CD1810

Eigentlich ist es kein Qualitätsmerkmal, wenn an einem Duft der Preis das ist, was am erwähnenswertesten erscheint. Hier aber schon.

Also, 24€ für 100 ml habe ich in der Nischenparfümerie meines Vertrauens hingelegt.
Ja, der Flacon sieht nach 24€ aus. Ja, die Verpackung ist auch spartanisch. Der Inhalt ist es aber nicht.

Man bekommt einen frisch- holzig- fruchtigen Aquaten mit sehr, sehr ordentlicher Performance. Synthetisch ist er auch, aber welcher Aquat ist das nicht? Andere verstecken ihre Künstlichkeit vielleicht besser, kosten dafür aber ein Vielfaches. Ich fühle mich an den einen oder anderen Ableger der Acqua di Gio- Reihe erinnert, Calone, wie unten schon gerochen, lässt grüßen.

Eingefüllt in einen schicken Armani oder YSL- Flacon zum vierfachen Preis würde ich dem hier keine Beachtung schenken. Aber als günstiger „guilty pleasure“- Duft für Zwischendurch ist er ein Killer, ein Preiskiller halt!

Mal wieder ein unbeachteter Duft des viel zu unbeachteten Hauses Acqua del Garda. Ich mag diese Oberitaliener, weil ich finde, dass sie hochwertige, entspannte, weitgehend nischige Düfte liefern, ohne es preislich zu übertreiben. Sie sind auch nicht eben überambitioniert, sondern unaufgeregt und liefern in sehr ordentlicher Ausführung das, was auf der Packung steht.

Dieses Mal nicht. Eigentlich müsste hier Neroli Portofino leggiero oder Colonia Essenza light stehen, zumindest in der Duftpyramide sollte Neroli an prominenter Stelle auftauchen. Was es nicht tut, aber ich rieche vor Allem die nicht eben neue Kombination aus Neroli und Orangenblüte. Wie ein klassisches Erfrischungstuch deluxe.

Colonia Mea ist dann auch schnell beschrieben: Es beginnt mit einem regelrechten Flash an Neroli- Orangenblütenfrische, und zwar in der ersten Viertelstunde in einem wirklich berauschenden Ausmaß. Wunderbar vorstellbar in Italien bei Temperaturen jenseits der 35 Grad. Also im Moment in Nordwestdeutschland nicht wirklich passend, aber keinesfalls weniger erfrischend. Eine gewisse mediterran anmutende Holzigkeit mit Anklängen von Rosmarin und Thymian kommt nach etwa einer halben Stunde dazu, gibt mehr Kern, bevor Tonka das Ganze mildert und weicher macht.

Haltbarkeit und Sillage liefert Colonia Mea nur begrenzt. Es ist halt ein leichtes, sommerliches Eau de Cologne, das nachgesprüht werden will und aufgrund des moderaten Preises auch kann.

Colonia Mea verdient bestimmt keinen Originalitätspreis, den strebt es bestimmt auch nicht an. Aber wer ein klassisches Neroli- Eau de Cologne sucht und vor Allem aus finanziellen Gründen nicht zu Acqua di Parma oder am Ende noch zu Tom Ford greifen möchte, der sollte es mit Acqua del Garda versuchen.
Man bekommt zwar nicht ganz das, was in der Duftpyramide steht, aber das immerhin at its best.

Es gibt Anlass zur Hoffnung. Ich war ein großer Fan der Marke Kenzo. Ich fand, dass die früher ungewöhnliche, nicht alltägliche, aber alltagstaugliche Mainstreamdüfte gemacht haben: Kenzo Homme Eau de Toilette- ein Klassiker, bis heute. Jungle, Homme Boisee und besonders Tokyo und Power. Und natürlich: der Meilenstein Air Intense! Ungewöhnlich, verschieden und dennoch ganz klar Kenzo.

Und dann kam der Abstieg, der mit Homme Sport vorsichtig anfing (vor allem langweilig und belanglos), sich mit Homme Night fortsetzte (unharmonisch und irgendwie aufdringlich), um dann zu den Eau de Parfum- Tiefpunkten der beiden Klassiker Homme und L’Eau zu kommen, die die Marke in einen scheinbar nicht enden wollenden Strudel süßlich- klebriger Belanglosigkeit zu versinken lassen drohten. Sicheres Zeichen dafür: Das noch schlechtere Aqua Kenzo. Ich muss gestehen, dass ich Kenzo aufgegeben hatte.

