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Verbale Interaktion chnokfir mit Parfum
Von Parfumo empfohlener Artikel
vor 2 Jahren - 27.05.2022
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Zusammenleben mit einem Parfummuffel - Teil 15

Zusammenleben mit einem Parfummuffel - Teil 15

Dem Altruismus verpflichtet

Wer kennt das nicht? Man verliebt sich, der Himmel ist voller Geigen, die Welt ist ein Gedicht in zartrosa, auf alle Blumenwiesen spielen Einhörner mit Alpakas ... und dann beschliesst SIE, es wäre ja wohl mal langsam an der Zeit, dass man zusammenziehen könnte. An sich hat SIE ja Recht und so findet man sich in einem - hormonell getriebenen - emotionalen Dilemma, welches schnell weite Kreise zieht. Nicht nur, dass man all seine Freiheiten, die eine eigene Wohnung so mit bringen, auf einen Schlag einbüsst, man hat auch sehr schnell ein klitzekleines Platzproblem.

Denn wenn man zwei Haushalte zusammenlegt, dann ist da nicht unbedingt immer Platz für alles und jedes. Und da will ich gar nicht erst von meiner epochalen Porno-Sammlung anfangen, die ich zum Glück für einen sehr reelen Preis in Gänze bei einem Sammler in gute Hände geben konnte. Bei viele Möbeln ist was doppelt, in der Küche sowieso. Und wenn man dann schon mal beim Ausmisten ist, dann müssen da auch so einige Bücher dran glauben, die beim allerbesten Willen nicht auch noch Platz in der nun gemeinsamen Bibliothek finden können. Zum Glück nimmt meine Uhrensammlung nicht allzuviel Platz weg. Bei meinen anderen Sammelgebiet Keramik kam es hingegen zu harten Verhandlungen und ich konnte einem Zwangs-Flohmarkt nur dadurch entgehen, dass ich all meine Parfums bis auf den "kleinen Mundvorrat" für den täglichen Gebrauch im Keller in den Bunker stelle. Kühl und trocken, so soll es sein.

Doch schnell ergab sich ein kleines Problem: Pröbchen.

Zum Glück gehöre ich nicht zu den Parfumos, die sich jeden Tag neue Abfüllungen oder Wanderpakete ordern. Auch verschicke ich - aus vielen guten Gründen!!! - selber keine Abfüllungen meiner Schätzchen. So fliegen bei mir nicht allzuviele Pröbchen herum und ich mache auch keine Wissenschaft daraus, die leeren Pröbchen auszuwaschen, zu trocknen und ausgasen zu lassen und hebe dazu alles mögliche Verpackungsmaterial für meine nächsten Sendungen auf. Es würde mich wahnsinnig machen und meine schwebende Pfirsichblüte noch viel mehr.

Doch bekommt man ja bei dem einen oder anderen Besuch einer Parfumerie das eine oder andere Pröbchen zugesteckt. Ich weiss, dass ich mich ziemlich werde ranhalten müssen, um bis zu meinem Ableben all meine Flakons zu leeren, doch mit all den zusätzlichen Pröbchen wird dieses Unterfangen kläglich scheitern. Schnell wurde es IHR zu viel mit all den kleinen Schächtelchen und Kartönchen voll mit Pröbchen und bei einer gemeinsamen Therapiesitzung wurde erarbeitet, wie ich den Bestand so niedrig wie möglich halten kann.

1.) Eigenverbrauch
Natürlich müssen Pröbchen getestet werden. Doch nach hinreichender Degustation inklusive Verfassen eines Statements oder einer Rezension sollte das Pröbchen bei Wohlgefallen binnen weniger Wochen im Eigenverbrauch geleert werden. Klappt erstaunlich gut.

2.) Geschenke unter Freunden
Pröbchen von exquisiten Düften, die man nicht immer und überall an jeder Strassenecke bekommt, reiche ich gerne bei einem Parfumo-Treffen an andere Parfumas und Parfumos weiter. Die Freude ist meist gross und ich weiss, die Pröbchen kommen in gute Hände.

