DavidCameron

Wenn ich neue Düfte suche, hole ich mir oft Hilfe von den Kommentaren hier auf parfumo. So ist relativ rasch klar, ob der Duft Töpfchen oder ins Tröpfchen fällt. Hätte ich das bei Eternity Aqua for Men auch so gemacht, wäre der Duft definitiv nicht in meiner Sammlung - was, achtung Plot-Twist - sehr schade wäre.

Denn: so schlecht wie er hier wegkommt ist er nicht - au contraire - ich finde ihn sogar sehr gut. Man muss einfach wissen, für welche Gelegenheit man ihn einsetzt. Ganz sicher nicht für ein romatisches Dinner - überhaupt nie Abends. Aber das impliziert der Name eigentlich schon - Acqua. Klingt frisch, sportlich, leicht.

Und diese Attribute weist Eternity Aqua for Men meiner Meinung nach exakt auf. Es ist ein leichter, unaufdringlicher Duft, beinahe perfekt für Arbeitsplatz oder nach dem Sport. Es gibt keine Duft-Dissonanz - was der eine oder andere mit Langweilig assoziiert - aber mir gefallen sportliche Düfte, die nicht mehr als das sein wollen.

Mittlerweile kostet er zweimal nichts und ich finde mit dem Duft kann man echt nicht viel falsch machen. Man muss halt ein paar Sprühstösse mehr abgeben - dann hält er auch etwas länger.

Also ehrlicherweise hatte ich von Bottega Veneta noch nie gehört. Ich sehe ein hübsches Fläschchen mit einem Lederbändchen drum, der Preis ist so tief, dass mich selbst ein enttäuschender Blindkauf kaum schmerzen würde - also, bestellen!

Ich packe also aus - das Fläschchen ist auch in natura very pretty und das Lederbändchen ist auch dran. Zwei Sprühstösse auf die linke Armbeuge und erst mal Luft anhalten - es riecht beissend nach Teer und Schiesspulver. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich bereits, das Fläschchen mit abgespreiztem kleinen Finger - am Lederbändchen haltend - galant in die Tonne befördern.

Es kommt jedoch ganz anders. Der beissende Geruch ist bereits nach einem einzigen Wimpernschlag verschwunden. Wie das möglich ist.. ich weiss es nicht. Magie wahrscheinlich. Kein Teer mehr - dafür erfüllt ein wunderbar pudriger, weicher Duft meine Nase mit Freude. Mit beinahe schon schlechtem Gewissen putze ich die Fingerabdrücke vom Glas und stell das Fläschchen in meine Sammlung.

Während ich google, was dieses Bottega-Dings eigentlich ist, schnuppere ich fortwährend an meiner Armbeuge. Etwas muskatähnliches gesellt sich dazu - ebenso Patchoulinoten, die dem weichen Duft die nötige Würze geben. Der pulvrig-aromatische erste Eindruck bleibt zwar, wird aber nach ein paar Minuten ledriger, fast schon harzig - was dem Duft eine herbe, männliche Note verleiht. Diese Venetta-Thingy gefällt mir immer besser.

Mittlerweile habe ich auch herausgefunden, dass es sich bei Bottega Veneta eigentlich um eine italienische Luxus Ledermarke handelt. Die gesalzenen Preise auf ihrer Seite unterstreichen dies auf beinahe schon unangenehme Art. Da ist der Sparfuchs in mir not amused.

Enttäuscht über die hohen Preise des EdP und Konsorten, registriere ich, dass der Duft erschreckend schnell die Fliege macht. Mit der Nase direkt an der Haut ist der Duft zwar schon noch gut wahrnehmbar - eine Duftwolke am Arbeitsplatz um Dominanz zu markieren, darf man allerdings nicht erwarten. Wer hätte das erwartet, nach dem beissenden Schiesspulver-Auftakt…

Bottega Veneta pour Homme wäre ein ziemlich perfekter Duft - wenn er denn nur etwas länger halten würde. Falls das EdP oder das EdT Extreme mal für etwas weniger Luxus-Gold-Taler zu haben ist, werde ich mir die mal anschnuppern.

So bleibt Bottega Veneta pour Homme ein Duft für die sensiblen Tage, in denen ein Hauch auf der Haut genau die richtige Dosierung ist.

Eigentlich bin ich ja eher so der Sparfuchs. Ich rolle das Feld quasi von hinten auf und such bei den Schnäppchen nach einem brauchbaren Duft. Beim Wein mach ich das auch so - einen 250 Euro Châteauneuf-du-Pape zu finden der gut schmeckt ist keine Kunst. Eine Traube entdecken, die einen Zehntel davon kostet (weil kein grosser Name) und vlt. sogar noch besser schmeckt.. das ist eher schwieriger, macht aber auch mehr Spass.

Beim Parfum verhält es sich ähnlich, oder ist noch schwieriger, weil gute Düfte halt einfach mehr kosten als die synthetischen Putzbrühen und dort grosse Namen ebenso zu Buche schlagen wie beim Wein. Aber wenn ich dann eine komische schwarze Flasche für 10 Euro finde und sich das als Escada Magnetism herausstellt und sogar noch relativ gut riecht, dann befriedigt mich das schon.

Bei Narciso Rodriguez bleu noir war es eigentlich nicht anders. Ein Blindkauf. (Wie sagt man wenn man nichts riecht? Blinde Nase? Taube Nase?) Ich kenne Narciso Rodriguez for her und weiss um den betörenden Moschusduft. Beim Narciso Rodriguez for him hätte ich wahrscheinlich Probe gerochen, da wäre ich wohl, der dem Duft implizierten Schwere eher vorsichtig gegenübergestanden. Aber ich stehe so dermassen auf die schwarzen Hölzer, auf den schweren, fast modrigen Duft des Vetivers - und wenn dann noch eine salzige Meeresbrise versprochen wird, hab ich meine Kreditkarte bereits in der Hand.

Genauso war das nämlich bei Narciso Rodriguez bleu noir.

Und es riecht tatsächlich so. Im Auftakt erwartungsgemäss - oder war es ein stilles Hoffen? - eher frisch als Pudrig schwer. Ob das nun am Muskat oder am Kardamom liegt.. keine Ahnung - ich bin nicht Grenouille. Aber es erschlägt einen schon mal nicht, was gut ist.

Kurze Zeit später gesellen sich die von mir heiss geliebten Hölzer dazu - offenbar blaue Zeder. Und gleich danach das schwarze Ebenholz. Die beiden sind wohl für den Namen verantwortlich - bleu noir.

Dann, wenn sich der von Sonia Constant erschaffene Spirit mit der Haut verbündet hat, erscheint der Narciso-typische Moschusduft. Aber sehr, sehr fein, fast schon sinnlich und ganz sicher nicht erschlagend. Die Duftwolke hält nicht sooo lange, einzelne Fragmente bleiben aber dennoch immer leicht präsent und wer sich in der Nähe befindet, wird diese wahrnehmen - auch Stunden später.

Ich mag ihn. Könnte mein Signatureduft werden.

So, das war meine erste Bewertung - hoffe sie hilft der einen oder anderen Entscheidung :-).