Candila

Candila

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11 - 15 von 27
Candila vor 5 Jahren 21 8
8
Sillage
9
Haltbarkeit
10
Duft
Facettenreicher Cremeblütenduft
Schlafende Blumen, dieses Bild geht mit bei jedem Aufsprühen durch den Kopf.
„Essence Rare“ startet derart getragen ruhig, drückt eine derart tiefgehende Stille und Tranquilität aus, dass ich selber beinahe in den Meditationsmodus schalten möchte.
Im Auftakt wurde hauchzarter, mild „kalkiger“ Irispuder über frische und zu Beginn nur mäßig süße Blumen gestreut. Nicht der Pudereindruck, den ich normalerweise in Puderdüften rieche, keine liebliche Süße und auch nichts lebendig „Pulvriges“, sondern eine trockene, pudrig weiße Schicht über noch ruhenden Blumenköpfen.
Trotzdem wirkt hier nichts müde oder fad; unter der Puderschicht spürt man das Leben und die Energie der Blumen, die nur auf den Sonnenaufgang warten, um sich aufzurichten und in allen Farben zu erblühen.

Und das geschieht dann innerhalb der ersten Stunde auch. Maiglöckchen, Rose und Jasmin blühen einträchtig nebeneinander und verbreiten ihren betörenden Duft. Eine mild zitrische Brise aus frischen, zum Teil schon reifen und saftigen, teils noch grünen, aromatischen Mandarinen zieht ab und zu ganz schwach durch die Komposition und hält die warmen Blumen frisch.
Mit zunehmender Tragedauer entwickelt die Iris neben ihrer pudrigen Facette auch eine leise Lippenstift-Cremigkeit, die den Puder ab dann etwas sämiger und zart-cremiger wirken lässt.

Nach spätestens einer Stunde schließlich trage ich ein gehaltvolles, luftig-cremiges und sonniges Blumenbukett an mir. Ich stehe an einem Frühsommertag vor einem Blumenbeet im Garten und atme den Duft unzähliger bunter Blüten ein.
Mir ist wichtig zu betonen, dass es sich hier um Gartenblumen handelt, die in frischer Sommerluft wachsen und duften, nicht um Schnittblumen in einer Vase. Die typisch grün-stängeligen Begleitnoten, die ich beim Betreten eines Blumengeschäfts (und in manchen Blumendüften) rieche, fehlen hier.

Insgesamt ein sauber-blumiger, sonniger und bunter Strauß Blüten, der sich langsam auf einem feinen Bett aus Sandelholz und ein paar Mikrogramm Vanillepuder niederlässt. Ein Mix aus Cremepuder, Irispuder und chypre-artig frischen Elementen als Begleitung für die freundlich strahlende Blütensymphonie, die von Beginn bis Schluss alles andere dominiert.

„Essence Rare“ wirkt ruhig und elegant … und erwachsen. So weit entfernt von manch grellen, lauten, plakativen girly-Blumendüften, wie es ein Duft nur sein kann.
Es ist kein „typischer“, minimalistischer Jean-Claude Ellena. Ich habe den Eindruck, er ist hier zu seinen Wurzeln zurückgekehrt, als er in den 70-er Jahren noch Klassiker, wie „First“ für Van Cleef&Arpels und Düfte für Sisley kreierte. Dieser Duft ist für mich klassische Parfümkunst. Ein eleganter Duft, der im Gegensatz zu seinem „First“ nicht überfrachtet mit Blumen wirkt, sondern trotz des Blütenmeers unbeschwert und feengleich leicht daherkommt.

Um den Duft vergleichbar zu machen: Der Blütenmix an sich hat für meine Nase frappante Ähnlichkeit zum „Jardins de Bagatelle“ von Guerlain, wirkt hier aber frischer und dadurch „moderner“.
Das Besondere an "Essence Rare" stellt für mich aber die Begleitung aus unterschiedlichen Facetten der Iris dar, von weiß-mehlig zu lippenstift-cremig, die den Blumenstrauß mal in feine Gaze hüllen, mal sanft cremig unterlegen.
8 Antworten
Candila vor 5 Jahren 6 3
6
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft
Anyway the wind blows
“Bohemian Rhapsody” zeigt sich für meine Nase als Mittelding zwischen einem frisch-herben, grünen Chypre und einem seifig-sauberen, floralen Aldehydduft.
Für mich ein zurückhaltend auftretender Duft mit enger Sillage (aber langer Haltbarkeit) und einer still melancholischen Aussage.

