Efey

Efey

Rezensionen
Efey vor 22 Tagen 3 2
8
Flakon
8
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Hinter meinen Augen tanzt ein Kolibri.
Er ist immer auf der Suche nach Energie. Selbst im Ruhezustand macht er rund 250 Atemzüge pro Minute. Im Schlaf kann er innerhalb kürzester Zeit bis zu 15% seines Körpergewichts verlieren und wenn er zu lange bewegungslos bleibt…dann stirbt der kleine Kolibri.

Wäre ich spirituell veranlagt, dann würde ich diesen kleinsten aller Vögel als mein „Spirit Animal“ bezeichnen.
Ja…ich bin ein großer Kolibri-Fan, habe einen kleinen Kolibri an meinem Schlüsselbund baumeln, einem gläsernen Kolibri an der Decke meines Wohnzimmers hängen und einen in meine Haut gestochen.
Er steht für mich für Hedonismus, für die Angst davor etwas zu verpassen und den Drang zu leben und zu erleben, für Wildheit und die vergängliche Schönheit der honigsüßen Momente des Lebens (die häufig viel zu schnell vorbei sind).
Und genau dieses Gefühl verkörpert dieser Duft für mich. Bilder flackern auf und rasen in irrem Tempo hinter meinen Lidern an mir vorbei.

Eine Erinnerung:
„Hinter deinen Augen tanzt wirklich ein Kolibri oder?“, sagte sie mir „Wenn du nicht flatterst…dann gehst du ein.“, sagte sie mir als wir in ihrem Garten saßen.
Die leeren Weingläser der vorherigen Nacht stehen noch auf dem kleinen Holztisch.
Der Honigduft aus meinem Kräutertee umspielte meine Nase und vermischte sich mit dem Duft der Maiglöckchen um mich herum. Es ist erst Vormittag, doch sie trägt ein weißes Kleid. Sie nippt an ihrem schwarzen Tee nach nordischer Art. Der Geschmack von dichter Sahne legt sich sanft auf die Innenseiten ihrer ungeschminkten Sommerwangen. Ich fühle mich zuhause. Sie küsst mich. Sahne und Honig vermischen sich während der Blumenduft uns umschwebt. Sie trägt ein fruchtiges Parfüm.

Zurück ins Hier und Jetzt:
Es fällt mir schwer eine rein objektive Bewertung zu diesem Duft abzugeben.
Für mich ist er eine, in einen Flakon abgefüllte Erinnerung.
Er ist ein Moment aus Honig und Blumen. Ein Mittag im späten Frühling aus Blumen und unzähligen verschiedenen Eindrücken.
Ein Appell an Lebensfreude und Wärme. An den Wunsch, dass ein Moment niemals enden soll.
2 Antworten
Efey vor 28 Tagen 5
6
Sillage
6
Haltbarkeit
7
Duft
Als ich Teil der Wälder war - oder doch nicht?
Ich war voller unglaublicher Vorfreude, als ich mir eine kleine Abfüllung von "Cape Heartache | Imaginary Authors" bestellte.
Waldig sollte er sein...wie eine Mischung aus feuchtem Moos, Waldboden, morgentaubedeckten Beeren und Tannennadeln.
Ich freute mich darauf, mich mit diesem Duft in eine waldige Traumwelt zurückzuziehen, mental barfuß über feuchtes Moos zu wandeln.
Besonders die Tatsache, dass es sich bei "Cape Heartache | Imaginary Authors" um meinen ersten "Imaginary Authors"-Duft handelte, hatte ich hohe Erwartungen und probierte mich bereits mental durch die anderen Düfte durch, um ihre Geschichten zu atmen und auf der Haut zu tragen.
Leider kam es anders als gedacht.
Ich sprühe "Pfffft".
"Moment mal...was ist das denn?", dachte ich mir und zog die Stirn in tiefe Falten.
Mich erstickte förmlich ein Schwall aus sehr dominanter, pudrig wirkender Erdbeere.
Ja...Ersticken ist das richtige Wort, denn der Duft war wie ein wahrer Pudernebel, der mich direkt umschloss und vielleicht im nächsten Moment in sein Waldparadies ziehen sollte...ich sprühte noch einmal und noch einmal, das sollte reichen.
In dem Moment war ich der Erdbeerkönig und trug eine Krone aus...ja...da war etwas...da war etwas feuchtes, tanniges, ganz versteckt...
Vielleicht trug ich doch keine Krone aus Tannennadeln, doch zumindest ein Diadem.
Leider überschattete die dominante Erdbeere diese doch sehr angenehme und etwas dunklere Tannennote um einiges.
Ich gewöhnte mich an den Duft und behielt ihn zuerst für mich...arrangierte mich mit ihm...danach passierte leider erschreckend wenig.
Die dominante Erdbeere ließ etwas harziges zurück...süßes Harz, Puderharz? Süß, fluffig und wenig klebrig dabei.
Nach ca. 4 Stunden war mein Ausflug in das Erdbeerfeld, von dem ich hoffte, es sei ein Wald auch schon vorbei.
Etwas ernüchtert ließ ich das Pröbchen einige Tage ruhen, um es dann wieder zu probieren.
Vielleicht würde ich dann ja den Wald erleben.
Doch wieder nichts. Dominante Erdbeere, Puder, Puder, Erdbeerpuder und ein Hauch von Tanne. Dann setzt sich alles und verschwindet irgendwo zwischen unsichtbaren Wurzeln und Fuchsbauen.
Seit dieser Enttäuschung hatte ich bisher Hemmungen die anderen "Imaginary Authors"-Düfte auszuprobieren...und obwohl mich ein "A City On Fire | Imaginary Authors" oder ein "Memoirs Of A Trespasser | Imaginary Authors" extrem reizen würden halte ich erstmal noch etwas Abstand...nicht aus Angst vor dem Duft, sondern vor der Ernüchterung.

