Devaclara

Dort steht sie, hinten in der Ecke, des sandelholzfarbenen Regals, eine weiche Lederhaut umhüllt die wertvolle Tropenholzschatulle, geziert von einem einfachen,schweren goldenen Schloss.
Neugierig hole ich sie hervor, schiebe den Kaschmir Paschmina auf die Seite. Weich, warm und schmeichelnd fühlst du dich an....ich öffne dich und langsam, zart schlängelt sich eine goldig weiße Balsamschwade empor, legt sich um mein Haar, oh wie du duftest, zartes Wildleder, eine leise minimale Karamellnote aus kurz angeröstetem Vanillezucker mischt sich dazu, ganz leise, du nimmst mich mit auf eine Reise der tausend und einer Düfte, wir sind lange unterwegs und das Ende ist süß wie ein Kuss vor dem Einschlafen.

Was für ein wunderschöner Duft, so zart und zugleich beeindruckend, ausbalanciert mit wunderschönem Verlauf, fein, edel, ätherisch und doch zum Angreifen mit den weich ledrige- holzigen Noten. Der geht für mich das ganz Jahr, ist leicht und fein und sehr betörend. Was für ein gelungener Blind Buy, absolut für Damen!

Vorab, ich habe diesen Duft gerne getragen, ich finde ihn gut, abgesehen von dem hohen Verbreitungsgrad, sachte dosiert ertrage ich ihn, doch leider haut mir der Jasmin jedes mal so saftig eins über den Kopf, dass ich den goldenen Paco jetzt doch an meine Tochter abgegeben habe. Die hat keine Probleme LOL Der Duft ist warm, voller Tiefgang und schwer, im Winter unter Tags und schon auch an warmen Tagen abends geeignet, hat gewisse Eleganz und Pfiff - er ist definitiv sinnlich und sexy.

Der Duft ist wie eine Sommerparty, wo du nach einem langen Tag auf der Liege, leicht dehydriert an der Bar fancy Cocktails trinkst. Natürlich merkst du zu spät, dass du besser vorher mal hättest bei Mineralwasser oder Soda-Zitron bleiben sollen. Kurz fühlst du dich toll, sexy, leicht beschwipst im Honig-Orangen-Blütenrausch, mit kleinen Patschuli Wölkchen, die dir versichern, dass eh alle gut ist, doch dann kommt er, der Jasmin on the Beach, der dich endgültig von der Bar räumt, und du nur noch sehnsüchtig deinen Mann anstarrst, dass er dich nach Hause bringt, wenn er sein Bier fertig getrunken hat.
Gut, aber nur wer ihn auch verträgt! Übrigens finde ich die Herren Version toll und die kann ich tatsächlich tragen!

Kurze Vorgeschichte - Patchouli - für mich als Schnüffel Neuling war es eine neue Welt, die sich da eröffnete, ist das nicht das komisch Zeug aus dem Esoterikladen, damals, in den 80igern? Aber es hat mich in den Bann gezogen, muss erfahren werden, mutig eine Abfüllung bestellt, angeblich Einsteiger Patchouli. Gesprüht.... oh das ist gut, verzückt mit der Nase am Arm starte ich mein Tagwerk, doch huch, wo ist er hin der Duft, kam dufte weg? Wie schade. Die Parfuma, die ihn mir geschickt hatte, meinte bei ihr hält er lange....ich probiere es wieder, pah mutig eingesprüht, ohne Rücksicht auf Verluste auf Haut und Kleidung - ob meine Pferde das mögen, mir egal - beschwert hat sich keins.

Und da ist er plötzlich, eine warme, erdige Wolke, Patchouli Nosy Be (mit E, nicht I wurde ich aufgeklärt), du bist mein bester Freund, wenn ich am ewig grauen Morgen von der Dusche in den Alltag hüpfe. Vanillig warme Erdvibes, die mich umschmeicheln, eine mütterliche Umarmung - das gefällt mir, wenn ich in den ewig graukalten Winter hinausziehe, du pudriges Erdwölkchen mit Zitroneblitzen lächelst du mir zu, wenn ich sehr unelegant mit meinen Gummistiefeln durch den Matsch stapfe und Pferdenasen forsch ihr Frühstück fordern. Kein Designer Mantel, nur Stallmode wärmt mich, aber pah der Duft, der darf trotzdem vom Feinsten sein. Kalte Finger wecke ich mit Gedanken an ambrierte trockene Sommerlüftchen die da in ein paar Monaten das Leben leichter machen. Du bildest die Klammer vom Morgenstart bis ich bürofein herausgeputzt bin, ja ich gebs zu, wie ich, Nosey Be hat Matsch an den Füssen, im Herzen aber ist er eine rassige Dame.

Schwarze Engelsschwingen erheben sich durch den grauenden Morgen, während harzige Nebelschwaden süsslich aus steinernen Räucherschalen steigen. Die Tempeldienerin streicht sich im Halbschlaf das zerwühlte Haar aus dem Gesicht. Mit geschlossenen Augen atmet sie seinen Duft ein, der noch an ihrer weichen Haut haftet und wie die Erinnerung an die Berührung mit dem heraufkriechenden Tag verfliegt.Sie spürt ein Ziehen der Sehnsucht tief im Körper, wie eine schwarze Feder, die zwischen ihren Schenkel haftet und im Morgenwind wiegt...kommt er wieder? Die Priesterin legt ambrierte Räucherhölzer nach und neigt vor dem dunklen Engel anbetend ihr Haupt, auf dem Altar liegen weiche Lederriemen und Brombeeren, damit du wiederkommst, heute Nacht.

Erotisch, intim, hautnah, pudriges Leder mit mystisch warm-grünen Hölzern und Harzen, edel, trocken und sanft, eher leise, aber sehr verführerisch, ein wunderschöner Duft.

Grace Kelly und Sophia Loren erfrischen sich nach einem heißen Segeltag in der Ägäis in einer kleinen Bar mit Meeresblick. Eine große Steineiche spendet trockenen Schatten, die Abenddämmerung legt sich mit einer leichten Brise über den Himmel. Die Hitze des Tages steigt von der steinernen Mauer auf, die Macchia atmet auf und schwängert die Abendstimmung mit ihrem würzig krautigen Duft. Grillen zirpen, Sophia tupft sich kleine Schweißperlen mit einer Stoffserviette von der Stirn, das Aperitif Glas beschlägt sich, und Wassertropfen hinterlassen kühle feuchte Spuren. Grace steckt sich eine frisch weiße Zigarette auf den dunkelgrünen Spitz, dabei blickt sie verträumt auf die weichblauen Wellen der Ägäis, die am Horizont mit dem Abendhimmel verschmilzt. Die Körper der Damen kühlen langsam ab und Grace bittet grün lächelnd den Garçon um Feuer.

Ein wunderschöner Duft, der für mich Kontraste von warmen würzigen Mittelmehrduftnoten mit frisch kühlen Elementen elegant und trotzdem mit einer gewissen Ungezähmtheit sehr harmonisch verbindet. Ein für mich sehr stabiler, ausgewogener Duft, bei dem jede Note sich harmonisch zu einem extravaganten Gesamtwerk verbindet. Er hat unglaubliche Sillage und Haltbarkeit, ich muss ihn achtsam sprühen, oft geht gar nicht in Kopfnähe, sondern in Armbeuge und Knie. Ich kenne den ursprünglichen Duft nicht, finde diesen aber als ein komplexes Werk, den ich mit Ehrfurcht bewundere. Absolut unisex, doch gebührt ihm eine Eleganz und Kultur im Tragen.