Ein weites Feld. Vetivergräser und grüne Patchouliblätter bis zum Horizont. Vereinzelt ragen Beerensträucher aus dem dichten Grün, die meisten tragen noch nur Knospen, einige bereits ausgereifte, dunkle Beeren. Die Landschaft ist in Raureif erstarrt.
Der erste Sprühstoß fängt diese Landschaft in genau jenem Moment ein, wenn die Sonne aufgeht, die Erde sich zu erwärmen und das frische Grün zu atmen beginnt. Nun geben pfeffriges, würziges Patchouli, frisches, hellgrünes Vetiver und die matt glänzenden, dunklen Beeren ihre über Nacht eingeschlossenen, intensiven Aromen ab.
Bald zieht eine sachte, nur hauchig warme Brise über die Landschaft und bringt den Duft heller Rosen- und Tuberosenblüten mit sich. Aldehyde wirbeln den Duft der frischen Erde, des würzigen Grüns und der beerig gefärbten Blütenluft auf.
Ein kühler, aber nicht kalter Auftakt, während ich der Landschaft beim Aufwachen zuschaue und die Energie und Kraft pfeffriger und würziger Aromatik wahrnehme.

In weiterer Folge verliert der Duft an mir allerdings rasch an Power. Er entwickelt sich für die nächsten 1-2 Stunden zu einem sehr seifigen Duft dank einer extra sauberen Rose und einer sehr hellen, abstrakt und bereinigt, beinah „steril“ wirkenden weißen Tuberose. Eine enttäuschende Phase für mich; dies könnte ein x-beliebiger seifiger Rosenduft sein, von Bronnley oder Yardley oder Floris (wirkt irgendwie so britisch kühl). Wirkt aber auch vintage, nach seifig-aldehydigem Rosenduft im steifen Tweedjackett.
„Bohemian Rhapsody“ kann aber mehr. Die stille, gedämpft wirkende, dunkle und leicht herbe Beerennote beruhigt die florale, gleißende Helligkeit. Diese kühl und relativ unsüß gehaltene, matt wirkende Johannisbeernote, eher herbe Knospen als reife Beeren, verleiht dem Duft Tiefe und einen Anflug stiller Melancholie.
Es dauert an meiner Haut ca. 2 Stunden, bis sich die bis dahin dominierende Seifigkeit etwas zurückzieht bzw. weicher abgerundet wird. Für den restlichen Verlauf bietet „Bohemian Rhapsody“ dann einen sehr ruhigen, leicht erdigen und luftig-sauberen, mit zunehmender Tragedauer auch etwas wärmeren Rosen-Tuberosenduft, stets begleitet von dieser sanft schimmernden Beerennote und den intensiven Aromen, die von der grünen, würzigen Landschaft aufsteigen.

Durch einen glücklichen Zufall ergab sich ein kurzer Mailkontakt mit Ali Kashani, dem Gründer von Art meets Art, der mir bestätigte, es wäre von Beginn an die Absicht gewesen, zusammen mit Frank Voelkl einen romantischen Vintage-Charakter zu erschaffen. Ich empfinde, wie ich oben erwähnte, den Duftcharakter auch als „vintage“, zwischen rauem Chypre und sauber-floralem Aldehydduft angesiedelt, ich empfinde ihn aber nur bedingt als romantisch. Dazu fehlen mir über lange Zeit ein paar Grad Wärme im Duft.

„Bohemian Rhapsody“ ist kein Duftzwilling zu „Madame de Carven“, „Lady Knize“ oder „Lady Stetson“, aber der Duftcharakter geht durch seine kühl-seifig-blumige und würzig grüne Aussage in eine ähnliche Richtung.
Ich sehe den Duft an einer britischen Lady in steifem Tweed, grün mit matt burgundroten Streifen. Und an mir :-), allerdings eher im Sommer, für den Winter empfinde ich ihn einen Ticken zu kühl.


