16.11.2023 - 09:14 Uhr
Marieposa
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Marieposa
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45
Ich wagte
Es ist der Moment, in dem es nicht mehr zählt, ob die Prämisse richtig oder falsch ist, wenn der Aldehydeschleier fällt und sich das korianderhelle Leuchten zwischen den Zitrusstrahlen auflöst. Der Moment, wenn du ein Band aus butterweichem Wildleder um mein Herz legst und ich begreife, dass in meiner Verletzlichkeit auch Stärke wohnt. Denn Ehrlichkeit ist der Schlüssel, wenn die Seele nackt ist und die Konturen eines verschwommenen Bildes langsam Wellen schlagen.
Hör nicht auf, mit pfirsichsanften Fingern Sterne um meine Narben zu malen. In Zeitlupe, bis Silberrauch sich um meine Gedanken wölkt, der Kopf sich unmerklich in den Bauch verlagert, Verstehen zu Fühlen wird, Intellekt zu Instinkt. Es gibt kein Richtig oder Falsch in diesem Bett aus Moos, wenn du es wagst, deinen Gelüsten zu folgen, den Schatten abstrakter Blütenblätter auf benzoeweicher Haut. Flüstere patchoulidunkle Geheimnisse in mein Ohr und stäube Gewürzpuder wie Opium auf Irisspuren. Mal rau und roh wie Vetiver, mal sanft und süß wie Sandelholz im Schwelen moschusweicher Amberglut.
**
In der Vintage-Version ist J’ai Osé ein feiner weicher Lederchypre mit orientalischem Twist und einer zarten Rauchnote. Ich kenne den Duft erst seit Kurzem und dennoch ist er mir so merkwürdig vertraut, als würde ich ihn schon seit vielen Jahren regelmäßig tragen.
Sobald die aldehydische Kopfnote mit dezentem Zitrus und einem originellen, leicht seifigen Korianderakzent verklingt, schält sich ein warmer, weicher Pfirsich aus der kühl glitzernden Hülle. Akzentuiert von ein paar taufeuchten weißen Blüten, die ich für Orangenblüten gehalten hätte, wobei es sich laut Pyramide aber um Jasmin handelt. Und gerade, als sich meine Nase auf eine satte Ladung berauschender Blüten und ambrierter Hölzer einstellen will, lullen mich stattdessen zartestes Wildleder und Iris ein und ziehen mich mitsamt dem Pfirsich in ein silbriges Eichenmoosbett mit Patchoulilaken. Im Hintergrund lassen Vetiver und Weihrauch feine Rauchfäden aufsteigen und genau in dem Moment, in dem man denkt, der Duft hätte nun alle Facetten preisgegeben, betritt er einen neuen Schauplatz. An diesem Punkt überholen die orientalischen Aspekte des Duftes den Chypreanteil, stäuben Gewürzpuder auf hautwarme Benzoe und ambrierte Hölzer, während Moschus dem noch nicht vollständig verklungenen Eichenmoos zuzwinkert.
J’ai Osé strahlt für mich Geborgenheit aus, gibt mir das Gefühl, dass ich mich fallen lassen, den auf Hochtouren laufenden Kopf für eine Weile ruhen und mich auf mein Bauchgefühl verlassen kann. Die Harmonie der fein verblendeten Duftnoten und diese merkwürdige Vertrautheit erinnern mich daran, wie viel Kraft sich aus dem Vertrauen in die eigene Intuition schöpfen lässt. Und so wage ich es, mich für eine Weile an diesen prekären Punkt zwischen Kopf und Herz zu begeben, den der Duft in meiner Wahrnehmung auslotet.
Liebe Pomeranze, vielen Dank, dass du mich dazu verleitet hast, diesen Blindkauf zu wagen.
Hör nicht auf, mit pfirsichsanften Fingern Sterne um meine Narben zu malen. In Zeitlupe, bis Silberrauch sich um meine Gedanken wölkt, der Kopf sich unmerklich in den Bauch verlagert, Verstehen zu Fühlen wird, Intellekt zu Instinkt. Es gibt kein Richtig oder Falsch in diesem Bett aus Moos, wenn du es wagst, deinen Gelüsten zu folgen, den Schatten abstrakter Blütenblätter auf benzoeweicher Haut. Flüstere patchoulidunkle Geheimnisse in mein Ohr und stäube Gewürzpuder wie Opium auf Irisspuren. Mal rau und roh wie Vetiver, mal sanft und süß wie Sandelholz im Schwelen moschusweicher Amberglut.
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In der Vintage-Version ist J’ai Osé ein feiner weicher Lederchypre mit orientalischem Twist und einer zarten Rauchnote. Ich kenne den Duft erst seit Kurzem und dennoch ist er mir so merkwürdig vertraut, als würde ich ihn schon seit vielen Jahren regelmäßig tragen.
Sobald die aldehydische Kopfnote mit dezentem Zitrus und einem originellen, leicht seifigen Korianderakzent verklingt, schält sich ein warmer, weicher Pfirsich aus der kühl glitzernden Hülle. Akzentuiert von ein paar taufeuchten weißen Blüten, die ich für Orangenblüten gehalten hätte, wobei es sich laut Pyramide aber um Jasmin handelt. Und gerade, als sich meine Nase auf eine satte Ladung berauschender Blüten und ambrierter Hölzer einstellen will, lullen mich stattdessen zartestes Wildleder und Iris ein und ziehen mich mitsamt dem Pfirsich in ein silbriges Eichenmoosbett mit Patchoulilaken. Im Hintergrund lassen Vetiver und Weihrauch feine Rauchfäden aufsteigen und genau in dem Moment, in dem man denkt, der Duft hätte nun alle Facetten preisgegeben, betritt er einen neuen Schauplatz. An diesem Punkt überholen die orientalischen Aspekte des Duftes den Chypreanteil, stäuben Gewürzpuder auf hautwarme Benzoe und ambrierte Hölzer, während Moschus dem noch nicht vollständig verklungenen Eichenmoos zuzwinkert.
J’ai Osé strahlt für mich Geborgenheit aus, gibt mir das Gefühl, dass ich mich fallen lassen, den auf Hochtouren laufenden Kopf für eine Weile ruhen und mich auf mein Bauchgefühl verlassen kann. Die Harmonie der fein verblendeten Duftnoten und diese merkwürdige Vertrautheit erinnern mich daran, wie viel Kraft sich aus dem Vertrauen in die eigene Intuition schöpfen lässt. Und so wage ich es, mich für eine Weile an diesen prekären Punkt zwischen Kopf und Herz zu begeben, den der Duft in meiner Wahrnehmung auslotet.
Liebe Pomeranze, vielen Dank, dass du mich dazu verleitet hast, diesen Blindkauf zu wagen.
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