Blaustern

Blaustern

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6 - 10 von 45
Blaustern vor 3 Jahren 19 7
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft
Mein widersprüchlicher Rosenduft
Lange Jahre waren Rosendüfte nichts für mich - so dachte ich. Zwar nicht unbedingt ein Feindbild, aber die Rose war immer ein schwieriges Duftthema. Rosen im Garten, oh ja super, aber bitte nicht auf meiner Haut. Entweder waren mir Rosendüfte zu schwülstig, zu seifig, oder zu säuerlich oder gingen in die Richtung Rosenwasser für die Bethmännchen.

Als ich mich bei Parfumo angemeldet hatte, änderte sich diese Sichtweise schlagartig. Ich lernte, wie viele unterschiedliche Rosendüfte es gibt und dass diese nicht zwingend altmodisch oder altbacken sein müssen. Im Laufe der Zeit sind sogar einige Rosendüfte bei mir eingezogen, beim "La Fille de Berlin" hat es allerdings etwas gedauert.

Die Düfte von Serge Lutens mag ich meistens. Ich finde sie recht speziell, aber Lutens kann sehr gekonnt die diametralen, widersprüchlichen Duftrichtungen miteinander verbinden. So waren erstmal die Lutens-Düfte zum Testen dran, die in mein vordergründiges Duftschema passen. Patchouli, Vanille oder würziges, holziges.

Begeistert hatte mich an "La Fille de Berlin" immer die sensationelle satte, rote Flüssigkeit im Flakon, dann habe ich nach der Duftpyramide geschaut…ach, Rosen *gähn*, ok, teste ich irgendwann mal.

Dabei spielt Berlin in meinem Leben durchaus eine Rolle und ich habe Berlin auch schon oft besucht. Herr Blaustern ist gebürtiger Berliner, der als Kind in die südhessische Provinz verschleppt wurde. Beinahe hätte ich sogar vor etwa 20 Jahren in Berlin gearbeitet - hatte mich dann doch dagegen entschieden. Berlin ist eine Reise wert, finde ich, leben möchte ich dort aber nicht.

Vor einigen Monaten hatte ich eine Originalprobe von "La Fille de Berlin" bekommen und somit stand einem Test nichts mehr im Wege. Was habe ich mich geirrt! Nix *gähn* - ganz im Gegenteil!

Ich konnte die Nase nicht mehr vom Handgelenk wegnehmen. "La Fille de Berlin" begeisterte mich auf den ersten Riecher, weil es ein ungewöhnlich spritziger und dabei sehr würziger Rosenduft ist. Vermutlich ist es die Kombination mit dem Pfeffer, aber sicher bin ich mir da nicht. Ich könnte auch schwören, dass noch einige andere Komponenten enthalten sind, so rieche ich fruchtiges, beeriges. Himbeeren…?

"La Fille de Berlin" hat einen ausgesprochen prickelnden Auftakt. Der Duft ist keiner dieser romantischen Rosendüfte, eher ein aromatischer, sinnlicher, ein femininer Duft - kein Mädchen! Er ist über Stunden sehr präsent, ohne aufdringlich zu sein. Schwer, samtig und warm entwickelt er sich, verliert dabei aber nie seine freche, fast aufmüpfige Ausstrahlung.

Vor einiger Zeit schon ist der Flakon von "La Fille de Berlin" bei mir eingezogen. Er ist für mich DER Rosenduft geworden, zu jeder Jahreszeit tragbar. Ich habe das natürlich noch nicht bei sehr warmen Temperaturen ausprobieren können. Darauf bin ich aber bereits heute sehr gespannt.
7 Antworten
Blaustern vor 4 Jahren 15 11
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Wolf im Schafspelz
Zum "Poison Eau de Cologne" kam ich über Umwege.
Ich wußte bis vor wenigen Jahren gar nicht, dass es diese Variante überhaupt gibt und dass sie auch schon so lange auf dem Markt ist. Vermutlich ging sie früher im Vergleich mit dem Ur-Poison einfach unter, weil sich das Poison aus den 1980er Jahren wie radioaktiver Niederschlag über alles ausgebreitet hatte.

Auch hier sind die Duftextrakte im würzig-blumigen Spektrum. Ich rieche aromatischen Koriander, Anis, Tuberose und Weihrauch, holzige Anklänge, Rumtopf und Vanille. Die anfängliche Süße läßt nach ein paar Minuten nach und dann verbirgt sich hier eindeutig ein Poison. Und doch ist er etwas anders.

