07.08.2024 - 12:07 Uhr

Axiomatic
136 Rezensionen

Axiomatic
Top Rezension
34
Die Saison gekonnt verschwenden
Wie die Zeit wie Gischt dahin schwindet.
Mehr als dreißig Jahren ist es nun her, der Horizont damals so seltsam blau. Oder war er doch grün?
Selten hatte mich ein Modeunternehmen so fasziniert wie Guy Laroche. So traurig war auch das Ableben des Modeschöpfers und Aufgabe seiner Marke.
Guy war ein gediegner Leisetreter im Vergleich zur damaligen präsenteren Konkurrenz.
Und dennoch mächtig innovativ.
Er schuf das EINE schwarze Kleid, das ich nie vergessen werde.
1972.
Der Film: Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh.
Mireille Darc verführte wie keine andere bis dahin gezeigte Femme fatale mit witzigem Charme und den tiefsten Rückenausschnitt der französischen Filmgeschichte.
Tja, Rücken und etwas Hintern entzückten damals.
Heute schon fast wieder provokativ.
1972 kam Drakkar Eau de Toilette raus, das Urgestein der Marke. Meeres-Ambra sollte die Weichen stellen. Papa-freundlich und irgendwie knuddelig.
1982 der ultimative Absahner und Dihydromyrcenol-Verführer Drakkar Noir Eau de Toilette , der mich in meiner Teenagerzeit zutiefst prägte, böse 1980er.
Und dann folgten die seichten 1990er, ein Jahrzehnt des Selbstzweifels, des sich Entschuldigens, des Bloß-Lieblich-Nett-Seins.
Ok, nicht für alle.
Das Geruchsfeld übernahmen die Japaner Kenzo und Issey Miyake, Europa wurde von Giorgio Armani vertreten und etwas Calvin Klein aus den USA lag auch in der Luft.
Und so blickte ich 1993 gespannt auf die damalige Werbetafel mit bläulichen Tönen und Bademode längst vergangener Jahrzehnte.
Wunderschöne Yuppies nicht in Sepia, nein, in seltsamem Turmalin gehalten.
Denn genau so fragmentiert wurde auch der passende Flakon gestaltet, wie aus blauem Turmalin geschlagen.
Könnte Horizon Eau de Toilette denn etwa seinen Vorgänger Drakkar Noir Eau de Toilette in den Schatten stellen?
Meine Erwartungen waren extrem hoch.
Heute werde ich versuchen, mein damaliges Dufterlebnis zu rekonstruieren.
Zisch!
Ganz klar, ein Sommerduft.
Grapefruit übertrumpft die Mandarine und wird erstaunlich naturnah gehalten.
Von Anfang an wird reichlich Salz gereicht, was für damalige Verhältnisse äußerst innovativ war.
Pluspunkt für die Kopfnote!
Aber kein Lavendel weit und breit.
Nun gut, mal schauen, was noch passieren wird.
Prompt folgt ein Fenchel mit dunkelgrünem Beigemüse.
Und genau hier kam mir damals diese Assoziation:
Junge, Du als Schwimmer wirst wie Lachs mit Fenchel serviert.
Optisch appetitlich, gesund und nicht gerade hochkalorisch.
Doch, mochte ich damals als Hauptgang zur modischen Rebsorte der 1990er, Grauburgunder (Pinot Grigio), gereicht werden?
Na ja, es geht zum Glück weiter.
Obacht, die Truppe Artemisia-Thymian würzt endlich gewohnt markant, was in der damaligen Dekade äußerst selten vorkommen sollte.
Doch zu früh gefreut, denn die in der Kopfnote deklarierten Aldehyde versalzen einem etwas die Suppe.
Jawohl, irgendwie geistern sie in der Herznote rum und sorgen für eine sonderbare Verweichlichung der mediterranen Stimmung.
Etwas süßlich blumig, etwas Pomade mit Glitter-Effekt.
Aber es kommt noch besser!
Eine dezent verschwiegene Moschuswelle cremt äußerst gut ein von der Basis her, etwas herb frisch unterbrochen vom Petitgrain, mehr auch nicht.
Fertig ist die Bodylotion!
So ganz schlimm es ist am Ende doch nicht, ich lasse Milde walten, holzig moosig und recht grünlich wird sich dann der Dufteindruck einpendeln.
Basta!
Joo, da wurde natürlich mein Dufthorizont nicht gerade erweitert.
Was sollte ich denn mir einer grünwürzigen Bodylotion anfangen?
