedergefunden, und es waren viele dramatische Wolkenhimmel über wildschäumender See darin. Man gab mit einem dicken Pinsel etwas Paynesgrau, Preußischblau, Ultramarin auf den feuchten Untergrund, ließ die Pigmente ineinander laufen und tupfte dann mit einem Lappen oder Schwamm die hellen Wolkenkonturen aus dem Papier – ich glaube, das könnte ich heute noch.

Irgendwann hab' ich das mit dem Malen dann (leider) aufgegeben, weil andere Sachen interessanter wurden - ausgehen, Bier - und auch Parfum. Eins meiner ersten Parfums damals war Horizon von Guy Laroche – der Flakon preußischblau, darin ein Seestück für die Nase: tiefblaue Dunkelheit aus Lorbeer, Meersalz und Zypresse, die ineinander laufen wie Wasserfarben, stellenweise kraftvoll mit Kobaltgrün und Sepia und dann wieder ganz zart so wie ein feiner Streifen Indischgelb über dem Horizont. Bis heute ein guter unter den vielen bestenfalls mittelmäßigen Aquaten, die ihm nachfolgten.

Fazit: das Malen fange ich vielleicht irgendwann mal wieder an, die Farben liegen ja noch im Keller. Horizon hingegen wird nur eine wunderbare Erinnerung bleiben.
3 Antworten
Intersport

106 Rezensionen
Intersport
Intersport
Top Rezension 20  
Geile Algen
Kein Genre wird seit Jahren so inbrünstig ge-disst und verschmäht wie die sogenannte Aquatik. Seit wann der Begriff in Gebrauch ist, ist mir nicht klar, die Geschichte des berüchtigten Camilli, Albert & Laloue Ketone 'Calone' ist auch hier in der Datenbank und Besprechungen erfasst. Aramis' New West for Her (Skinscent) wird oft als ein Erstling mit der Tropional/Calone Kombination erwähnt. Eine weitere Referenz, die maritimer als aquatischer daherkam, war Goutal's Vétiver in dem Isabelle Doyen 1985 Algenone zum Einsatz brachte. Durch fortwährende Begegnungen mit Neo-Aquaten - schönes Wort - von trashig, spiessig bis kurios, ich bin kürzlich einem an den Haken gegangen - hier ein Blick auf maritime Proto-Aquatik, kein New West Skinscent for her, kein Kenzo pour Homme; neutral: Horizon.

No Escape. Als Horizon 1993 erschien gab es fast kein Entkommen, die umfangreiche, von Herb Ritts fotografierte Werbecampagne, inklusive Videoclip, war omnipräsent, Personal in Parfümerien stets parat Horizon vorzuschlagen. Der massive Erfolg Drakkar Noir's bot sicher ein perfektes Sprungbrett um Laroche's Experiment zu bewerben. Neben Wasser-Unterwasser Imagerie, gab es ein weiteres, historisches Motiv, das Guy Laroche irgendwie in die Finger bekommen hat oder akribisch re-inszenierte: George Hoyningen-Huene's Fotografie “Divers (Horst With Model)” von 1930, ein Bademoden Motiv in der Horst P. Horst und Lee Miller Model stehen. Toll.

Sichtbares ist auch beim Flakon bemerkenswert, einer der durchdachtesten der frühen 90'er Jahre - eine Wiederaufnahme/Weiterverwendung der Form der Drakkar Flakons, nur diesmal aus angeschrofften, transparent-blauen Fels. Obwohl der leicht gummiartige Deckel etwas billig wirkt, nimmt dieser die Oberflächenstruktur geschickt auf und komplementiert wunderbar.

Werbung und Verpackung sprechen klar für Wasser, Meer, Ferne: alles Themen die in den Komplex Aquatik eingeflossen sind, dabei ist Horizon eine eigenwillige, vor Synthetik strotzende experimentelle Fougère Konstruktion, die mehr grünblau bzw. blaugrün changierend schillert, als das Erscheinungsbild vorschlägt. Das ganze könnte auch von einem Südfrüchtehandel im Eingangsbereich eines Schwimmbad stammen, als Duschgelharz aus einer eingeritzen Kiefer triefen oder in einen mit reichlich Aldehyden durchlüfteten Alpengarten gedeihen, neben imaginären Pinien, umgarnt von Lavendel, Minze, Johannisbeere und Geranien, alles auf Menthol gekühlt. Dieser Ortswechsel war vielleicht auch der Ausgangspunkt für Jean Paul Guerlain's Aqua Allegoria Gentiana - trotz Enzian mit frappierenden Ähnlichkeiten zu Horizon.

In seiner Genealogie war Horizon - wenn auch zeitlich mit Abstand - vielleicht in einer Reihe von Cool Water, New West for Him und Kenzo pour Homme konzipiert, wirkt aber insgesamt künstlich verspielter, und mit fruchtig-floralen und bitter-herbalen Bestandteilen plus einer gesetzten Moos/Patchouli/Konifer Basis komplexer. Proto-Aquatik bleibt für mich zumindest in ihren ersten Versuchen ein durchaus modernes Projekt, in dem (vereinzelte) Protagonisten nicht so sehr ein ans Wasser et. al. evozierendes Bild vorschlugen, sondern für eine Neuausrichtung und Andersartigkeit bewarben. Horizon ist trotz leichter Exzentrik klassischer und ein Baustein dieser Zeit, im Profil vieldeutiger als der Reigen der Neo-Aquaten die sich einem unerfüllbaren Realismus verlieren, der auch Themenstellung einer IPISCA Zwischenprüfung sein könnte.

