DonQuijote

DonQuijote

Rezensionen
DonQuijote vor 11 Monaten 2
8
Flakon
7
Haltbarkeit
7.5
Duft
Gefahrloser Einstieg
Ich habe mir vor einiger Zeit das Discovery Set direkt vom Marlou Online Shop bestellt.
Nachdem ich gestern meine Rezension zum Marlou Top Tier "Ambilux / 50 ml d'Ambiguïté | Marlou" verfasst habe, sollen nun die Gedanken zu "Corpalium | Marlou" folgen.
Während Ambilux keine Kompromisse macht und wahrscheinlich der Duft ist, der Animalik bzw. den Geruch roher, menschlicher Triebe am besten einfängt - von den Düften die ich bisher an und auf mir hatte* - so verfolgt Corpalium einen anderen Weg.
(*also von allen...nicht nur Marlou Düfte)

Der Auftakt beginnt hier deutlich alkoholisch und "salzig".
Salz ist natürlich oflaktorisch schwierig zu fassen...aber ich habe hier (wie auch beim Ambilux und den weiteren Marlou Düften) eine Salznote. Salzig-menschlich um es ein bisschen einzugenzen.
Die alkoholische Note verfliegt recht schnell und ein Hauch Rose bzw. ein floraler Touch gesellt sich dazu.

Nach einer halben Stunde in etwa, vernehme ich Tabak. Tabak einer eher milden Zigarre, nicht angezündet und frisch dem Humidor entnommen. Dabei schon erste Anklänge von Zeder.

Was mir allerdings deutlich mehr auffällt und mich so gar nicht abholt, ist eine deutlich synthetische Note, welche ab jetzt und bis zum Schluss, nicht mehr von der Haut weicht.
Ich bin mir nicht ganz im Klaren darüber, wodurch diese hervorgerufen wird...würde aber auf "Ambrette" tippen, einen synthetischer Moschusduft.

Neben Zeder, welches nun deutlich wahrnehmbar ist, spielt sich Liebstöckel bzw eine Art Maggi Akkord deutlich in den Vordergrund. Auch dieser wahrnehmbar bis zum Schluss.
Linalool könnte dafür verantwortlich sein...Bockshornklee irgendwie aber auch...da bin ich mir noch nicht ganz sicher.
Ganz entfernt und nur sehr selten habe ich eine Art Kabelbrand/verschmortes Gummi in der Nase, jedoch wirklich nur sehr entfernt und kaum der Rede wert.
Zum Ende hin, vermehme ich etwas Patchouli.

Insgesamt empfinde ich Corpalium als deutlich zugänglicher, alltagstauglicher als bspw Ambilux. Und neben Canicure sicher ein empfehlenswerter Einstieg in die Duftwelt von Marlou.

Was ich allerdings etwas vermisse bzw kaum wahrnehme, ist das animalisch-menschliche. Leider.
Es ist...ganz entfernt vorhanden...ja...aber für mich nicht wirklich Teil der DNA.
Diese stechend synthetische Note stört mich tatsächlich sehr, ich bekomme sie auch nicht ausgeblendet, noch verschwindet sie von selbst.
In meinem persönlichen Ranking der 4 Marlou Düfte, reicht es daher nur für Platz 4.



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DonQuijote vor 11 Monaten 14 5
9
Flakon
6
Haltbarkeit
10
Duft
cirque de la nuit
Sonntag. 05:30 am Morgen. Im Bahnhofstunnel flackern die Neonröhren und unterkühlen diesen Ort unnötig. Niemand da.
Die eigenen Schritte unterbrechen die Stille, nur die Leere füllen sie kaum.
Es riecht stechend menschlich hier unten.
Die Nachtmenschen und die, die auch tagsüber nicht gesehen werden wollen, hinterlassen ihre Botschaften hier.
Unort, Abort, dennoch Heimat.
Hände gleiten über Körper, der Beat durchdringt die Gedanken::Taktgeber:: im roten Licht scheint die Haut so rein.
Silhouetten zirkeln durch den Raum, im Dunkelrot kaum auszumachen, wohl nackt, bekleidet nur mit dem Duft der Zügellosigkeit und nur dem Trieb gehörig. Seit Tagen schon :: im Garten des Dionysos::
Lachen, Stöhnen, eins-zwei-eins-zwei, Präzision und Chaos, sechs und neun, Leder auf Haut und der Wille zur Nacht. Hände, immer noch und immer mehr - von wem? - wer weiß...und Küsse und Säfte.
Kopf an Schoß. Nimm alles auf, lass nie wieder los - für den Moment.