Ja, er ist leichter als das Poison EdT oder EdP, aber im Zeitalter von "fake-news" sollte man sich hier nicht aufs Glatteis führen lassen. "Poison EdC" ist keineswegs das, was man sich unter einem leichten, transparenten Eau de Cologne vorstellt.

Fast schon hinterhältig "...ich bin doch ein Eau de Cologne..." tobt er stundenlang auf meiner Haut. "Poison EdC" ist ein Hammerduft, hat Kraft und Vitalität, ist verführerisch, mit einer bemerkenswerten Haltbarkeit.

Sparsam dosiert ist er gut auch im Alltag tragbar, und das mag den Unterschied zu den anderen Poison ausmachen.
11 Antworten
Blaustern vor 4 Jahren 20 11
9
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Ein Gift...geheimnisvoll und zauberhaft
Ab Mitte der 1980er Jahre führte kein Weg, keine Nase an Poison vorbei. Die zu der damaligen Zeit üblichen kraftvollen 'Wummser' wurden noch mit einer entsprechend entfesselten Dosierung unterstrichen. Fast jeder roch nach Poison, überall und zu jeder Gelegenheit wurde nachgesprüht. Der Duft hätte ja verfliegen können - nicht auszudenken! Bevor man eine Person sah, roch man sie bereits meilenweit!

Ich kann mich noch sehr an die erste Dufterfahrung mit Poison erinnern. Seltsam, an was man sich so erinnert.. Der erste Sprüher Poison hat mich damals schier umgehauen. Großzügig wurde man in den Parfümerien und Verkaufsständen besprüht. Ich habe heute einen Blog über Düfte und Farben gelesen, und Poison ist für mich nicht nur wegen dem Flakon lila-grün. Vorsicht, süßes Gift! Schwer, geheimnisvoll, schwül, dominant.

Die Dosis macht das Gift, in der damaligen "Poison-Zeit" allerdings war diese Erkenntnis nicht sehr verbreitet. Das hat mir den Duft dann auch ziemlich vermiest. Lange habe ich einen großen Bogen um Poison gemacht, was gar nicht so einfach ist, wenn die ganze Stadt danach riecht…
Die ganzen Poison-Schwestern habe ich zwar zur Kenntnis genommen, aber keines tieferen Blickes gewürdigt. Bis ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal Midnight Poison roch und sofort fasziniert war... und mich heute noch ärgere, dass ich keinen Flakon habe. Kurz darauf bekam ich Hypnotic Poison und Pure Poison unter die Nase. Hey, die sind ja richtig gut!

Dabei hat mich dann ein Gedanke nicht mehr losgelassen. Seit langem hatte ich Poison nicht mehr gerochen... der ist doch ganz sicher auch reformuliert worden - wie mag Poison jetzt wohl riechen? Diese Frage war wie ein kleiner Virus in meinem Kopf und ließ sich nicht mehr vertreiben. Anfangs nur zaghaft, wurde die Frage im Laufe der Zeit immer lauter und drängender.

Um es mal auf den Punkt zu bringen, Poison ist dann bei mir eingezogen. Das heutige Poison hat natürlich mit der Wucht und dem Donner der damaligen Version nichts mehr gemeinsam. Es ist aber immer noch Duft-Feuerwerk. Poison ist ein zimtwürziger Orientale geblieben, es riecht für mich nach Pflaumen nach Rum und Rotwein, blumig nach Tuberose und gleichzeitig honigsüß.

Auch heute sollte Poison besser wohldosiert und fein abgestimmt getragen werden, aber dann ist er ganz wunderbar.
11 Antworten
Blaustern vor 4 Jahren 18 12
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Der Conquistador ist weiblich!
Ach? Conquistador ist ein Männerduft, so sagt man. Will ich's mal glauben….
Seit gestern jedoch ist er ein Frauenduft, nämlich meiner.

Kennengelernt hatte ich Conquistador durch eine Abfüllung, hierzu hab ich auch schon ein Statement geschrieben. Es hat nicht lange gedauert, bis die Entscheidung reifte…ein Flakon muß her! Unbedingt!!

Bereits nach dem ersten Aufsprühen bin ich hin und weg. Conquistador entführt mich sofort in eine fast mystische Welt. Fast scheint alles um mich herum ein bißchen ruhiger und leiser zu werden.
Der Flakon ist schön, sehr wertig gemacht, golden massiv liegt er in der Hand. Der Duft ist ausgesprochen vielschichtig, sanft, fast behutsam und doch sehr kraftvoll. Was sich hier als Widerspruch lesen mag, ist es nicht mehr, wenn man es riecht.

