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Neu ist gut! Älter ist......nur alt.....

Neu ist gut! Älter ist......nur alt.....

Ich bin doch bekloppt! Schon höre ich, dass ein neuer Duft released wird, renne ich los und versuche ihn zu testen. Oft finde ich die Wässerchen auch auf Anhieb gut und bin sogleich wieder um einige Taler ärmer. So ist das halt als Jäger…und Sammler…und Nerd  (die plakativen 2 männlichen Attribute sollten um eben diesen Zusatz erweitert werden).

Wieder zuhause angekommen stelle ich die neue Errungenschaft in meinen Schrein und freue mich. Leidlich blicke ich aber auf meine „to-smell-Liste“…die will irgendwie nicht kürzer werden. Hmmm…wie gesagt: Ich bin bekloppt. Ist das Alte (mag es auch nur ein paar Wochen alt sein) auf einmal nichts mehr wert? Ist mein Interesse so fehlgeleitet, dass es immer um das Neueste geht? Es scheint so! Aber gerade bei diesem Hobby, macht es doch so wenig Sinn. Im Gegensatz zu Kleidung, Elektronik und Musik ist die Veränderung der Düfte über die Jahrzehnte objektiv doch recht überschaubar. Klar…es gibt Trends…Mal etwas mehr Kirsche, mal etwas mehr Zimt, mal etwas mehr ISO E Super, mal werden ein paar Ingredienzien verboten.  Aber wer erkennt das umfänglich? Bei einem neuen 911er gibt es augenscheinliche Unterschiede… technisch gesehen ist die PS5 - für jeden ersichtlich - grafisch brillianter als die PS4…die Kravatten werden dünner/breiter, die Schuhe flacher/höher/spitzer/runder. Das ist Mode..das ist Zeitgeist. Gehe ich da nicht mit, so verpasse ich hier eventuell den Anschluss. So lacht man/Frau/divers mich doch aus, wenn ich mich heute noch mit einem Porsche 991 um die Ecken des NEUEN WALLS in Hamburg quäle.

Da muss ständig und immer das Neueste her! Kann mich jeder verstehen? Bestimmt nicht..oder vielleicht doch? Warum übernachten Menschen vor den Apple-Stores dieser Welt, um das neue Iphone zu bekommen? Die Antwort überlasse ich euch… Aber warum Parfüm? Werbung? Nö…da gibt es ja -außer ein paar Influencern  - kaum jemanden, der die große Welt über die neuen Trends informiert. Die Zugriffszahlen sind zwar oberflächlich betrachtet recht ordentlich, im Orchester der sozial-medialen Wahrnehmbarkeiten doch aber eher eine Randerscheinung. Und der weltgrößte Zauberer, stellt seit gut 5 Jahren sowieso immer die gleichen Düfte vor. Also warum hier immer auf das NEUE fokussieren? Und wieder schießt mir die einzig mögliche Erklärung durch den Kopf: Ich bin bekloppt!

Realistisch betrachtet habe ich vielleicht nur 1/1000 aller Düfte auf dem Markt bislang gerochen/getestet (was schon recht hoch gegriffen ist). Auf „meiner“ Liste stehen ca. 300 Namen, die ich noch schnuppern möchte und die mich von der Komposition her interessieren könnten.  Auch ich nenne einige Düfte hier gerne „outdated“, da sie riechen, wie mein Opa roch (wenn er nicht gerade seine Sansibar-Zigarren rauchte).  Aber kann ich wirklich auch nur ansatzweise unterscheiden, was ein aktueller Duft ist und welcher aus dem Jahr 1960 kommt?  Nö….kann ich (zumindest) nicht. Und ich bezweifle auch, dass dies einige selbsternannte Supernasen „hier“ können.

Ich freue mich auf unser nächstes Parfumtreffen in Hamburg.
Dort werde ich - in einem kleinen Spielchen -  die anwesenden Parfümfans einige Düfte nach den Release-Jahrzehnten ordnen lassen. Das wird ein Spaß! Würde ich das gleiche Spielchen mit Autos, Outfits, Musik oder Handys machen, wäre das auf jeden Fall zu schaffen. Aber bei Düften wird es (fernab von potentiellen Reformulierungen) doch recht schwierig bis unmöglich. Es gibt sicherlich noch andere Bereiche, für die Ähnliches gilt, aber die Parfumwelt ist für eine derartige Betrachtung prädestiniert.

Aber trotz der offensichtlichen Einsicht meines abstrakten und nicht zu erklärenden Gebarens,  werde ich mein Jagdverhalten bestimmt nicht ändern….denn ich bin bekloppt…aber ich bin nicht alleine…

7 Antworten
BAPBAP vor 10 Monaten
Die Unterschiede zwischen Düften und Mode sind das Eine, die Sammelleidenschaft das Andere. Und ja, du bist nicht alleine, wie ein Blick in diverse Sammlungen und Merklisten zeigt.
DrHildegardDrHildegard vor 10 Monaten
1
Der letzte Satz trifft es auf jeden Fall. Sonst wären wir alle nicht hier. Und wir riechen wenigstens gut, das kann man ja nicht bei jedem Hobby behaupten. Und was noch viel wichtiger ist: es tut keinem weh, außer dem Geldbeutel. Ein kleines Laster braucht doch jeder. Schön geschrieben auf jeden Fall!
SchrippeSchrippe vor 10 Monaten
1
Ich glaube , da verhält sich das Hobby bzw. die Sammelleidenschaft bei Parfum nicht anders als bei Glanzbildern, Yu gi oh Karten, Briefmarken oder ähnlichen Objekten unserer Begierde. Es soll Leute geben, die sammeln teure Uhren. Also liegen wir, zumindest finanztechnisch betrachtet, im mittleren Bereich.
Keine ärztliche Diagnose erforderlich.
Also entspannt zurücklehnen und nicht sinnieren, warum, wieso, weshalb. Einfach genießen!
AbscheBoAbscheBo vor 10 Monaten
4
Ja, das Sucht-Potenzial beim Parfum-Kauf ist erheblich. Apropos, "aber ich bin nicht alleine", an der Impuls-Kontrolle scheitern viele, wie ich auch 😒. Am besten ist es wohl, wenn man sich entschieden hat, nichts mehr zu kaufen auch nicht mehr zu testen. Der Spruch "Probieren kost' ja nichts" ist der Todesstoß für jeden guten Vorsatz. Ja, "bekloppt" - ist eine freundliche Umschreibung 😀, Man kann auch Anleihen bei den 12 Schritten der "Anonymen Alkoholikern" nehmen. Ich plädiere für eine entsprechende, anonymisierte Parfumo-Forum-Rubrik 😎.
FlummiesDuftFlummiesDuft vor 10 Monaten
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Vielleicht ist es nicht das Neue, was antreibt. Sondern die (ewige) Suche nach dem Duft, der sämtliche persönlichen Rezeptor-Schalter im Hirn umlegt. Die Suche nach dem besten Duft, den man nie wieder ablegen möchte.
Vielleicht ist dieser Duft irgendwo da draußen. Man hat ihn nur noch nicht gerochen...
:o)
PollitaPollita vor 10 Monaten
1
Testen will ich auch viele Neuerscheinungen, aber fündig werde ich immer seltener.
GreenGorillaGreenGorilla vor 10 Monaten
Non solo Signore Parfumo

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