CleoAkasha

CleoAkasha

Rezensionen
1 - 5 von 6
Old Money
Dieser Duft gehört zu einer jungen Studentin aus gutem Hause mit reichlich Old Money. Unbekümmert geht sie dem Studium ihrer Wunschfächer nach, von ihr wird nicht erwartet, dass sie später das Familienunternehmen fortführt. Sie schafft die perfekte Work-Life-Balance: vormittags geht sie zur Uni, nach einem Mittagessen mit einem Gläschen prickendem Roseweins schwingt sie sich zu einem Ausritt auf ihr Pferd, nachmittags geht sie gepflegt shoppen mit einer hochwertigen Handtasche, die an ihrem Unterarm wippt, und abends trifft sie sich zum lockeren Ausgehen mit ihren Kommilitoninnen und hat viel Spaß.

Die Jugendlichkeit dieses Duftes kommt von der spritzigen Himbeere, die sich beim Sprühen entfaltet wie ein glasklares Fruchtbonbon im Mund. Als nächstes nehme ich eine Veilchennote war, dezent und gepflegt, feminin, traditionell. Dann kommt ein sehr weiches Leder (vergleiche Caleche von Hermes). Dazu am Ende des Atemzuges, den man vom Handgelenk nimmt, eine Lippenstiftnote, sehr buttrige Zeder. Ab und zu mischt sich eine samtige Milchschokolade ein. Die Rose kann ich nicht separat wahrnehmen.

Wunderschöner Duft, sehr harmonisch, hochwertig. Erinnert an die schönen Dinge, die schon immer das Herz von Frauen zum Höherschlagen bringen konnten, ist aber dennoch jung. Irgendwie sind hier Tochter, Mutter und Großmutter in einem Duft verewigt, die Vorstellung, wo man herkommt, aber auch wohin man geht. Hat Potenzial zum Signatureduft. Gourmandig, aber keine für mich erkennbare La-vie-est-belle-DNA.

Diesen Duft kann ich mir an mir täglich im Büro vorstellen: riecht nach Kompetenz und Verlässlichkeit, nach validem Schaffen von Werten ohne Risikoverhalten oder überzogenem Ehrgeiz. Duftet auch nach Langzeitbeziehung: eine schöne, gepflegte Frau mit Selbstsicherheit, mit der man sich langfristig ein Leben aufbaut, die verlässlich ist, mit der man Pferde stehlen kann, die aber nicht den ganzen Tag zuhause gluckt, sondern durchaus ihr eigenes Leben und vielleicht auch ihre Geheimnisse hat.
4 Antworten
CleoAkasha vor 1 Jahr 20 3
Kindheitstraum
Ein Sprüher dieser Neuschöpfung versetzt mich unversehens in meine Kindheit zurück, und die liegt schon ein Weilchen her.

Einmal in der Woche setzte meine Mutter meine kleine Schwester in den Kinderwagen und nahm mich an die Hand. Es ging zu Fuß zu einer Drogerie, die in der Nachbarschaft unserer vorherigen Wohnung lag, aber der längere Weg lohnte sich, wusste meine Mutter, wusste ich.

1970 gab es bei uns noch keine Drogeriemärkte, wie man sie heute kennt. Der Laden war kleiner dimensioniert und die Ladeneinrichtung war komplett aus dunklem Holz, Regale und viele Theken. Selbstbedienung gab es nicht, jedes Produkt musste man ansagen und es wurde einem dann in den Einkorbskorb gelegt, dazu gab es auf Wunsch Beratung. Auf einer dieser Theken stand ein großes hohes Glasgefäß voller glitzernder Köstlichkeiten, winzige Fruchtbonbons in Zellophan verpackt. Und bei jedem Besuch bekam ich eines davon: köstliches Cassis erfüllte dann meinen Mund, in dieser Umgebung, die nach Rosenseife, Creme und Babybrei duftete.

Diese Assoziation erfüllt mich, sobald ich LVEB Rose Extraordinaire aufsprühe. Zuerst denke ich an ein Eau de Cologne, keine hohe Duftkonzentration, etwas erfrischende Bergamotte, die aber gleichzeitig Wärme mit sich bringt. Die Johannisbeere braucht etwas Zeit, sich zu entwickeln, dann ist sie plötzlich da, dominiert das Geschehen, und dann entwickelt sich eine cremige Basis, eine Gesichtscreme mit leichtem, transparenten Rosenduft, so ist mein Eindruck. Langsam mischt sich etwas Lippenstift ein, etwas Holz und ein bisschen Rauch und ich fühle mich an den Sommer im Veneto erinnert, wenn man über Land fährt, wo die Luft nach Zuckerrübenverarbeitung, Möbelfabriken und verbrannten Gartenabfällen riecht. Die Iris gibt sich langsam zu erkennen und die Konsistenz verändert sich von Creme zu Puder. Da ist aber nichts Verruchtes wie in dem Boudouir einer Schauspielerin, ich sehe eher die gepflegte Hausfrau, die ihren Gatten nach seinem Arbeitstag im gepflegten Heim erwartet.

Viel mehr Entwicklung macht der Duft bei mir nicht durch. Er bleibt in diesem Gemisch Stunden hautnah bei mir, erst dann traut sich der Moschus etwas nach vorne. Nach fünf, sechs Stunden möchte ich gerne nachsprühen. Allerdings bleibt eine Basis auf der Haut, die ich auch nach zwölf Stunden noch wahrnehme. So wache ich morgens auf und dufte immer noch sinnlich-gepflegt.