Die anfängliche Spannung ebbte rasch ab und ich wurde nicht sonderlich vom neuen Wurf des Hauses elektrisiert.
Sollte am Ende der Duft eine Weiterentwicklung des Drakkar Eau de Toilette sein?
Warum nur auf Lavendel verzichten?
Schämte man sich ob der Schlagkraft des Drakkar Noir Eau de Toilette ?
Wie es mit solchen Düften ist, erst beim dritten Anlauf funkte es endgültig und ich zögerte nicht lange an der Kasse.
Immerhin roch ich damit weit aus besser als meine Mitstreiter im Schwimmbad damals.
Das Bild des Parfümeurs erschloss sich mir langsam.
Im Grunde fabrizierte Alain Astori den Geruch nackter Haut nach dem Bad im Meer, nur etwas würziger mit den Kräutern und grünen Begleitern wie das Galbanum.
Ja, ich verstehe heute das goldene Glitzern der Sonne auf der Meeresoberfläche, tolle Interpretation mit den Aldehyden.
Und der fehlende Lavendel?
Nun, aus heutiger Sicht war es eine kluge Entscheidung, so vermied man die 0815 Aquatik etlicher Vorgänger seit 1988.
Hier schuf man tatsächlich eine neue Richtung, die mit Cool Water Eau de Toilette rein gar nichts zu tun hatte.
Vielleicht sollte man Horizon Eau de Toilette den gebührenden Respekt erweisen, denn er riecht äußerst angenehm, ist nicht penetrant und zaubert tatsächlich den Strand auf die Haut.
Kein anderer Meeresbewohner der Dekade schaffte es, so naturnah das Thema zu evozieren.
Das Schöne an Turmalin ist, dass die bläuliche Schattierung leicht grünlich bei entsprechender Belichtung wird.
Das heimliche Wesen den Duftes.
Ach ja, die damalige Saison verschwendete ich ultraherrlich mit dem Duft und krachendem Britpop. Für Unwissende, unter anderem Adorable - Homeboy. Nettes Video…
So konnte ich getrost die entsprechenden Häkchen auf der Liste machen.
Sommerduft - check
Spaß im Wasser - check
Noch mehr Spaß auf der Tanzfläche mit Britpop - check
Und extremen Spaß mit
Ach, das ist eine andere Geschichte.
Mehr als dreißig Jahren ist es nun her, der Horizont damals so seltsam blau. Oder war er doch grün?
Selten hatte mich ein Modeunternehmen so fasziniert wie Guy Laroche. So traurig war auch das Ableben des Modeschöpfers und Aufgabe seiner Marke.
Guy war ein gediegner Leisetreter im Vergleich zur damaligen präsenteren Konkurrenz.
Und dennoch mächtig innovativ.
Er schuf das EINE schwarze Kleid, das ich nie vergessen werde.
1972.
Der Film: Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh.
Mireille Darc verführte wie keine andere bis dahin gezeigte Femme fatale mit witzigem Charme und den tiefsten Rückenausschnitt der französischen Filmgeschichte.
Tja, Rücken und etwas Hintern entzückten damals.
Heute schon fast wieder provokativ.
1972 kam Drakkar Eau de Toilette raus, das Urgestein der Marke. Meeres-Ambra sollte die Weichen stellen. Papa-freundlich und irgendwie knuddelig.
1982 der ultimative Absahner und Dihydromyrcenol-Verführer Drakkar Noir Eau de Toilette , der mich in meiner Teenagerzeit zutiefst prägte, böse 1980er.
Und dann folgten die seichten 1990er, ein Jahrzehnt des Selbstzweifels, des sich Entschuldigens, des Bloß-Lieblich-Nett-Seins.
Ok, nicht für alle.
Das Geruchsfeld übernahmen die Japaner Kenzo und Issey Miyake, Europa wurde von Giorgio Armani vertreten und etwas Calvin Klein aus den USA lag auch in der Luft.
Und so blickte ich 1993 gespannt auf die damalige Werbetafel mit bläulichen Tönen und Bademode längst vergangener Jahrzehnte.
Wunderschöne Yuppies nicht in Sepia, nein, in seltsamem Turmalin gehalten.
Denn genau so fragmentiert wurde auch der passende Flakon gestaltet, wie aus blauem Turmalin geschlagen.
Könnte Horizon Eau de Toilette denn etwa seinen Vorgänger Drakkar Noir Eau de Toilette in den Schatten stellen?