Einatmen, Ausatmen, Einatmen, Ausatmen....wieder hier...sie flackern noch..die Lichter und Tritt schallt durch den Raum.
Ein Hauch von herbem Curry schwimmt durchs Neonlich, ein welker Strauß Blumen, hauchsüß, liegt da im Rinnstein.
Die Vorstellung. Endet. Applaus.
5 Antworten
DonQuijote vor 12 Monaten 7 4
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
7
Duft
Falsche Haut oder falscher Duft?
Nachdem jede Menge Influencer, Youtuber und auch Parfumo Mitglieder diesen Duft so unglaublich oft empfohlen bzw. positiv bewerten hatten, sah ich mich quasi gezwungen, den Turathi (Blue), nebst zweier anderer Afnan Düfte, blind zu bestellen.
Worth the money, haben sie gesagt.
Best summer fragrance, haben sie gesagt.
Beast haben sie gesagt.

Nun ja...ich habe wohl dann die falsche Haut...kann ja anscheinend nicht am Duft liegen, wenn so jede(r) so darauf abfährt. ;)
Ok...der Auftakt ist in Ordnung. Die Welle der Euphorie derjenigen, welche sich direkt zu californischen Orangenplantagen oder sizilianischen Zitronenhaine versetzt fühlen, kann ich nicht teilen.
Es startet zitrisch, orangig und auch gefällig. Ich mag den ersten Eindruck durchaus.
Aber nach wenigen Minuten durchdringt eine synthetische, alkoholische Note diesen Fruchtzauber und verschwindet leider auch nicht so schnell.
Ich mag es, wenn Düfte eine Entwicklung durchmachen, eine Story erzählen. Wenn sie mich mitnehmen auf eine Reise und ich im Anschluss das Gefühl habe, Don...das war ein aufregender, spannender oder einfach ein ruhiger aber eindrucksvoller Trip.
Dieses Gefühl stellt sich beim Turathi leider gar nicht ein. Nachdem der zitrisch-alkoholische Auftakt vorbei ist, wird er abgelöst von einer würzig-holzigen Note, dennoch weiterhin mit Synthetik behaftet und...das wars...da kommt nix mehr. Nix. Leider.
Ok...32€ hat mich der Spaß gekostet. Aber ich hatte mir wirklich mehr davon erhofft.
Nun ja...kann man nix machen. Ich muss dann wohl mal zum Dermatologen.
4 Antworten
DonQuijote vor 11 Jahren 9 2
10
Haltbarkeit
5
Duft
wtf, omg und m´kay
Ganz im Ernst, ich weiß gar nicht so recht, was ich zu diesem Duft schreiben soll,bzw. wie man anfängt, diese Schrankwand von Duft zu kommentieren.

Vor einiger Zeit habe ich mir eine Abfüllung zukommen lassen, da mich die Kommentare hier beeindruckt haben. Flüssiger Sex, direkt aus der Flasche, schmutzig, verdorben und gut. Dazu ein Spritzer BDSM und ein Hauch Latex für die Kellerkinder im Darkroom.

Also dann mal ran an den Speck und losprobiert...
...und es erschlägt mich fast. Gummi, Latex. Nach wenigen Minuten dann kommen Gummi und Latex durch, gefolgt von....richtig, Gummi und, naja ihr wisst schon...
Das ist schon ein richtiges Brett mit dem man es hier zu tun hat. Auf meiner Haut riecht da nichts angenehm, es brennt sich ein, verflüchtigt sich nur minimal. Dabei ist es vollkommen egal ob meine Haut trocken oder verschwitzt ist, es riecht immer wie eine Grosspackung Haushaltsgummis. Grenzwertig und für mich komplett Gesellschaftsunkompatibel. Dieser Latexgeruch überdeckt einfach alles und wird eigentlich erst richtig von der Basis abgelöst.
Nach ca. zweieinhalb Stunden nehme ich etwas blumiges, rosenartiges sowie Amber und Vanille wahr und hier fängt der angenehme Teil an... Der Latex/Gummiduft bleibt noch eine Weile erhalten, ohne jedoch zu überfordern.

Diese florale/rosige Note will nun irgendwie gar nicht so recht zu meiner Vorstellung vom Leder-Gay passen - Sissy-Guy passt da wohl eher.