0 Antworten
Efey vor 29 Tagen 13 6
6
Flakon
10
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft
Meine erste (Duft)Liebe
[Sehr intime Rezension / Alle Namen (bis auf mein eigener) der, in diesem Text vorkommenden Personen wurden verfälscht.]

Es war an einem kalten Nachmittag im Spätnovember letzten Jahres, als mich eine Nachricht von einer mir unbekannten Nummer erreichte. Ich habe mich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich für Parfüm interessiert und wusste nicht, dass diese kurze Nachricht mein persönlicher Schlüssel zur Tür der Duftwelt sein würde.
"Hey Efey", hieß es da, "wir haben nun seit fast zehn Jahren nichts mehr voneinenader gehört und ich wollte dich einmal nur fragen wie es dir ergangen ist. Liebe Grüße - Marie."
Ich schloss die Augen. "Marie...", dachte ich mir "...mein Gott, ist das lange her."
Vor meinen geschlossenen Lidern spielten sich Bilder ab.
Zeitsprung: 2014.
Ich sah mich eine lange Steintreppe heruntersteigen und hörte mit jedem Schritt nach unten vertraute, düstere Klänge näher auf mich zukommen...bis ich die erste Halle des Untergrunds betrat.
Eine verträumt klingende Violine vermischte sich mit dem Schnarren einer elektrischen Gitarre. Männer in schwarzen Samthemden und Frauen in bodenlangen, schwarzen Spitzenkleidern tanzten einen wilden Reigen. Ich ging weiter, suchte jemanden, sah mich etwas unsicher, doch heimelig fühlend durch die Flure dieses Untergrunds gehen, als mir hinter einer Ecke plötzlich ein 17.000BPM-Bumsbeat um die Ohren schepperte, während eine verzerrte Stimme dazu etwas ins Mikrofon brüllte. Ich sah leuchtende Neonlichter und eine kleine Truppe von Leuten, die vom Beat getragen hemmungslos abstampften. Vorsichtig zwängte ich mich durch die stahlkappentragenden Figuren mit den, in grellen Neonfarben leuchtenden Dreadlocks hindurch und betrat die letzte Halle.
Ein sanfter aber belebender Gitarrenklang küsste mein Trommelfell, dazu ein smoother 80er Synthie. Eine gewisse Melancholie lag hier in der Luft. Es lief "Pictures of you" von "The Cure".
Hier tanzte man mit geschlossenen Augen. In der Mitte der Tanzfläche stand Marie und bewegte sich beinahe schon schwebend von einem Bein auf das andere. Ihr langes blondes Haar mit den schwarzen Strähnen fiel an ihrem Kleid herab. Sie warf mir einen Blick zu und lächelte.
Ich lächelte zurück, atmete ein. Und roch diesen Duft...diesen einen Duft...süß...weich...dahinter dieses vertraute Gothicartige, aber nicht penetrant, sondern anschmiegend und da war noch...da war noch...da war noch...

