
Olfaktorische Stimmungsschwankungen - Teil 5 oder Es ist ein Wort der Warnung angebracht - Teil 9
Es war mal wieder soweit. Vorsichtig, aber mit leichtem und ziemlich bestimmtem Nachdruck wurde ich höflich angefragt, ein soeben erst eingestelltes Parfum-Statement von eigener Hand selber wieder zu löschen. Inhaltlich hätte ich mich in den wenigen Buchstaben des Statements zu weit vom Thema und dem Zweck dieses Forums entfernt. Oha!
Nach kurzem Studium der Statements kam ich zu dem Schluss, dass wohl weder die Worte "Homeoffice" oder gar "Pizzabote" Stein des Anstosses gewesen sein dürften, sondern eher das ebenso kleine wie kurze Wort "nackt." Dabei kann dieses winzige Wörtchen, da haben sowohl die Streckenposten als auch die Rennleitung natürlich vollkommen Recht, durchaus eine grosse Bedeutung, wenn nicht sogar Brisanz, haben.
Ich bin mir durchaus bewusst, dass sowohl die Fachliteratur als auch das trivialere Internet das Thema Fleischeslust bereits mehr als erschöpfend beleuchtet hat, als dass es auch noch meine verbalen Einlassungen hierzu gebraucht hätte, ganz abgesehen von dieser prominenten Stelle hier. Noch dazu geht das Fehlen jeglicher Kleidung ja nicht zwingend mit dem Körperlichen einher, das leuchtet jedem ein.
Da ist es in den Kontext zum Naturismus schon ganz anders beschieden. Als Oberbayer mit Nähe zu München empfinde ich, dass die Welt, zumindest im Englischen Garten und so mancher Kiesbank an der Isar, hier ihre Freiheit ganz tiefenentspannt mit jeder Pore des Körpers atmen kann, aber auch das scheint aktuell bedauerlicherweise ein wenig auf dem Rückzug zu sein. Es wird leider wieder zunehmend politisch und das kann doch wirklich niemand wollen - nicht nach all den epochalen Errungenschaften der späten 1960er Jahre. Da hilft dann auch kein noch so tolles Parfum.
Gesellschaftspolitisch versuche ich da eher vollkommen andere Akzente zu setzen: Digital Detox. Es gibt Tage, da sitze ich den ganze langen Tag im Büro und mein Handy bleibt lautlos in meinem Rucksack verräumt - von einem verträumten Blick in der Mittagspause darauf vielleicht einmal abgesehen. Aber auch das muss nicht immer sein. Da kam es mir zupass, dass mich Meta jüngst vor die Tür gesetzt hat. Irgendwie befreiend, wenn man sich erst einmal von den Gedanken daran frei gemacht hat.
Aber auch an seltenen Homeoffice-Tagen oder am Wochenende versuche ich es des Öfteren mal "ohne." Wenn ich nicht unter Leute muss, dann verzichte ich mitunter auf einen Duft: Morgendliche Katzenwäsche, einmal mit dem Deo-Roller durch jede Achselhöhle und der Tag ist mein Freund. Entweder ich kann einer spontanen Eingebung folgend, zu jedem Zeitpunkt geradezu jungfräulich beliebige Düfte - auch gegeneinander - testen. Oder ich entspanne wirklich mal einen kompletten Tag meine Nase und bin dann Tags darauf sehr viel offener und aufnahmefähiger für meinen Lieblingsduft des Tages. Nackig oder gar verschämt fühle ich mich dabei nie. Statt dessen atme ich Freiheit.
Ich frage mich jedoch, wie reagiert meine Umwelt auf mein gelegentliches Parfum-Detox? Ich weiss, dass meine Schwebende Pfirsichblüte, wenn sie aus dem Büro nach Hause kommt und ich nach nichts rieche, durchaus herumschnüffelt und irgendwie glücklich zu sein scheint, wenn es daheim nicht überall penetrant nach Weihrauch, Harzen, Hölzern oder Leder duftet. Sie würde es jedoch nie zugeben. Aber was denken beispielsweise der Pizzabote oder der Paketbote, wenn ich nur mit einem hastig übergeworfenen Seiden-Kimono, aber ohne Duft-Aura, nach dem Klingeln die Tür öffne?