Wie auch immer, lassen wir die Basis sprechen...Nach ca 4 Stunden hat der Duft ein Level erreicht, mit dem ich mich anfreunden kann. Eine pudrig, trockene Angelegenheit, sehr skinny, sehr angenehm. Trotz Dusche hält sich der Duft bis zum nächsten Morgen, fast 20h Stunden später auf meiner Haut.

Fazit: Ein Duft mit dem ich nicht warm werde. Ich finde den Duftverlauf recht interessant, auch wenn mir die Geschichte dahinter etwas fehlt. Die Latexnote ist einfach zu dominant, so das mir quasi ein paar Kapitel der Story fehlen, weil sie einfach untergehen. Letzendlich gibt es dann zwar noch ein Happy-End und auch wenn es wirklich lang nachwirkt, der Weg bis dahin war mir viel zu holprig, zu sperrig.
2 Antworten
DonQuijote vor 11 Jahren 13 2
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Mit dem Herz in der Hose
Mein erster Kommentar ist einem Duft gewidmet, der für mich ein Einstieg in die Welt der Duftkunst darstellt.
Natürlich habe ich vor Lui schon jede Menge anderer Düfte probiert, aber dieser hier war der erste, bei dem ich eine Story, eine Idee erkennen und verfolgen konnte.
Lui startet, wie schon so oft beschrieben, gewöhnungsbedüftig, ja animalisch.
Eine Tatsache die mich dazu bewog, es nicht beim ersten, einen fast verstörten Eindruck hinterlassenden Versuch zu belassen.
Natürlich habe ich die Kommentare vor meinem ersten Test gelesen und dachte mir, so schlimm, so animalisch kann es ja wohl kaum werden. Die Leute übertreiben ja gerne Mal, erst recht wenn es um Dinge geht, die nicht so recht behagen.
Kurzum, sie hatten Recht. Stallgeruch, eher noch Pumakäfig trifft es wohl doch sehr genau. Aber, und das ist die gute Sache dabei, dieser Auftakt ist nicht von langer Dauer. Zumindest nicht bei mir. Nach wenigen Minuten ist der Spuk vorbei.
Und irgendwo hier fängt die ganze Story an, reizvoll zu werden.
Es ist die Geschichte der Evolution, eines Lebens die vom Ende zum Anfang führt, der Benjamin Button der Düfte.
Beim Auftakt erriechen wir den einsamen Kerl, der sein Leben gelebt hat und nur noch sich selbst dienen will. Keine Kompromisse mehr, keine Folklore, keine Rücksicht - der einsame Wolf der sich nimmt was er braucht. Um wem das nicht passt wird entweder gefressen oder ignoriert, je nach Tagesform.

Lui gönnt uns, wie gesagt, nur einen kurzen Einblick in diese Epoche um uns zu zeigen was davor geschehen ist. Der alte Wolf war wohl mal ein ganz angenehmer Zeitgenosse, Führer des Rudels - klar, aber weitaus umgänglicher. Die Ledernote die zum Vorschein kommt (und mich teils stark an Knize Ten erinnert) sorgt für merkliche Entspannung, gibt unserem Protagonisten etwas Zivilisation zurück. Es entsteht das Bild von einem Mann welcher zwar immer noch unangepasst durch die Weltgeschichte marschiert, aber genau dadurch eben auch anziehend wirkt. Er beeindruckt in zerissenen Jeans und weißem Shirt genauso wie im feinen Zwirn, aber stets weit entfernt von täglicher Rasur und Besuchen bei Schwiegermutter.
Nach dem einige Zeit verstrichen ist, wird er zunehmend sanftmütiger. Florale Noten und ein erstes zucken von Ambra machen sich bemerkbar.
Aus dem Mitdreissiger ist ein stolzer Jüngling geworden.
Eine Art Romeo der lieber mit Julia im Bett kuschelt als mit den Wölfen jagen zu gehen. Anschmiegsam, lieblich, verführend, ein wenig zarter als vorher (oder in ein paar Jahren - je nach Sichtweise) aber stets männlich.

Ganz am Ende der Geschichte dann, aus dem alten Wolf ist ein Welpe geworden, ist nichts mehr von der Aufregung des vorherigen Lebens zu spüren, nur noch Ruhe, Zufriedenheit und eine Aura der Sinnlichkeit - mit der irgendwie mal alles begann....

Lui ist ein Duft der entdeckt werden will und, so man es zulässt, wunderschöne Geschichten erzählen kann. Für mich genau das, was ein Parfüm zur Kunst erhebt. Es ist für den Träger, nicht für den Ertragenden ;)
Keine Kompromisse, aber bitte auch keine Angst.
2 Antworten