3 Antworten
Candila vor 6 Jahren 3 1
7
Sillage
9
Haltbarkeit
8.5
Duft
A rosy hue
Ich habe bisher kaum einen sanfteren Rosenduft gerochen als diesen hier. Warm und anschmiegsam durch eine bezaubernd weiche Moschus-Ambra-Basis, die sich zuerst schüchtern, dann immer deutlicher zeigt und die samtigen Rosenblätter mit behaglicher Wärme und einer Art süßem Cremepuder überzieht.
Die Süße geht hier in Richtung harzig süß, mit einer etwas dunkleren, beinahe schokoladigen Pudrigkeit (aber erst nach so ca. 1-2 Stunden; die erste Phase ist hauptsächlich warme Rose). Bei einem Blindtest hätte ich auf Benzoeharz als eine der Basisnoten getippt. Nachdem es in der Duftpyramide nicht angeführt ist, wird es wohl das Ambra in Verbindung mit einer etwas dunkleren Vanille und ein paar ätherischen Weihrauchfäden sein, das diese behaglich warm-süße Umgebung schafft.
Die Rose selbst zeigt sich anfangs als kräftige, dunkelrote, stolze Samtrose, als sehr warm und auch voluminös, wirkt dabei aber Gott sei Dank nicht schwülwarm oder drückend oder gar madamig dank frischerer Begleitung durch eine „saubere“, helle Geranie. Die Rosennote spielt an meiner Haut aber nicht lange die Hauptrolle, sie verschmilzt relativ rasch mit den Basisnoten zu einem sanften, warm-roten Leuchten.

Die Rose bleibt zwar durchgehend das Leitmotiv, aber ihre Funktion scheint nach kurzer Tragedauer darin zu bestehen, die cremige und harzige Pudrigkeit des Duftes von Innen heraus sanft zu beleuchten. "Spirituelle" ist ein eher verträumter Orientale und für mich eine Rose, die ich dank dieser weichen, dunkelsüß schmelzenden Umgebung auch als Nicht-Rosenfan genießen kann.
Was ich mir von „Spirituelle“ noch gewünscht hätte, mir der Duft aber unterschlägt, ist etwas mehr Würzigkeit. Ich hätte auf mehr Pfeffer und Weihrauch gehofft, merke aber, außer in den ersten paar Minuten, so gut wie nichts davon. Also, etwas mehr Würzigkeit und damit Lebendigkeit könnte der Duft schon vertragen.
Aber egal, es ist auch so ein wunderschönes Duftmäntelchen. „Spirituelle“ ist halt weicher, leiser und anschmiegsamer als ich bei diesen Inhaltsstoffen erwartet hätte.
1 Antwort
Candila vor 6 Jahren 11 1
8
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft
Warschauer Süßwasserzuchtperle
Die tragende Säule in „Warszawa“ bildet für mich eine opulente, satt gelbe Blütencreme, die mir den Eindruck vermittelt, als würde ich meine Nase in einen wohlduftenden Blumenstrauß aus sonnengewärmten gelben Blüten drücken, mit einer aromatischen Süße und leichten Pudrigkeit, die dem Duft eine Anmutung von Blüten plus samtigen Blütenpollen verleiht.
Schmelzende, süße Irisbutter, Ginster und viel warmer, sonnensatter Jasmin erzeugen einen Cremetraum der Extraklasse.
Die Textur der opulenten Gelbblütigkeit erinnert mich an ähnlich süß-schmelzige Cremedüfte, wie „Ylang Ylang Nosy Be“ von Perris Monte Carlo, oder auch Isabey „Gardenia“ (der für mich mehr nach Jasmin als Gardenie riecht). Allerdings fühlt sich der Duft nicht exotisch oder tropisch an; ich merke nichts von Sonnenmilch oder Kokos und ähnlichem. Ich denke, es liegt am Ginster, der mich in heimische Gärten zurück transportiert. Dieser duftet nicht nur sonnengelb und süß, als ob ein Touch Honig aus ihm leuchtete, er bringt auch etwas rassige, leicht herbe und grün-pflanzliche Untertöne in die Komposition.

Über diesen Gelbblütentraum wurde ein hauchzartes, hellgrünes Seidentuch gelegt. Galbanharz webt smaragdgrün schimmernde Duftfäden durch den Duft und sorgt damit für einen Hauch von Frische und einen „sauberen“ Parfümcharakter inmitten all der süßen Cremigkeit.
Begleitet wird es von sanft würzigem Patchouli und balsamisch weichem, ebenfalls leicht würzigem und für meine Nase minimal rauchigem Styrax-Harz, was den Duft samtiger bzw. pudriger macht und ihn leicht aufwirbelt. „Warszawa“ empfinde ich daher trotz seiner unbestritten dichten Süße und cremigen „Schwere“ als nicht bedrängend. Der Duft pappt nicht wie Beton auf der Haut, sondern „atmet“ mit leicht pudriger, warmer Würzigkeit.
Veilchenblatt, Grapefruit und Vetiver merke ich nicht extra, bin mir aber sicher, dass auch sie ihren Teil zur dezent grünlichen Frische beitragen, die den mollig warmgelben Cremeduft aus dem Hintergrund stetig begleitet, ihn „durchlüftet“ und wohl davon abhält, zu allzu süßer oder gar schwülstiger Buttercreme zu werden.