"Hey Papa, wovon träumst du gerade" - ich schreckte auf und wurde von meiner Tochter aus dem Tagtraum gerissen: "Ach, ich hab mich nur an etwas erinnert.", sprach ich etwas irritiert.
Da war er wieder, er hockte immer noch im meiner Nase...dieser Geruch den ich in den frühen 2010ern in dieser Gothicdisco wahrnahm...Ich musste ihn finden.
Ein unvergleichlicher Ehrgeiz ergriff plötzlich Besitz von mir. Ich wollte ihn finden, den Duft, der mich an meine Zeit in Gothic Discos erinnert, den ich mit schwarzem Kayal um meine Augen und mit so vertrauten Klängen verbinde.
Patschuli war definitiv dabei, da war ich mir sicher...Vielleicht einfach nur irgendein Patschuli-Duft.
In den folgenden Tagen war ich wie besessen von dem Gedanken daran diesen Duft zu finden...ich stürmte Drogerien und Parfümerien ohne Ende in der Hoffnung irgendwie diesen vertrauten Geruch noch einmal zu riechen. Ich raidete den Weihnachtsmarkt und schnüffelte an unzähligen Patschuliölen, bis mir schlecht war und besuchte sogar mehrere Räucherkerzen-Hippieläden, in der Hoffnung dort das Objekt meiner Begierde zu finden.
Fehlanzeige.
Frustriert schlurfte ich durch die winterliche Stadt, mit mehr verschiedenen Patschuliproben auf der Haut als eine gesamte Gothicdisco, doch ohne den Geruch aus meiner Erinnerung. Menschen machten einen großen Bogen um mich und meine Silage riss einen Patschuliabgrund hinter mir im Erdboden auf.
"Ich glaube, ich gehe heute abend baden", dachte ich mir..."Vielleicht finde ich ja bei LUSH noch irgendetwas, was in die annährend richtige Richtung kommt."
Taub und müffelnd betrat ich den Laden. Direkt kam ein (sehr attraktiver) Verkäufer auf mich zu, der mich fragte, ob ich etwas bestimmtes suche.
"Irgendwas mit Patschuli", antwortete ich.
Der Verkäufer grinste mich kurz an.
"Das dachte ich mir.", sagte er schmunzelnd, "Als Badebombe oder als Parfüm?"'
"Ihr habt Parfüm?", fragte ich irritiert und zog die Augenbrauen hoch.
"Ja klar!", antwortete er, drehte sich um und drückte mir ein kleines Fläschchen in die Hand, gefüllt mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
"Lord of Misrule (Perfume) | Lush / Cosmetics To Go" las ich auf dem kleinen Flakon in der Hand des Verkäufers.
"Der ist was für dich. Das sieht man direkt.", sagte er selbstsicher, "Darf ich?"
Etwas verlegen präsentierte ich ihm meinen Unterarm. Er sprühte einmal.
Synapsen brannten durch. Erinnerungsstrudel formten sich zu, ineinander verschlungenen Bildern aus Licht, Dunkelheit und Zigarettenrauch, als würde man einen Film viel zu schnell vor meinen geschlossenen Augen abspielen. Zerbrochene Glasfragmente setzten sich im klirrenden Pfeffer, der in meiner Nase kitzelte zusammen zu einem süßen Mosaik aus Vanille.
Als der Film innerhalb dem Bruchteil einer Sekunde zuende gelaufen war sah ich ein Standbild. Marie stand auf der Tanzfläche und lächelte mir zu. Dann eine Wolke aus süßem Patschuli. Nicht erschlagend, sondern weich. Alles vermischte sich zu einem sanftwilden Mix. Prickeligkeit, Süße und Schwere. Dominant ohne aufdringlich zu sein. Süß ohne wirklich essbar zu sein und pfefferig ohne dabei zu herb zu sein.
Marie streckte in meinem Kopf ihre Hand nach mir aus.
Eine Träne kullerte meine Wange herunter.
"Ja...", gurgelte ich aus meiner Dissoziation heraus dem Verkäufer entgegen, "Den nehm ich."
Ich brauchte keinen Kassenbon.