Was nun letztlich für den proto-aquatischen Einschlag bei Horizon verantwortlich ist bleibt offen. Calone geschickt versteckt oder, wie bei so manchen das riecht, Pheromonisches, wie es Richard E. Moore, ein Chemiker an der University of Hawaii in Honolulu 1976 argumentiert – 'Volatile Compounds from Marine Algae'?
9 Antworten
7
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
FabianO

1006 Rezensionen
FabianO
FabianO
Top Rezension 12  
In seinem aquatischen Bemühen gelungen - frischherb, würzig, mineralisch
Ja, ein handwerklich makellos gemachter 90er-Jahre-Duft, der mir damals sicher öfter mal begegnet war, einen 15/16-Jährigen aber wohl weniger ansprach, weil "Horizon" dann doch klar die Merkmale eines "Männerparfums" in sich trägt.

Grün und gewürzig - das ist er voll und ganz. Gerade Fenchel, Nelkenpfeffer und Lorbeer treten im Mittelteil sehr hervor, alles durchaus frischherb (Zypresse & Mandarine) umrandet und zugleich mineralisch unterlegt.

Gegenüber den gegenwärtigen, zumeist krampfhaften Versuchen, mit tonnenweise Ambroxan und anderen Essenzen wie etwa Calone künstlische Meeresgischt zu imitieren und dabei meist lachhaft zu scheitern, setzt Laroche hier klar auf eine relativ natürliche Würzigkeit und einen riechbaren grünen Farbton, der dank der leicht salzigen Ausstrahlung näher an dieses Meergefühl herankommt als das Meiste der 2000er-Jahre.

Im Drydown grüner, auch etwas erdiger und holziger, reichlich Moos und ein gutes Portiönchen Sandelholz. Runde Sache.
4 Antworten
7
Preis
10
Flakon
7.5
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft
DuftJunkie

31 Rezensionen
DuftJunkie
DuftJunkie
Top Rezension 12  
Der Junge Mann ... Den Gefühlen Freien Lauf
-
Horizont

Wir war'n zwei Detektive - die Hüte tief im Gesicht
Alle Strassen endlos - Barrikaden gab's für uns doch nicht
Du und ich das war - einfach unschlagbar
Ein Paar wie Blitz und Donner
Und immer nur auf brennend heisser Spur

Wir war'n so richtig Freunde - für die Ewigkeit, das war doch klar
Hab'n die Wolken nicht gesehen - am Horizont, bis es dunkel war
Und dann war's passiert - hab' es nicht kapiert
Ging alles viel zu schnell
Doch zwei wie wir, die können sich nie verlier'n

Hinterm Horizont geht's weiter- ein neuer Tag
Hinterm Horizont immer weiter - zusammen sind wir stark
Das mit uns ging so tief rein - das kann nie zu Ende sein
Sowas Grosses geht nicht einfach so vorbei
-

Der junge Mann war sehr aufgeregt. Eine Flugreise stand ihm bevor. Nein, er hatte keine Flugangst. Es war viel mehr Aufregung vor Freude. Nach langer, langer Zeit würde er seine Lieben wiedersehen. Zuletzt hatte er sie vor zehn Jahren gesehen. Damals war er noch ein Kind von 13 Jahren. Diverse Umstände wollten es, daß er so viele Jahre fern der Heimat bleibt. Würde er seine ältere Schwester (die einmal seine "Ziehmutter" war) wiedererkennen? Seine Brüder und all' die Anderen? Und, würden sie ihn denn überhaupt wiedererkennen?

Der Flug bis zum Zwischenstopp in Istanbul war wenig aufregend. Vielmehr regte ihn "Nightflight" auf, den er passenderweise zum Nachtfug trug. Die Synthetik machte ihm zu schaffen. Deshalb schaute er sich beim mehrstündigen Aufenthalt in der Duty Free Zone nach einem neuen Parfum um. Seine Wahl fiel auf "Horizon". Den Duft kannte er seit der Neuerscheinung einige Wochen zuvor. Es sollte ihn in Zentral-Anatolien und später an der Ägäis begleiten. Er roch an dem Teststreifen, den er mitnahm und der Weiterflug gen Osten wurde angesagt.

Der Flieger startete und zog mehrere Kreise über Istanbul. Der junge Mann dachte sich, daß auch sein neuerworbener Duft zum Start solche luftigen Höhen erreichte. Wenn auch nicht mit Triebwerken, so doch mit aldehydisierten??? Zitrusfrüchten und luftigem, kühlem Menthol. Was nichts anderes bedeutete, als daß künstliches Menthol und Aldehyde eine gewisse Synthetik beisteuerten. Es regte ihn aber nicht auf. Vielleicht weil sie eine gute Ergänzung zu den Zitrusfrüchten waren. Und einigen anderen Noten, wie er später herausfinden sollte.