Der Duft hat eine sehr mutierte LVEB-DNA, er hat sich ins Private zurückgezogen. Es ist kein Statement für den großen Auftritt, sondern mein kleines Geheimnis, um mich wohlzufühlen. Es ist die Entwicklung von LA vie est belle zu MA vie est belle, sozusagen.



3 Antworten
La vie est belle... wenn man sich treiben lässt...
Bei mir ist frisch eingezogen La vie est belle - Soleil cristal. Man liest ja viele negative Stimmen, aber ich denke, das kommt von enttäuschter Erwartungshaltung, nicht aber vom eigentlichen Duft her. Er ist halt keine spritzige Hochsommererfrischung und auch kein Sonnencremeduft.

Ich mag ihn sehr. Er gibt für mich folgende Stimmung wieder: Urlaub in Italien. Man hat den Tag verbracht am Strand, eher träge, weil es so heiss war. Sonne auf der Haut, nur wenig gekühlt von Wind, zwischendurch auch im Meer gebadet, dankbar für die Abkühlung und etwas Bewegung. Müde, mit noch erhitzter Haut ist man ins Hotel gegangen, hat vielleicht noch etwas ausgeruht auf den kühlen weissen Laken, durch die geschlossenen Holzläden dringen Geräusche ins Zimmer von wieder zunehmenden Aktivitäten zum Abend hin. Man duscht, lässt eine Haarkur einwirken, cremt sich schön ein, schminkt sich, denn man ist verabredet zu einem Essen in einem noblen Gartenrestaurant mit Blick aufs Meer, etwas abseits vom Touristenstrom. Und nun sitzt man im Garten, trägt ein schönes fliessendes Sommerkleid und Sandaletten, ist parfümiert, man trägt Lippenstift, und geniesst einen Aperitiv, vielleicht einen kühlen Fragolino. Noch ist es sehr warm, aber es kommt Wind auf, und man freut sich auf einen schönen Abend in gepflegter Gesellschaft, mit köstlichem Essen über mehrere Gänge, gekühltem Wein, mit dem Ausblick auf Sonnenuntergang, die Landschaft und andere Gäste, die alle gepflegt und schön gekleidet sind und sich dezent verhalten. Nichts ist schrill oder laut, der geruhsame Takt des Tages setzt sich fort und leitet in die Nacht über.

Das alles zeichnet sich für mich im Duft ab, viel Wärme, aber auch eine leichte Meeresbrise, ein mediterraner Garten, warme Erde und Steine, Duft von Kosmetika und einem leichten fruchtigen Wein. Wirklich wiedererkennen kann ich nur Iris und Vanille, wenn erst die zitruslastige Kopfnote abklingt und in die weissen Blüten übergeht. Kokos und Patchouli nehme ich eher als Konsistenz wahr denn als Geruch, der Kokos gibt eine Cremigkeit ab, die an Raffaello erinnert, der Patchouli schafft eine dunkle, leicht krispe Basis.

Für mich ist das definitiv ein Duft von Urlaub, einer unbeschwerten Zeit, in der man sich sanft treiben lässt, zur Ruhe kommt, geniesst, ohne von einem Highlight zum nächsten zu jagen, sondern einfach Dinge geschehen lässt. Ich mag eigentlich Düfte, die mich sehnsüchtig werden lassen, dieser Duft verkörpert aber für mich das Dasein im Hier und Jetzt - und genau danach sehne ich mich ;)
6 Antworten
Gute-Laune-Duft mit einem Hauch Übermut
Ich persönlich nehme diesen Duft anders wahr, als die Mehrheit der Kommentare äußert. Der Honig ist für mich nicht existent. Für mich ist es Blutorange auf einer blasig-krispen, aber geschmacklich sehr zarten Karamell-Kruste. Zum Abend hin nehme ich tatsächlich auch ein wenig Vanille wahr. Wenig süß, eher fruchtig, aber definitiv warm. Sillage ja, aber nicht raumbeherschend.
Für mich ist Scandal derzeit ein Allround-Begleiter. Er schenkt mir Wohlbefinden bei der Arbeit, überschäumend gute Laune im Privaten, ich fühle mich mit ihm jung, schwungvoll, gut gelaunt, aktiv, frisch-feminin, ohne ihns Weibchenschema oder in die Rolle der lasziven Verführerin zu verfallen. Mit diesem Duft ist für mich alles möglich mit dem Gefühl von Lebensfreude, Optimismus und einer Prise Leichtsinn. Ich fühle mich dabei ein wenig in Gefahr, zu übertreiben oder anzuecken mit dem was ich tue, leicht provokant, aber doch ohne wirklich zu schaden. Unterhalten, überraschen, verwirren, reizen, aber alles verspielt und ohne böse Absicht. Im Moment bin ich ganz da und fordere Aufmerksamkeit, im nächsten Moment bin ich schon wieder weg, hinterlasse auf den Gesichtern der Zurückbleibenden ein leichtes Lächeln und ein ungläubiges "Was war denn das?" in der Luft.
2 Antworten
Kurzer Moment der Freude
Im ersten Aufsprühen anheimelnd - Patchouli ohne erdigen Gruft-Effekt, sanft, weich, lecker, holzig, ein bisschen whiskymäßig - aber ohne Sillage, ich muss mit der Nase direkt über dem Handgelenk hängen. So möchte ich duften, wenn ich mit jemanden auf Tuchfühlung gehe. Ist aber eher ein Quickie: verpufft nach einer Stunde zunehmend, geht dann eher in Richtung Möbelpolitur mit einer Ladung Iso E Super, jener Duftnote, mit der ich auf Kriegsfuß stehe, rieche ich doch im Wechsel nichts, Wasser, gebügeltes aber getragenes Herrenhemd und Motoröl.
2 Antworten
1 - 5 von 6