"Lord of Misrule (Perfume) | Lush / Cosmetics To Go" war somit der Duft, der mich durch eine wunderbare und gleichsam traurige Jugenderinnerung in die Welt der Düfte geführt hat.
Somit ist es vielleicht schwierig ihn objektiv zu bewerten, er macht für mich das Beste aus dem, wozu diese drei simplen Bestandteile fähig sind. Er erinnert mich an Zeiten, in denen alles gleichzeitig schwermütig und doch leicht war, in denen wir eine Flasche Whisky kauften, den Deckel wegwarfen und uns wie die Könige der Welt fühlten. Er hat für mich eine jugendliche Royalität, Melancholie und Verbundenheit.

Heute trage ich "Lord of Misrule (Perfume) | Lush / Cosmetics To Go" an kalten Regentagen auf meine Haut auf und atme Erinnerungen. Dann tanze ich mit Marie durch den Untergrund, zu "The Cure", während wir uns angrinsen und uns in dem Moment sicher sind, dass wir gerade genau an dem Ort sind, an den wir hingehören.
Ruhe in Frieden alte Freundin.

"I've been looking so long at these pictures of you
That I almost believe that they're real
I've been living so long with my pictures of you
That I almost believe that the pictures are all I can feel"
-The Cure - Pictures of you
6 Antworten
Efey vor 30 Tagen 12 2
3
Flakon
3
Sillage
4
Haltbarkeit
8
Duft
Ich trage dich auf allem.
Schon seitdem ich denken kann liebe und atme ich Vanille.
Ich süße meinen Kaffee mit Vanillesirup, habe eine Schwäche für Vanillekipferl und Vanillestangen, könnte manchmal zum Frühstück eine Packung kalte Vanillesoße aus dem Tetrapack weg-exen.

Der erste Duft, den ich mir kaufte und mein Interesse für die Welt der Parfüms öffnete war der "Lord of Misrule (Perfume) | Lush / Cosmetics To Go" , ein winterlicher Vanille-Patch-Duft.
Als ich dann irgendwann eine junge Frau kennen lernte, die mir in einem Nebensatz gesagt hat wie sehr sie Vanille (und Vanilledüfte) liebt, machte ich mich auf, um einen möglichst puren, reinen Vanilleduft zu finden. Ich war zu dem Zeitpunkt recht blank und freute mich, als ich dann im Drogeriemarkt meines Vertrauens den "Vanilla Touch | La Rive" sah.
Beim ersten Testsprühen war ich überzeugt. DAS war das, was einer intensiven, zuckerigen Vanille am Nächsten kam.
Leider war der Duft bereits nach 2 Stunden verflogen…das frustrierte mich etwas.
Somit begann ich dann damit "Lord of Misrule (Perfume) | Lush / Cosmetics To Go" mit "Vanilla Touch | La Rive" zu layern: Und siehe da - Die Düfte schmiegten sich wahnsinnig gut aneinander und fügten der Patch-Basis des Einen eine lang anhaltende Vanille hinzu!
Ich experimentierte weiter…und bald war mir klar, dass "Vanilla Touch | La Rive" vielleicht kein besonders mächtiger eigenständiger Duft ist, er für das kleine Geld, seine Stärke aber dann entfaltet, wenn man ihn mit anderen Düften mischt, wenn man (so wie ich) ein Vanillefanatiker ist, für den es nicht genug dieser weichen, cremigen Süße sein kann.
Das ist ein Duft zum layern, zum ausprobieren und zum experimentieren.
Vanillezucker to go sozusagen.
Wir werden noch viel Zeit miteinander verbringen.
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