Olfaktorische Stimmungsschwankungen - Teil 1

Gestern war olfaktorisch gesehen mal wieder ein trauriger Tag für mich.

In der netten kleinen Provinzstadt in Niederbayern schliesst der nette kleine Teeladen, in dem ich jetzt seit knappen 30 Jahren meinen Tee kaufe. Nicht nur, dass man da immer sehr nett und fachkundig beraten wurde und sehr leckeren Tee kaufen konnte, es stirbt auch eine Institution in dieser noch sehr menschlich gebliebenen Kleinstadt. Und ganz nebenbei roch es darin immer so gut. Nicht nach all den Früchtetees mit ihren unzähligen synthetischen Fruchtaromen. Sondern wirklich nach Tee. Nach Schwarztee, nach Grüntee, nach Kräutern, nach echten Früchten. Immer waren zwei Tees zum Probieren frisch aufgebrüht. Immer konnte man in all den grossen Boxen schnüffeln. Es war ein Erlebnis, immer verbunden mit einem gemütlichen und freundlichen Schwätzchen. Jetzt ist es leider vorbei. Der neue Vermieter hat die Pacht ins Unermessliche geschraubt, die alten Ladenmieter können das nicht mehr bezahlen, ein Umzug wollen die im fortgeschrittenen Alter nicht nochmal stemmen, ein neuer Junger Nachfolger, der Sortiment und Kunden übernimmt, war leider nicht zu finden. So habe ich jetzt ein letztes Mal in dem schon sehr ausgedünnten Sortiment geschnüffelt und traurig einen schönen, beschaulichen Ruhestand gewünscht.

Ebenfalls in der netten kleinen Provinzstadt in Niederbayern schliesst in derselben Woche auch eine kleine Nischenparfumerie. Angefangen hatten die als Online-Store, doch irgendwann haben die es auch mit einem Ladengeschäft versucht, ein wenig die Laufkundschaft anzusprechen. Hier gab es wirklich ausgefallene Nischendüfte, die man auch nicht immer alle in der Landeshauptstadt München finden konnte. Doch leider trafen hier in Landshut zwei Faktoren zusammen, die es einer besonderen Parfumerie besonders schwer machen. Einerseits gibt man hier in der ländlich geprägten Provinz gerne viel Geld für gewisse Dinge aus: Essen, Wohnen, Auto, Mode, Schmuck. Doch im Bereich Kosmetik und Parfumartikeln wird man ganz schnell sehr knausrig und greift dann lieber zu den vermeintlichen Schnäppchen der grossen Drogerieketten. Leider war es der Ladeninhaberin nicht gegeben, mit ihrem osteuropäischen Zungenschlag genügend auf die Kundschaft zuzugehen und sie hinreichend von den Nischendüften zu überzeugen. Es ist leider traurig, wenn man sich in einem Beratungsgespräch nicht verstanden fühlt und kaum versteht, was die Verkäuferin einem sagen möchte. Ich mag keinen Verkäuferin, die wie ein Wasserfall spricht und kein Ende findet, nur hier kam es leider oft noch nicht mal zu einem Anfang. So konnte ich dieses Wochenende die letzten Nischendüfte günstig im Ausverkauf erstehen und zwischen München und Regensburg geben wieder die Orangen und die Türkisen den Duft-Ton an.

Schade, das hat mich dieses Wochenende bei frühlingshaften Temperaturen und Sonnenschein traurig gemacht.