Meine Erwartungen waren extrem hoch.
Heute werde ich versuchen, mein damaliges Dufterlebnis zu rekonstruieren.
Zisch!
Ganz klar, ein Sommerduft.
Grapefruit übertrumpft die Mandarine und wird erstaunlich naturnah gehalten.
Von Anfang an wird reichlich Salz gereicht, was für damalige Verhältnisse äußerst innovativ war.
Pluspunkt für die Kopfnote!
Aber kein Lavendel weit und breit.
Nun gut, mal schauen, was noch passieren wird.
Prompt folgt ein Fenchel mit dunkelgrünem Beigemüse.
Und genau hier kam mir damals diese Assoziation:
Junge, Du als Schwimmer wirst wie Lachs mit Fenchel serviert.
Optisch appetitlich, gesund und nicht gerade hochkalorisch.
Doch, mochte ich damals als Hauptgang zur modischen Rebsorte der 1990er, Grauburgunder (Pinot Grigio), gereicht werden?
Na ja, es geht zum Glück weiter.
Obacht, die Truppe Artemisia-Thymian würzt endlich gewohnt markant, was in der damaligen Dekade äußerst selten vorkommen sollte.
Doch zu früh gefreut, denn die in der Kopfnote deklarierten Aldehyde versalzen einem etwas die Suppe.
Jawohl, irgendwie geistern sie in der Herznote rum und sorgen für eine sonderbare Verweichlichung der mediterranen Stimmung.
Etwas süßlich blumig, etwas Pomade mit Glitter-Effekt.
Aber es kommt noch besser!
Eine dezent verschwiegene Moschuswelle cremt äußerst gut ein von der Basis her, etwas herb frisch unterbrochen vom Petitgrain, mehr auch nicht.
Fertig ist die Bodylotion!
So ganz schlimm es ist am Ende doch nicht, ich lasse Milde walten, holzig moosig und recht grünlich wird sich dann der Dufteindruck einpendeln.
Basta!
Joo, da wurde natürlich mein Dufthorizont nicht gerade erweitert.
Was sollte ich denn mir einer grünwürzigen Bodylotion anfangen?
Die anfängliche Spannung ebbte rasch ab und ich wurde nicht sonderlich vom neuen Wurf des Hauses elektrisiert.
Sollte am Ende der Duft eine Weiterentwicklung des Drakkar Eau de Toilette sein?
Warum nur auf Lavendel verzichten?
Schämte man sich ob der Schlagkraft des Drakkar Noir Eau de Toilette ?
Wie es mit solchen Düften ist, erst beim dritten Anlauf funkte es endgültig und ich zögerte nicht lange an der Kasse.
Immerhin roch ich damit weit aus besser als meine Mitstreiter im Schwimmbad damals.
Das Bild des Parfümeurs erschloss sich mir langsam.
Im Grunde fabrizierte Alain Astori den Geruch nackter Haut nach dem Bad im Meer, nur etwas würziger mit den Kräutern und grünen Begleitern wie das Galbanum.
Ja, ich verstehe heute das goldene Glitzern der Sonne auf der Meeresoberfläche, tolle Interpretation mit den Aldehyden.
Und der fehlende Lavendel?
Nun, aus heutiger Sicht war es eine kluge Entscheidung, so vermied man die 0815 Aquatik etlicher Vorgänger seit 1988.
Hier schuf man tatsächlich eine neue Richtung, die mit Cool Water Eau de Toilette rein gar nichts zu tun hatte.
Vielleicht sollte man Horizon Eau de Toilette den gebührenden Respekt erweisen, denn er riecht äußerst angenehm, ist nicht penetrant und zaubert tatsächlich den Strand auf die Haut.
Kein anderer Meeresbewohner der Dekade schaffte es, so naturnah das Thema zu evozieren.
Das Schöne an Turmalin ist, dass die bläuliche Schattierung leicht grünlich bei entsprechender Belichtung wird.
Das heimliche Wesen den Duftes.
Ach ja, die damalige Saison verschwendete ich ultraherrlich mit dem Duft und krachendem Britpop. Für Unwissende, unter anderem Adorable - Homeboy. Nettes Video…
So konnte ich getrost die entsprechenden Häkchen auf der Liste machen.
Sommerduft - check
Spaß im Wasser - check
Noch mehr Spaß auf der Tanzfläche mit Britpop - check
Und extremen Spaß mit
Ach, das ist eine andere Geschichte.
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