Und nun Kenzo Homme, Eau de Toilette intense- ein Neubeginn, Grund zur Hoffnung?
Tatsächlich ja, wie ich finde. Der Neue hat mit dem Ursprungsduft nichts mehr zu tun. Kenzo versucht auch nicht, die alte DNA von Jungle und Tokyo wiederzufinden. Aber sie bringen endlich einmal wieder einen vielschichtigen, gut gemachten Mainstreamer raus, der eine ordentliche Entwicklung, eine gewisse Eigenständigkeit und eine enorme Haltbarkeit und Projektion hat, ohne dabei allzu klirrend- synthetisch daherzukommen.

Es startet mit einer kräftig gepfefferten Prise Aquatik, bevor sich der Duft ins leicht Süßliche (Feige, ich liebe Feige!) und vor allem ins Grün- Erdige (Vetiver, Patchouli) entwickelt. Das Sandelholz sorgt dafür, dass eine gewisse Grundfrische immer erhalten bleibt. Und das ist die Stärke vom neuen Kenzo. Er hat ein bisschen was von vielen Richtungen, schafft aber eine Hauptrichtung und eine hervorragende Performance.

Ja, eine gewisse Synthetik ist nicht zu leugnen. Ich würde Kenzos Neuen am ehesten mit H24 aus dem Hause Hermes vergleichen, wenngleich sich die Düfte deutlich unterscheiden. Aber es scheint, dass ein neuer Mainstreamtrend eine leicht unisexe, deutlich angegrünte, leicht gesüßte Frische ist, die auch durchaus synthetisch, aber vor allem trotz aller Performance unaufdringlicher und mit mehr Understatement daherkommt als die letzten Trends (1 Million Bonbon- Bomben, Sauvage Synthetik- Schleudern). Mit DEM Trend kann ich gut leben.

Und Kenzo macht einen ersten, sehr großen Schritt in Richtung Rehabilitation.

Vieles von dem, was hier zu Eau de Minthé zu lesen ist, kann ich teilen. Aber ich ziehe etwas anders akzentuierte Schlüsse daraus.
Ja, ein Fougère durch und durch.
Ja, Fougère, aber nicht altbacken dabei.
Ja, frisch und würzig ist er.
Ja, die Minze spielt eine deutlich geringere Rolle, als es der Name vermuten lassen könnte.

Soweit, so gut. Über diese vier Punkte scheinen die meisten, die sich hier zu Eau de Minthé geäußert haben, sich ziemlich einig. Aber viele finden, er sei nichts Besonderes.

Doch, ich finde, dass er das ist. Die Kombination aus altmodischem Fougère und frischer, minziger Würzigkeit macht ihn besonders. Die Tatsache, dass ein altmodisches Thema modern interpretiert wird, ohne in allzu synthetische Exzesse zu verfallen, ist heute (leider) etwas Besonderes. Und bei mir sind Haltbarkeit und Sillage auch besonders, nämlich sehr ordentlich. Das ist bei einem Freshie eher ungewöhnlich, zumindest, wenn auf allzu viel Ambroxan oder ISO-E-Super verzichtet wird.

Eau de Minthé kommt extrem gut an, er generiert viele Komplimente (man röche tatsächlich besonders), er ist universell einsetzbar und er bietet seine Qualitäten zu einem noch anständigen Preis an.

Insofern plädiere ich für mehr Verbreitung und mehr Zustimmung und verurteile alle Nörgler zu vier Wochen Gualtieri- Dauerbedampfung!

Bei diesem neuen Eau de Toilette Aus dem Hause Acqua del Garda reizte mich vor allem der Name. Wacholder und Zeder schienen mir Garanten für einen vielleicht nicht revolutionären, aber frisch würzigen, vermutlich eher männlichen Duft zu sein. Im Rahmen des Black Friday war er dann auch noch reduziert, also wurde es Zeit für einen Blindkauf.

Den habe ich nicht bereut, wenngleich Ginepro e Cedro anders daherkommt, als ich das erwartet hätte. Der Wacholder ist zu Beginn bestimmend, wird aber durch Tonka sehr bald leicht süßlich unterfüttert. Durch die Zeder kommt eine sehr angenehme würzige, dabei deutlich aquatische Frische, die bis zum Schluss sich hält. Allerdings ist Ginepro e Cedro wider Erwarten nicht holzig oder zitrisch geraten. Durch den späteren Moschus kommt sogar noch eine ganz feine Pudrigkeit ins Spiel, die den Duft eindeutig in Richtung unisex dreht. Das ist ja aber auch keinesfalls verkehrt.

Das ganze kommt überaus wohl ausbalanciert daher. Wie immer bei dieser Marke sticht und stört nichts. Wer etwas außerordentliches, aufregendes sucht, wird nicht fündig. Aber wer einen unaufgeregten, sehr sauber und gut gemachten würzigen Frischling haben möchte, ist hier bestens bedient. Und das zu einem bei dieser Qualität wirklich mehr als fairen Preis. Klare Empfehlung! Acqua del Garda hat mich wieder mal überzeugt.