3.) Guerilla-Marketing
Nachdem ich weiss, dass ich den allermeisten Freunden, Bekannten und Verwandten wenig Freude mit Pröbchen machen kann, streue ich sie bei mir auf Arbeit unters Volk. Vor unserer Kaffeeküche befinden sich ein langer Tresen und mehrere Stehtische und da baue ich dann alle paar Monate mal eine Sammlung aus 20-30 Pröbchen von Designer-Düften oder gängigen Nischen-Düften auf. Nicht, dass bei mir in meiner kleinen Software-Bude alle Programmierer stinken wie die Iltisse, weil sie es nicht so genau mit der Körperhygiene nähmen, aber es dauert manchmal schon einige Tage bis Wochen, bis alles weg geht. Es wird seltsamerweise meist vor Ort im Selbstversuch getestet und eher selten ein Schwung Pröbchen mit nach Hause genommen.

4.) Liebesbriefe
Es kommt ja leider immer seltener vor, dass man heutzutage noch einen richtigen Brief schreibt, so mit Papier, Stift, Briefmarke und gelbem Briefkasten und so. Aber wenn, dann wird der dann auch mehr oder weniger eingeduftet. Geburtstags- und Weihnachtspost kommt dann noch eher dezent davon. Bei Post ans Finanzamt oder bei Briefwahlunterlagen beispielsweise gehe ich aber schon mal gerne aufs Ganze. Wie viele Sprüher sind in einem 1 Million (Eau de Toilette)1 Million Eau de Toilette Pröbchen drin? ... 17, 18, 19, 19einhalb!

5.) Fussmatten
Leider rauchen bei uns die Kellerasseln (die fürchterlich netten Mitbewohner in der Souterrainwohnung) ziemlich intensiv und lüften ihre Wohnung in der kalten Jahreszeit fast ausschliesslich durchs Treppenhaus. Da kann einen frühmorgens auf dem Weg durchs Treppenhaus schon mal die Laune vergehen. Und nachdem die von mir im Treppenhaus aufgehangenen Vanille-Duftbäumchen auf unerklärliche Weise immer wieder verschwinden, benetze ich die innen hinter der Haustür befindliche Fussmatte dann regelmässig mit dem einen oder anderen Duft. Das erfüllt dann auch für eine knappe Woche seinen Zweck.

6.) Scheibenwasser
Sommers, wenn ich nicht gerade Zitrus-Frostschutz in der Scheibenspritzanlage vom Auto ist, füge ich dem Scheibenwasser gerne mal 5ml eines netten Designer-Duftes bei. Es scheint auch anderen Verkehrsteilnehmern den Tag zu versüssen, denn seitdem winken mir Motorradfahrer beim Überholen immer so freundlich zu.

7.) Briefkästen
Wenn die alleinerziehende Mutter von nebenan ihrem schwerhörigen Sohn mal wieder näherbringen muss, welche Gene er denn alle so von seinem nichtsnutzigen Vater habe, dann weiss ich, dass mal wieder etwas Schönes Einzug in ihr Leben finden muss. Zeit, ihren Briefkasten von innen mit La Vie est Belle L'Eau de ParfumLa Vie est Belle L'Eau de Parfum auszuspülen. Mache ich auch sehr gerne mit der Zeitungsrolle unseres Nachbarn schräg gegenüber, der uns mindestens einmal in der Woche beweisen muss, dass sein Hund in der Nachbarschaft am längsten und allerlautesten bellen kann.

Ja, so schaffe ich es, meine Anzahl an Pröbchen auf einem für SIE erträglichen Niveau zu belassen und meine Umwelt hat auch was davon. Win-Win sagt man heutzutage wohl dazu. Und wie ja jeder Ehemann weiss: Happy wife, happy life!

To be continued ...

Aktualisiert am 27.05.2022 - 17:07 Uhr
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