Plötzlich wußte der junge Mann im Flieger nicht, wie ihm geschah. Er roch etwas, was er nicht beschreiben konnte. Es war nicht "Horizon" oder gar das längst abgestandene "Nightflight". Es war die Heimat. Eine Gefühlswoge übermannte ihn. Er ließ "den Gefühlen freien Lauf". Sein Sitznachbar bemerkte seine Tränen und fragte, ob er Flugangst hätte. Noch bevor der junge Mann antwortete, kam die Durchsage des Flugkapitäns: »Verehrte Fluggäste: Wir haben den Luftraum über Ankara erreicht. Wir setzen zur Landung an. Bitte schnallen Sie sich an!«

In der Heimatstadt endlich angekommen, wollte der junge Mann seine Schwester überraschen. Er setzte sich in ein Taxi und fuhr in Richtung Ziehmutter. Unterwegs schnupperte er hin und wieder an dem Teststreifen. Er hoffte auf RAKI-Gelage mit seinen Brüdern (Beifuß und Fenchel?). Er freute sich auf die Kräuter in Schwester's Küche (Lorbeer und Oregano?). Doch während der gesamten Fahrt durch die Stadt umgab ihn ein ständiger Hauch von Gewürzen aller Art, die aus den öffnenden Lokalen am Straßenrand früh morgens herüberwehten. Er liebte Pfeffer & Co.

Vor dem Haus der Schwester angekommen, sah er wie sie auf der Veranda stand. Sie brach in Tränen aus, als sie ihn erkannte. Als sie ihn umarmte, stammelte sie jedoch nur die Worte: »Mein Junge. Komm erst mal rein und 'wasch dir Gesicht und Hände'«. Ja, auch eine "Ziehmutter" kann nie raus aus ihrer Haut. Wußte sie doch, daß er als Kind schon sehr gern mit Erde, Staub, Schlamm und Laub spielte. Vielleicht war es aber auch nur ein Hauch von Patchouli und Moos, der sie an Staub denken ließ. Den Teststreifen hielt ihr Bruder nämlich noch fest in seiner Hand.

Eine Woche Glück pur ob des Wiedersehens, und der junge Mann fuhr weiter an die Ägäis. Dort warteten andere Lieben (mit RAKI) sehnsüchtig auf ihn. Am Meer erkannte er, daß die aquatische Seite von "Horizon" die stärkste war. Er hatte sie zwar bemerkt, aber immer unterschätzt. Nun aber wußte er, daß die anfänglichen Aldehyde auf allen Ebenen wirkten und sogar holzigen Bestandteilen einen 'treibenden' Charakter verliehen. Auch maritime Noten wie Tang und Algen gewannen nunmehr an Gewicht. Dabei deutete der Flakon von Anfang an darauf hin.

Seit jenem Urlaub sind mittlerweile 21 Jahre vergangen. Der aufmerksame Leser kann sich ausrechnen, daß aus dem jungen Mann von damals heute ein alternder Mann geworden ist. Ein alternder Mann, der seine vielen Flakons von jenem Duft anschaut. In einem Anflug von Nostalgie und schönen Erinnerungen hatte er sich mehr als reichlich damit eingedeckt. Ihm ist bewusst, daß selbst wenn er diesen Duft jeden Tag benutzt, er diese bis zu seinem Lebensende nicht ganz aufbrauchen wird. Aber: wer weiß, wer weiß? Um es mit den Worten Udo Lindenberg's auszudrücken:

Manchmal sieht man die Wolken nicht
Am Horizont, bis es dunkel ist
Und dann geht Alles
Viel zu schnell
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Statements

26 kurze Meinungen zum Parfum
AxiomaticAxiomatic vor 11 Monaten
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
8.5
Duft
Du warst schön, Du warst neu
Eine Meeresbrise treu
Doch was krautig salzig begann
Die Masse als zu cremig empfand
Ahoi, Du Guter! *
37 Antworten
YataganYatagan vor 2 Jahren
9
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft
Wer einen anderen Aquaten sucht, der wird auch heute noch bei dem fündig: hesperidisch, dann grün minzwürzig, meersalzig, holzig, moosig.
19 Antworten
ErgoproxyErgoproxy vor 2 Jahren
6
Sillage
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Früher war manches eben doch besser, zumindest die Aquaten waren das. Hier in Kombination mit bitter grünlichen, würzigen und floralen ...
28 Antworten
PollitaPollita vor 2 Jahren
8
Sillage
8
Duft
Sportlerfrische für den Herrn. Unterlegt mit der klassischen, bekannten Basisnote von Drakkar Noir. Duschgel à la Fougère. Tatsächlich...
19 Antworten
KovexKovex vor 4 Jahren
5
Flakon
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft
Eine frische salzig-mineralische Meeresbrise ohne dabei synthetisch oder gar süßlich zu wirken. Charmanter sommerlicher Herrenduft.
5 Antworten
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