Zusammenleben mit einem Parfummuffel - Teil 20 oder Es ist ein Wort der Warnung angebracht - Teil 6

Slippery when wet

Ich hatte mal zwei oder drei Alben auf Vinyl von Bon Jovi. Damals. Mitte der 1980er Jahre. Als Bon Jovi noch laut war. Bad Medicine. Wild in the streets. Runaway. Später dann nicht mehr. Die Schwebenede Pfirsichblüte hört hingegen gerne die Schmusebaladen von Bon Jovi. I want to lay you down in a bed of roses. Laut. Was nicht so ganz meinen Geschmack trifft. Ich entfliehe dann gerne mal in den Westflügel, setze mich im Gästezimmer vor den Computer und teste ein paar Parfums.

Und so sitze ich auch heute vor meinem Computer, die Linke greift zielsicher in den Becher mit unbenutzten Testtreifen, die Rechte umfasst sicher einen Flakon oder Proberöhrchen. Die Linke hält am langen Arm halbhoch an neun Uhr den Teststreifen, mit der Rechten wird mit einem präzisen Abstand von akkurat 24cm - das ist mir wichtig und da nehme ich es dann auch sehr exakt - genau zwei mal auf den Teststreifen gesprüht. Um sicher zu gehen, dass das Steigröhrchen auch hinreichend befüllt ist, gibt es zuvor stets zwei Sprüher in den Papierkorb links neben dem Schreibtisch.

Heute hatte ich ein wenig mehr Zeit für mein kleines Parfumhobby, die Schwebende Pfirsischblüte verschlingt den neuen Kluftinger und kümmert sich nebenbei um den Linseneintopf, ich werde wohl ein knappes Dutzend Düfte aufgesprüht haben. Hach, was riecht das heute wieder gut bei mir.

Doch irgendwas muss heute irgendwann mächtig schief gelaufen sein. Denn als mich die Schwebende Pfirsichblüte zu Tisch rief und ich aufstand, nach links von Schreibtisch wegging, machte ich mich nach allen Regeln der Kunst lang. Und wie ich so auf dem Rücken liege, nach innen nach Schmerzen horche, meine Vitalfunktionen überprüfe und meine müden Knochen sortiere, frage ich mich, was denn da auf einmal so rutschig war auf dem Boden.

Normalerweise bin ich ja daheim am liebsten barfuss unterwegs. Aber es ist Herbst, es wird wieder kälter, die Heizung ist bislang nur auf Sparflamme in Betrieb, da ziehe ich gerne mal ein paar Socken an die Füsse. Denn der Holzboden ist kühl, jedoch Hausschuhe oder gar Pantoffeln sind nun mal so gar nicht mein Ding. Aber so rutschig ist das Parkett doch auch wieder nicht.

Und so liege ich mit meiner Nase nur wenige Zentimeter über dem Boden, die Bewegungen sind noch eher verhalten hölzern und es riecht ziemlich intensiv. Da ist doch tatsächlich eine Pfütze auf dem Boden. Nachdem wir keine Haustiere haben, wird die Wahl langsam eng. Ich setze mich schwerfällig und vorsichtig auf, ziehe einen Fuss in Richtung meiner Nase und schnüffele an meiner Socke. Parfum. Noch dazu in einer ziemlich wilden Mischung.

Durch das Geräusch meines Aufschlages - über Schmerzensschreie oder gar lautes Gefluche ist mir nichts bekannt - ist meine Schwebende Pfirsichblüte angelockt und findet mich in den letzten paar Sekunden wieder: Wie ich also so auf dem Rücken neben meinem Schreibtisch liege und an meiner linken Socke rieche. Dieses Verhalten gibt ihr noch immer Rätsel auf.

Worte wie "Das ist alles ganz anders als du denkst!" oder "Das kann ich dir erklären!" kommen nicht an oder verfehlen ihre Wirkung komplett. Ich werde wohl künftig aufpassen, wenn ich aufstehe und auf Strümpfen über das Parkett laufe. Und wo und wie ich künftig mein Parfum-Tests versprühe. Breitere Teststreifen werde ich als ersten Schritt schon mal ins Auge fassen.

Ich bin alt und jetzt werde ich auch noch sonderbar! SIE kuckt mich seitdem die ganze Zeit so komisch an.

To be continued ...