Fühlt ihr euch ohne Duft unvollständig? Macht ihr auch ab und an Parfum-Detox?
Ich bin auf eure Kommentare gespannt.
Ich weiss aber mit Gewissheit, dass ich künftig wieder verstärkt Obacht geben werde, dass ich nicht mehr solche Trigger-Worte wie "nackt" schreiben werde, weil es da draussen immer ein paar Menschen geben wird, die sich darüber echauffieren werden, weil es sie peinlich berührt. Ich kann absolut nachvollziehen, dass die Rennleitung absolut keine Böcke auf irgendwelche fruchtlosen Diskussionen in dieser Hinsicht hat und deswegen blockt. Würde ich genauso machen. Also, Ruhe jetzt!

Obwohl, eine kleine Anekdote zum Abschluss: Wenn den Herrn Chnokfir in der Münchner Innenstadt auf der Pirsch durch die eine oder andere Parfumerie der kleine Hunger umschleicht, dann suche ich auf dem Viktualienmarkt eine Metzgerei meines Vertrauens auf und bestelle nach einem lauten "Griaß Gott!" bei der Fleischereifachverkäuferin "Eine Nackerte, bitt'schön! Auf'd Hand!" Ich werde dann immer freundlich angelächelt, weil ich mich als politisch unkorrekter Ureinwohner oute, und man reicht mir eine Leberkassemmel ohne Senf über den Tresen. "Derf's sonst no wos sei?" - "Vergelt's Gott!" - "Habe die Ehre!" - "Servus!"

und hier zum Amusement ein paar Wienerische Dialektworte am Würstelstand ( wurde zum Weltkurberbe der Stadt Wien erklärt!)
https://www.bing.com/videos/riverview/relatedvideo?q=A+GEH+WIRKLICH+ESSEN&mid=EEB36E400915A277E7B1EEB36E400915A277E7B1&FORM=VIRE
Die Mode hingegen war zu Poirots Zeiten so schön, dass einfach keiner textilbefreit sonnen oder schwimmen gehen wollte ;-) - der folgende Ausschnitt ist auch inspiriert von Ponticus' British Sterling Rezension:
https://www.bing.com/videos/riverview/relatedvideo?q=evil%20under%20the%20sun%20ustinov%20film&mid=A45CE862D7639E411079A45CE862D7639E411079&ajaxhist=0
Zu Deiner Frage: nein, ich fühle mich weder nackt noch unvollständig, wenn ich kein Parfüm trage. Das kommt aus ganz verschiedenen Gründen vor. Vielleicht erwarte ich eine Duftpost, die dann doch nicht kommt, vielleicht hab ich morgens einfach keine Lust auf Parfüm zum Frühstück und vergesse mir für den Tag was einzustecken, vielleicht passt es nicht so richtig zu dem, was ich vorhabe. In meinem letzten längeren Urlaub habe ich 4 Wochen lang kein Parfüm getragen. Hatte keins dabei und passte da irgendwie auch nicht hin. Aber eine bewusste Entscheidung für Detox ist das alles nicht. Ich fühle mich von meinem Parfüm ja nicht belastet oder vergiftet.
Dann trag ich eben mal nix. Kommt immer öfter vor.
#Nuda von Il Provmo! Nackt auf Deutsch , smile.
Dein nackter Leberkas, die nackte Bratwurst (ohne Haut) ....
Als Baier, und, gstandnes Mannsbild, kannst Du ja nicht gut nue schreiben.
Ohne *Accessoires* zu schwimmen, die Sonne, den Wind geniessen ... Freiheit!
Ich bin mir nicht ganz sicher: Currywurst! Ohne Haut?
Und Leberkas bitte immer nur mit Senf !!
Und wenn ich ohne Parfum aus dem
Haus gehe, und zwar nur weil ich es entweder vergessen habe oder auf dem Weg zu meiner schwer lungenkranken Mutter bin, die auf Parfum mit Atemnot reagiert, dann fühle ich mich in der Tat nackert. Und zwar total!
Und .... An Guadn!