Conquistador startet würzig und recht deutlich mit Wacholderbeeren. Diese sind leicht süßlich angehaucht, so als hätte man sie mit weichem Cognac sanft benetzt. Ich rieche rauchige Tabaknoten, etwas harziges, balsamisches. Es verbindet sich Weihrauch mit einer wunderschönen Iris und butterweichem Wildleder. Alles ist harmonisch miteinander verwoben, keine Note ist vorherrschend - das riecht sehr edel.

Conquistador hält lange auf der Haut. Mein Mann fand ihn anfangs ein bißchen neugierig im Raum umherwabernd, aber der Duft muß ihm ausgesprochen gut gefallen haben, denn normalerweise stört er sich deutlich an angeblich aufdringlichen Düften. Es kommt natürlich auf die Dosierung an, aber wenn man sich nicht besonders eindieselt, wird Conquistador auch nicht übergriffig.

Für die kommende kühlere Jahreszeit ist Conquistador einer meiner Favoriten und er hat durchaus Potential zum neuen Signaturduft.
12 Antworten
Blaustern vor 4 Jahren 19 8
8
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Ein außergewöhnliches Dufterlebnis
Vor einiger Zeit habe ich von einer lieben Parfuma eine Abfüllung bekommen. Es kommt mir so vor, als bin ich die einzige, die ihn nicht kennt, und das konnte ja nicht länger so bleiben!

Von der Beschreibung her habe ich eigentlich einen schweren, dunklen Orientalen erwartet. Baccarat ruft bei mir Assoziationen mit Rosen hervor. Weit gefehlt!
"Baccarat Rouge 540 Eau de Parfum" überrascht mit dem ersten Atemzug: der Duft ist hell, strahlend, Indian Summer statt dunkelrotem Samt. Aber keine Rose, weit und breit nicht.
Und ja, ich kannte ihn tatsächlich nicht. Das ist ein Duft mit starkem Wiedererkennungswert, einmal gerochen vergisst man ihn nicht mehr. Ob man ihn nun mag oder nicht - nur ein einziger Sprüher Baccarat Rouge 540 nimmt einen sofort mit. Er ist einzigartiges Statement, ein Kunstwerk und polarisiert ganz sicher.

Baccarat Rouge 540 ist ziemlich süß, aber nicht penetrant oder gar pappig, sondern eher wie eine geschmeidige luftige Wolke. Der Duft ist trotz der Süße ausgesprochen facettenreich, etwas harzig, ein bisschen blumig nach Jasmin, verwoben mit Safran, sehr raffiniert gemacht. Es gibt keinen großen Duftverlauf, es vereint sich alles innerhalb recht kurzer Zeit und bleibt dann so. Manchmal erinnert mich etwas an ätherisches Tannen- oder Fichtennadelöl. Will ich dem aber nachspüren, ist es auch schon wieder verschwunden. Da will etwas meine Nase foppen und sorgt dafür, dass ich ständig mit der Nase am Handgelenk bin.

Baccarat Rouge 540 ist definitiv nichts für jeden Tag, auf keinen Fall fürs Büro, es ist eher ein außergewöhnlicher Ausgeh-Duft. Einer für die milden bis kühleren Tage. Nichts für Hitze, glaub ich.
Sillage und Haltbarkeit sind mehr als außergewöhnlich - es ist eine Bombe und den ganzen Tag sehr präsent.
Merkwürdig ist aber, dieser Duft ist einerseits raumfüllend, doch dabei erschlägt es einen nicht, sondern…wie soll ich sagen....obwohl man noch Meter entfernt danach riecht, bleibt es irgendwie trotzdem dezent in der Projektion. Das ist ebenfalls außergewöhnlich und hab ich so in der Form auch noch nie erlebt. Langsam verstehe ich, warum so ein Hype um den Duft existiert. Ich finde ihn sehr schön.

Auch das ist ein Duft von Maison Francis Kurkdjian, bei dem ein einziger Sprüher den ganzen Tag bis weit in den Abend hinein ausreicht. Dieser Duft ist teuer, hält aber auch ganz bestimmt ewig. Ich sehe ihn eher im femininen Bereich, ich kenne auch nur einen Mann, der süße Düfte sehr mag und sie auch trägt. An ihm könnte ich mir Baccarat Rouge 540 durchaus vorstellen.

Da ich für ein Sharing angemeldet bin, werde ich wohl bald die Gelegenheit bekommen, auch das Extrait auch ausführlich zu testen und zu vergleichen. Ob der Duft dann bei mir einzieht, das bleibt abzuwarten. Die Chancen stehen schon mal gut.
8 Antworten
6 - 10 von 45