So empfinde ich „Warszawa“ als Mittelding zwischen einem galbanlastigen Chypre und einem cremig-gelbblütigen Jasminduft (an mir dominiert die Jasminwärme, vor allem in den letzten Stunden).
Dominant ist für meine Nase durchgehend das satte Cremegelb, durch die mild-grünen Duftfäden schimmert der Duft aber wie eine Perle mit hellgrünem Lüster oder, andere Metapher: eine smaragdgrün schillernde Murmel, die in dichte, sattgelbe Creme gefallen ist und sich in ihr nun langsam auflöst, mit ihr verschmilzt. Der Duft zeigt mir diesen Marmoreffekt.

Ich hätte „Warszawa“ 10 Punkte gegeben. Einen Punkt Abzug gibt’s für einige (über)grüne Akzente, die ab und zu auftauchen und auf mich ein bisschen „stinkig“ wirken, nicht wirklich indolisch, aber intensiv „pflanzlich“, ein kurzes Intermezzo von dickem, fleischigem und leicht wächsernem Dunkelgrün. In der Duftprojektion ist davon nichts zu merken, aber je näher an der Haut ich schnuppere, desto deutlicher nehme ich diese für mich leicht stechenden und an der Grenze zu indolisch wirkenden Begleitnoten wahr. Sie blitzen immer wieder mal kurz auf, um sich dann aber auch rasch wieder zurück zu ziehen, mäandern durch die Herznoten, lösen sich erst nach ein paar Stunden völlig in der warmen Jasmincreme auf.

Ein klassischer Weißblüherduft, modern interpretiert und aufgepimpt durch die mild grünen und behaglich würzigen Akzente.
1 Antwort
Candila vor 7 Jahren 9 1
7
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
Nomen est Omen...
Dieser Duft macht seinem Namen alle Ehre. Ich bin zwar keine Rosenduftliebhaberin, aber selbst mir gefällt, was ich hier rieche, und ich denke, „Rosenlust“ könnte das El Dorado für Fans sauberer Rosendüfte sein.

„Rosenlust“ vermittelt mir ein Gefühl, als hätte ich mir einen ganzen Rosenstrauß aufgesprüht, und zwar ein Potpourri aus Rosen in verschiedenen Farben. Ich rieche keine opulente, süßliche und schwere rote Rose –da ist überhaupt nichts Schwülstiges oder „Madamiges“- ich rieche stattdessen einen Mix aus zarten weißen, gelben und rosafarbenen Rosen.
Mit verantwortlich für den frischen Charakter, der die Rosen so authentisch abbildet, als hätte ich gerade einen Strauß davon im Garten gepflückt, ist eine zitrusfruchtige und leicht würzige Note, die mitschwingt. Ich vermutete beim Blindtest rosa Pfefferbeere und etwas Zitrone, lese aber in der Beschreibung von April Aromatics, dass es sich um rosa Grapefruit handelt. Das ist dann dieser leicht herbzitrische und sehr lebendige, dem Duft Energie verleihende Begleiter, der im Verlauf nicht schwächer wird, sondern an Intensität gewinnt.
Im Mittelteil rieche ich sogar mehr Zitrus als Rose. Hier scheint der Duft der Rosen nur als Abrundung und Weichzeichner für die Grapefruit zu fungieren und sie mit einem blumigen Leuchten zu umgeben. Erst ziemlich spät entwickelt sich eine zarte Wärme und Süße von Moschus und Tonkabohne, die den Duft auffüllt, ihm ein bisschen mehr Volumen und Tiefe gibt.

Fazit: Freundliche Frische, ein heller und sauberer Rosenduft, ohne Schwere, manchmal taufrisch und verschwommen pastellig anmutend (vor allem in den Herznoten merke ich vorübergehend einen taufeuchten Unterton), die meiste Zeit ist „Rosenlust“ aber ein luftiger und pudriger Duft. Bis zum Schluss mild-zitrisch untermalte Rosen in warmem Sonnenlicht. Da könnte ich doch glatt zu einem Rosenfan werden!
1 Antwort
11 - 15 von 27