Cappellusman

Heute habe ich endlich diesen Duft probiert, ein Blindkauf, den ich nicht im Geringsten bereue, zumal es ihn als Set verhältnismäßig günstig gab.

Die bisherigen Kommentare hatten eine hohe Spannung und Erwartung in mir aufgebaut, die wahrlich nicht enttäuscht wurde.

Die Orange in der Kopfnote ist wirklich der Hammer, da merkt man, daß Hermes bei der Qualität der Inhaltsstoffe wirklich nicht gekleckert hat. Die Orange bleibt dann indes (zumindest auf meiner faltigen Raucherhaut) auch in der Herz- und Basisnote äußerst dominant, es kommen zwar noch ein paar Töne hinzu, ohne jedoch den Charakter merklich zu verändern.

Was soll's. Wenn's nicht bereits ein Klassiker ist, wird es sicherlich einer werden, und dies ist auch einer der Düfte, von denen ich die komplette Serie (EdT, AS, Deo u. Shower Gel) brauche. Hier muß wirklich Einheitlichkeit gewahrt werden.

Üblicherweise freue ich mich jedes Jahr auf den Herbst; dieses Jahr nicht, denn wenn es kühler wird, dürfte dieser Duft doch an Aura verlieren. Sei's drum, dann wird ab September eben vermehrt Givenchy Gentleman eingesetzt.

Die 90 % gibt es dann evtl. von mir, wenn ich bei einem der nächsten Tragedurchgänge vielleicht noch mehr Nuancen entdecke. Für heute hat mich dieser Duft doch erst einmal im positiven Sinne erschlagen.

Eine Enttäuschung bedarf ja einer zu hohen Erwartungshaltung, die ich beim Kauf dieses Duftes wohl hatte. Im Laden roch der wirklich interessant und vielschichtig, und da zeigt sich wieder einmal, daß man es beim Testen nicht beim ersten Eindruck belassen sollte, sondern einem Duft Zeit zur Entwicklung geben muß. Schnellkäufe tätige ich keine mehr, ehrlich (na ja, höchstens zwei, drei Mal im Monat vielleicht...).

Zum Duft: Wie gesagt, anfangs tut sich ein vielversprechender Akkord auf, der aber leider immer mehr abflacht. Man hätte nach der Kopfnote aufhören können.

Klar ist das Ding gut gemacht und hat auch diesen edlen Touch, den man von dieser Marke einfach erwartet, aber - außergewöhnlich ist er nicht..

Schade übrigens auch, daß nunmehr auch YSL auf diesen Zug aufspringt, Wässer mit ähnlichen oder identischen Namen (dafür aber in 20 "Edition"-Variationen) anzubieten. Lacoste und Boss haben doch bereits gezeigt, wie unsäglich das ist. Da geht um des schieren Absatzes willen jedwede Identität und Individualität einer Duftmarke verloren.

Haltbarkeit und Sillage sind wie erwartet stark, und der Flakon taugt auch geleert sicherlich noch prima als Briefbeschwerer.

Ja, die Klassiker, sie werden rarer, und die 80er sind dufttechnisch nunmehr wirklich vorbei...

Ein schönes Beispiel dafür, daß Blindkäufe meist nichts taugen (war zum Glück nur ein Mini, hat aber auch Geld gekostet).

Mir scheint, der Parfumeur hat hier von den sechs genannten Ingredienzen fünf vergessen. Die einzige, die ich rieche, ist Wasser, und zwar verwässertes Wasser.
Ohne jeglichen Pep, kein Tiefgang, keine Überraschungen und nicht den Hauch einer Entwicklung während des Tragens. Dazu kommt eine schwache Haltbarkeit.

Wie man aquatische Düfte raffiniert machen kann, hat z.B. der gute Guy Laroche mit "Horizon" bewiesen. Der hier ist nix und eine Schande für den Namen "Bvlgari" und den Preis, der hierfür aufgerufen wird.

Komisch, daß die werten Kollegen diesen Duft so häufig als "Allrounder" und "immer passend" beschreiben. So verschieden sind die Nasen und Assoziationen...

Für mich ist "Brit" (neben "Bel Ami" von Hermes) DER Herbst- und Winterduft schlechthin. Trage ihn jetzt gerade bei 30°, und da paßt er irgendwie nicht. Zum Sport ginge er gar nicht, und im Büro? Da muß man ihn aber schön dezent auftragen, denn die Sillage ist schon recht stark.

Ich finde ihn auch kein bißchen Mainstream, sondern sehr eigenwillig. Vor allem der Übergang zur Basisnote, der recht schnell vonstatten geht, birgt doch einige Überraschungen.

Dies ist ein Duft zum "Einkuscheln", wie in einen warmen Cashmere-Pullover. Das Ding nach einem Schneespaziergang auf einem Bärenfell am Kamin eines Chalets in der Schweiz großzügig aufgetragen, das wär's.

Den Flakon finde ich häßlich und überhaupt nicht zum Duft passend, aber was soll's...

K omplettes
O lfaktorisches
U ebermaß
R iechen
O hne
S chutzmaske

K ann
O hnmacht
U nd
R eizungen
O ft
S teigern

Ein Duft, der einen sprachlos macht. Eine Sillage, die ausreicht, um einen ganzen Puff vollzunebeln. Aggressiv ist er, und kann ob häufiger Überdosierung andere auch aggressiv machen. Ich habe ihn auch, leider als AS, und das kann man ja nicht wie ein EdT dezent auftragen, nein, das muß schon ins ganze Gesicht und zieht dann einen Schweif hinter sich her, da muß man schon stark und selbstbewußt sein.

Selbst ich als alter Hase traue mich damit kaum in die Öffentlichkeit. Manchmal, heimlich, wenn ich weiß, daß ich das Haus heute nicht mehr verlasse, gebe ich mir dieses Monster ganz für mich alleine und werde immer wieder fast erschlagen von seiner Wucht.

Dieser Duft kann nicht mit Punkten oder Sternchen bewertet werden und ist so ziemlich der einzige, der mich gleichzeitig abstößt und fasziniert.

Grotesk und abartig. Schön, daß es so etwas auch gibt.